Dem kann ich nur zustimmen. Mein Verstand ist nahezu permanent anwesend und sorgt für mein alltägliches Verhalten, dass ist auch der Grund wieso ich bevorzugt mit älteren Menschen rede (ich meine nicht alte Menschen, sondern älter als ich) und diese mich oft als "gleichwertig" ansehen. Sobald ich aber in eine Situation komme, in der Gefühle die Oberhand gewinnen, ist es um meinen Verstand geschehen. Bin ich verliebt, habe ich panische Angst verlassen zuwerden, sobald meine Freundin die Tür verlässt. Habe ich Angst, vermeide ich alles, was diese Angst auslöst (aber nicht auf dem vernünftigen Wege, Klausurtermine werden ignoriert, hohe Rechnungen werden erst gar nicht geöffnet, typisches Vermeidungsverhalten eben). Nun, was passiert wenn ich sauer bin, steht oben.rosenblüte schrieb:
Ich finde eure Beiträge zu diesem Thema sehr interessant und finde mich in etlichen Teilen auch wieder. ich finde es auch jedesmal tröstend zu wissen, dass es mir nicht alleine so geht, sondern andere Ähnlich Erfahrungen machen. Meine Therapeutin hat mir mal folgendes erklärt: Man müsste sich die Anteile der Persönlichkeit wie auf einer Bühne vorstellen. Normalerweise müsste der erwachsene Anteil vorne an der Bühne stehen und agieren, aber dann schieben sich immer wieder mal andere, oft kindliche Anteile nach vorne und übernehmen die Führung. Entsprechend sind die Handlungen dann auch kindlich. Es ging immer wieder darum, den erwachsenen Teil nach vorne zu bringen. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass der erwachsene Anteil, der Anteil ist, der einfach nur funktioniert. Da ist nur Verstand, da gibt es keine Gefühle. Da weiß "man halt was man zu tun und zu sagen hat".
Es fühlt sich an als würde man aus vielen kleinen Teilen bestehen, die alle nicht zusammenpassen. Am schlimmsten finde ich daran, dass sich meine Ansichten über die Welt und alles was dazu gehört ändern. Das macht es mir nahezu unmöglich, etwas aus meiner Perspektive zu interpretieren. Ich beurteile Situationen Anderer immer mit meinem Verstand, der als Fixpunkt meine eigene Erfahrungen benutzt (um bewerten zu können). Führt oft dazu dass ich sehr krasse Ansichten äußer und sehr oft das Verhalten von Personen nicht nachvollziehen kann, weil ich eben deren Gefühle nicht verstehe.
Mir wurde noch nie gesagt dass ich in einer anderen Welt lebe, aber ich habe schon desöfteren gesagt bekommen dass ich nicht "ich selbst sei", wenn ich mich aufrege und man mit kein Wort wechseln kann. Ich neige zur ewigen Diskussion und bin "leider" sehr sprachgewandt, weshalb ich immer neue Punkte finde mit denen ich argumentieren kann, oftmals benehme ich mich dann wie einer der verhassten Trolle im Internet.
Noch etwas zu whiteswan
So etwas kenne ich auch, aber die meisten Spaltungen kriege ich gar nicht mit, nur wenn ich ganz genau darauf achte und das geht dann auch nur bei Kleinigkeiten, über die ich mich aufrege. Wenn ich mich daran erinner wie ich als 15 jähriger (meine wahrscheinlich aggressivste Zeit) war, bzw. mich an ebstimmte Momente erinner.. Es hat sich angefühlt wie ein unglaublicher Druck in der Magengrube, bis ich zugeschlagen habe. Ich weiß sogar noch dass ich einmal gedacht habe "Tu das nicht, Tu das nicht, Tu das nicht, das ist ein Fehler, lass es sein!", zwei Sekunden später flog aber schon die erste Faust und sämtliches Denken wurde komplett eingestellt. Solche Ausraster haben selten lange gedauert, 2, vielleicht 3 Minuten, haben mich aber so viel Energie gekostet wie 8 Stunden Hochleistungssport. Danach war alles leer, ich war einfach nur noch müde und wollte schlafen. Wenn ich dann aufgewacht bin, spürte ich gar nichts mehr, nur noch Gleichgültigkeit.Ich erlebe die Spaltung so, dass ich nur noch entfernt beobachten kann,
was geschieht, wenn ich kindlich bin oder nichts mehr verstehe....ich
kann nicht eingreifen, das finde ich ähnlich wie du von "Host"
beschreibst. Ich bin dann nicht mehr erwachsen. Aber ich beobachte mich
dabei. Das unterscheidet meine Dissos von der DIS.
Heute ist das anders. Heute dissoziiere ich nicht mehr vollständig, ich vergesse die Situation zwar, aber sobald ich daran erinnert werde, kommt einiges wieder und das stresst mich zum Teil so sehr, dass ich im Gesicht und am Oberkörper einen unglaublichen Juckreiz kriege, völlig unruhig werde und zum Teil mehrere Stunden lang einen erhöhten Puls habe, begleitet von Schweißausbrüchen und Unkonzetriertheit.
Kennt ihr das eigentlich auch, den sogenannten "1000-yard-Blick"? Ein Starren in die Leere, für mehrere Minuten oder gar Stunden?
Oder die Flashbacks? Ihr lauft irgendwohin, in eurem Kopf beginnt ein Film (eine vergangene Situation, die euch nahe ging, oder etwas, mit dem ihr unzufrieden seid) und auf einmal seid ihr angekommen, ohne dass ihr gemerkt habt den kompletten Weg gelaufen zu sein? Ich weiß nicht wieso, aber das ist für mich nicht unangenehm, im Gegenteil, das hat dazu geführt dass ich recht gerne zu Fuß unterwegs bin (den Weg lege ich ja schliesslich auch in null komma nichts zurück ) und diese Flashbacks schon beinahe genieße. Es gibt nur wenige, die ich nicht mag, die kommen aber nur wenn ich Abends im Bett liege und schlafen möchte.
Hab ich mein Leben gestern erst verpasst oder war es doch schon die Woche davor?