Angst das der Partner wieder anfängt zu trinken...

      Angst das der Partner wieder anfängt zu trinken...

      Ich weiß zwar noch nicht warum ich schreibe, bloß wenn ich weiterhin es für mich behalte, platze ich irgendwann!!!

      Mein Partner ist zur Zeit trockner Alkoholiker und neben dieser Diagnose hat er zusätzlich noch Depression. Er hat letztes Jahr seine 2. Langzeittherapie gemacht. Nach dem er ständig akut in der Klinik war und sich wieder und wieder zu laufen hat lassen.

      Anfang Januar stritten wir uns wieder, diesmal ging er aus der Wohnung und ging zu sich und trank eine Flasche Goldkrone aus. Ich suchte ihn und fand ich sturzbetrunken bei sich. Er war so neben sich heulte nur rum und ich eben so weil ich mich so hilflos fühlte. Ich bemutterte ihn und redete wie mit einem Kleinkind er solle sich hinlegen und schlafen. Er bettelte ich solle ihn nicht verlassen.
      Ich war am Rande des Nervenzusammenbruchs!
      Wir redeten viel und fingen eine Paartherapie an. Im Februar diesen Jahres kanpp 4 Wochen später trank er wieder und ich wusste wieder nicht was ich tun sollte. Ich heulte nur rum und begab mich selbst in Schwierigkeiten, ich wurde rückfällig!!! Könnte heut noch über mich selbst wütend sein.
      Warum ich eigentl. schreib er hat Spätschicht und schickte mir eine SMS wo er sich selbst runter zog. Nun hab ich Angst das er nach der Schicht zu sich fährt un ein weiteres Mal säuft und somit die Beziehung aufs Spiel setzt.
      Ich kann in meinem Bekanntenkreis nicht reden darüber, ich decke ihn sogar, alle denken in drei Wochen ist er ein Jahr trocken, nur wir wissen das es anders ist.
      Es macht mir einfach nur Angst, Ich misstraue ihm obwohl ich ihn liebe! Ist das normal?




      [edit: 2 Sätze rausgenommen. Bitte die Löschkriterien beachten. Free]
      hallo,

      das ist nicht nur normal, sondern auch eine sehr gesunde reaktion, dass man misstrauisch ist und angst davor hat, dass er erneut rückfällig wird.

      ich weiß nicht, inwiefern das bei eurer paar-therapie schon mal thema war, aber sagt dir der begriff co-abhängigkeit was? ohne da groß ferndiagnostizieren zu wollen, klingt das für mich extrem danach, als seist du mitten in einer drin.
      co-abhängig bedeutet, dass der partner, die eltern, die kinder, angehörige und auch freunde quasi zusammen mit dem eigentlich erkrankten abhängig sind. nicht im sinne von gemeinsamem konsum, aber eben in den restlichen "symptomen" und verhaltensweisen. eine davon beschreibst du schon selbst: für ihn lügen, ihn decken und niemandem von seinen rückfällen erzählen.
      eigentlich ist diese co-abhängigkeit eine sehr logische reaktion auf die sucht eines nahestehenden menschen. denn im grunde will man ja nicht, dass es dem, den man liebt, so schlecht geht, dass er sich selbst so schadet und in folge dessen probleme in anderen lebensbereichen bekommt (arbeit, familie, soziales umfeld, schulden, whatever). deswegen versucht man, das alles aufzufangen, fängt an zu lügen und denkt sich, man muss dicht halten, weil man den anderen sonst bloß stellt und ihm noch mehr probleme macht als er eh schon hat.

      aber, und das ist der erste grund, warum diese co-abhängigkeit nicht nur dir selbst, sondern auch deinem partner schadet: davon ändert sich nichts. wenn er weiß, dass du ihn deckst, ihn versorgst, wenn er getrunken hat, sich streits damit erledigen, dass er zur flasche greift - welchen anreiz hat er, die sucht in den griff zu bekommen?
      das problem bei einer sucht ist ja, dass da niemals nur einer, der der konsumiert, von betroffen ist. das umfeld steckt da immer irgendwie drin. zB durch die sorge, die du spürst, die angst davor, dass ihm was passiert wenn er betrunken ist. das, was er da tut - nach einem streit zu trinken zB - ist wahrscheinlich nicht mal eine bewusste, aber dennoch eine emotionale erpressung. vielleicht ist das seine bewältigungsstrategie, aber für dich bedeutet das doch: wir streiten - er geht - ich muss angst haben, dass er trinkt - er trinkt - ich muss mich um ihn kümmern und ihn auffangen. damit geht nicht nur das eigentliche streitthema (ich weiß nicht worum es ging, aber vllt war es ja wichtig für dich) unter, sondern das bringt dich gleichzeitig in die situation, angst vor neuen streits oder unmutsbekundungen deinerseits zu haben, weil er wieder trinken könnte.
      wenn du das mit machst und in dieser situation bleibst, unterstützt du ihn indirekt in seiner trinkerei. versteh mich nicht falsch, auf keinen fall bist du schuld daran, dass er trinkt. das ist seine entscheidung, sein weg und sein eigenes problem. aber du machst es ihm durch deine hilfe leichter, es zu tun, weil er weniger konsequenzen spürt, als er spüren würde, wenn du nicht da wärst und ihm auf gut deutsch den arsch retten würdest.

      viel wichtiger finde ich dabei aber: du musst FÜR DICH was an der situation verändern. ein leben in ständiger sorge, mit solchen ausbrüchen und schlimmen phasen, die du selbst nicht verschuldest und bei denen du dennoch mit drin hängst, ist so anstrengend und so kräftezehrend. dass du rückfällig geworden bist, dass du sagst, du platzt, wenn du weiter darüber schweigst - das sind deutliche warnzeichen dafür, dass dein kopf das nicht ertragen kann. und deswegen ist es in meinen augen notwendig, dass du was tust, um dich da soweit es geht zu entlasten. eine möglichkeit wäre zB die paartherapie, wo du das alles thematisierst, oder auch eine suchtberatungsstelle, die auch immer für angehörige da sind. in größeren städten gibt es meist auch selbsthilfegruppen für angehörige von alkoholikern, in denen sich die leute austauschen können. hat er denn momentan eine medikamentöse und therapeutische begleitung? DIE wären die richtigen ansprechpartner für seinen suchtdruck, seine probleme, von denen er meint, sie mit alkohol bewältigen zu müssen.
      vielleicht gehe ich da grade 10 schritte zu weit für dein empfinden und ich will auch nicht sagen, dass du das alles tun musst. aber: wichtig ist, dass du begreifst, was die situation mit dir macht. und dass nicht oberste priorität ist, deinen partner vor rückfällen zu schützen und ihn zu decken, sondern dass du, deine gesundheit und deine stabilität am wichtigsten sind. du kannst ihn nicht retten. egal, wie oft du es versuchen wirst, egal, wie weit du ihm entgegen kommst, wie sehr du von ihn unangenehmen dingen abschottest. wenn er den alkohol als lösungsmöglichkeit betrachtet, dann wird er trinken. völlig egal, wie sehr du versuchst, ihn davon abzubringen. das alles muss von ihm selbst aus kommen. und grade deswegen ist es so wichtig, dass du bei dir bleibst, auf dich achtest und deine kraft für dich und deine probleme verwendest.

      ich hoffe, dass da was für dich dabei war und auch, dass dein freund gestern die kurve gekriegt hat.
      alles liebe
      pacem.cordium
      Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
      Also mein Partner ist an diesem Tag Gott sei Dank nicht rückfällig geworden.
      Mein Partner geht seit Jahren bei uns in die Suchtberatung zum Einzel- und Gruppengespräch. Angeblich hilft es Ihm. Neben bei ist er noch Bei einer Psychologin und hat dort eine Langzeittherapie. Wo er allerdings bei Beiden nicht drüber redet das er rückfällig wurde. Die Therapie würde sonst abgebr*ch*n werden sagt er. Angeblich muss er er während der Therapie trocken sein.
      Zum Thema Co-Abhängigkeit, scheinst du Recht zu haben, ich schaffe es nicht mehr auf meine eigenen Bedürfnisse einzugehen. Ohne ihn geh ich nicht mehr raus (Einkaufen etc.) Früher war ich wesentlich selbstständiger. Ich liebe diesen Menschen. Er gibt mir Sicherheit und Halt. Trotz allem ist es oft schwierig da wir beide nun mal eingeschrängt sind aufgrund der Erkrankungen.
      Wir hatten eine Paartherapie begonnen, ich stellte einen Antrag beim weißen Ring, (weil ich selbst ja auch O*f*er) bin. Wurde leider abgelehnt, es tat mir gut dort die Tatsachen auf den Tisch legen zu können, was bei uns schief läuft. Ich habe auch für meine Verhältnisse mich öffnen können.
      Hallo,

      ich sehe das ähnlich wie pacem.cordium.

      Es ist sehr wichtig, dass du auf dich selbst achtest, dass du nicht daran kaputt gehst.
      Das mit dem nicht trinken muss von deinem Freund aus kommen. Wenn er trinken will, kannst du ihn davon nicht abhalten. So schwer und hart das ist, aber das muss einzig und allein von IHM aus kommen, dass er trocken bleiben will.

      Ich kenne das alles aus eigener Erfahrung.

      Ich bin seit 2 Jahren und 3 Monaten selbst trockener Alkoholiker. Also ich weiß wovon ich spreche.
      Als ich noch getrunken habe, habe und hätte ich mir niemals das Trinken verbieten lassen! Wenn man in dem Teufelskreis tief drin steckt, ignoriert man jegliche Hilfe und gute Zusprüche von außen
      "Hör doch endlich auf!" oder "Tu es für mich!" oder ähnliche Sprüche stoßen da leider meist auf taube Ohren. So hart das für die Angehörigen auch ist.
      Aber wenn es nicht von einem selbst aus "klick" macht, sind alle anderen von außen völlig machtlos.
      Ich hab mir das auch nie verbieten lassen. Bei mir hats zum Glück irgendwann "klick" gemacht und ich wollte von mir aus was an der ganzen Situation ändern.

      Dass allerdings die Therapie abgebr*ch*n wird, weil er rückfällig geworden ist, kann ich nicht so recht glauben.
      Ich bin auch seit über 2 Jahren in Therapie bei einer Psychologin und auch schon länger in der Suchtberatungsstelle.
      Mir wurde da nie sowas gesagt. Im Gegenteil. Meine Psychologin hat mich schon öfter gefragt, ob ich ihr das sagen würde, wenn ich rückfällig geworden wäre und auch, dass das sehr wichtig wäre, dass ich das ihr anvertraue. Denn wenn es zu einem Rückfall kommt, muss schnell professionell gehandelt werden und da hätte mich meine Psychologin nicht mir selber überlassen indem sie die Therapie abgebr*ch*n hätte.
      Auch bei der Suchtberatungsstelle wurde mir schon mehrmals gesagt, dass mir das Trinken eigentlich keiner verbietet und es meine Entscheidung ist was ich mache. Allerdings kenne ich ja die Folgen einer solchen Entscheidung, wieder mit dem Trinken anzufangen und wenn es dazu kommen würde, müsste sofort gehandelt werden und da würde mich die Frau der Suchtberatungsstelle auch nicht im Stich lassen.
      Es wäre schon wichtig, dass er es da sagt, dass alle die Situation besser einschätzen können.
      Vielleicht hat er auch ANgst, dass er dann in ne Klinik muss, was er nicht will oder so. Das könnte ich mir jedenfalls gut vorstellen.

      Zum Thema Co-Abhängigkeit würde ich auch sagen, schau dich mal nach Selbsthilfegruppen für Angehörige um. Da gibt es überall welche.
      Die können dir da sicherlich weiterhelfen. Denn du musst unbedingt auf DICH achten, dass du nicht an der Situation kaputt gehst!!!

      So, sorry für den langen Text, aber das wollte ich dir unbedingt mit auf den Weg geben.
      Falls du Fragen hast, kannst du dich gern an mich wenden.

      Ich wünsch dir alles gute und dass du für dich einen Weg findest.

      Liebe Grüße

      black rose