Hallo ihr Lieben,
wie einige ja bereits wissen, war ich Anfang des Jahres zweieinhalb Monate in der Psychiatrie. Das ist jetzt schon wieder ein Weilchen her, ungefähr zwei Monate, meine ich.
Wie gewohnt sendet die Klinik nach der Entlassung einen Bericht an den Arzt (, den Psychotherapeuten, den Psychiater, ...).
Hier muss ich nun etwas weiter greifen, um mich verständlich zu machen. Es fing damals mit meiner Aufnahme an, ich wurde auf der Station für Akute Krisen und Psychosen aufgenommen, wegen Verdacht auf anhaltende schizoaffektive Psychose. Ich war so fertig, die Wochen, Monate, bevor ich endlich endlich aufgenommen wurde schon. Ich habe über Monate hinweg nicht mehr als 2, vielleicht auch mal 3 Stunden täglich geschlafen, wenn ich überhaupt geschlafen habe. 'Sie' war überall, besetzte mich, nahm mich so ein, dass ich an manchen Tagen nicht mehr in der Lage war, das Haus zu verlassen. Nur noch Angst, und igrendwann soeine entsetzliche Leere, weil ich so abgestumpft war. Ich war kein Mensch mehr, ich war nurnoch Leere, die funktionierte, ab und an zumindest, weil sie funktionieren musste.
Ich war nicht mehr in dieser Welt zuhause, meine Welt und die Realität, es lag so dicht beisammen, wie übereinander, aber ohne sichtbare Grenze.
Aber ich hatte den Willen, wieder Leben in mich zu bringen. Es war schwer, oft konnte ich mich nicht über 'sie' hinwegsetzen, so oft fiel ich wieder in das Loch und die alten Muster und in 'meine Welt' zurück. Aber es war nach Jahren der Wille gekommen, etwas zu ändern. Auch wenn ich wusste, dass es nicht leicht wird oder schnell geht. Für mich war irgendwie klar, entweder ich mach das jetzt oder es bleibt für immer so, oder es wird schlimmer.
Ich wollte nicht die Leute enttäuschen, die für mich da waren, wenn es mir schlecht ging. Ich hatte so viele Freunde dadurch verloren, dass ich nie die Kraft aufbringen konnte, besser zu werden. 'Gesund' zu werden. Vor allem aber, und das war so viel wichtiger, hatte ich Freunde, die mir unendlich viel Halt gaben - und auch immernoch geben - und bereit waren, das mit mir durchzustehen. Ich wollte irgenwie beweisen, wie viel mir das wert ist und es durchziehen. Gesund werden.
Die Kraft war da, mit dem Willen, jetzt etwas zu ändern, als ich mich am absoluten Tiefpunkt befand, im Herbst 2011. Ich holte mir - gegen den Willen meiner Eltern - die Einweisung von Arzt. Schon damals stach ich anscheinend heraus. Meistens sind es wohl die Eltern, die ihr Kind in die Psychiatrie bringen, oft auch gegen dessen Willen. Bei mir war es andersrum. - Nicht, weil meine Eltern unbesorgt um mich waren, nein, aber Psychiatrie war dann wohl doch einfach übertrieben und unnötig.
(Ich war bereits seit 3 oder 4 Jahren ambulant auf der Suche nach einem festen Therapieplatz. Das meiste, was ich bei einem Therapeuten hatte waren 7 Stunden, jedes mal hat danach der Therapeut abgebr*ch*n. Grund: Chemie stimmt nicht, "ich kenn mich da nicht so aus", zu schwerwiegend um ambulant behandelt zu werden -> Klinik!, andere gaben an, es bestände kein Therapiebedarf,..)
Als ich dann letztendlich in der Klinik war, war es für meine Eltern relativ okay, sie waren nicht dagegen, unterstützten mich sogar soweit sie das konnten (gesundheitsbedingt), mirzuliebe, was ich wirklich sehr sehr schätze. Aber trotzdem war da am Telefon oder an den Besuchswochenenden immer dieses "es wäre nicht nötig gewesen, dass du dich einweisen lässt". Es wäre nicht nötig gewesen.
Es tat weh, wieso nahmen meine Eltern meinen Fall nicht als so ernst, dass es einen Klinikaufenthalt rechtfertigen würde? Oder ist es tatsächlich so, dass es einfach übertriebenes Handeln war? Ich denke, ich bin und war schon immer jemand, der vernünftig abwägen kann, was richtig ist, auch wenn ich das nicht immer tu, bin ich mir trotzdem dessen bewusst und in den allerallermeisten Situationen handle ich auch dementsprechend.
Die Klinikzeit nahm ihren Lauf, immer mehr und mehr fühlte ich mich nicht ernst genommen. Ich fing an, dort mit Ärzten und Psychologen darüber zu sprechen, über 'sie' zu sprechen. Und es war nicht einfach für mich, alles andere. Oft konnte ich es gar nicht, weil ich dem Zwang unterlag. Aber ich hatte doch in mir drin diesen Willen. Umso erschütternder war es für mich, dass es von der Psychologin einfach als unwichtig und übertrieben abgetan wurde. Am enttäuschendsten war allerdings die Tatsache, dass mein zuständiger Stationsarzt - nach Wochen - in denen ausschließlich 'sie' und meine Parallelwelt, die zwei Ebenen, zu denen ich Zutritt hatte, meine Fähigkeit als 'Auserwählte' usw - meinte, ich würde eine ganz neue Problematik schildern, von der er nicht den Eindruck hätte, dass sie tatsächlich bestünde.
Oft sprach ich dies auch in den Visiten an, meinen Eindruck, der sich immer mehr verstärkte, der aber immer abgetan wurde. Ich merkte, dass sie nicht die Sachen, die ich schilderte, als meine Probleme sahen.
Viele wissen bestimmt auch, wie schwer ist in der Therapie belastende Dinge anzusprechen. Bei mir betraf das neben dem, was ich bereits geschrieben habe, auch meine M*ssbr**chs-Erfahrungen. Aber es wollte in der Klinik niemand mit mir darüber sprechen. Mir wurde nur immer und immer wieder, wenn ich es ansprach, vermittelt, dass ich mich daran nicht festhalten solle, man wüsste ja gar nicht, was da dran wäre.
Aber ich wollte das besprechen, das war wichtig für mich und es wurde doch immer schlimmer. Ich wollte nicht länger warten, weil jedes Warten nur im Nachhinein mehr Kraftaufwand und mehr 'Arbeit' bedeuten würde. Weil ich es besser machen wollte.
Das war so schwer für mich zu ertragen, auch weil 'sie' dadurch wieder Überhand gewann, ich durfte mich ihr doch nicht widersetzen, hatte es getan und keiner würde mir helfen. Es folgten schlimmere Wochen, eine Zeit, an die ich mich nicht gern zurückerinnere, hatte ich doch auf Hilfe gehofft und nun war das Gegenteil eingetreten, mir wurde nicht geglaubt.
Ausgerechnet in dieser Zeit wurde ich - gegen meinen Wunsch - entlassen.
Mein Eindruck bestätigte sich letztendlich, als ich im Arztbrief die Diagnose Histrionische Persönlichkeitsstörung las. Das war wie ein schlag ins Gesicht. Wenn man nichts sagt, wird es immer schlimmer, das habe ich doch in all den Jahren gelernt. Wenn man sich Hilfe holt, wird einem nicht geglaubt. Diese zwei Worte taten so weh. Ich wollte einfach nicht, dass es irgendwann zu spät ist, war bereit, mir helfen zu lassen. Aber diese Hilfe kam nicht.
Das ist jetzt alles ein Weilchen her, ich wurde inzwischen auf Psychose behandelt, mir geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr, wenn auch noch lange nicht 'gut', aber es wird. Langsam wird mir bewusst, dass irgendwo eine Grenze zwischen mir und 'ihr' und der Umwelt und auch eine zwischen der Welt und meiner Welt sein muss, wenn ich auch noch nicht weiß, wo sie ist. Ich kann meine Gedanken anfangen zu Hinterfragen, ohne von ihnen besessen zu sein. Und obwohl ich nicht mehr glauben konnte, dass es irgendwann besser wird, ist der Glaube zurückgekehrt.
Doch in mir drin ist einfach diese Angst, was wenn ich doch histrionisch bin? Wenn ich die Probleme gar nicht habe, wenn ich nur denke, dass ich das denke? Wenn sich der MB nur in meinem Kopf abgespielt hat?
Mich beschäftigt das seit langem so sehr, wieso bekomme ich diese Diagnose und wieso hat man mir nicht geglaubt?
Ich weiß auch nicht, was ich mir für Antworten wünsche, ich wollte das alles einfach mal aufschreiben, weil es die ganze Zeit in mir drin ist. Auf jeden Fall schonmal Danke, falls irgendwer meinen Text bis hierhin gelesen hat. Vielleicht gibt es ja auch jemanden mit der gleichen Diagnose? Oder auch ein paar Tips o.ä., oder ein paar liebe Worte, ich kann momentan aus mehreren Gründen keine allzu festen Popotritte vertragen.
Liebe Grüße
Despereaux
wie einige ja bereits wissen, war ich Anfang des Jahres zweieinhalb Monate in der Psychiatrie. Das ist jetzt schon wieder ein Weilchen her, ungefähr zwei Monate, meine ich.
Wie gewohnt sendet die Klinik nach der Entlassung einen Bericht an den Arzt (, den Psychotherapeuten, den Psychiater, ...).
Hier muss ich nun etwas weiter greifen, um mich verständlich zu machen. Es fing damals mit meiner Aufnahme an, ich wurde auf der Station für Akute Krisen und Psychosen aufgenommen, wegen Verdacht auf anhaltende schizoaffektive Psychose. Ich war so fertig, die Wochen, Monate, bevor ich endlich endlich aufgenommen wurde schon. Ich habe über Monate hinweg nicht mehr als 2, vielleicht auch mal 3 Stunden täglich geschlafen, wenn ich überhaupt geschlafen habe. 'Sie' war überall, besetzte mich, nahm mich so ein, dass ich an manchen Tagen nicht mehr in der Lage war, das Haus zu verlassen. Nur noch Angst, und igrendwann soeine entsetzliche Leere, weil ich so abgestumpft war. Ich war kein Mensch mehr, ich war nurnoch Leere, die funktionierte, ab und an zumindest, weil sie funktionieren musste.
Ich war nicht mehr in dieser Welt zuhause, meine Welt und die Realität, es lag so dicht beisammen, wie übereinander, aber ohne sichtbare Grenze.
Aber ich hatte den Willen, wieder Leben in mich zu bringen. Es war schwer, oft konnte ich mich nicht über 'sie' hinwegsetzen, so oft fiel ich wieder in das Loch und die alten Muster und in 'meine Welt' zurück. Aber es war nach Jahren der Wille gekommen, etwas zu ändern. Auch wenn ich wusste, dass es nicht leicht wird oder schnell geht. Für mich war irgendwie klar, entweder ich mach das jetzt oder es bleibt für immer so, oder es wird schlimmer.
Ich wollte nicht die Leute enttäuschen, die für mich da waren, wenn es mir schlecht ging. Ich hatte so viele Freunde dadurch verloren, dass ich nie die Kraft aufbringen konnte, besser zu werden. 'Gesund' zu werden. Vor allem aber, und das war so viel wichtiger, hatte ich Freunde, die mir unendlich viel Halt gaben - und auch immernoch geben - und bereit waren, das mit mir durchzustehen. Ich wollte irgenwie beweisen, wie viel mir das wert ist und es durchziehen. Gesund werden.
Die Kraft war da, mit dem Willen, jetzt etwas zu ändern, als ich mich am absoluten Tiefpunkt befand, im Herbst 2011. Ich holte mir - gegen den Willen meiner Eltern - die Einweisung von Arzt. Schon damals stach ich anscheinend heraus. Meistens sind es wohl die Eltern, die ihr Kind in die Psychiatrie bringen, oft auch gegen dessen Willen. Bei mir war es andersrum. - Nicht, weil meine Eltern unbesorgt um mich waren, nein, aber Psychiatrie war dann wohl doch einfach übertrieben und unnötig.
(Ich war bereits seit 3 oder 4 Jahren ambulant auf der Suche nach einem festen Therapieplatz. Das meiste, was ich bei einem Therapeuten hatte waren 7 Stunden, jedes mal hat danach der Therapeut abgebr*ch*n. Grund: Chemie stimmt nicht, "ich kenn mich da nicht so aus", zu schwerwiegend um ambulant behandelt zu werden -> Klinik!, andere gaben an, es bestände kein Therapiebedarf,..)
Als ich dann letztendlich in der Klinik war, war es für meine Eltern relativ okay, sie waren nicht dagegen, unterstützten mich sogar soweit sie das konnten (gesundheitsbedingt), mirzuliebe, was ich wirklich sehr sehr schätze. Aber trotzdem war da am Telefon oder an den Besuchswochenenden immer dieses "es wäre nicht nötig gewesen, dass du dich einweisen lässt". Es wäre nicht nötig gewesen.
Es tat weh, wieso nahmen meine Eltern meinen Fall nicht als so ernst, dass es einen Klinikaufenthalt rechtfertigen würde? Oder ist es tatsächlich so, dass es einfach übertriebenes Handeln war? Ich denke, ich bin und war schon immer jemand, der vernünftig abwägen kann, was richtig ist, auch wenn ich das nicht immer tu, bin ich mir trotzdem dessen bewusst und in den allerallermeisten Situationen handle ich auch dementsprechend.
Die Klinikzeit nahm ihren Lauf, immer mehr und mehr fühlte ich mich nicht ernst genommen. Ich fing an, dort mit Ärzten und Psychologen darüber zu sprechen, über 'sie' zu sprechen. Und es war nicht einfach für mich, alles andere. Oft konnte ich es gar nicht, weil ich dem Zwang unterlag. Aber ich hatte doch in mir drin diesen Willen. Umso erschütternder war es für mich, dass es von der Psychologin einfach als unwichtig und übertrieben abgetan wurde. Am enttäuschendsten war allerdings die Tatsache, dass mein zuständiger Stationsarzt - nach Wochen - in denen ausschließlich 'sie' und meine Parallelwelt, die zwei Ebenen, zu denen ich Zutritt hatte, meine Fähigkeit als 'Auserwählte' usw - meinte, ich würde eine ganz neue Problematik schildern, von der er nicht den Eindruck hätte, dass sie tatsächlich bestünde.
Oft sprach ich dies auch in den Visiten an, meinen Eindruck, der sich immer mehr verstärkte, der aber immer abgetan wurde. Ich merkte, dass sie nicht die Sachen, die ich schilderte, als meine Probleme sahen.
Viele wissen bestimmt auch, wie schwer ist in der Therapie belastende Dinge anzusprechen. Bei mir betraf das neben dem, was ich bereits geschrieben habe, auch meine M*ssbr**chs-Erfahrungen. Aber es wollte in der Klinik niemand mit mir darüber sprechen. Mir wurde nur immer und immer wieder, wenn ich es ansprach, vermittelt, dass ich mich daran nicht festhalten solle, man wüsste ja gar nicht, was da dran wäre.
Aber ich wollte das besprechen, das war wichtig für mich und es wurde doch immer schlimmer. Ich wollte nicht länger warten, weil jedes Warten nur im Nachhinein mehr Kraftaufwand und mehr 'Arbeit' bedeuten würde. Weil ich es besser machen wollte.
Das war so schwer für mich zu ertragen, auch weil 'sie' dadurch wieder Überhand gewann, ich durfte mich ihr doch nicht widersetzen, hatte es getan und keiner würde mir helfen. Es folgten schlimmere Wochen, eine Zeit, an die ich mich nicht gern zurückerinnere, hatte ich doch auf Hilfe gehofft und nun war das Gegenteil eingetreten, mir wurde nicht geglaubt.
Ausgerechnet in dieser Zeit wurde ich - gegen meinen Wunsch - entlassen.
Mein Eindruck bestätigte sich letztendlich, als ich im Arztbrief die Diagnose Histrionische Persönlichkeitsstörung las. Das war wie ein schlag ins Gesicht. Wenn man nichts sagt, wird es immer schlimmer, das habe ich doch in all den Jahren gelernt. Wenn man sich Hilfe holt, wird einem nicht geglaubt. Diese zwei Worte taten so weh. Ich wollte einfach nicht, dass es irgendwann zu spät ist, war bereit, mir helfen zu lassen. Aber diese Hilfe kam nicht.
Das ist jetzt alles ein Weilchen her, ich wurde inzwischen auf Psychose behandelt, mir geht es so gut wie seit Jahren nicht mehr, wenn auch noch lange nicht 'gut', aber es wird. Langsam wird mir bewusst, dass irgendwo eine Grenze zwischen mir und 'ihr' und der Umwelt und auch eine zwischen der Welt und meiner Welt sein muss, wenn ich auch noch nicht weiß, wo sie ist. Ich kann meine Gedanken anfangen zu Hinterfragen, ohne von ihnen besessen zu sein. Und obwohl ich nicht mehr glauben konnte, dass es irgendwann besser wird, ist der Glaube zurückgekehrt.
Doch in mir drin ist einfach diese Angst, was wenn ich doch histrionisch bin? Wenn ich die Probleme gar nicht habe, wenn ich nur denke, dass ich das denke? Wenn sich der MB nur in meinem Kopf abgespielt hat?
Mich beschäftigt das seit langem so sehr, wieso bekomme ich diese Diagnose und wieso hat man mir nicht geglaubt?
Ich weiß auch nicht, was ich mir für Antworten wünsche, ich wollte das alles einfach mal aufschreiben, weil es die ganze Zeit in mir drin ist. Auf jeden Fall schonmal Danke, falls irgendwer meinen Text bis hierhin gelesen hat. Vielleicht gibt es ja auch jemanden mit der gleichen Diagnose? Oder auch ein paar Tips o.ä., oder ein paar liebe Worte, ich kann momentan aus mehreren Gründen keine allzu festen Popotritte vertragen.
Liebe Grüße
Despereaux
“Have i gone mad?” - “I’m afraid so. You’re entirely bonkers. But I’ll tell you a secret. All the best people are.”
(Alice in Wonderland)
(Alice in Wonderland)