Betriebswechsel?

      Betriebswechsel?

      Hallo,

      lich habe da etwas, bei dem ich hoffe, hier ein paar Gedankenanstöße zu bekommen.

      Die Situation ist die, dass ich seit letztem Jahr eine Ausbildung zur Buchhändlerin mache. Meine Chefin hat mich aus einem Praktikum einer Rehamaßnahme übernommen, die ich damals machte. Sie weiß von meinen Problemen, sie kennt meine Diagnosen, komplett alles. Anfangs war es gut und toll, inzwischen hat sie sich so verändert, dass man ihr Verhalten als Mobbing bezeichnen könnte (nicht bei mir, aber bei einer anderen Kollegin), der psychische Druck ist stellenweise enorm und die Stimmung schlimm. Aber nur, wenn meine Chefin da ist. Unter uns Kolleginnen ist ein tolles Klima, allerdings arbeitet da niemand mehr gerne und fast jeder überlegt, ob er sich nach was anderem umsieht.

      Nun war ich vor ein paar Wochen in einem meiner Praktikumsbesuche zu Besuch und der Chef verdeutlichte mir, dass er mich immer noch übernehmen würde. Auch dieser weiß von der Rehamaßnahme, die ich machte und hat auch mal meine N*rb*n gesehen, ich meinte, die Zeiten sind vorbei. Das stimmt insofern, dass ich mich nicht mehr v*rl*tze.
      Und nun überlege ich, ob ich den Betrieb wechseln sollte.

      Es spricht vieles dafür und doch weiß ich nicht, ob es richtig ist, weil ich weiß wie viele schreckliche Tage ich immer noch habe, an denen ich die Arbeit nur aushalte, weil meine Kolleginnen mich so grandios unterstützen. Im derzeitigen Betrieb kann ich sagen, wenn es ganz schlimm ist (das ich aber fast nie tue) und werde aufgefangen. Im neuen Betrieb wäre es "normaler", nicht so persönlich, nicht so familiär und ich habe Angst, dem nicht gewachsen zu sein. Angst, nicht so funktionieren zu können. Da ist mein Chef mein Chef, der ist mit "Sie" anzusprechen und da ist nichts mit privaten Gesprächen, ausheulen oder sonstwas. Zudem wäre die Arbeit dort ganz anders, die Kundschaft komplett anders (das ist eine theologische Fachbuchhandlung, die aber auch ganz normale Belletristik etc. führt), ich hätte weniger Mitwirkungsrechte und weniger Beratungen - das, was ich an dem Beruf so sehr mag.
      Andererseits wäre es vielleicht sogar eine Chance. Ein ganz normales Arbeiten, andere haben das auch und schaffen das auch. Ich wäre sozusagen gezwungen, das hinzubekommen.

      Ich weiß einfach nicht was ich tun kann und soll. Donnerstag werde ich nochmal mit meinem Lehrer sprechen, denke ich. Er meinte, so leicht ist ein Betriebswechsel nicht.

      Vielleicht hat jemand von euch Gedanken dazu, ich wäre sehr dankbar.

      Grüße,
      disarming
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      ich hab nach der ausbildung oft den betrieb gewechselt- kann dich gut verstehen. aber wenn es dir dort nicht mehr gefällt und der andere chef dich gerne nehmen würde, wärs ne gute chance und hm gute idee mit den lehrern zu reden. ich weiß, solche entscheidungen sind immer schwierig, ich weiß aber auch dass das betriebsklima einen auch fertig machen kann.

      Wünsch dir dass du das so klären kannst, dass die situation für dich wieder gut ist :thumbsup:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Kasmodiah“ ()

      Hi Disarming,
      Ich denke, dass eine Arbeit, die einem spaß macht sehr wichtig für den Lebenswert ist.
      Im neuen Betrieb wird das Klima vielleicht ruhiger sein, aber dafür nicht ganz so interessant und persönlich. Wie der Kontakt zu den Mitarbeitern dort sich entwickelt, kann man natürlich nicht sagen, da kann man Glück oder Pech haben. Für eine gegenseitige Achtung sind distanzierte Umgangsformen oft hilfreich, aber man kann dadurch auch verunsichert werden, gerade, wenn man anderes gewohnt ist.
      Wird das Klima in deinem jetzigen Betrieb durch deine Tätigkeit dort aufgewogen?
      Vielleicht ist ja ein Probearbeiten möglich? Dann könntest du dir ein konkretes Bild machen und vielleicht eher entscheiden, ob du dir einen Wechsel vorstellen kannst.
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
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      Hallo,

      nudels, ich glaube, so einfach ist das nicht ganz. Aber trotzdem danke für deine Antwort.

      SoRaya, ich habe dort schon mal 6 Wochen gearbeitet, eine gute Bekannte von mir macht dort auch die Ausbildung und auch die anderen Kollegen dort sind sehr nett und auch so, dass wir uns mal privat getroffen hatten. Derzeit ist bei mir auch der Faktor sehr präsent, dass die Unterforderung in dem neuen Betrieb (aufgrund geringerer Verantwortung etc.) einfach nicht gut ist. Wenn meine Chefin nicht da ist, dann ist alles gut und schön, es ist wirklich "nur" ein Mensch, der es so schlimm macht und sie ist es auch, die nicht mal darüber reden möchte, mit allen zusammen. Das war ein Vorschlag von mir, der abgewiesen wurde.

      Ich habe fast die ganze letzte Nacht darüber nachgedacht und werde morgen wahrscheinlich nochmal mit meinem Lehrer sprechen können. Die Ausbildung ist nicht das Berufsziel, das ich auf Dauer habe, ich möchte danach noch studieren und wenn ich mir vorstelle, dass zu der jetigen teilweisen Unterforderung noch mehr hinzu kommt, macht mir das schon Sorgen.

      Ich bin hin- und hergerissen, aber gerade tendiere ich dazu, zu bleiben, zumal ein Wechsel nicht so einfach ist wie ich inzwischen weiß.
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      Hallo H.,

      ich kann verstehen, dass es eine etwas missliche Lage ist. Ich selbst kann nur versuchen mir zu überlegen, was würde ich wohl tun in Deiner Situation.
      Die Zeit der Ausbildung ist begrenzt, also zeitlich etwas, wo man das Ende bereits kennt. Du willst danach auch dort nicht bleiben, sondern studieren, Dich noch weiter entwickeln. Von daher finde ich, kann man so eine Situation durchstehen. Denn es ist nicht zu unterschätzen, dass man sich so super mit seinen Kollegen versteht und sich familiär verbunden fühlt und der Rest dort sehr viel Spaß macht. Mir persönlich wäre das auch sehr wichtig. Im Grunde trifft jeder für sich eine Entscheidung, welche Wichtigkeit bestimmte Dinge im eigenen Leben haben. Der eine braucht das, der andere wiederum eher das.

      Wenn es nur an der einen Person liegt, wie gesagt, würde ich versuchen das durchzustehen. Allerdings darfst Du auch nicht vergessen, wenn sie andere mobbt, dann kann (muss aber nicht) es eventuell auch mal Dich treffen. Für diesen Fall solltest Du Dir überlegen, was Du dann machst, quasi Dir selber auch eine persönliche Grenze setzen oder ggf. einen Plan im Hinterkopf haben. Gibt ja genügend Stellen, wo man sich dann auch offiziell beschweren kann, wenn der Zusammenhalt unter dem Rest da ist.

      Leider ist es oft auch so, dass es im Leben kaum die perfekte Arbeitsstelle gibt, irgendein Haken ist meistens, von daher sollte man Prioritäten im Leben setzen und haben und wissen, was ist für mich wichtig und womit könnte ich notfalls leben.
      Wichtig ist das Wissen darum, man muss nicht alles hinnehmen, man kann auch dann noch agieren, auch gegen eine Chefin, denn was Unrecht ist (und Mobbing ist das ja ganz klar) muss Unrecht bleiben.
      Und solange niemand was dagegen tut, wird eben auch nichts verändert (vielleicht ist sie sich auch nicht im klaren darüber das sie mobbing betreibt???)

      Liebe Grüße

      M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
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      Hallo M.,


      ich werde bei ihrem Mobbing jetzt auch nicht mehr daneben stehen und das zulassen. Ich habe ja zudem nichts zu verlieren und bin als Auszubildende so gut wie unkündbar.
      Bei meinen Kolleginnen ist nicht klar wer noch bleibt und bis wann. Da ist eigentlich absehbar, dass zumindest große Teile aus dem Team wechseln, eben aus dem Grund, weil die Situation so zugespitzt ist und alle der Meinung sind, dass das nicht mehr tragbar ist. Eine perfekte Arbeitsstelle gibt es sicher nicht und die Grenze zu ziehen zwischen "Das halte ich jetzt aus" und "Das muss ich jetzt nicht aushalten" ist schwierig. Der Betrieb ist sehr klein und wir sind auf engstem Raum zusammen, jeden Tag, von daher ist Abgrenzung auch schwer und ein "Aus dem Weg gehen" unmöglich.

      Es spricht vieles dafür, vieles dagegen.

      Möchte ich als Mensch wertgeschätzt und auch so behandelt werden und dafür eine eventuelle Unterforderung und ein anderes Arbeiten auf mich nehmen oder möchte ich mein bisheriges, für mich "schöneres" Arbeiten fortführen und nehme dafür in Kauf, dass ich teilweise "unschön" behandelt werde?

      Nächste Woche werde ich erstmal ansprechen, ob sie mir für nächstes Ausbildungsjahr gewähren würde, zwei Mal die Woche Minusstunden zu machen, damit ich zur Therapie fahren kann. Wenn sie das verneint, dann ist die Lage sowieso nochmal ganz neu zu bewerten. Und bei dem Ausbildungsberater werde ich anrufen, weil gar nicht klar ist wie einfach bzw. schwer so ein Betriebswechsel ist und ob die Gründe überhaupt ausreichen.
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      ToWriteLoveOnHerArms
      Hallo H.,

      ich habe nochmal eine Idee dazu. Das solltest du aber zunächst mit den anderen Kolleginnen besprechen.
      Wenn sich dort keiner mehr wohlfühlt, dann solltet ihr vielleicht ein Gespräch mit der Chefin führen. (Denk dran- du hast immer noch die Chance, woanders die Ausbildung weiterzumachen, wenn es total schief gehem sollte) In diesem Gespräch sollte es aber nicht um das Verhalten eurer Chefin gehen, sondern generell solltet ihr über die Atmosphäre und über die allgemeine Arbeitszufriedenheit reden. Ihr könntet betonen, dass euch die Arbeit und der Buchladen sehr wichtig ist und ihr euch zur Zeit dort nicht mehr so wohl fühlt.
      Wenn die Frage nach dem Grund von ihr kommt, dann antwortet lieber nicht direkt, sondern sagt, dass die Stimmung oft so aggressiv sei.
      Und stellt immer wieder klar, dass euch an dem Job dort, an dem Laden und am allgemeinen Erfolg und Gelingen sehr gelegen ist.
      So ähnlich habe ich es mal in einer Teamsupervision gelernt.

      Viel Erfolg für die Entscheidung.

      Lg S.
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      Hallo S.,

      ich habe ihr schon vorgeschlagen, dass wir uns alle mal zusammensetzen und darüber sprechen. Ihre Antwort war "Was soll das bringen?". Aber anscheinend soll nun irgendwann mal doch ein Mitarbeitergespräch mit allen stattfinden und wir sprechen auch täglich darüber und sind uns auch einig, dass wir sie auf keinen Fall direkt kritisieren, so wie du es ja auch geschrieben hattest.

      Ich tendiere gerade dazu, dass ich das dort durchziehe. Abgesehen vom Weihnachts- und Schulbuchgeschäft hat sie mir auch versichert, dass ich Minusstunden machen und zur Therapie fahren kann, ich hoffe, das bleibt so, das ist bei ihr alles immer sehr unsicher, aber ich bin mal optimistisch.

      Danke für deine Antwort und Gedanken!

      Liebe Grüße,
      J.
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