Ich war in den letzten 1 1/2 Jahren 8 Monate in der Klinik, naja, eigentlich 2 Mal je 4 Monate. Depressionen, Verdacht auf emotional-instabile PST, ES, SVV..Jetzt bin ich seit April 2011 endgültig entlassen und endlich mal wieder in ambulanter Therapie. Weil ich dieses Jahr volljährig geworden bin, ist für mich klar, dass ich nicht wieder zurück in die "alte" Kinder-und Jugendpsychiatrie kommen werde. Die stationäre Therapie ist für mich abgeschlossen. Ich muss jetzt "alleine" weiter gehen... die nächste Psychosomatik ist in Stuttgart (1 stunde entfernt) und die Erwachsenenpsychiatrie ist für mich nur ein Schutz um in höchster Not maximal ein paar Tage eine Krise zu überwinden.
In letzter Zeit holen mich immer wieder die Erinnerungen an die Klinikzeit ein. Sowohl die Erinnerung an die Geborgenheit, den Schutz, den ich dort erfahren habe, die Unterstützung, als auch die Erinnerung an die anderen Patienten, an die Schicksale der anderen, an die Gefühle, Krankheiten, die wir gemeinsam getragen haben und gegen die wir gemeinsam gekämpft haben, die vielen Tränen, die wir vergossen haben, die vielen hoffnungslosen Stunden, in denen wir uns beigestanden haben. Damals war das für mich so normal, ich konnte so sein, wie ich bin, endlich mal, ich war verstanden, ich konnte endlich wieder kleine Fortschritte sehen und mich daran erfreuen, weil ich wusste, es wird geschätzt, weil die anderen genau wussten, wie schwer es ist, so eine Krankheit (egal welcher Art) zu überwinden.... das war wie eine andere Welt....
und jetzt bin ich wieder zurück im Alltag. Wenn ich davon erzähle, dass ich in der Psychiatrie war, stoße ich erst mal auf schockierte Blicke, dann auf eine kurze Phase voller MItleid, bis es schließlich vergessen wird... plötzlich wird mir so bewusst, was es bedeutet, fast ein ganzes Jahr weg vom Leben in einer anderen "Welt" gelebt zu haben, in einer Welt, wo eine Krankheit im Mittelpunkt stand, wo man Dinge erlebt und sich über Dinge Gedanken gemacht hat, Gefühle gefühlt hat, die andere Menschen vielleicht niemals in ihrem Leben erleben/haben/fühlen werden... und plötzlich fühl ich mich so einsam, so alleine mit den Erinnerungen, alleine mit meiner Krankheit... plötzlich hab ich das Gefühl:
"So, du bist zurück im Alltag, du bist nicht mehr in der Klinik, also bist du jetzt gesund, so wie die anderen, um dich rum." Aber irgendwie geht das nicht. Die Ärzte haben mir immer gesagt: "Du wirst noch oft in Krisen stürzen und du musst mit einigen Dingen lernen zu leben." Ja, ich habe noch viele Verhaltensweisen, die mir den Alltag erschweren, ich bin noch lange nicht so belastbar, wie ein "gesunder" Mensch, ich habe noch viele dysfunktionale Gedanken, die mich Tag für Tag begleiten. Ich liege noch oft weinend im Bett, weinend über mein Leben, ich denke noch oft über mein Leben nach, über alles, was mich traurig macht/gemacht hat, alles, was mich krank gemacht hat, alles was ich langsam zurücklassen werde; noch oft falle ich zurück, bekomme Selbstzweifel, Selbsthass, verliere die Kontrolle über Gedanken, werde traurig, depressiv, ... ich werde es eben alles nur langsam zurücklassen... und nicht von heute auf morgen...
da gibt es nur ein Problem: du bist zurück im Alltag und die Welt um dich rum wartet nicht auf dich.
Ich kann mit Freunden über alles reden, aber auch sie haben irgendwann keine Kraft mehr, ... wenn ich wieder eine schlechtere Woche habe, wenn ich wieder zurückfalle, wollen sie mich nicht auffangen müssen.... für sie ist das Thema abgeschlossen. Ich bin schließlich wieder zurück aus der Klinik, also auch gesund und dann soll ich mich nicht so anstellen. Dann wünschte ich, es wäre wirklich so und bekomme Selbstzweifel. Was, wenn ich mich nur wieder reingesteigert habe, was, wenn ich jetzt alle nerve, warum kann ich mich denn nicht zusammenreißen? Und schon bin ich wieder in der Spirale drin und fühle mich wertlos und als eine einzige Belastung für die Welt und würde mich am liebsten vor allen verstecken und werde traurig, hoffnungslos, depressiv, entwickle Autoaggression, Hass auf mich, Wut auf die Welt, die damit nicht umgehen kann, dann wieder Hass auf mich, weil ich die Welt dafür verantwortlich mache, obwohl ich kein Recht dazu habe.... usw.usw.usw. blubb blubb blubb und ich werde schwach und ich verliere mich wieder in alten Verhaltensweisen, die mir dann sogar noch Sicherheit und Vertrautheit und "Schutz" geben....
Da frag ich mich: Wie schafft man es denn zurück in den Alltag?
Ich denke immer nur schwarz-weiß:
gesund- oder krank, entweder ich schaffe alles und reiße mich immer zusammen -oder ich schaffe es eben nur manchmal, also nicht immer, also bin ich schlecht und schwach und werde einfach wieder ganz krank und schaffe gar nichts mehr. Das is doch doof!!!
Wo is da der Mittelweg?
Ich habe immer den Druck, es allen anderen Recht zu machen, also möglichst niemanden belasten, möglichst zurückhalten, möglichst nicht um Hilfe bitten...
dabei brauche ich meine Freunde so sehr. Ich bräuchte sie so sehr, um mich und meine Krankheit zu akzeptieren, so wie sie ist, weil nur so kann ich es auch schaffen, sie loszulassen und kleine fortschritte, als solche zu sehen ohne mich immer vergleichen zu wollen mit den anderen Menschen, um mich rum, für die das alles selbstverständlich ist, was mir vllt. sehr schwer fällt.
In der Klinik hatte ich diesen Druck nicht, weil die Menschen um mich rum, in derselben Dimension gedacht haben wie ich... jeder kleine Schritt, ist auch ein Schritt...und wenn jmd. wieder eine Krise hatte, war das einfach in Ordnung und man hat ihn nicht dafür verurteilt, sondern ihn einfach mitgezogen, bis es vorbei war.... aber im Alltag ist alles so anders... da ist man der Einzige, der so ist. Plötzlich fühl ich mich, wie ein Alien, der anders tickt, als die anderen, den keiner versteht, der sich gefälligst anpassen muss, und wenn er das nicht gleich schafft, sich dafür verurteilt.
Irgendwie ist das ein Teufelskreis, in den ich mich begebe.
Wie ist das denn bei euch? Wie vereint ihr eure Krankheit/Symptome und euer Leben/euren Alltag? Wie gehen eure Freunde damit um? Fühlt ihr euch auch manchmal so einsam?
Was macht ihr, wenn eure Gedanken wiedermal kreisen, und jeder Satz, der aus eurem Mund kommt, irgendwas mit der Krankheit zu tun hat, und euer Umfeld schon ganz irritiert, vllt. sogar genervt ist?
In letzter Zeit holen mich immer wieder die Erinnerungen an die Klinikzeit ein. Sowohl die Erinnerung an die Geborgenheit, den Schutz, den ich dort erfahren habe, die Unterstützung, als auch die Erinnerung an die anderen Patienten, an die Schicksale der anderen, an die Gefühle, Krankheiten, die wir gemeinsam getragen haben und gegen die wir gemeinsam gekämpft haben, die vielen Tränen, die wir vergossen haben, die vielen hoffnungslosen Stunden, in denen wir uns beigestanden haben. Damals war das für mich so normal, ich konnte so sein, wie ich bin, endlich mal, ich war verstanden, ich konnte endlich wieder kleine Fortschritte sehen und mich daran erfreuen, weil ich wusste, es wird geschätzt, weil die anderen genau wussten, wie schwer es ist, so eine Krankheit (egal welcher Art) zu überwinden.... das war wie eine andere Welt....
und jetzt bin ich wieder zurück im Alltag. Wenn ich davon erzähle, dass ich in der Psychiatrie war, stoße ich erst mal auf schockierte Blicke, dann auf eine kurze Phase voller MItleid, bis es schließlich vergessen wird... plötzlich wird mir so bewusst, was es bedeutet, fast ein ganzes Jahr weg vom Leben in einer anderen "Welt" gelebt zu haben, in einer Welt, wo eine Krankheit im Mittelpunkt stand, wo man Dinge erlebt und sich über Dinge Gedanken gemacht hat, Gefühle gefühlt hat, die andere Menschen vielleicht niemals in ihrem Leben erleben/haben/fühlen werden... und plötzlich fühl ich mich so einsam, so alleine mit den Erinnerungen, alleine mit meiner Krankheit... plötzlich hab ich das Gefühl:
"So, du bist zurück im Alltag, du bist nicht mehr in der Klinik, also bist du jetzt gesund, so wie die anderen, um dich rum." Aber irgendwie geht das nicht. Die Ärzte haben mir immer gesagt: "Du wirst noch oft in Krisen stürzen und du musst mit einigen Dingen lernen zu leben." Ja, ich habe noch viele Verhaltensweisen, die mir den Alltag erschweren, ich bin noch lange nicht so belastbar, wie ein "gesunder" Mensch, ich habe noch viele dysfunktionale Gedanken, die mich Tag für Tag begleiten. Ich liege noch oft weinend im Bett, weinend über mein Leben, ich denke noch oft über mein Leben nach, über alles, was mich traurig macht/gemacht hat, alles, was mich krank gemacht hat, alles was ich langsam zurücklassen werde; noch oft falle ich zurück, bekomme Selbstzweifel, Selbsthass, verliere die Kontrolle über Gedanken, werde traurig, depressiv, ... ich werde es eben alles nur langsam zurücklassen... und nicht von heute auf morgen...
da gibt es nur ein Problem: du bist zurück im Alltag und die Welt um dich rum wartet nicht auf dich.
Ich kann mit Freunden über alles reden, aber auch sie haben irgendwann keine Kraft mehr, ... wenn ich wieder eine schlechtere Woche habe, wenn ich wieder zurückfalle, wollen sie mich nicht auffangen müssen.... für sie ist das Thema abgeschlossen. Ich bin schließlich wieder zurück aus der Klinik, also auch gesund und dann soll ich mich nicht so anstellen. Dann wünschte ich, es wäre wirklich so und bekomme Selbstzweifel. Was, wenn ich mich nur wieder reingesteigert habe, was, wenn ich jetzt alle nerve, warum kann ich mich denn nicht zusammenreißen? Und schon bin ich wieder in der Spirale drin und fühle mich wertlos und als eine einzige Belastung für die Welt und würde mich am liebsten vor allen verstecken und werde traurig, hoffnungslos, depressiv, entwickle Autoaggression, Hass auf mich, Wut auf die Welt, die damit nicht umgehen kann, dann wieder Hass auf mich, weil ich die Welt dafür verantwortlich mache, obwohl ich kein Recht dazu habe.... usw.usw.usw. blubb blubb blubb und ich werde schwach und ich verliere mich wieder in alten Verhaltensweisen, die mir dann sogar noch Sicherheit und Vertrautheit und "Schutz" geben....
Da frag ich mich: Wie schafft man es denn zurück in den Alltag?
Ich denke immer nur schwarz-weiß:
gesund- oder krank, entweder ich schaffe alles und reiße mich immer zusammen -oder ich schaffe es eben nur manchmal, also nicht immer, also bin ich schlecht und schwach und werde einfach wieder ganz krank und schaffe gar nichts mehr. Das is doch doof!!!
Wo is da der Mittelweg?
Ich habe immer den Druck, es allen anderen Recht zu machen, also möglichst niemanden belasten, möglichst zurückhalten, möglichst nicht um Hilfe bitten...
dabei brauche ich meine Freunde so sehr. Ich bräuchte sie so sehr, um mich und meine Krankheit zu akzeptieren, so wie sie ist, weil nur so kann ich es auch schaffen, sie loszulassen und kleine fortschritte, als solche zu sehen ohne mich immer vergleichen zu wollen mit den anderen Menschen, um mich rum, für die das alles selbstverständlich ist, was mir vllt. sehr schwer fällt.
In der Klinik hatte ich diesen Druck nicht, weil die Menschen um mich rum, in derselben Dimension gedacht haben wie ich... jeder kleine Schritt, ist auch ein Schritt...und wenn jmd. wieder eine Krise hatte, war das einfach in Ordnung und man hat ihn nicht dafür verurteilt, sondern ihn einfach mitgezogen, bis es vorbei war.... aber im Alltag ist alles so anders... da ist man der Einzige, der so ist. Plötzlich fühl ich mich, wie ein Alien, der anders tickt, als die anderen, den keiner versteht, der sich gefälligst anpassen muss, und wenn er das nicht gleich schafft, sich dafür verurteilt.
Irgendwie ist das ein Teufelskreis, in den ich mich begebe.
Wie ist das denn bei euch? Wie vereint ihr eure Krankheit/Symptome und euer Leben/euren Alltag? Wie gehen eure Freunde damit um? Fühlt ihr euch auch manchmal so einsam?
Was macht ihr, wenn eure Gedanken wiedermal kreisen, und jeder Satz, der aus eurem Mund kommt, irgendwas mit der Krankheit zu tun hat, und euer Umfeld schon ganz irritiert, vllt. sogar genervt ist?