Spitze deine Ohren.
Was hörst du?
Ein Glas fällt
auf den Boden
-es klirrt laut.

Spitze deine Ohren.
Was hörst du?
Irgendjemand
das Holz durchbr*cht
-es knackt laut.

Spitze deine Ohren.
Was hörst du?
Ein Fußball ins Fenster,
das Fenster zerbr*cht
-es scheppert laut.

Spitze deine Ohren.
Was hörst du?
Auch Seelen
werden zerstört
-nur lautlos.

Als höre auch das,
was du nicht hörst!

Das Leben- sinnlos.
Genau wie ich.
Das Leben- freudlos.
Genau wie ich.
Das Leben- herzlos.
Genau wie ich.
Das Leben- hoffnungslos,
genau wie jeder Weg,
den ich gehe,
oder bereits
gegangen bin.

Manche Menschen denken,
sie können alles
mit einem machen.

Manche Menschen denken,
sie können alles
kriegen, was sie wollen.

Manche Menschen denken,
sie können alles
sehen und hören.

Manche Menschen denken,
dass es nur das gibt,
was für sie existiert.

Manche Menschen denken,
dass es dich nicht gibt,
und auch nie geben wird.

Solange ich funktioniere,
gibt es mich noch.

Solange ich funktioniere,
arbeite ich noch.

Solange ich funktioniere,
lüge ich noch.

Solange ich funktioniere,
lebe ich noch.

Muss mit der Sucht,
mich betäuben.
schm*rzmittel
und Ritalin.

Jeden Tag
durch die Medis,
die mir vom Arzt
verschrieben...

...am Leben bleiben!

Ich muss aufhören,
denke ich.
Doch ich schaff
es einfach nicht.
Muss weiter machen,
bis nicht nur
meine Seele,
sondern auch
der Teil st*rbt,
den man sehen kann!

Seit ein paar Tagen
schreibe ich
mit unterschiedlichen Farben.

Ich schreibe mit blau.
Es steht für große Angst.

Ich schreibe mit grün.
Es steht für quälenden Zwang.

Ich schreibe mit rot.
Es steht für mein eignes bl*t.

Ich schreibe mit grau.
Es steht für Einsamkeit und Leere.

Ich schreibe mit gelb.
Es steht für Schuldgefühle.

Ich schreibe mit lila.
Es steht für Hunger und Diät.

Ich schreibe mit pink.
Es steht für die Sucht.

Ich schreibe mit orange.
Es steht für die Stille.

Ich schreibe mit rosa.
Es steht für die Ohnmacht.

Ich schreibe mit braun.
Es steht für Dissoziation.

Ich schreibe mit schwarz.
Es steht für tiefste Depression.

Ich schreibe in all
den unterschiedlichen Farben.
Und zusammen stehen sie
für das Leben
das ich führe!

Alles würde ich geben,
mein letztes Geld,
mein letztes Hemd,
wenn ich Freitag
mitkommen dürfte.

Die große Angst,
dass was passiert,
macht mehr Angst
vor der Vorfreude.

Ich würde alles tun,
lachen und tanzen,
keinen Mist machen,
alles tun, was
ihr verlangt.

Die große Angst,
dass es immer wieder
aufgeschoben wird,
bis es zu spät ist!

Man kann dich fesseln,
dann kannst du
die Zwangshandlungen
nicht durchführen.

Man kann dich kontrollieren,
dann kannst du
deiner Sportsucht
nicht gerecht werden.

Man kann dich filzen,
dann kannst du
deine kl*ng*n
nicht mehr finden.

Man kann dich einsperren,
dann kannst du
dir nichts Gefährliches
mehr antun.

Man kann dich durchschauen,
dann kannst du
dir keine Lügen
mehr erlauben.

Man kann dich hindern,
dann kannst du
keine Medikamente
mehr nehmen.

Man kann dich zwingen,
dann kannst du
deinen Ängsten
nicht mehr entkommen.

Doch Zwangsgedanken
lassen sich nicht fesseln.

Zwangsgedanken
kann man nicht kontrollieren.

Zwangsgedanken
lassen sich nicht filzen.

Zwangsgedanken
kann man nicht einsperren.

Zwangsgedanken
lassen sich nicht durchschauen.

Zwangsgedanken
kann man nicht hindern.

Zwangsgedanken
lassen sich nicht zwingen.

Zwangsgedanken
geschehen
in der Stille
des Leidens.

Ich schreibe diesen Text,
um zu erklären
was ich fühle.
Doch ich kann es nicht.
Die Worte und Buchstaben
lassen sich nicht schreiben
oder gar aussprechen.

Am Ende des Tages
stelle ich mir die Frage:
Was hat mir der Tag
heute gebracht?
Was hätte vielleicht
anders laufen können,
oder was hätte ich
anders machen sollen?
Wie hätte ich mich
verhalten müssen,
damit dieses und jenes
passiert
oder
nicht passiert
wäre?

So wie du,
in einer Welt,
die dir beschert.
So wie du,
mit der Stimme,
die dir geschenkt.
So wie du,
mit dem Lachen,
das dir gegeben.
So wie du
möcht ich sein.
Nicht so wie ich,
nicht so allein.

Sie nimmt meine Hand.
"Komm mit mir mit.", sagt sie.
"Nein, ich will nicht."
"Doch, das willst du!"
"Nein, ich kann nicht!"
"Doch, das kannst du!"
"Nein, ich werde nicht!"
"Doch, das wirst du!"
Ich reiße mich los und renne weg.
Während ich weiter laufe,
drehe ich mich nicht
zu meiner Seele um
-weil ich es nicht ertrage,
andere st*rb*n zu sehen!

Ein jeder Tag
geht vorbei.
Irgendwann,
die Zeit ist da.
Ein Tag,
der anders hätte
werden müssen,
als zu dem,
was er geworden!

Bin ich ein Feigling,
weil ich nicht vertrauen kann?
Kann es nicht sein,
dass auch die anderen
genauso feige sind,
weil sie sich nicht trauen,
das Vertrauen zu ehren?

Ich lese und lerne.
Wofür lerne ich?
Was lese ich?
Für die Schule muss ich lernen.
Für die Träume muss ich lesen.
Zusammen erbauen sie
eine Welt,
die anders ist
als sie scheint.

Ich bin erschöpft.
Merkt ihr das denn nicht?
Oft kann ich noch nicht
einmal aufstehen,
weil mein Körper
keine Kraft mehr hat.
Selbst meine Seele
kann mir keine Energie
mehr geben
-denn sie ist tot!

Er steht vor mir.
"Aber... sie kommt doch gleich.", flüstere ich.
"Nein.", sagt er. "Sie kommt noch nicht."
Dann streckt er seine Hände nach mir aus.
Ich bin gelähmt,
steif gefroren.
Ich will hier weg!
Warum hilft mir keiner?
Er berührt mich.
Geh weg, du Arsch, denke ich.
Doch ich sage es nicht.
Ich bin stumm und fühle
mich schmutzig und ekelig.

Doch ich kann nicht
darüber reden.
Ich bin nämlich
nicht mehr rein!

"Hahahahaha!"
"Hahahahaha!"
"Das ist nicht witzig!"
"Doch! Du stellst dich vielleicht an!"
"Hahahahahaha!"
"NEIN!"
"Reg dich nicht so auf!"
"Hahahahahahahaha!"
"Bitte hört auf! Bitte!"
"Hahahahahahahahaha!"
"Hahahahahahahahahahaha!"

Warum haben sie
über meine Zwänge
nur immer alle gelacht?

Wir hatten Streit.
Du sagtest zu mir:
"Dann greif ich auch zum m*ss*r."
Du ranntest nach oben
und hattest dich
in deinem Zimmer eingeschlossen.
Unerträgliche Angst...
Als Papa dich
einweisen lassen wollte,
hast du geschrien:
"NEIN! NEIN! NEIN!
Wenn du das tust,
dann bring ich mich um!"

Auch heute
habe ich davon
immer noch Flashbacks.
Bitte tu es nicht, Mami.
Ich liebe dich!