Schülerin und Referat

      Schülerin und Referat

      So, jetzt ist es soweit. Nach langer Zeit mal wieder hier. Bin mittlerweile "fertige" Lehrerin und habe auch viel Freude an meinem Beruf. Meistens zumindest.
      Jetzt ist der Fall eingetreten, vor dem ich immer Angst hatte. Eine Schülerin meiner "Großen" wird ihr Referat über SVV halten. Ich konnte ihr das nicht verbieten, mit welchen Argumenten auch...
      Es handelt sich hierbei nicht um ein kleines Kurzreferat, sondern um einen Vortrag größeren Umfangs. Ich bin seit Jahren aktiv aus dem Thema SVV raus. Habe es nicht mehr getan, trage aber an meinem Arm auffällige N*rb*n davon. Verstecke diese auch im Umgang mit den Schülern. Auch wenns noch so heiß draußen und drinnen ist.
      Und jetzt das. Warum ich schreibe? Ich habe wahnsinnige Angst vor diesem Referat. Angst davor, dass meine Schüler merken, dass mit mir "etwas nicht stimmt". Dass ich seit 17 Jahren mit dem Thema vertraut bin. Und dass es mich emotional dermaßen aufwühlt, dass ich meine Betroffenheit auch nach außen nicht verbergen kann. Genau das wird vermutlich passieren. Ich bin ein nach außen sehr zurückhaltender und distanzierter Mensch, aber es gibt Dinge, die habe ich nicht unter Kontrolle. Das erwartet keiner von mir. Ich habe so Angst, dass meine Schüler merken, dass das Thema ein besonderes für mich ist. Dass sie irgendwie auf die Idee kommen, ich habe/hatte etwas damit zu tun.
      Und allein diese Angst wird es wahrscheinlich sein, die genau meine Reaktion auslösen wird.
      Im Kollegium verstehe ich mich mit einigen Kollegen gut, aber wirklich tiefgreifend sind die Unterhaltungen und Themen nicht, gerade da fehlt mir etwas der Rückhalt in der Hinsicht.
      Hat jemand irgendwelche Ideen, wie ich besser mit der Situation umgehen kann? Ich weiß, zum großen Teil lesen und schreiben hier Betroffene, die selbst noch Schüler sind, auch über Reaktionen von "dieser Seite" würde ich mich freuen, ebenso über alle anderen Denkanstöße, Tipps etc.
      Liebe Grüße
      eine aufgewühlte StillAlive
      Hallo

      also ich bin ja Schülerin, und ich muss sagen wenn ich oder andere einen vortrag halten, wir achten alle nicht auf den lehrer. bei uns sitzen die lehrer bei sowas immer ganz hinten oder irgendwo am rand. und die starren auf ihre Blätter wo sie alles notieren. was unterichtest du denn?
      also bei uns sagen die lehrer bei heftigen themen das wir keine bilder dazu bei fügen sollen, im psychiatrie unterricht meinte der lehrer als essstörungen und svv hatten, ihr braucht eure mitschüler nihct schocken, wie dünne menschen und v*rl*tzungen aussehen wisst ihr auch so. ich weiß ja nihct wie weit die schon mit ihren vorbereitungen für den vortrag ist, vielleicht wäre das eine idee? nicht nur zum schutz für dich sondern auch für andere schüler.
      aber ich würde auch sagen, wenn du sehr viel über das thema weißt, machen sich schüler über sowas eigentlich nihct wirklich gedanken, weil die lehrer haben das einfach zu wissen worum es geht (so denke ich und eigentlich alle anderen die ich kenne auch).

      ich wünsche dir ganz viel Kraft =)

      liebe grüße
      svetlana
      ein Kinderlachen aus H.E.R.Z.E.N. ist wertvoller als Gold und Silber
      ein trauriges Kind, ist das Spiegelbild der Umwelt in der das Kind lebt
      Kinder sind die Z.U.K.U.N.F.T. unserer Welt
      Als "plumpen" Beitrag kann ich hinzusteuern, dass, wenn es auffällt und du darauf angesprochen wirst, du einfach sagen kannst, dass du Betroffene kennst, die mit dem Thema sehr vertraut sind. Ich weiß, es ist nicht das beste, das man dir empfehlen kann, aber vielleicht hllft es dir trotzdem etwas. Ich muss aus der anderen Sicht svetlana zustimmen- meistens sitzen die Lehrpersonen in der hintersten Reihe, so dass kein Schüler diese zu sehen bekommt. Sollte dich das wirklich mitnehmen, wird es sicher niemandem so schnell auffallen. Ansonsten versuche dich darauf zu konzentrieren, dass du diese Lehrperson bist, die das hinterher beurteilen muss, versuchst es also als ein neutrales Thema anzusehen, auch wenn es schwer fällt. Vielleicht hast du irgendetwas, das dich ablenken kann? Was du beispilsweise auf deinen Notizblick schreiben/malen oder sonstiges kannst? Und wenn es dir zuviel wird, schau es dir an und konzentriere dich darauf. Es muss ja nicht lange sein- nur solange, bis du wieder "okay" bist.

      Gruß,
      Nightwalker
      Mirror on the wall
      Show me what it’s like

      Staring at a face
      That greets you with a smile

      (LY)

      Hallo du,
      danke für deine Rückmeldung. Vielleicht sehe ich das auch etwas zu überzogen, aber es ist schon so, dass ich zu jedem Referat in der Regel Rückfragen stelle, ganz einfach um nachzuvollziehen, ob sich der- oder diejenige im Thema auch wirklich auskennt, auch finde ich es immer schön, wenn sich an das Referat eine Diskussion anschließt.
      Es handelt sich um ein Referat im Rahmen des Deutschunterrichts. Da die Themenwahl völlig frei war, war ich umso überraschter, dass sich jemand "das" aussucht. Das mit den Bildern habe ich schon geklärt, wir sind zu einer hoffentlich sinnvollen Lösung gekommen.
      Ich kann nicht abschätzen, inwieweit man mir etwas anmerkt. Denke aber schon, dass ich mich da nicht so im Griff habe und meine Schüler das (zumindest teilweise) durchaus merken. Ich bin Lehrerin, ich bin Vorbild. Ich habe mich in allen Dingen, auch bei SVV auszukennen, aber es kann nicht sein, dass ich von gerade so einem Thema selbst betroffen war/bin. Das darf nicht sein, schließlich muss ich funktionieren, immer für alles eine Lösung parat haben, muss bei Konflikten ausgleichen, die Schüler führen etc. Ich habe so Angst, dass dieses Bild durch irgendeine blöde Reaktion von mir, eine "verdächtige" Bemerkung, ein falsches Wort meinerseits, irgendwie zusammenfallen könnte. Und dann? Dann haben wir eine Lehrerin, die sich jahrelang v*rl*tzt hat, na Mahlzeit. Die ab jetzt eine Schwachstelle hat.
      Hallo!

      Ich bin auch (noch) Schülerin (11.Klasse) und muss mich jetzt auch mal den anderen anschließen:
      Erstens bin ich auch svetlanas Meinung, dass Lehrer/innen doch meist immer hinten sitzen. Was wäre denn, wenn du nach dem Referat einfach keine Fragen mehr stellst? Es gibt ja so gut gehaltene Referate, dass der Lehrer da am Ende gar nicht mehr nachfragen muss. Dann wäre zumindest die Diskussion schon mal aus dem Raum geschafft, die ja, zumindest bei mir an der Schule gar nicht immer nötig und gewollt, ist.
      Zweitens, glaubst du denn echt, dass deine Schüler durch eine Reaktion deinerseits gleich daraus schließen, dass du von dem Thema auch betroffen warst? Ich denke, ich würde da nicht sofort darauf kommen (wenn ich nicht selbst mit SVV zu tun habe). Wahrscheinlich würde ich mir - wenn überhaupt - nur ein paar Gedanken machen, wieso ausgerechnet diese Reaktion, dann aber das Thema ziemlich schnell abhacken. Immerhin geht es Schüler ja eigentlich auch nichts an, was Lehrer so denken oder überhaupt deren Privatleben. Selbst wenn irgendjemand, den Schluss ziehen würde, dass du selbst von SVV betroffen warst, kann ich mir kaum vorstellen, dass derjenige das dann irgendwie herumerzählen, sondern wohl eher für sich behalten würde und in Stillschweigen wahren. Immerhin ist es ja doch etwas sehr persönliches, was man von Freunden beispielsweise auch nicht herumerzählt. Wieso sollte man es dann von Lehrer weitererzählen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen...

      Tut mir Leid, dass ich jetzt nicht wirklich einen Tipp abgeben konnte. Aber meine Meinung wollte ich trotzdem mal gerne loswerden.
      Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Glück!
      LG
      Sometimes the people around you
      won’t understand your journey.
      They don’t need to, it’s not for them.
      (Joubert Botha)
      Hey!

      Was mir dazu einfällt....
      Also ich finde es eher bedenklich, was du dir selbst für einen Druck machst. Du bist ein Mensch und musst genauso wenig immer funktionieren wie alle anderen Menschen auf der Welt auch. Natürlich bist du als Lehrerin ein Vorbild und solltest dich entsprechend benehmen, aber trotzdem bist du kein Roboter, der alles und immer neutral sehen kann. Ich glaube, von der Sichtweise und dem Perfektionismus musst du ein bisschen Abstand nehmen, sonst legst du dir selbst die Messlatte so hoch, dass du daran scheitern musst.
      Nur so am Rand, ich bin keine Lehrerin, ich studiere noch und ich für meinen Teil bin froh, wenn meine Dozenten neben ihrem Beruf auch noch Menschen sind ^^ Also mach dir keinen Druck, auch wenns schwer fällt, das macht es nur schlimmer. "Verdächtige Bemerkungen" klingt ja fast als müsstest du eine Straftat vertuschen....das ist SVV aber nun wirklich nicht. Auch nicht gegenüber Schülern, da bin ich überzeugt.

      lg
      Danke für eure Denkanstöße.
      Es stimmt, objektiver betrachtet gibt es eigentlich keinen Grund, so ne Panik zu schieben. Es wird schon rumgehen.
      Wenn ich näher drüber nachdenke, hat es wahrscheinlich andere Gründe, warum ich mir so komische Gedanken mache. Bin momentan extrem dünnhäutig durch den Stress und der Frühling ist da. Damit taucht ein ungeliebtes altes und im Winter prima verdrängtes Problem wieder auf: Schülerfrage: "Ist Ihnen nicht warm?" Antwort: "Nein, wieso, bei 30 Grad ists doch noch nicht warm..." Und so weiter. Und das mehrmals täglich. Kollegenfrage: "Wie hältst du das nur aus bei der Hitze so mit langen Ärmeln?" Antwort: "Mir ist halt noch nicht warm genug..." Unermüdlich. Ich habs so satt. Aber es bleibt mir nichts anderes übrig und dessen war ich mir von Anfang an bewusst.
      Vielleicht liegt es daran, dass mich das grad so fertig macht. Fühl mich manchmal ganz schön allein unter lauter Menschen.
      Aber ihr habt Recht, das Referat sollte nicht das Problem sein.
      Schönen guten Abend,

      erst einmal wünsch ich Dir viel Kraft dafür, das wird schon irgendwie werden, denn, ich kann mich nur anschließen (als Schülerin), auf die Reaktionen des Lehrer achtet man bei langen Referaten nach 5 Minuten eh nicht mehr besonders. Und Fragen danach... könntest Du das nicht auch den Mitschülern überlassen? Ich meine, es ist ja ein Thema, dass man nicht totschweigen sollte, sondern das in der Gesellschaft angesehen werden muss, wie jede andere Krankheit auch. Da fände ich es zum Beispiel sinnvoll, wenn Du die Mitschüler auffordern könntest Fragen zu stellen, anstatt selbst welche formulieren und einen auf "Unwissende" machen zu müssen. Aber das ist nur so eine Idee. Und wenn nicht, glaub mir, es stört keinen Schüler, wenn man nach dem Referat mal ausnahmsweise nicht mit Fragen gelöchert wird ;)

      Was mir allerdings so durch den Kopf ging... wie kommt eine Schülerin auf solch ein Thema? Ist sie selber auch betroffen, bzw. kennt Betroffene, oder woher möchte sie die Informationen bekommen? Hast Du das im Vorfeld abgeklärt? Meine Sorge wäre eher, dass sie einen Mist verbreitet... da müsste man die Zuverlässigkeit der Quelle betrachten, kannst Du sie vorher darauf hinweisen? Dann musst Du zumindest nicht die ganze Zeit denken "nein, das stimmt so nicht, das ist anders, das weiß ich..".
      Und mein anderer Gedanke eben wäre gewesen, ob du sichergehen kannst, dass niemand anders aus dem Kurs/der Klasse in irgendeiner Weise betroffen ist? Hatte ein Schüler Bedenken geäußert? Denn Du kannst Dir ja sicher vorstellen, dass es auch für einen Schüler, der evtl. betroffen ist, sehr auswühlend und anstrengend wäre, sich solch ein Referat anzuhören..

      Ich bin mir nicht sicher, ob diese Antwort hilfreich war, aber mir gingen gerade so viele Dinge dazu durch den Kopf.. vor Allem das Letztere war mir wichtig, da ich als Schüler schon in der Situation war, dass wir über SVV im Unterricht sprachen und ich am liebsten einfach raus gegangen wäre, aber das ging nun mal schlecht...
      Falls das hier nicht hilfreich war, tut's mir Leid.. wollte nur mal meine Gedanken äußern :)

      Liebe Grüße,
      rose16
      Maybe one day it'll be okay again.
      That's all i want.
      I don't care what it takes.
      I just wanna be okay again.
      Hallo rose16,
      ja, ich habe mir im Vorfeld das "Gerüst" für das Referat angesehen, so wie ich das bei allen mache und nichts festgestellt, was auffällig wäre im Bezug auf falsche Tatsachen o. ä. Wird sich natürlich noch rausstellen, aber insgesamt passt das schon, was die Schülerin da fabriziert hat.
      Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, warum sie sich gerade das Thema ausgesucht hat. Sollte sie selbst betroffen sein, wird sie ihre Gründe haben, warum sie das Thema gewählt hat. Natürlich kann ich auch nicht ausschließen, dass jemand in der Klasse ein Problem mit dem Thema hat. Bei 25 Individuen kann ich vorher auch nicht abklären, ob es für jeden Einzelnen in Ordnung geht. Abgesehen davon haben meine Schüler keine Hemmungen, dem Unterricht fernzubleiben, wenns drauf ankommt, was mir eher schlecht möglich ist.
      Das klingt jetzt vielleicht gemein und ein Stück weit egoistisch, aber ich habe hier mehr mit mir zu kämpfen. Das Referat ist an sich so in Ordnung und ich kann es dann nicht ändern, wenn ein Schüler ein Problem mit dem Thema hat. Es ist ein sensibles Thema mit dem auch entsprechend umgegangen wird, dafür kann ich Sorge tragen.Aber es geht mir hier ein einziges Mal um mich, um meine Rolle als Lehrerin, die ich dadurch wieder hinterfrage, um nicht Aufgearbeitetes etc. Zwar v*rl*tz* ich mich seit Jahren nicht mehr, aber es ist immer da. Und es geht mir nicht gut im Moment, warum auch immer.
      Tut mir Leid, ich wollte mit meiner Antwort keinesfalls Deine Problematik dabei herab senken, falls es den Anschein gemacht haben sollte... Ich kann das gut verstehen und wünsche Dir viel Kraft und Erfolg damit, dass Dir das nicht zu nahe geht und du das meistern wirst! Und ich denke Du wirst das auch schaffen! Übrigens mal erwähnend möchte ich Dir Respekt erweisen, denn ich wäre mir nicht sicher, ob jeder Lehrer das mit machen würde. Es beweist, welch eine kompetente und gute Lehrerin Du bist, wenn Du die Interessen und Leitungen Deiner Schülerinnen und Schüler selbst bei solch einer persönlichen Betroffenheit, förderst :)
      Maybe one day it'll be okay again.
      That's all i want.
      I don't care what it takes.
      I just wanna be okay again.
      Hallo StillAlive,

      was mir als Gedanke kam: Als ich noch Schülerin war, hätte ich/habe ich, wenn ein Lehrer bei solchen Themen betroffen reagiert hat, das eigentlich immer so aufgefasst, dass der/die Lehrer/in einfach von dem Thema erschüttert ist. Es ist ja keine schöne Sache und für Außenstehende kann es ja auch sehr erschreckend wirken und viele, die das bei mir mitbekommen haben, waren auch erstmal erschrocken und erschüttert. Ich meine, wenn wir z.B. in Bio Referate über Krankheiten wie Chorea Huntington zum Thema Vererbungslehre hatten und jemand einen Fallbericht vorgestellt hat und erklärt hat, wie schlimm der Krankheitsverlauf nicht nur für den Betroffenen sondern auch für die ganze Familie ist, dann haben die Lehrer auch z.T. sehr offen gezeigt, dass sie das erschütternd finden und darauf auch nicht mehr viel zu sagen wissen. Und da wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, dass der Lehrer oder ein ihm Nahestehender davon betroffen sein könnte.

      Ansonsten kann ich mich federleicht nur anschließen. Du setzt dich unter einen unheimlichen Druck und das muss dich enorme Kraft kosten. Klar, du hast Vorbildfunktion. Aber kann es nicht für Schüler auch hilfreich sein zu sehen: Da gibt es jemanden, dem es mal sehr schlecht ging und der ganz unten war und trotzdem hat die Person es geschafft, etwas aus ihrem Leben zu machen. Ich weiß ja nicht, auf welcher Schule du bist, also welche Altersgruppen du so unterrichtest. Bei einem Referat dieses Themas denke ich mal, schon eher so 15-18 Jahre? Gerade da haben viele Schüler ihre Probleme und sind auch in einem Alter, in dem sie verstehen, dass auch ein Lehrer "nur" ein Mensch ist der eben auch seine Lebensgeschichte hat. Klar, man ist dann angreifbarer. Aber ich denke nicht, dass die Schüler dieses Wissen ausnutzen würden, um deine Autorität zu untergraben. In den Klassen, in denen ich war (ich hab die Schule gewechselt und zweimal wiederholt) habe ich es immer so erlebt, dass die Schüler erstmal den Unterricht bewertet haben. Wenn man sieht, dass der Lehrer vorbereitet in den Unterricht kommt und sich bemüht, dass man etwas lernt, dann hat man schonmal einen gewissen Respekt vor der Person.

      Ich könnte mir vorstellen, dass es für dich auf Dauer gut wäre, zu lernen, damit offen umzugehen. Ich weiß, dass sowas schwierig ist, aber ich halte es nicht für falsch gegenüber den Schülern. Meine Mutter ist Lehrerin, zwar an einer Grundschule, aber sie hat mal ein Schuljahr lang an einer Supervisionsgruppe teilgenommen, trotz jahrelanger Erfahrung, weil sie einfach nicht wusste, wie sie sich bei Kindern die extrem schwierig sind, richtig verhalten soll. Vielleicht wäre das auch etwas für dich? Du könntest da Meinungen von anderen Lehrern ganz sachlich dazu hören und das ganze ist ja meist auch vertraulich. Und die Supervisoren sind ja so ausgebildet, dass sie dir beibringen können, welche Verhaltensweisen wie auf Schüler wirken, was du ja als Lehrerin sicherlich sowieso zum Teil schon weißt und kannst. Und dann würde ich doch einfach mal versuchen, ein, zwei Kollegen einzuweihen. Man kann ja vorher mal "vortasten" wie die bei solchen Themen reagieren. Denn der Rückhalt, der dir wie du selber sagst, fehlt, kann ein verständnisvolles Kollegium dir wirklich bieten.

      Aber jetzt mal zum aktuellen Thema Referat: Du kiennst ja die ganzen Kriterien, nach denen man Referate bewertet. Vielleicht nimmst du dir die einfach nochmal aufgeschrieben mit, dann hast du was zum "festhalten" und kannst da Notizen machen (und außerdem hast du dann ne gute Waffe gegen Schüler, die an ihrer Note rummotzen, weil du an den einzelnen Punkten sagen kannst, was gut und was weniger gut war ;) ).
      Und - auch wenns schwer fällt - mach dir nicht so einen Kopf um das, was du sagst. Was solltest du auch blödes/verdächtiges sagen? Erstmal kannst du ja auf der sachlichen Ebene sagen, was an dem Referat gut war (Wahl der Medien, Sprechtempo, Handout, blabla...). Und dann kannst du ja auch einfach sagen, was du inhaltlich gut fandest/was du noch erwartet hättest. Du hast ja schon die Gliederung des referats und dazu hat man dann ja automatisch eine gewisse Erwartungshaltung. Wenn sie jetzt z.B. Therapiemaßnahmen weglässt, könntest du sagen, dass es gut gewesen wäre, das mit rein zu bringen (oder wenn sie das gemacht hat, dass das gut war), weil es immer Hilfe gibt und man auch aus schwierigen Lebenssituationen wieder herauskommen kann. Das wäre ja so ein "allgemeiner pädagogischer Vorschlag" (klingt bescheuert, ich hoffe du weißt, was ich meine), so nach dem Motto: Wenn es euch schlecht geht, dann sprecht mit Eltern/Vertrauenslehrern/Ärzten.
      Und wenn unter den Schülern eine Diskussion entstehen sollte (was ja meist gewünscht ist, nach solchen Referaten) und du sollst Stellung zum Thema nehmen, dann würde ich auch sowas sagen wie dass es verständlich ist, sowas zu tun, dass es aber keine Lösung ist, weil die eigentlichen Probleme (z.B. Stress zu Hause) ja dadurch nicht weggehen und dass man da auch wieder rauskommen kann.

      Und jetzt noch eine kleine Aufmunterung: Glaub mir, die besten Lehrer sind meist diejenigen, die selber mal schweres durchgemacht haben. Als ich meine schlimmsten Phasen hatte, habe ich eben in denen immer Rückhalt gefunden. Wenn ich ständig wieder in der Psychiatrie war, oft gefehlt habe, schlechte Leistungen gebracht und manchmal echt anstrengend war, haben die einfach Verständnis gezeigt, natürlich ohne mir alles durchgehen zu lassen. So hat mir eine Lehrerin im Vertrauen gesagt, dass sie auch schon in Klinik xy war und dass es da gut ist und ich keine Angst haben brauche. Mein Relilehrer ist mir sehr positiv aufgefallen, weil er in Diskussionen (z.B. über Hiob) sehr gut verstanden hat, dass man seinen Glauben durch schwere Krisen verlieren kann aber dass das nicht heißt, man habe vorher nie richtig geglaubt etc. (was die "Superchristen" unserer Klasse behauptet und mich damit sehr v*rl*tzt haben). Später habe ich von ihm erfahren, dass einer seiner Brüder in jungen Jahren g*st*rb*n ist. Klar, sie hätten mir nichts von ihrem persönlichen Schicksal sagen müssen, das geht mich ja auch nichts an. Aber auch als ich das noch nicht wusste habe ich gespürt, da sind Lehrer, die dich als Mensch sehen und dich nicht aufgrund deiner Leistungen bewerten. Und wenn man dann noch sieht, dass sie sich Mühe mit dem unterrichten geben und nicht morgens reinkommen nach dem Motto "Ich hab auch keine Lust auf den Scheiß hier, bringen wirs hinter uns", dann war es auch egal, ob ich den Lehrer persönlich mochte oder nicht.

      Und ich sehe das so wie du: Wenn ein Schüler ein Problem damit hat, dann hat er das eben. Du kannst das ja nicht vorher wissen und ich fände es auch falsch, die Schüler grundsätzlich in Watte zu packen, damit bloß nichts erwähnt wird, wovon sie betroffen sein könnten. Ja, mir war das als Schülerin zeitweise auch sehr unangenehm bzw. sehr schwer zu ertragen, wenn so ein Thema kam. Aber dadurch habe ich auch irgendwann gelernt, etwas sachlicher damit umzugehen. Denn schließlich kann ich auch nicht ständig die Krise kriegen, wenn ich in einem Supermarkt R*s*rkl*ng*n sehe.

      Also, Kopf hoch. Du wirst das hinter dich bringen und du wirst, egal wie es läuft, darauß Erfahrungen mitnehmen, aus denen du lernen kannst.

      Liebe Grüße,
      Fylgja

      P.S.: Eben sehe ich wie lang der Text geworden ist, sorry, ich kann mich zur Zeit nicht gut kurz fassen :thinking blue:
      @rose16: Hab mir grad noch einmal meinen Beitrag durchgelesen und wollte auch nicht, dass er zu "hart" klingt. Aber ich denke/hoffe, du nimmst es mir nicht übel, was ich geschrieben habe. Danke für dein Kompliment ;)
      @Fylgja: Vielen Dank für deine lange Antwort! Du hast mehrere Dinge angesprochen, wo ich dachte: "Das stimmt, sie triffts genau damit!"
      Vor allem sprichst du aus, was ich schon lange fühle und verdränge, ich sollte zumindest versuchen, schrittweise offener damit umzugehen. Zumindest im Kollegium. Es würde bestimmt einiges helfen, wenn ich wenigstens im Lehrerzimmer ein Stück weit ehrlicher und mehr "ich selbst" sein könnte, so als Ausgleich und kleine "Oase" im "harten Kampf draußen" (ist nicht böse gemeint, ich liebe meinen Beruf). Müsste mal ganz vorsichtig und langsam meine Fühler ausstrecken, ob jemand dabei wäre, der in Frage käme. Ich fühle mich momentan im Kollegium insgesamt nicht sehr wohl, weil es viele gibt, die ihr Ding durchziehen, über Kollegen und Schüler lästern und das sprichwörtliche Fähnchen im Wind sind. Bei näherer Betrachtung blieben also auch nicht mehr als zwei oder drei in der "engeren Auswahl". Mal sehen.
      Als du über die Erfahrungen mit deinen eigenen Lehrern berichtet hast, hab ich mich auch ein Stück weit selbst erkannt. Auch bei mir war es so, dass es die Lehrer waren, die in irgendeiner Form selbst schon einiges durch hatten, die ich besonders gemocht und respektiert habe. Die mir auch am meisten geholfen haben. manchmal auch ohne viele Worte. Im Nachhinein betrachtet wollte ich auch immer so werden als Lehrerin. Ich hatte mich neulich ziemlich über eine Schülerin geärgert, weil sie nur noch verpeilt, unzuverlässig und unkonzentriert ist. Der Hinweis darauf, dass bei ihr zu Hause momentan viel im Argen ist hat mir genügt, anders damit umgehen zu können. Ohne große Worte und ohne mich großartig bei ihr "anzubiedern". Aber ich denke, es ist bei ihr angekommen, dass ich weiß und ein Stück weit verstehe und seitdem klappt es auch wieder besser.
      Und während ich das jetzt hier aufschreibe, fällt mir auf, dass das alles eigentlich auf einem gar nicht so schlechten Weg ist. Manchmal hilft halt doch der Austausch mit anderen, um sich selbst auch besser verstehen zu können...
      Jetzt scheint mir auch die leidige Referats-Angelegenheit nicht mehr so schrecklich. Wie es dann in der Realität wird, steht auf einem anderen Blatt, man wird sehen. Aber ein Stück weit bin ich jetzt schon mal "aufgeräumter".


      Dank euch!
      @nightquest: Nein, es war noch nicht. Die Referate dauern so lang, dass wir nicht mehr als zwei pro Stunde schaffen. Also erst nach den Ferien. Aber wenn ich dran denke, wird mir ganz anders. Bis gestern war ich ganz positiv gestimmt, aber inzwischen graut mir doch ziemlich davor!
      Gab es denn einen Auslöser oder gibt es einen für dich erkennbaren Grund, wieso du jetzt wieder mehr Angst hast? Bei deinem letzten Posting in diesem Thread klangst du ganz zuversichtlich. Was brauchst du, was kannst du für dich tun, um diesen Zustand wieder zu erreichen?
      Hast du mittlerweile mal deine Fühler ein bisschen ausgestreckt, hinsichtlich der Kollegen und wem du es erzählen könntest?

      Ich hatte mich neulich ziemlich über eine Schülerin geärgert, weil sie nur noch verpeilt, unzuverlässig und unkonzentriert ist. Der Hinweis darauf, dass bei ihr zu Hause momentan viel im Argen ist hat mir genügt, anders damit umgehen zu können. Ohne große Worte und ohne mich großartig bei ihr "anzubiedern". Aber ich denke, es ist bei ihr angekommen, dass ich weiß und ein Stück weit verstehe und seitdem klappt es auch wieder besser.

      Ja, genau das habe ich gemeint. Also Kopf hoch, in diesem Punkt bist du genau wie ein guter Lehrer sein sollte. Und wenn die Schüler merken, dass du generell bei sowas verständnisvoll reagierst und sensibel mit sowas umgeht, werden sie sicherlich auch dein Verhalten bei dem Referat so bewerten.

      Und vergiss nicht: Es sind Schüler. Die haben besseres zu tun als den ganzen Tag über ihre Lehrer nachzudenken (nicht böse gemeint).
      Ja, besagte Schülerin hat mich gestern mit Bildern zum Thema konfrontiert, obwohl ich gesagt hatte, sie soll die Bilder weglassen. Die Konfrontation war so unterwartet und noch unerwarteter war meine Reaktion, Herzrasen, schweißnasse Hände mit einem Mal, Zittern. Nicht, weil ich die Bilder so schlimm fand (ist ja nicht so, dass ich so einen Anblick vergessen hab). Das nicht. Warum allerdings dann, weiß ich nicht. Fiel mir schwer, mich wieder danach zu sortieren, hoffe, sie hat nichts gemerkt.
      Und so absurd das alles war, es stand genau der Kollege dabei, den ich in den letzten Wochen mehr und mehr zu schätzen gelernt habe. Der dann ein bisschen blöd reagiert hat (eigentlich gar nicht, ich war halt überempfindlich und schließlich kann er nichts wissen).
      Na ja, jedenfalls war ich gestern selbst über mich erschrocken, weil ich nicht dachte, dass ein paar Bilder so viel auslösen können...
      Hallo,

      ich habe deinen Beitrag etwas verfolgt, auch wenn ich nicht alles gelesen habe. Und ich wollte dir einfach nur schreiben, dass dich diese ganze Sache bestimmt in deiner persönlichen Entwicklung ein ganzes Stück weiter nach vorn bringen wird. Allein schon das Betrachten aus dieser "neuen, erwachsenen" Perspektive und das "Erwachsen bleiben", auch wenn du dich gern verkriechen würdest, zeigt dir doch, dass du zu viel mehr in der Lage bist, als du selber denkst!

      Kopf hoch! Es wird sicher alles gut gehen und du wirst das meistern!!!!! So wie du sicher schon viel in deinem Leben gemeistert hast!

      Liebe Grüße
      Feejaa
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      @Feejaa: Danke für deine aufmunternden Worte. Ich hoffe, dass ich das irgendwie meistern kann, ohne mein Gesicht zu verlieren. Jetzt sind zum Glück erstmal Ferien. Und dann muss ich schauen, ob ich mich überwinden kann, eine Stütze unter den Kollegen zu suchen. Allein schaff ichs vermutlich nicht so gut. Es tut schon gut, hier drüber schreiben zu können.
      Oh, tut mir Leid, ich hatte gedacht, das Referat wäre schon gewesen...

      Hm, schade, dass dein Kollege für dich blöd reagiert hat. Ist ja auch irgendwie doof, wenn du sagst, sie solle die Bilder weglassen und sie sie trotzdem nimmt.

      Ich glaub an dich, dass du das schaffst. Sowohl die Stütze unter Kollegen als auch das Referat!! :)
      Schöne Ferien dir.
      LG
      Sometimes the people around you
      won’t understand your journey.
      They don’t need to, it’s not for them.
      (Joubert Botha)
      Jetzt kram ich das mal eben wieder raus hier, kleines Update...
      In den nächsten Tagen ist es dann soweit. Bin ganz schön zerstreut im Moment, ich glaube, das hängt damit zusammen. Krieg wenig vernünftig auf die Reihe, vergesse viele wichtige Dinge, bin einfach nicht bei der Sache und immer abgelenkt. Es geht so vieles in meinem Kopf rum gerade. Durch das Referat bin ich mit einem Mal mit Themen konfrontiert, die ich nie wirklich aufgearbeitet habe. Wo wahrscheinlich noch so viel dahintersteckt. Ich habs all die Jahre weggeschoben und jetzt kommt eine Schülerin und bringt mich ohne ihr Wissen so ins Wanken. Verrückt.
      Allein damit fühl ich mich immer noch. Jeder hat zur Zeit viel zu tun, man trifft den anderen zwischen Tür und Angel, man grüßt sich und wechselt maximal ein paar nette Sätze unter Kollegen. Es ist einfach keine günstige Zeit grad, mal mit der Person meines Vertrauens ins Gespräch zu kommen. Und ich will ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sowas braucht Ruhe. Will auch keinen damit "belästigen", weiß nicht, wie ichs ausdrücken soll.
      Ich möchte einfach nur, dass es vorbei geht.
    • Benutzer online 1

      1 Besucher