Fehldiagnose Borderline und das Leben das dabei kaputt ging

      Fehldiagnose Borderline und das Leben das dabei kaputt ging

      Hallo und guten Abend.

      Ich muss mich jetzt hier endlich mal melden. Im Forum bin ich schon seit einigen Jahren. Ich bin heute 23 Jahre jung und wurde in sehr jungen Jahren mit Borderline (fehl)-diagnostiziert. Heute nach Jahren, Klinikodyseen ohne Ende und einer erfahrenen Therapeutin bei der ich seit geraumer Zeit in Therapie bin und meiner Psychiaters der mich seit 6 Jahren begleitet, ist vor kurzem das Thema gefallen. Ich bin mit Borderline fehldiagnostiziert worden. Ich habe eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung und meine Reaktionen auf die Traumata in meiner Kindheit, wurden unter dem Deckmantel einer Borderline Diagnose zusammengefasst. Für mich hat diese Unachtsamkeit erhebliche Folgen die bis heute andauern. Ich bin körperlich chronisch krank, eine seltene Erkrankung, immer wieder passiert es, dass mir Ärzte keinen Glauben schenken. Das erste was in meiner Krankendatei aufleuchtet sind die Klinikaufenthalte (der letzte ist im Herbst 4 Jahre her!) und meine Bordi Diagnose. Meistens werde ich zuerst mit dem Vorwurf der Manipulation und Simulation konfrontiert - das obwohl ich immer meinen Ausweis bei mir trage, der mich offiziell als Erkankte einer MG "auszeichnet". Ich finde das schrecklich, auch wie mein Umfeld immer wieder reagiert. Die meisten Leuten können es überhaupt nicht ertragen, das ich mittlerweile mein Abitur nachgeholt habe und studiere und nebenbei einen Job ausübe bei dem ich als Betreuerin tätig bin. Da ich unter SVV gelitten habe, wird immer sofort auf Borderline rückgeschlossen - das hat mir einmal den Job gekostet.

      Ich wollte fragen ob es hier vielleicht Gleichgesinnte gibt? Und ich möchte alle eindringlich warnen, von Online Tests oder irgendwelchen Therapeuten die es sich anmaßen nach einem Erst-Gespräch eine Borderline Diagnose zu stellen. Es ist nicht schön wenn man eine Persönlichkeitsstörung aufgestempelt bekommt und sich diese dann im Nachhinein als "fehl" am Platz rausstellt. Jahre später nämlich.

      Mir geht es hier keinenfalls darum, diagnostizierte Borderliner von ihrer Einsicht und der Diagnose abzubringen und zu bekehren, aber ich möchte nur mahnen mit Verdachten vorsichtig umzugehen... Was mal am Papier steht, das kriegt man nur mehr schwer weg...
      be strong - believe - move on...



      Hallo,

      Ich wollte erst mal anmerken dass der Thread ziiiemlich an der Grenze ist was die LR angeht, aber das werden dann die Mods entscheiden.

      So, aber nun zum Thema.
      Ich hab in der Hinsicht die Erfahrung gemacht, dass das bei mir kurz nach meinem 15. Geburtstag diagnostiziert wurde (und da stand wirklich BPS und nicht Borderline-Entwicklungsstörung), was jetzt auch nciht das Alter ist wo man 100%ig davon ausgehen kann dass das so bleibt. Jetzt bin ich 18 und hab den Segelflugschein und führe ein annähernd normales Leben.


      Aber mal an dich:
      Macht es so einen Unterschied ob man da jetzt BPS oder PTBS am Papier stehen hat?
      Und normalerweise geht es doch einen Arbeitgeber nichts an was du für Diagnosen hast?

      LG, wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Au weh, das hab ich verschwitzt, aber ich dachte, da ich ja keine Diagnose stelle, ist der Thread nicht grenzwertig? Wenn ja, dann tut es mir leid.

      Nein Diagnosen gehen keinen Arbeitsgeber etwas an, nur lassen sich manche Dinge nicht verstecken und ich finde das öffentliche Bild das über die Diagnose Borderline herrscht ist schon ein gewaltiges, übrigens macht es genau in diesem Punkt für mich einen Riesenunterschied ob Borderline vom Typus aggressiv in einem Arztbrief steht, oder eine PTBS. Vor allem wenn man mal überlegt, was das bedeutet eine schwere Persönlichkeitsstörung diagnostiziert zu bekommen (die dann in so vielen Fachkreisen als absolut "irreversibel" gilt. Ich will gar nicht erzählen wie lange ich ambulant nach einem Therapeuten gesucht habe. Auch in diversen Klinikaufenthalten war einzig vorrangig nur mehr die Diagnose und es hieß immer Borderline, Borderline, das hat mich oftmals schon sehr wesentlich beeinträchtigt, vor allem bei den Kommentaren vieler Pfleger und Pflegerinnen (unsere Psychiatrie hier, ist da etwas eigen) und das Gefühl mit knapp 15 Jahren von Niemandem mehr verstanden zu werden. Dabei wurde ich von ärztlicher Seite nie aufgeklärt, von meiner Diagnose habe ich im Arztbrief erfahren. Dann habe ich gegoogelt, und es haben bestimmt Dinge zugetroffen. Ich weiß noch das ich dann begonnen habe sämtliche Bücher zu besorgen und Ratgeber zu durchforsten aber ganz anfreunden konnte ich mich damit nie.

      Ich finde es einfach ziemlich bedenklich, wie schnell heutzutage eine Borderline Diagnose vergeben wird und wie hartnäckig sich diese dann hält und deswegen finde ich sollte man besonders vorsichtig damit umgehen und auch selber hellhörig sein. Meiner Meinung nach kann man nach nur wenigen Erstgesprächen absolut keine Diagnose stellen und dann schon gar nicht solch eine Diagnose. Mir kommt vor in den letzten Jahren, das wird langsam zur Mode..
      be strong - believe - move on...



      Ich möchte doch hierzu kurz etwas sagen

      Red Silent schrieb:

      Ich finde es einfach ziemlich bedenklich, wie schnell heutzutage eine Borderline Diagnose vergeben wird und wie hartnäckig sich diese dann hält und deswegen finde ich sollte man besonders vorsichtig damit umgehen und auch selber hellhörig sein.


      Die Erfahrung, dass die Diagnose "zu schnell" gestellt wird, habe ich nicht gemacht. Bei mir zum Beispiel, und auch bei vielen anderen die ich kenne, hat es fast ein Jahr gedauert, bis ein Therapeut sich mal getraut hat, das Wort in den Mund zu nehmen. Also Ich denke schon, dass sie die Therapeuten in der Regel genau überlegen, welche Diagnose sie dir geben. Vielleicht haben bei dir einfach die meisten Symptome damals auf BPS hingedeutet und mittlerweile einfach nicht mehr. Ich will da jetzt nicht mutmaßen. Eine Freundin von mir, war wegen BPS in einer Klinik und ein paar Monate später hat ihr Therapeut ihr mitgeteilt, dass sie doch kein BPS hat.
      Aber ich finde, dass das überhaupt nichts ändert. Ob man jetzt die Diagnose hat oder nicht. Ich habe das Gefühl, dass du einfach ein bisschen Pech hattest wie zB mit dem Pflegepersonal, denn alles was ich bisher mitbekommen habe war nichts in der Richtung.

      Liebe Grüße,
      SueShii
      Kannst du die verborgene Seite des Mondes sehen?", fragte er.
      Sie schüttelte den Kopf.
      "Nein. Egal wo man gerade ist auf der Welt, den Mond sieht man immer nur von einer Seite."
      "Also sehen alle nur dieses traurige Gesicht", sagte er. "Ich dachte, auf der anderen Seite lächelt er vielleicht."
      Hey du,

      da ist bei dir ja wohl einiges schief gelaufen. Ich möchte dich auf ein paar Dinge aufmerksam machen.

      Red Silent schrieb:


      Auch in diversen Klinikaufenthalten war einzig vorrangig nur mehr die Diagnose und es hieß immer Borderline, Borderline, das hat mich oftmals schon sehr wesentlich beeinträchtigt, vor allem bei den Kommentaren vieler Pfleger und Pflegerinnen (unsere Psychiatrie hier, ist da etwas eigen) und das Gefühl mit knapp 15 Jahren von Niemandem mehr verstanden zu werden.


      Du schreibst hier selbst, dass die Psychiatrie in deiner Gegend dort etwas eigen war. Hinzu kommt - du warst erst 15? - dass sich die Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie sehr stark von Erwachsenenpsychiatrie unterscheidet. In der KJP werden zum Beispiel wesentlich weniger und vorsichtiger Medikamente eingesetzt als bei den Erwachsenen. Bei vielen, besonders bei Kindern, steht Erziehung noch stark im Vordergrund. Und die Patienten sollen sich dort relativ "wohl" fühlen... in der KJP bei mir in der Nähe gab es z.b. für jeden ein kleines Weihnachtsgeschenk und zum Geburtstag durfte man sich auch etwas wünschen. Ich fühlte mich dort fast wie in einer Jugendherberge, weshalb meine Therapeutin öfter über eine Verlegung in den Erwachsenenbereich nachdachte.
      Denn, in der KJP (ich hatte damals Verdacht auf PTBS, heraus kam Borderline, also der umgekehrte Fall), waren die Pfleger teilweise ziemlich überfordert mit mir und ihnen sind keine anderen Maßnahmen eingefallen als Verhaltensanalyse oder Ausgangsssperre. Auf die Idee, einfach mal ein Krisengespräch zu führen, oder mir Skills zu zeigen (z.b. Dinge aus dem Notfallkoffer), kamen sie nicht. Dabei habe ich mit meinem Verhalten genau das erreichen wollen.
      (Egal, ich schweife ab.)

      Ich möchte dir damit sagen, dass ich es zwar bedauere, dass in deinem Leben so viel schief gelaufen ist, möchte dich aber darauf aufmerksam machen, dass ich nicht glaube, dass die Diagnose alleine dafür verantwortlich ist. Ich hoffe, du fühlst dich dadurch nicht angegriffen, aber die Grenzen zwischen den Diagnosen, besonders PTBS und Borderline, sind oftmals fließend. Wo zuerst eine BPS vermutet wird, kann "nur" eine PTBS hinterstecken und umgekehrt.... aber für mich sind all diese Dinge nur Namen. Namen, die annähernd das beschreiben, was in uns vorgeht.

      Und da sich die Symptome nicht immer gleich äußern (du v*rl*tzt dich ja nicht immer gleich stark, sondern mal mehr, mal weniger und hast ggf. noch andere Problemverhalten), kann es sein, dass mal eher die Diagnose BPS und mal eher PTBS zutrifft.
      In der Tagesklinik, wo die BPS eindeutig festgestellt wurde (aus der KJP hieß es "emotional instabile Persönlichkeit), hat sich meine Therapeutin erst nach zwei Wochen mit mir zusammengesetzt und erst die einzelnen Symptome abgesprochen, also was sie glaubt, was bei mir zutrifft, und was nicht. Von den 9 Kriterien trafen 6 zu... womit es sein kann, dass jemand anders mit der Diagnose, völlig andere Probleme hat als ich.

      Probleme im Arbeitsleben hättest du mit der anderen Diagnose mit Sicherheit auch gemacht. Die Sache ist immer die, dass Arbeitgeber natürlich Arbeiter haben wollen, die "funktionieren", die also ihre Arbeit gut erledigen, im besten Fall ein Team ergeben und gut ist. Wer in irgendeiner Weise auffällt, sei es durch sein Verhalten (wie bei meiner 3. Ausbildung), oder durch Gerüchte, die sich als wahr herausstellen und für den Arbeitgeber ein No Go sind (bei meiner 2. Ausbildung) oder aber wer durch Krankheit auffällt (sei es häufige Fehlzeiten oder aber Nervenzusammenbruch während der Arbeit und dadurch Arbeitsabbruch), wird aussortiert. Ich glaube nicht, dass die Diagnose dort einen unterschied gemacht hätte. Das sind nur vermutungen...

      hast du denn damals auf der Arbeit gesagt, dass du BPS hast?
      Oder hast du es verheimlicht?

      Ich bin zwar generell für offenen Umgang, muss aber gestehen, dass selbst die Chancengeber leider sehr schnell kein Verständnis mehr für mein Verhalten hatten. Was aber nicht daran lag, dass ich BPS habe - sie kannten meine DIagnose nicht - sondern schlicht und einfach an meinem Verhalten, das ich an den Tag legte und an meinen Unsicherheiten, dank denen ich mich noch dümmer verhalten habe. Irgendwann wurde es einfach zu auffällig, so dass ich (in der Probezeit) aussortiert wurde.
      Nun, es gefällt mir auch nicht, dass ich nun mehr oder weniger arbeitsunfähig hier rum sitze und darauf warte, meine Zeit in einer Tagesstätte abzusitzen - aber es ist der einzige Weg, der funktioniert.....

      Was die Therapeutensuche angeht, kann ich dir sagen, dass diese so oder so schwierig ist. Da ich meine nThera auch bald wechseln darf (er ist Kinder- und Jugendlichentherapeut), stehe ich vor dem selben Problem. Allerdings sage ich nie, welche Diagnosen ich habe, sondern ich erzähle von meinen Problemen und Baustellen, da jeder Arzt und Therapeut sowieso eine andere Diagnose stellt. Da hat sich auch bei mir, bei 4 Klinikaufenthalten, ordentlich etwas angesammelt.... 8| Vielleicht wäre das ja eine Hilfe für dich?

      Du darfst dich nicht zu sehr über eine Diagnose identifizieren. DIe Krankheit ist ein Teil von dir - nur ein Teil. Es gibt auch stabille Teile in dir.

      Liebe Grüße
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Vielen Dank für eure Beiträge. Ich habe aber das Gefühl ich hab mich vielleicht zu einseitig ausgedrückt. Ich wollte damit nur aufmerksam machen was passieren kann wenn vorschnell verurteilt wird. Und ich habe in den letzten Jahren doch immer wieder Unterschiede gesehen im Bezug auf die Reaktion bei BPS oder PTBS - ich wünschte es wäre nicht so, aber es ist leider so. Das ist natürlich auch nur meine individuelle Erfahrung die ich weitergeben kann und die natürlich subjektiv ist. Meine Therapeutin möchte auch die Diagnose BPS anfechten damit sie nicht mehr auf der E-Card aufscheint. Bei mir wurde das nämlich abgespeichert neben dem Hinweis auf meine frühere Abhängigkeit von Drogen (die aber richtig diagnostiziert wurde und auch zutreffend ist).

      Ich bin kein Mensch der seine Diagnosen preisgibt, noch identifiziere ich mich damit (natürlich bis zu einem bestimmten Grad, tut das jeder). Warum ich meine Stelle verloren haben war aufgrund meiner Arme. Ich schn**de schon seit 4 Jahren nicht mehr, aber ich habe doch ein sehr intensives Ausmaß, das man trotz langer Ärmel teilweise sehen kann. Das hat damals gereicht, würde die Vermutung ich hätte BPS und sowas braucht man eben nicht. Natürlich hätte ich mich dagegen wehren können - aber wozu ??

      Und ich habe keine Probleme mehr mit Therapeutensuche, wie gesagt, ich bin mittlerweile seit 3 Jahren in Therapie und seit 6 Jahren bei meinem Psychiater.

      Ich bekomme nur noch genug mit und ich finde das schlimm.. vor allem wenn man dann wie vor nem Monat in der Zeitung liest das mal eben im Müll Psychotherapie Akten gefunden wurden mit mehr als 1000 Namen, Sozialversichungsnummern inkl. Diagnosestellungen. Ja in der Tat nach 15 Klinikaufenthalten seit meinem frühen Jugendalter und nachdem ich viel Negatives als auch Gutes gesehen habe, verlass ich mich nicht auf das Recht der Schweigepflicht.

      Ich hab nur einfach das Gefühl der Trend (natürlich nicht nur bei BPS) geht immer mehr in die Richtung schnell zu diagnostizieren und das kann mitunter sehr gefährlich für die Betroffenen sein.

      Ich wurde letztes Jahr bei einer öffentlichen Veranstaltung angesprochen von Leuten die von mir mal gehört haben (die Welt ist ein Dorf) und mich dann auch gleich ganz ungeniert gefragt haben, du bist doch die mit Borderline...

      Ich hatte einige so Vorfälle und irgendwann ist man müde. Und natürlich weiß das Krankenhaus oder sämtliche Ärzte wo man hingeht sofort Bescheid, die haben ja alle elektronischen Dateien vor sich liegen und das ist ja in vielen Fällen auch wichtig. Ich finde nur das man vorsichtig sein sollte..

      Unsere KJP ist unter aller Kanone, aber das ist eine andere Sache..
      be strong - believe - move on...



      Huhu,

      ich finde es schön, dass Du eine Therapeutin und einen Psychiater gefunden hast, bei denen Du Dich wohlfühlst, gut aufgehoben bist.

      Vielleicht ist das für Dich wie
      ein neuer Antrieb mit mehr Kraft, Vertrauen und Zuversicht in die Zukunft zu blicken (:

      Deine Bedenken wegen der Speicherung Deiner Daten auf der eGK kann ich Dir nehmen, schau mal:

      "Patientenrechte werden durch die elektronische Gesundheitskarte gestärkt
      Das uneingeschränkte Selbstbestimmungsrecht der Versicherten steht bei
      der elektronischen Gesundheitskarte im Mittelpunkt. Zwar ist die
      Speicherung von medizinischen Daten noch in der Vorbereitungsphase,
      dennoch steht jetzt schon fest: Die Versicherten können selbst
      bestimmen, ob und welche medizinischen Daten auf ihrer Karte gespeichert
      werden. Es ist geplant, Patiententerminals aufzubauen, an denen die
      Versicherten die Daten auf ihrer Karte einsehen können. Lediglich die
      Verwaltungsdaten müssen verpflichtend auf der Karte gespeichert sein.

      Datenschutz hat höchste Priorität
      Der Schutz der sensiblen Gesundheitsdaten hat höchste Priorität. Jeder
      Versicherte entscheidet selbst, ob seine Gesundheitsdaten (z.B. Befunde, Diagnosen oder Notfalldaten) mittels der elektronischen
      Gesundheitskarte gespeichert werden. Dies ist gesetzlich geregelt."

      aus: Internetpräsenz Deutsches Gesundheitsministerium - Allgemeine Informationen zur elektronischen Gesundheitskarte"

      Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Therapie
      (:
      Liebe Grüße
      Waterlily
      Hallo Red Silent,

      das was du schreibst, konnte ich früher nicht so sehr nachvollziehen, inzwischen sehe ich da jedoch vieles wie du. Die Diagnose wurde bei mir auch gestellt, das war auch richtig so, inzwischen trifft vieles aber gar nicht mehr zu und in der Therapie geht es viel mehr um die PTBS und trotzdem gibt es z.B. Probleme bei meinem Antrag auf Verlängerung. Wie meine Therapeutin mir mitteilte und wie auch viele ihrer Kollegen/-innen die Erfahrung gemacht haben, reicht alleine schon die Diagnose auf einem Zettel, die bewirkt, dass die Wirksamkeit einer Therapie z.B. eher in Frage gestellt wird als bei anderen Diagnosen. Und somit habe ich dann anstatt sofort 160 Stunden bewilligt zu bekommen, mit Ach und Krach ein zweites Mal 80 Stunden bewilligt bekommen (mit dem Zusatz, dass danach aber Schluss ist), obwohl üblicherweise erst nach 160 Stunden bei einer Analyse die Probleme anfangen _könnten.

      Sicher werden Diagnosen schnell gestellt, alleine schon weil die Krankenkasse _irgendwas braucht, um damit zu arbeiten, zu bewilligen, abzulehnen usw. Und genau da liegt der Gefahrenbereich.

      Es tut mir leid, dass du solche Erfahrungen machen musstest und wünsche dir viel Erfolg, dass es jetzt weiter besser für dich weitergeht.

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
      And we are freedom fighters. For now...
      (The Tunics)


      ToWriteLoveOnHerArms
      Gerade in Psychiatrien wird gerne vorschnell der Stempel "Borderline" ausgepackt. Und leider gelten Menschen mit einer BPS-Diagnose dort oft als besonders schwierige Patienten. Gerade bei Kriseninterventionen werden die Diagnosen, die bei der Einweisung gestellt wurden auch einfach übernommen.
      Aber heute muss dir die Diagnose nicht erhalten bleiben und kann im Laufe deines Lebens auch mal nicht mehr zutreffen.
      Ich persönlich habe meine Borderlinediagnose lange Zeit kritisch hinterfragt, auch, als sie mir von mehreren Psychiatern und Therapeuten unabhängig voneinander gestellt wurde.
      Ich denke aber, dass es am wichtigsten ist, dass man Therapeuten und Ärzte findet, mit denen man gut zusammeN*rb*iten kann. Und dabei geht es ja nicht um Diagnosen, sondern ganz konkret um die probleme, die man so hat.
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „SoRaya“ ()

      Wenn ich mal kurz klugscheißern darf ;)

      es gibt auch schon fachleute, die der meinung sind, borderline SEI eine komplexe ptbs - aber nur die komplexe, nicht die "normale".

      andererseits höre ich immer öfter, dass borderline sehr gerne reingeknallt wird, also schon zB bei jugendlichen, die derartige verhaltensweisen vorweisen, aber im endeffekt "nur" eine heftige pubertät haben, um es jetzt mal lapidar auszudrücken (ist nicht abwertend gemeint).

      in der folge gibt es immer mehr menschen, die von jedem psychiater eine andere diagnose angehängt haben und sozusagen schon "sammeln" gehen können. borderline ist 1) nicht mehr so endgültig wie früher und wird 2) nicht mehr so ernst genommen - "hat doch eh jeder zweite"

      mir wurde auch von ein paar ärzten bzw. therapeuten gesagt, sie schreiben einfach borderline auf den zettel, wen wir um etwas ansuchen, das klingt "ernsthaft" und im endeffekt dient es nur dazu, dass die krankenkasse etwas verzeichnen kann, wofür die leistung erbracht wurde und ist im endeffekt egal.

      Ich zähle mal auf was ich schon bekommen hab:

      leichte bipolare störung

      stark akzentuierte persönlichkeit,

      depression

      bulimie

      emotional instabile entwicklungsstörung

      emotionainstabile persönlichkeitsstörung - borderline (mehrmals, daher ist es hängen geblieben)

      anpassungsstörung

      traumatische kindliche entwicklung

      massives selbsterletzendes verhalten

      narzissmus (nicht offiziell, das hat mir mal eine therapeutin gesagt, als ich sie gefragt habe, als was sie mich eigentlich diagnostizieren würde)

      Das habe ich alles bekommen im alter von 16-18.

      Danach wurden einfach nur noch borderline und bulimie genannt, und ich habs dabei belassen, da ich ohnehin in keine schublade passe und ich so die bewilligungen bekam, die ich brauchte....

      klar können "schlimme" oder vorurteilsbehaftete diagnosen schaden anrichten. aber glaub mir, wenn ich sage, dass es auch echte borderliner gibt, die durchaus nicht in gefahr laufen, "abzudrehen", die im normalen umgang und arbeit ziemlich normal sind. und die haben die richtige diagnose und können trotzdem schaden daraus haben. einfach weil borderline schon so vorurteilsbehaftet ist. (ich beschreibe das so: "die uninformierte breite masse bezeichnet uns alle als emos, die fachidioten bezeichnen uns alle als borderliner")

      Und was ich so gehört und gelesen habe ich eine komplexe btps eigentlich noch heftiger als borderline, oder? (wertungsfrei!)

      mal ganz abgesehen von dem ganzen zeug das ich das jetzt geschrieben hab: ein guter therapeut wird dich nicht wegen einer diagnose von vornherein abweisen, sondern dich erst mal kennen lernen. und dann stellt sich heraus, ob man miteinander arbeiten kann, oder nicht. nicht mehr und nicht weniger.

      Vielleicht hat ein therapeut keine oder schlechte erfahrungen mit dieser oder jener diagnose oder ein anderes fachgebiet - und trotzdem kann dann jemand mit dieser diagnose kommen und genau mit diesem menschen funktioniert es super und hilfreich. Es sind ja nicht alle borderliner oder menschen mit komplexer btps oder depressive oder essgestörte gleich wie alle anderen mit der selben diagnose - da spielt nämlich noch die individualität, der charakter, die geschichte, die art wie er es auslebt, wie reflektiert die person ist... eines jeden menschen rein.....



      ABER ich stimme dir zu, dass viele ärzte mit diagnosen um sich werfen, als währen es gratisbonbons. und man sollte nichts für bare münze nehmen, wenn man nicht das gefühl hatte, der arzt nimmt einen ernst und versteht was ihm sagt und es eine längere diagnostik war.

      Im zweifelsfall, wenn man eine diagnose hat, die man nicht für zutreffend hält, kann man ja zu einem anderen psychodiagnostiker gehen und das ganze nochmal machen...



      Und noch zum datenschutz - es gibt vorschriften, das stimmt, aber leider auch viele die das nicht so ernst nehmen. und irgendwo ist doch im gespräch, um das gesamte gesundheitswesen durchschaubarer zu machen und zu erfahren, was mit den patienten wirklich ist, die schweigepflicht ganz aufzuheben. ich weiß aber nicht, ob sie das wirklich durchsetzen... ich bin sicher, dass sich dann noch ganz viele menschen - vor allem therapieneulinge - in therapie trauen, wenn sie keine (wenigstens halbwegs) sicherheit haben, dass das was in der stunde besprochen wird dort bleibt.....toll.....
      Ich habe begonnen mich zu verletzen, weil ich zeigen wollte, dass ich am Boden bin.
      Dann erkannte ich, dass das Leben einen doppelten Boden hat.


      BLOG
      vorsicht, triggernder inhalt und fotos
      hmm fachleute... woran erkennt man den fachleute...

      also als ich vor 10 jahren in ner klapse war bekam ich nach dem dritten gespräch einen zettel mit fragen, auf der einen seite waren sie formuliert was man mag und auf der andren seite waren die gleichen fragen anders formuliert was man nicht mag. Ich mein zum langweilen reicht das, somit eine seite ausgefüllt und auf der andren habe ich mich dann ganz bewußt widersprochen... hab ich dem auch gesagt... das war damals nen offizieler boderline test... und nach 10 min auswerten war ich nach dem fachidiot dann borderliner... der typische borderliner, was das heißt konnte mir in der klapse aber damals keiner erklären... Wofür gibt es diagnosen wo keiner weiss was das ist ?

      Somit hab ich auch die diagonse borderline, ob ich einer bin interessiert mich ehrlich gesagt nicht, aber klar meine verwandten wählsten bücher ohne ende bis man dann entdeckte das mein hormonhaushalt gestört ist, somit ganz klar auch ne fehldiagnose die ich zwar nachwievor in meiner krankenakte finde.

      Es stimmt das viele leute was aufs auge gedrückt bekommen obwohl es nicht stimmt, das andre problem ist das, wenn leute was gesagt bekommen das sich manche dann auch so verhalten. Im endeffekt was für einen namen du dem kind gibst, sollte dir egal sein solange es dich nicht verändert (wer kann schon beurteilen ob man sich verändert) und grade darin sehe ich dir gefahr, wieso die leute kränker machen als sie sind ?

      Das es leute gibt die an borderline leiden stelle ich nicht in frage, damals also vor 10 jahren wenn man sich autoaggressiv verhalten hat war man borderliner. Punkt aus ende. Die aussage findet man ja heute auch noch, das das nicht sein muss, ist bei manchen fachidioten scheinbar noch nicht angekommen.



      MfG.

      Wolverine

      Red Silent schrieb:

      Da ich unter SVV gelitten habe, wird immer sofort auf Borderline rückgeschlossen [...]
      Ich wollte fragen ob es hier vielleicht Gleichgesinnte gibt? Und ich möchte alle eindringlich warnen, von Online Tests oder irgendwelchen Therapeuten die es sich anmaßen nach einem Erst-Gespräch eine Borderline Diagnose zu stellen. Es ist nicht schön wenn man eine Persönlichkeitsstörung aufgestempelt bekommt und sich diese dann im Nachhinein als "fehl" am Platz rausstellt. Jahre später nämlich


      mir geht es teilweise ähnlich.
      Ich v*rl*tze mich seit ca 13 Jahren selbst, hab (bzw. teilweise hatte) auch andere Symptome. Aber wenn ich eine Diagnose NICHT erfülle, dann ist es Borderline. Ich hab keine Stimmungsschwankungen, keine instabilen Beziehungen, kein impulsives Verhalten (das SVV ist zwanghaft, nicht impulsiv, bei mir) usw. Ich erfülle also die Hauptkriterien der emotional-instabilen PS nicht.
      Leider erfülle ich das "Kardinals-Kriterium" (wie es mein Psychiater genannt hat), nämlich SVV. Und leider ist es so, dass von ca 90% der Ärzte (inklusive Psychiater) direkt von SVV auf Borderline geschlossen wird. Oft auch unabhängig von Alter des Patienten, d.h. auch schon bei 14 oder 16 jährigen.

      Bei mir hat das die Auswirkungen gehabt, dass ich selbst irgendwann angefangen hab zu glauben, ich hätte BPS, und demenstprechend auch Stimmungsschwankungen, Instabilität usw. Ich hab nach diesen Symptomen "gesucht", weil alle Fachleute mir versichert haben dass ich die hätte.
      Ich hab Jahrelang Therapien wegen/gegen Borderline gemacht, also dbt usw.
      Wenn ich gesagt hab ich hab keine Stimmungungsschwankungen wurde mir nicht geglaubt und/oder ich wurde aufgefordert doch mal genauer hinzuschauen. usw.

      Naja, kurz und gut, als Mensch(en) mit selbstv*rl*tz*ndem Verhalten der KEIN Borderline hat hat man heutzutage scheinbar einfach "Pech gehabt" und fällt durch das gesamte Psychiatrie-Therapie-Netz durch.
      DBT und andere auf Borderline spezialisierte Therapieverfahren können ja nichts nützen, wenn man mit Instabilität, Emotionalität, Impulsivität usw garkeine Probleme hat! Als vergleich, es bringt ja auch nix, wenn man bei nem Gehirntumor auf Schlaganfall hin therapiert.
      Leider gibt es aber nichtmehr wirklich andere Therapieverfahren, die bei Mensch(en) mit selbstv*rl*tz*ndem Verhaltenn angewendet werden (im erwachsenen Bereich zumindest).

      Mir geht es inzwischen besser, ich denke auch nicht dass ich nochmal eine Therapie machen würde, aber noch vor einem Jahr war ich ziemlich verzweifelt, es ging mir absolut mies aber alles was mir angeboten wurde waren Akutpsychiatrie, was auf Dauer natürlich nix bringt, und dbt-Programm.
      Das ist schon sehr niederschmetternd wenn man quasie vollkommen alleine gelassen wird, nur weil man nicht in die "Standart-Mensch(en) mit selbstv*rl*tz*ndem Verhalten-Kategorie" passt.


      Geholfen hat mir, dass ich mich von dem kompletten "Diagnose-Wahnsinn" und vom kompletten "Psychiatrie-Therapie-System" distanziert hab, und versuche, so gut es geht, mein eigenes Leben zu leben. Ich weiß dass ich nicht das bin, was als "normal" oder "gesund" geht, aber nach über 10 Jahren Therapien, Psychiatrien usw hab ich einfach festgestellt dass es dort keine Hilfe für mich gibt, dass ich also, wenn ich irgendwie Leben will, meinen eigenen Weg gehen muss.
      Das ist nicht leicht, vorallem weil man eigentlich immer nur Kämpfen muss, sowohl mit sich selbst/seinem Kopf, als auch mit Behörden, Ämtern, Ärzten usw, aber ich muss sagen es geht mir insgesamt jetzt besser als zu den Zeiten wo ich in betreuten WGs/Kli niken/Therapien/etc war.

      Das ist natürlich nur mein persönlicher Weg, wie ich mit dieser Fehldiagnose umgehe, für andere mag ein anderer Weg besser sein, aber es ist eben EIN Weg.


      liebe Grüße
      the only way to get rid of a temptation is to yield it
      Hey , Red Silent

      ich finde es total gut und wichtig , dass Du dieses Thema ansprichst . Danke ! - Denn auch ich bin jahrelang mit dieser Diagnose "abgestempelt" worden . Letztlich hat sich auch bei mir herausgestellt , dass ich scheinbar an einer besonders schweren komplexen PTBS leide . Und für mich ist das (auch) ein riesiger Unterschied ! - ich fand´s nicht so schlimm eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert zu bekommen , denn die habe ich zweifelsohne ! - aber ich bestehe darauf , dass ich nicht "Borderliner" bin . Persönlichkeitsstörung bedeutet einfach "nur", dass das Selbstbild und das Weltbild "verzerrt" sind . Und das ist bei einer komplexen PTBS ja auch nicht gerade verW*nd*rlich , oder ?

      Jedenfalls bin ich SO unglaublich erleichtert , dass meine Theras und Betreuer mich nicht mehr als Bordi sehen . Das fühlt sich für mich beinahe so an , als wäre "ein böser Fluch" von mir abgefallen . - Denn auch bei mir ist es so , dass mein SVV in erster Linie zwanghaft ist - und nicht impulsiv . Zudem bin ich allermeistens ein sehr stetiger Mensch , der ganz , ganz viel Kontinuität und Sicherheit braucht . ich führe eine jahrzehntelange Liebesbeziehung und stabile langjährige Freundschaften . ich hasse jede Art von Risiken und "Kicks" - und zuguterletzt , hat mir DBT noch nie geholfen . - Ganz im Gegenteil ! - Obwohl ich mit einem hohen Maß an Motivation immer wieder versucht habe mich in dieses Therapiekonzept hineinzuzwängen ...... Es hat alles Leid nur noch verschlimmert .... :thinking blue:

      Sozusagen durch Zufall , wurde der Verdacht auf DIS ( früher: Multiple Persönlichkeitsstörung ) geäussert , und aufgegriffen ..... Und nun arbeitet meine Thera und meine Betreuer viel mit meinen inneren Kindern . Und mit den etwas älteren Kindern und Jugendlichen in mir , die langfristig die Kleinen beschützen sollen ....... Es geht auch viel um Nachnähren usw .

      Auf jeden Fall ist es so ziemlich das 1.Mal seit Langem , dass ich mich durch eine Diagnose nicht abgestempelt oder festgeschrieben fühle .

      Durch die DIS Diagnose fühle ich mich einfach wirklich gesehen , und habe das Gefühl irgendwie "zuhause" und bei mir angekommen zu sein .

      Unter Bordis fühlte ich mich schon immer ziemlich fremd und auch irgendwie beängstigt. Und da war immer das Gefühl ( egal ob in Kliniken oder betreuten WGs ) , so wie die anderen Bordis hier , bin ich doch gar nicht ???? - Dabei möchte ich an dieser Stelle nocheinmal ganz deutlich bekunden , dass jeder Bordi vor Allem Anderen und in 1. Linie ein total einzigartiges menschliches Wesen ist !!! ich möchte auf keinen Fall alle Bordis "in einen Topf werfen" !!!! - Und dennoch habe ich - gerade auch in Internet Foren - wie diesem - die Erfahrung gemacht , dass ich nicht "reinpasse" .

      Seit einigen Wochen bin ich in einem kleinen privaten Forum für Menschen , die "Viele" sind , - Und dort komme ich viel besser - also . total prima !!! - zurecht :) - Es passt einfach besser zu meiner Erlebniswelt

      Was für mich immer besonders furchtbar war an der Borderline - Diagnose : ich hatte in einer früheren Einrichtung , in der ich - trotz allem - 8,6 Jahre "überlebt" habe , einen sehr arroganten und autoritären Betreuer , der mir quasi mit verbaler G*w*lt den Stempel "Borderline" "einbrannte" , so sehr , dass ich selbst viel zu viele Jahre daran geglaubt hatte ...... Und für diesen Betreuer war ein Bordi automatisch ein manipulativer Simulant , der sowieso nur log und sein komplettes menschliches Umfeld absichtsvoll schikanierte ...... - Deshalb sprach ich weiter oben von einem "bösen Fluch"

      SORRY , Red Silent !!! wollte Dich eigentlich gar nicht "zutexten" :S ist aber nun leider !!! doch passiert ......

      Tut mir wirklich leid :S Das Thema "Fehldiagnose" war/ist total wichtig für mich . Aber es hat halt leider , wie man sieht , auch ganz schön viel "hochgespült"

      Wünsche Dir von Herzen ALLES LIEBE und GUTE , und dass Du es schaffst , Dich mehr und mehr von ungerechtfertigten "Stempeln" zu befreien :)

      Viele liebe Grüsse :) , Merle
      Ich habe mir Borderline oder eine ähnliche Krankheit gewünscht. Ich hab mich wirklich danach gesehnt. Ich verstehe gar nicht wieso sich alle immer über diese Diagnose aufregen. Sie eröffnet einem viel mehr Möglichkeiten als man denkt.
      In meinem ersten Klinikaufenthalt wurde mir eine schizoaffektive Psychose unterstellt (und ich sage wirklich unterstellt). Keiner vom Pflege- oder Ärztepersonal sprach mehr mit mir. Es gab keine psychologischen Gespräche, nicht mal irgendwelche Einzeltherapie. In der Visite wurden nur meine Medikamente verschoben. In der Rehamaßnahme das selbe Spiel. Der behandelnde Psychiater schrieb in seinen Abschlussbericht sogar noch hinein, dass ich wohl seit mehreren Jahren unter einem erheblichem Drogenkonsum leide. Er schrieb dies rein spekulativ und nur deshalb weil ich seine reine Medikamenten-Therapie ablehnte und die Medikation abgesetzt habe. Ich konnte mich mit den Tabletten kaum 1 Stunde auf den Beinen halten. An arbeiten dachte ich erst gar nicht. Erst wieder nach dem Absetzten wurde ich klarer im Kopf.
      Nach 2 Klinikaufenthalten und der Rehamaßnahme stand ich oft in der Praxis meines ambulanten Psychiaters. Ich fragte ich jedesmal was es denn für therapeutische Möglichkeiten gäbe und welche Kliniken denn meine Diagnose überprüfen könnten. Er sagte mir, dass er das nicht wisse, weil er ja "NUR" mein Psychiater sein und mir deshalb nur Medikamente verschreiben kann. In seinen Arztberichten steht drin, dass ich jeden Therapievorschlag von ihm verweigert hätte.

      Letztes Jahr äußerte dann eine Psyschologin nach einem Erstgespräch den Verdacht, dass es keine Psychose sondern Borderline ist. Und es war wirklich ein Segen. Für mich stand endlich überhaupt mal die Option Psychotherapie wirklich offen. Ich bin jetzt seit einem Jahr in ambulanter Skillgruppe und Einzelpsychotherapie und habe riesen Fortschritte gemacht. Und vor allem muss ich keine Medikamente nehmen. Meine Therapeutin (sie hat ein Medizinstudium) sagte sogar, dass Medis bei meiner Diagnose überhaupt nicht gut sind.
      Sie behauptet auch nie, dass Borderline eine ewige Krankheit wäre. Ganz im Gegenteil. Ich würde mich übrigens nicht über die Ärzte beschweren, die dir deine erste Diagnose gestellt haben. PTBS ist in vielen Punkten doch sehr, sehr ähnlich.
      In meinem persönlichem Umfeld habe ich nie die Erfahrung gemacht, dass ich ablehnt werde auf Grund meiner Erkrankung. Ich pflege einen sehr offenen Umgang mit meiner psychischen Krankheit. Vieles was als Ablehnung aufgefasst wird ist eigentlich Unwissenheit. Woher soll ein "normaler" Mensch sich denn mit Borderline oder einer anderen Krankheit auskennen? Viele wissen nicht wie sie mit einem umgehen sollen und ziehen sich dann aus Angst eben lieber zurück.
      Ich bin immer für Fragen zu meiner Krankheit offen. Und es funktioniert gut so.
      Also ich denke, was man hier deutlich rauslesen kann, ist, dass eine Diagnose eine Sache ist. Der Umgang mit ihr - durch einen selbst und durch andere, eine andere. Ich glaube, das Problem ist niemals die Diagnose selbst, sondern erstens die Symptome/Probleme die man hat und zweitens die Vorurteile, die selbst viele Fachleute haben. Ich hab ja nun auch nicht gerade wenige Ärzte und Therapeuten durch und ich denke, man sollte von einem Arzt aufgeklärt und ernstgenommen werden, egal mit welcher Diagnose. Wechselt den Arzt wenn ihr nicht zufrieden seid und er keine Behandlungsideen hat. Sprecht ihn direkt auf Dinge an wie unklare/unrichtige Behauptungen in Berichten etc. Lasst euch notfalls BehandlungsvorSchl*g* schriftlich geben (damit es hinterher nicht heißt, er habe das nie gesagt) und wenn ihr den Arzt wechselt müsst ihr ja nicht immer alles Diagnosen mit angeben. Man kann ja auch ganz offen zu einem Arzt sein und sagen, dass man sich bisher nicht gut aufgehoben gefühlt hat und die Diagnosen nicht stimmig findet. Zur Not lügt man und sagt, dass man keine Berichte etc. hat (viele Patienten bekommen die ja auch wirklich nicht).
      Ich habe fast den Verdacht, dass auch unter uns Betroffenen viele Diagnosen abgelehnt werden, weil wir selbst sie vorurteilsbelastet ansehen. Bei mir zum Beispiel steht die Diagnose Borderline immer so als Verdacht mit im Raum. So halb passt es, dann aber auch wieder nicht. Mittlerweile bin ich zum Glück so weit, dass ich sagen kann, dass es mir wurscht ist, früher habe ich mein Verhalten z.T. den Diagnosen angepasst (und das ist m.E. kein seltenes Verhalten). Und obwohl ich also selber so halb betroffen bin oder mich zumindest gut hineinversetzen können sollte, passiert es mir manchmal, dass ich bei anderen Borderlinepatienten misstrauischer bin etc.
      Der Knackpunkt meiner Meinung nach ist: Zuerst ist jemand Mensch mit verschiedenen Charakterzügen, Verhaltensweisen etc. Und dann ist er ein an einer bestimmten Krankheit erkrankter. Natürlich beeinflussen Krankheiten wie z.B. Persönlichkeitsstörungen die Person und oft lässt sich nicht trennen, warum sich jemand wie verhält. Das man das oft auf simple Sätze herunterbr*cht, ist klar, sollte aber vor allem von Fachleuten vermieden werden. Wenn ein Arzt mich nichtmal richtig kennt und dann nur auf Grund einer solchen Diagnose auf einer bestimmten Schiene fährt und nicht davon abweicht, dann ist das für mich ein Grund, einen anderen aufzusuchen. Aber nicht, bevor ich versucht habe, das mit dem Arzt zu klären.