Ich überfordere mich selbst

      Ich überfordere mich selbst

      Hey ihr lieben,

      ich habe ein Problem, welches auf den ersten Blick einfach zu formulieren scheint, bei dem ich aber keinen rechten Ausweg sehe.

      Habe sehr hohe Anforderungen an mich selbst, bin geradezu perfektionistisch. Ich kann meine Leistungen sowieso nie anerkennen, da ich immer maximale Leistungen von mir erwarte, diese aber m. E. nicht erbringe (auch wenn es offensichtlich nicht geht...)
      Das steigert sich ins Extreme... Natürlich kommen dann wieder die üblichen Komponenten wie Selbsthass und das ewige Versagen hinzu, doch rein logisch betrachtet würde alles etwas abgeschwächt werden, wenn ich von vornherein nicht solche überzogenen Erwartungen hätte.

      Habt ihr da eine Idee, wie ich das anstellen könnte?

      glg Hannie
      ♥ Doch die Wirklichkeit stellt mir ein Bein und ich küss' den Boden ♥
      ♥ Ich schmeck' Erde in meinem Mund ♥
      ♥ Am besten bleib' ich hier liegen und richte den Blick nach oben ♥
      ♥ Keiner wird mich seh'n ♥
      (Börgerding - Erde im Mund)
      Hey Hannie!

      Dein Problem ist mir sehr wohl bekannt. Ich habe auch immer eine zu hohe Erwartungshaltung mir selbst gegenüber, die ich nur sehr selten herunter zu schrauben schaffe. Und das ist leider in sämtlichen Bereichen meines Lebens der Fall.
      In meiner Therapie habe ich dies auch angesprochen und wurde Folgendes gefragt:

      Was passiert, wenn ich nicht perfekt meistere, was mir bevor steht? Hat es irgendwelche schlimmen Folgen?

      Ich weiß nicht, ob dir diese Fragestellung weiterhelfen kann, aber vielleicht kannst du ja mal versuchen, es aus diesem Blickwinkel zu sehen. Hierbei geht es nicht darum, zu akzeptieren, dass man versagt oder durchfällt oder dergleichen, sondern dass man seine Erwartungen heruntersetzt und es schafft damit zufrieden zu sein, damit man den Druck herausnimmt und überhaupt was abliefern kann.
      In schulischer Hinsicht könnte dies beispielsweise bedeuten, mit einer 3 oder 4 (also bestanden) zufrieden zu sein, statt eine 1 zu erwarten.

      Ich würd mich freuen, von dir zu hören.
      LG,
      Nala
      No matter what you see - you're still so blind to me.. (Linkin Park - P5HNG ME A*WY)

      I want to walk in the snow and leave no footprints..
      Hey Nala =)
      Erstmal danke für deine Antwort!

      Nala schrieb:

      Was passiert, wenn ich nicht perfekt meistere, was mir bevor steht? Hat es irgendwelche schlimmen Folgen?
      Naja im Prinzip weiß ich ja, dass mir nichts droht, wenn ich keine Perfekten Leistungen erbringe...

      Nala schrieb:

      In schulischer Hinsicht könnte dies beispielsweise bedeuten, mit einer 3 oder 4 (also bestanden) zufrieden zu sein, statt eine 1 zu erwarten.
      Das ist ja fast das schlimmste daran: Ich bin nicht mal mit einer 1 zufrieden...

      Ich muss alles perfekt machen! - Ich weiß, dass ich diese Erwartungen nicht haben muss, nicht haben darf!

      Ich muss mich also selbst davon überzeugen, doch darin versage ich ebenfalls. Das scheint wohl auch ein Teil des Problems zu sein, dass ich meiner Meinung nach immer versage egal was ich geleistet habe, selbst wenn objektiv keine besseren Leistungen zu erzielen sind.

      glg Hannie
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      Hannie schrieb:

      Das ist ja fast das schlimmste daran: Ich bin nicht mal mit einer 1 zufrieden...
      Genau so geht es mir auch...
      Meine Therapeutin hat mir mal gesagt, dass man leistungsmäßig auch mal etwas "schlechter" sein darf. Sie hat mir gesagt, dass ich mir ein Kind vorstellen soll und ich bin die Mama. Wenn das Kind etwas nicht so gut hinbekäme würde ich ja nicht mit dem Kind schimpfen oder enttäuscht sein, sondern das Kind aufmuntern. Ich wäre sicher nicht streng! Warum bin ich es dann zu mir selbst? Auch ich muss bestimmte Dinge noch lernen und kann nicht in allem perfekt sein.
      Das Bild mit dem Kind hilft mir. dadurch dass ich daran denke, kann ich oft etwas nachsichtiger mit mir sein. Wenn ic mit meiner Leistung unzufrieden bin, dann überlege ich was ich dem "Kind" jetzt gutes tun würde und mache mir einen Kakao oder kaufe ein Eis um mich aufzumuntern anstatt mich selbst fertig zu machen...
      Vielleicht hilft dir das ein bisschen?
      Danke für deine Antwort KK85 den Tipp finde ich gut, jedoch ist es bei mir das Problem, dass meine Imagination noch so gut sein kann. - Die real-denkende, logische, rationale Hannie widerlegt bzw entkräftet das alles. Wie kann ich mir das selbst so deutlich machen?
      Ich mein ich kann mich nur schwer mit so einem Kind identifizieren, da ich mich selbst nicht als solches wahrnehme (trotz der Tatsache, dass ich eines bin mit 15 Jahren...)
      Wie kann ich mich selbst überlisten?
      Das ist komplex, da es ja mein Bewusstsein einerseits begreifen aber andererseits auch nicht überlisten können muss...
      Versteht ihr ?-( tut mir leid, wenn ich wirr rede...

      lg Hannie
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      Na,bei mir hat das nichts mit "überlisten" zu tun. In jedem steckt irgendwo noch ein Kind... und um das versuche ich mich manchmal einfach zu kümmern...
      Ich sehe es nicht als Imagination, sondern einfach als Denkanstoß: "Das Kind würde in dieser SItuation getröstet werden wollen, also sollte ich mich jetzt trösten."
      Hallo Hannie,

      ich kann dich so verdammt gut verstehen. Ich muss auch immer perfekt sein. Ich erzähl dir mal, wies bei mir gelaufen ist: Ich hatte das Problem auch schon in der Schule, dann immer wieder SVV, Selbsthass etc. Im letzten Semester und den Semesterferien hab ich mich dann total reingesteigert. Ich war nur noch in der Uni und der Bibliothek, meine Mitbewohner haben mich manchmal tagelang nicht zu Gesicht bekommen. Ich hab manchmal bis in die frühen Morgenstunden gelernt. Ich wollte nicht perfekt sein, ich musste es. Es kam, wie es früher oder später immer kommt, wenn man sich so reinsteigert: Psychisch war ich am Ende, Sozialleben quasi kaum noch vorhanden und körperlich ging nichts mehr. Ich bin durch fast alle Prüfungen gefallen und wusste überhaupt gar nichts mehr, ich war nur noch erschöpft und stand total neben mir. Eine Woche vor Semesterbeginn haben mein Therapeut und ich dann entschieden, dass ich ein Urlaubssemester machen muss. Mittlerweile erhole ich mich langsam, auch wenn ich immer noch sehr erschöpft bin. Was habe ich also gehabt von dem "unbedingt müssen"?

      Das Problem ist, wie du selbst erkannt hast, dass du nie zufrieden sein wirst, wenn du deine übertriebenen Erwartungen nicht in den Griff bekommst. Du sagst ja selber, dass du mit einer 1 fast nichtmal zufrieden bist (was ich sehr gut kenne). Für mich war und ist wichtig, herauszufinden, warum ich so bin. Zuerstmal gibt es in meiner Familie Menschen, die unheimlich viel leisten, vorallem meine Eltern. Ich habe das also so kennengelernt. Und irgendwie auch, dass wenn man Leistung bringt, dass man dann gut ist, richtig ist, liebenswert, man keine Probleme bereitet. Ich musste und muss mir also immer wieder sagen, dass ich geliebt und gemocht werde, auch wenn ich keine Leistung bringe. Ich liebe ja auch nicht aufgrund von Leistung.
      Die Beschäftigung mit dem Inneren Kind war da auch sehr zentral, wie KK85 ja schon erläutert hat. Ich hätte das alleine aber auch nicht hinbekommen, ich hab das in der Therapie gemacht und finde das auch wichtig, denn da können manchmal auch unschöne Dinge an den Tag kommen und sich selber so in das alles hineinzuversetzen, ohne Anleitung, ist schon recht schwer.

      Was mir im Alltag auch viel hilft, sind Tagespläne. Am Anfang habe ich die immer von meinem Therapeuten kontrollieren lassen, mittlerweile geht es selber. Er hat dann immer gesagt, da und da fehlt ne Pause, so viel schaffst du nicht etc. Und ich mache mir immer bewusst - auch wenns weh tut - dass es sowieso immer jemanden gibt, der besser ist als man selbst. Das heißt aber nicht, das man resigniert aufgeben soll. Man muss ich ganz realisitsche Ziele setzen, etwas, was man tun will. Ich sage mir z.B. dass ich mein Stufienfach mag und es einfach aus Interesse und aus Liebe zur Sprache mache und die Noten zweitrangig sind.

      Ehrlich gesagt, bin ich auch noch sehr am kämpfen und ich hab hetzt auch recht viel über mich selbst geschrieben. Ich wollte dir nur zeigen, dass du da nicht alleine bist und dass es schon auch Lösungen gibt, auch wenns vielleicht ne Weile dauert und man in der Hinsicht Leistung immer ein bisschen ein Auge auf sich haben muss.

      Grüße,

      Fylgja
      Hey

      ich kenne das auch gut. Ich bin zwar mit einer 1 zufrieden aber eben nur mit einer 1 Es "darf" keine andere Note sein. In der Berufsschule (duale Ausbildung zu Rechtsanwaltls und Notarfachangestellen(ReNo)) war ich sehr gut . Sehr viele einsen gehabt. Aber ich habe Ausbildung abgebrochen und eine andere schulische Ausbilung angefagen (Wirtschaftsinformatik) Informatik kann ich gar nicht. Meine Noten waren von Anfang an schlechter als in der Berufschule für ReNo. Der Unterrichtsstoff war wesentlich schwerer. ich weis nicht ob es dein Weg ist aber vieleicht muss man über einen längeren Zeitraum erfahren das nichts schlimmes passiert wenn man mal weniger gute noten schreibt.
      Ich will jetzt nicht so altklug daherreden. Ich will immer noch nur 1 schreiben aber weis auch dass es nicht geht.
      Bei mir ist es das Prolblem das ich mich über Noten definiere (als die krankheit in den Hintergrund getreten ist) Vieleicht kannst du ja damit was anfangen und überlegen was dich noch ausmacht außer gute noten
      junimond