Ratlosigkeit

      Ratlosigkeit

      Hallo,

      ich habe hier lange nichts mehr geschrieben, sondern die Ärmel hochgekrempelt und vieles geändert.

      Mitlerweile bin ich verheiratet, wir haben ein Haus gekauft und eigentlich genug Geld geerbt um auch schöne Dinge unternehmen zu können. Wir haben beide zwar anstrengende aber sichere Jobs.

      Das letzte Jahr war ziemlich anstregend. Meine Mutter ist g*st*rb*n. Das kam für mich zu früh, ich konnte damit nicht gut umgehen. Mein Vater und ich mussten uns einigen über die Erbzahlungen und hatten eh nie ein gutes Verhältnis. Er ist allein ziemlich schnell noch schwieriger geworden. Ich bin das letzte was ihm bleibt und fahre fast jede Woche hin. DIe AUflösung der Firma etc. hat mich fast an den Rand der Verzweiflung getrieben.
      Jetzt haben wir das meiste geregelt, lediglich die wöchentlichen Besuche bei meinem Vater und die Hausrenovierung sind noch wirklich große Baustellen.

      Wenn ich heute zurück denke wie es vor 5 Jahren war, dann hab ich eigentlich alles, Einen Job, Geld, eine Beziehung. Okay, Freunde finden fällt mir immer noch sehr schwer bzw. ist mir unmöglich. Lockere Kontakte, kein Problem. Aber eine Freundschaft herzustellen gelingt mir irgendwie nicht.
      Was mir geblieben ist, ist das Gefühl von Sinnlosigkeit und Traurigkeit. Ich habe immer geglaubt und wirklich gehofft, ich könnte das überwinden. Ich müsste einfach etwas ändern. Und das war gar nicht so einfach.
      Natürlich fallen mir noch Dinge ein, die ich besser machen müsste und sollte. Ich komme nur grade an einen Punkt, da frage ich mich wofür. Das alles scheint mein inneres Gefühl gar nicht zu berühren.
      Meine Ehe, die eh schon so ihre Probleme hat, belastet das natürlich sehr. Meine Frau liebt mich aufrichtig. Sie wird noch viel mehr aushalten. Ob das gut ist sei mal dahin gestellt.

      Ich kann für so vieles dankbar sein. Ich sollte nur lernen damit auch glücklich zu sein. Das ich das nicht hinkriege macht mich so ratlos und ....antriebslos. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Eine konkrete Frage kann ich hier leider auch nicht ablesen. Ich danke einfach, dass ich mir hier Luft machen darf.

      Rosenrot
      Hallo Rosenrot,

      habe lange überlegt, ob es Sinn macht, dir noch zu schreiben. Wie wohl deine Erwartungshaltung sein mag, nach so vielen Tagen ohne Antwort? Oder ob du es wirklich dir nur einfach mal von der Seele schreiben wolltest? Ich glaube, dass du, indem du geschrieben hast, nach Antworten suchst. Vielleicht können meine Zeilen wie eine kleine Taschenlampe im Dunkeln sein.

      Was mir zusammenfassend in deinen Zeilen auffällt: es scheint nicht die materielle Situation zu sein, die dich in der Depression gefangen hält. Denn trotz aller erreichten Ziele und Sicherheit erfüllt dich das nicht mit dem Sinn für dein Leben.

      Und du schreibst: du hast alles, einen Job, Geld, eine Beziehung, lockere Kontakte. Wenn du das, was du erreicht hast, auf deine T*do-Liste der letzten Jahre schreibst und mit dem abgleichst, was du damals dir an Zielen vorgenommen hast, was bleibt da noch übrig? Hast du zwar alle materiellen Ziele erreicht, aber andere Ziele nicht formuliert?

      Gibt es noch andere (alte) Ziele, von denen du mal geträumt hast, die aber im Laufe der Jahre immer weiter nach hinten gerutscht sind? Die aber in ihrer Unerfülltheit immer noch in dir anstehen und deine Wahrnehmung fordern?

      Und du schreibst, dass deine Frau dich aufrichtig liebt, aber noch viel mehr aushalten wird. Ich frage mal sehr direkt: redet ihr miteinander über sie, über dich, über euch, eure Träume und Wünsche. Oder funktioniert ihr beiden nur noch (das sicher sehr gut), aber …

      Hast du mal mit anderen Personen z.B. Pastoren, ProFamilia, etc. aber auch Hausarzt, Facharzt, Therapeut/In über deine Frage nach dem Sinn des Lebens gesprochen?

      Zu deinem letzten Absatz fallen mir ein paar Worte ein: wenn man sehr lange und sehr intensiv für etwas sich angestrengt – ja gekämpft hat, dann kann ich mir schon vorstellen, dass man im Anschluss, wenn man seine lang gehegten Ziele erreicht hat, in ein Loch fällt, weil eben „Nichts mehr auf der Liste steht“.
      Wenn man sich eben nur über diese Ziele definiert.

      Ich meine, das Leben besteht nicht nur daraus, Dinge zu erreichen, das Leben besteht auch daraus, zu lernen, diese Dinge dann nicht als selbstverständlich sondern als Geschenk zu sehen. Vielleicht kannst du von deinen „Gütern“ anderen in irgendeiner Form abgeben, um darüber für dich wieder in Kontakt mit Leben aber auch mit Liebe und Dankbarkeit in Berührung zu kommen. Es gibt viele Menschen, die eine Hand vielleicht wie deine Hand suchen: durch Worte, Engagement, Taten, Zuwendung, Zeit, Zuhören, manchmal einfach nur da sein. Und vielleicht kommst du darüber letztendlich wieder in Berührung mit dir selbst und deinem Inneren.

      Vielleicht liest du ja noch irgendwann mal meine Zeilen. Manchmal müssen wir Umwege gehen, um letztendlich im Rückblick den richtigen Weg zu sehen.
      Lg Elfenspiegel
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