Zukunftsentscheidungen abhängig von Stabilität

      Zukunftsentscheidungen abhängig von Stabilität

      Hallo meine lieben,

      hier eine völlig aufgelöste symphony., die gerade merkt, dass sie keine Ahnung hat, was ihre Zukunft und ihren weiteren Lebenslauf angeht.
      Zur Erklärung. Ich bin derzeit 15J, gehe in die 10. Klasse eines Gymnasiums, mache künstlerisches Profil und habe die Prüfung für den Leistungskurs so gut wie bestanden. Mein Schn*tt ist besser als 2,0 (ich hoffe das das nicht gegen die Regeln verstößt) und ich bin in der Klinik als hochbegabt eingestuft wurden, nachdem ich zahlreiche Tests über mich ergehen lassen habe.
      Ich war nie ein mega fleißiger Schüler, habe ohne viel zu machen auch das halbe Jahr nachgeholt, das ich durch die Klinik verloren habe und hatte einen ähnlichen Schn*tt wie derzeit. Allerdings bin ich derzeit so angestrengt, unkonzentriert, unzufrieden mit meinen Leistungen die mit meiner Laune teilweise in den Keller sinken und habe generell das Gefühl, alles geht abhängig von der Stabilität nach unten. Wenn ich eine (Haus-)Aufgabe nicht verstehe fange ich gleich an mir Druck zu machen, weine, schluchze vor mich hin weil ich denke, nicht gut genug zu sein. Die Sekundärstufe wird stressig und hart - aber mir ist jetzt schon alles zu viel! Diese Woche wird der totale Horror, jeden Tag eine KlasseN*rb*it oder LK oder eine Präsentation bzw. Abgabe von irgendeinem Plakat/Ausarbeitung. Mir kommt das vor wie ein Berg den ich erklimmen muss, ohne Seil das mich aufhält wenn ich falle und ohne Eispickel um mich an den glatten Eisstellen festzuklammern. Dann noch die neu angefangene Therapie die mich so fertig macht und mir tagelang alles raubt; jegliche Konzentration, jegliche Stabilität.
      Ich will und wollte immer unbedingt mein Abi machen. Nun sehe ich mich so verzweifelt in dieser Position, kann mich nicht entscheiden - gehe ich über den Berg, mache mein Traumstudium oder gehe ich drumherum, durch einen Tunnel, mache eine Ausbildung?
      Über das Pro und Contra habe ich schon viel nachgedacht. Gegen das Abi an meiner Schule sprechen zB. der mega lange Weg mit 3mal umsteigen, sodass ich erst total spät zu Hause bin. Der Stress, neue Leute, neue Lehrer. Allerdings mein Abi, mit anschließendem Studium. Und mein Leistungskurs Kunst den ich soooo unbedingt machen will.
      Bei der Ausbildung spräche ebenfalls der lange Weg dagegen, richtige neue Leute, die ich nicht mal vom sehen her kenne und die Angst, das ich mich unterfordert fühle, und das ich nie den Abschluss habe, den ich immer wollte ... allerdings könnt ich ja noch Abendgymnasium machen ... ich weiß nicht und ich habe so eine Angst vorm Leben. Meine Schwester geht im Sommer - in ein anderes Land! Weitweit weg von mir und sie ist die Einzige mit der ich annähernd reden kann, auch was das SVV usw. angeht.
      Kann ich diese wichtige Entscheidung nun von der aufwühlenden Traumatherapie machen, kann ich durch Stress und Unkonzentriertheit sagen, dass ich nicht meinen Traum verwirklichen kann? Ich bin ja wirklich nicht dumm, habe aber Angst einfach selbst so einen Druck zu haben....

      Könnt ihr mir helfen? Standet ihr auch vor dieser Entscheidung? Ich weiß nicht mehr weiter! Wie soll das alles werden?
      Weltkehrt
      mein Blog über Schizophrenie und Depression

      Hallo symphony.

      Nur kurz zu meiner Situation damals: Ich habe fast die gleichen pro/contra-Argumente gehabt und habe fast wöchentlich an Abbruch/Aufgeben gedacht. Dennoch habe ich nicht aufgegeben - einfach mangels Alternativen. Für eine Ausbildung fühlte ich mich nicht reif, in meiner Schule kannte ich wenigstens die Menschen - wenn auch viele Neue dabei waren. Ich weiß heute nur: Wenn ich abgebr*ch*n hätte, ich würde es heute bitter bereuen. Aber das ist nur meine persönliche Erfahrung, ich denke, es gibt auch Menschen, für die ein Abbruch eine gute Lösung sein kann - aber bei Dir sehe ich einfach zu viel, was FÜR den Weg "Abitur" spricht:

      - hohe Intelligenz/evtl. "Unterforderung" in Ausbildung bzw. Unzufriedenheit/Frust
      - Spaß an einigen Fachbereichen
      - Ziel: Studium (!!!)
      - gute Noten ohne ständigen Lerndruck (üerleg mal, wie viel andere für Deine Noten ackern müssten...)
      - verhältnismäßig stabiles Umfeld in der Schule (wenn man die Leute erstmal kennen gelernt hat)

      Ich würde definitiv so lange, wie Du es irgendwie durchhältst, weitermachen bis zum Abi. Denn durch das Abi hast Du hinterher alle Türen offen: Studium, Ausbildung, FSJ/FÖJ/BuFD, ein Jahr "Pause" und Therapie, und und und... noch dazu hast Du ja ein Profil zur Auswahl, das Dir echt zu liegen und Freude zu machen scheint. Das sind gute Vorraussetzungen, auch wenn einige negative Punkte (welche ich voll und ganz verstehen kann - gerade die Fahrerei, die hättest Du aber in der Ausbildung auch) das etwas eintrüben.

      Noch eine Erfahrung von mir: Weihe Deine/n Tutor/in oder eine/n andere/n Lehrer/in Deines Vertrauens in Dein Problem ein. Du musst ja nicht alles haargenau schildern, aber z.B. dass Du sehr schnell in Stress und unter Druck gerätst, würde ich schon sagen. So wird Dir selber ein wenig von der Last genommen und Du weißt, dass Du einen "Verbündeten" hast. Mir hat das sehr den Rücken gestärkt - und z.B. als ich eine Woche in der Akutpsychiatrie war, hat meine Tutorin mir einiges abgenommen (Krankmeldung an die Schule, Fachlehrer informieren, Abgabetermine verschieben usw).

      Lass Dich nicht unterkriegen. Manchmal dachte ich echt nur noch ans Aufgeben, es ging mir dreckig - aber diese Phasen gingen vorüber. Sie kamen wieder, sie gingen wieder vorüber. Aber bis zum Abi dauerts auch nicht ewig lange (im Nachhinein kommt es einem kurz vor). Und am Ende war ich stolz und ich würde es wieder so machen. Mach´s auch. Aus Deinem Posting liestman, dass Du das eigentlich auch willst.

      Irgendwie fehlt mir so der "runde Abschluss" meines Postings, aber ich hoffe, Du verstehst, was ich meine ;)

      Regentanz
      Ach so, eins vielleicht noch: Angst vorm Leben kenne ich auch. Das Leben lässt sich leider nicht aussperren. Ich finde es krass, dass 15-Jährige sich dem stellen müssen. Ich war damals 17 oder 18.

      Nur so viel: Das Leben geht sehr schnell. Plötzlich ist man fertig mit dem Abi und es gibt so vieles, das man werden und tun kann. Aber erstmal: Mach das Abi. Einen Schritt nach dem anderen. In den 2 Jahren wirst Du älter und reifer werden, Dir wird einiges klarer oder unklarer werden, was die Zukunft angeht. Aber darüber sollte man erst nachgrübeln, wenn es soweit ist. Vorher sollte man davon träumen, in was man gut sein möchte und was man später sein will - träumen, nicht grübeln! Das hat mir immer sehr geholfen. Sei ruhig ein bisschen idealistisch und mach Dir bewusst, dass Du Potetial hast. Und das "Schaffe ich das? Ist das realistisch?" ist verboten ;)
      Huhu!
      Ich mach mein Abitur jetzt (mit einer selbst gewählten "Ehrenrunde"), nachdem ich auch vor der Frage stand und absolut am Boden war. War sehr lange in einer Klinik, bin schließlich von der geschlossenen aus gegen ärztlichen Rat gegangen. Hochbegabt bin ich allerdings nicht.
      Ich hab mich für mein Abi entschieden, weil ich mir erinnert habe, was ich kann, egal wie es mir zu dem Zeitpunkt gegangen ist. Das hieß: Ich mach mein Abitur! Heute habe ich Recht behalten, es ist kein gutes Abi, aber es reicht für das was ich machen will.
      Wenn du mit deinen Leistungen, ob du sie nun schlecht findet, genau das tun kannst, was du tun willst, ist doch nichts verloren, oder?
      Falls du tatsächlich "besser" werden musst, dann lerne und tu was dafür, unzufrieden sein ist nicht schlimm, vielleicht ist das sogar gut.
      Aber es stellt nicht deine Persönlichkeit in Frage, du bist ganz in Ordnung, so wie du bist, ganz gleich was du dir aufzwingst sein zu müssen.
      Mit einer Note kann man nicht raus gehen und Spaß haben.

      Desweiteren macht eine Note die Beziehung zu deiner Schwester nicht schlechter, genausowenig wie andere Kontakte.
      Sollte sich die Distanz zu deiner Schwester ändern, rüttelt das nicht an der Zuneigung deiner Schwester dir gegenüber.
      Klar, da wird eine Lücke entstehen, das tut auch weh, kann es auch (wäre ja komisch, wenn es anders wäre).
      Da draußen -das sag ich jetzt mal aus der Hüfte geschoßen- gibt es Menschen, die dir etwas geben können, was die Abwesenheit deiner Schwester erträglich macht,
      nicht das gleiche, Beziehungen kann man doch nicht ersetzen, nicht wahr? Aber was dir etwas anderes geben kann, das dir auch wichtig ist.
      Ich hab auch gelernt mich anderen zu öffnen, davor habe ich nur mit meinem Therapeut über sowas geredet.
      Meine Freunde hab ich vorher nur fürn Haufen Bekloppte gehalten (sind sie auch :D ), aber am Ende konnte ich auch mit ihnen über fast alles reden (manches kann ich ruhigen Gewissens für mich behalten).

      Die Traumatherapie mag hart sein und dich fertig machen, am Ende ist es doch das Ziel der Therapie dich stabiler zu machen. Es stellt sich die Frage, ob du am Ende sagen kannst: "Dann kann ich schaffen" oder nicht.
      Während einem Ausdauerlauf stell ich mir auch nich die Frage, ob ich jetzt die Strecke nochmal laufen kann. Das tue ich erst wenn ich die Strecke tatsächlich wieder laufen muss. Klingt doof, kriegs nich besser hin.

      Wenn du etwas machen willst, was du machen kannst, dann mache es. Unabhängig davon, ob du dein Abi oder eine Ausbildung machst. Kunst ist kein Schulfach.
      Vielleicht nicht genau dann, wenn es in der Schule so anstrengend ist.
      Egal wie begabt man ist, mehrere Seiten schreiben, Plakate, Präsentationen und sowas sind zumindest Schreibarbeit.
      Nebenbei ist künstlerisches Schaffen meistens auch gut für die Psyche.
      Sofern du dir die Zeit nehmen kannst und es dir keine Last ist (oder du sowieso schon aktiv bist). Dem Gipfel ein Stück näher, oder?

      Für mich klingt es, als würdest du die Ausbildung nicht machen wollen. Ich formuliere das mal provokativ, ich will dir nicht zu nahe treten.
      Solltest du die Ausbildung machen, willst du aufs Abendgymnasium gehen? Das wäre die doppelte Belastung, oder?
      Ob Abi oder Ausbildung: In beiden Fällen hast du es mit neuen Leuten und einer Unbekannten Situation zu tun.
      Bei der Ausbildung hab ich nich das Gefühl, dass du ein Ziel darin siehst.
      Ohne Ziel bzw. Perspektive lässt sich ein Vorhaben schwieriger verwirklichen.
      Dabei wird eine Ausbildung -meiner Meinung nach- stressiger als Schule. Weniger Freizeit, Weniger Urlaub und ggf. ein unzufriedenstellendes Arbeitsumfeld
      (Ein Azubi kann ja mal seine Erfahrungen mitteilen, als Entscheidungshilfe)

      Das Gegenteil ist auch Möglich, die Ausbildung gefällt dir widererwartens und du willst nicht mehr studieren, das geht auch.

      Naja ist ein bisschen viel geworden, hoffe es ist hilfreich

      Liebe Grüße
      <insert random aphorism here>
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