starke Ablehnungsgefühle

      starke Ablehnungsgefühle

      Hallo.

      Ich mal wieder :pinch:
      Und ich komme auch schnell zum Punkt.
      In der letzten Zeit merke ich, wie ich mich immer mehr von meiner Familie distanziere. Gespräche halte ich möglichst kurz und wenn ich zu etwas eingeladen werde, dann neige ich dazu, es abzulehnen. Ich bin häufig recht pampig und schnell gereizt. Auch bin ich sehr schnell von meiner Familie genervt und möchte sie am Liebsten gar nicht mehr um mich haben. Ich will sie aus meinem Leben streichen und nicht mehr besuchen gehen. Es interessiert mich nicht mehr, was sie tun, was sie vorhaben, etc. Und auf liebe Worte gehe ich gar nicht erst ein.
      Es ist mir auch egal, dass meine Mutter mich vermisst (lebe bei meinem Freund, ca. 400 km von meiner Familie weg) und wenn sie deswegen weint, bin ich nur noch wütend auf sie. Ich selbst vermisse lediglich meine Freunde und meinen Hund. Meine Familie gar nicht. Es stört mich nicht, dass ich sie nicht um mich habe. Im Gegenteil, ich finde das gut. Und daher halte ich Besuche auch immer so kurz wie möglich. Wenn dann Fragen kommen, warum ich nicht noch länger bleibe, dann lasse ich mir irgendwelche Ausreden einfallen. Doch nach dem letzten Besuch ist bei meiner Mutter der Groschen gefallen. Sie meinte zu mir: "Kannst es hier wohl nicht mehr aushalten". Ja, das stimmt auch.
      Ich kann mir nicht erklären, wo diese Gefühle herkommen. Irgendwie ist es so, als würde ich anfangen sie zu "hassen" und abzulehnen. Meine Schwester nervt mich schon länger und ich mittlerweile sind wir nur noch gute Bekannte. Und mein Vater, unsere Beziehung war schon immer gestört.
      Ich habe gestern versucht mal einen Brief an meine Eltern zu verfassen, in denen ich ihnen meine Probleme schildere und das ich gerne eine Therapie machen möchte. Aber beim Lesen ist mir aufgefallen, dass der Brief total kalt ist. Und irgendwie total objektiv. So als würde ich irgendeinem Unbekannten schreiben. Und dabei kam ich eigentlich mal total gut mit meiner Mutter und meiner Schwester klar. Doch in den letzten drei Jahren hat sich das total gewandelt. Und ich denke jetzt auch, dass meine Eltern gar nicht zu erfahren brauchen, was ich durchmache. Auch weil ich denke, dass sie es eh nicht ernst nehmen werden.

      Kennt das jemand? Also, das man plötzlich eine Ablehnung gegenüber anderen Menschen verspürt, ohne ersichtlichen Grund?
      Jemand einen Tipp, wie ich die Beziehung zu meiner Familie wieder kippen kann?
      Ich meine, ich lehne sie zwar ab. Aber eigentlich sollte es so doch nicht sein in einer Familie. Zumal wir uns ja mal gut verstanden haben. Doch jetzt plötzlich ist es bei mir eben nicht mehr so...

      Ich hoffe, mir kann jemand was raten oder so.

      Liebe Grüße
      Teetied
      "I don't feel miserable or angry. I don't feel good or bad. I feel... nothing. Which feels great."
      - Gregory House.
      Hi Teetied,

      ich kenne das, wenn auch nicht so extrem. Bei mir hat das vor ca 7 Monaten angefangen. Ich habe mich immer mehr von meiner Familie entfernt. Ich konnt irgendwie die Nähe (vor allem zu meiner Mutter) nicht mehr ertragen und reagiere auch immer schnell genervt oder einfach gefühlslos. Ich habe Angst sie irgendwie zu hassen, obwohl ich das echt nicht möchte! Ich finde das schade und traurig, weil meine Familie immer sehr wichtig für mich war und wir uns gut verstanden haben...

      Teetied schrieb:

      Auch weil ich denke, dass sie es eh nicht ernst nehmen werden.

      Teetied schrieb:

      und wenn sie deswegen weint, bin ich nur noch wütend auf sie


      diese zwei sachen find ich wichtig. Erstens ist das bei mir auch so, und zweitens kann das etwas mit der Ursache zu tun haben. Vielleicht hilft es dir, die mal rauszufinden, wenn du sie nicht schon weißt. Zum Beispiel: kann es sein, dass du früher oft nicht ernst genommen wurdest und dich irgendwie immer beweisen musstest? Und das du zu viel Verantwortung in deiner Familie hattest und deswegen jetzt einfach Distanz brauchst?
      Ich glaube, die Beziehung kann man nicht einfach so kippen. Offensichtlich möchtest du etwas verändern, aber gleichzeitig stört dich irgendwas sehr. Du möchtest sie aus deinem Leben streichen, aber die Beziehung zu deiner Familie wieder verbessern.
      Ich würde dir raten, dich nicht unter Druck zu setzen, um das wieder "richtig" zu machen. Es ist egal, wie es sein sollte in der Familie, es ist nämlich fast nie so... und den Grund zu finden. Und dich mal wirklich fragen, möchtest du den Kontakt nicht einfach ganz abbre*ch*n? Oder wirklich wieder herstellen?
      Wenn ja, vielleicht könntest du ihnen kleine Freuden machen, die dich aber auch nicht zu sehr stören. Irgendwie mal was hinschicken, dass sie wissen das du an sie denkst, oder vielleicht mal ein bisschen öfter aber kürzer besuchen? Oder einfach anfangen öfter ne Mail zu schreiben und einfach berichten, was du gerade so machst.
      Lg Kudos

      Hallo Kudos,

      danke für die Antwort.
      Es ist schön zu lesen, dass ich damit nicht ganz alleine bin. Dachte schon, dass ich jetzt total spinne.
      In meiner Familie war es immer so, dass meine ältere Schwester bevorzugt wurde. Sie war immer etwas kränklich (häufig auch gespielt, wenn sie keine Lust auf Schule etc. hatte) und da meine Mutter sehr fürsorglich und etwas leichtgläubig ist, hat sie sich eben immer sehr um sie gekümmert. Und mein Dad hat mich nie ernst genommen und macht sich noch heute gerne über mich lustig, was mich immer sehr v*rl*tzt. Aber wenn man ihm das sagt, dann meint er nur, dass man sich nicht anstellen soll oder ob man mal wieder verdreht/zickig ist. Für meine Probleme oder Wünsche war nur selten Platz. Daher fühle ich mich nie ernst genommen. Egal, was ich sage, es wird eher belächelt als ernst genommen. Und das tut weh. Daher frage ich mich, warum sie jetzt an meinem Leben teilhaben sollten?
      Aber kippen würde ich die Beziehung dennoch wieder gerne. Oder sie zumindest besser machen, als jetzt. Weil so ist es für mich wirklich unerträglich, wenn ich mal zu Besuch bin. Ich will nicht mit Bauchschm*rzen hinfahren, sondern mich freuen. Oder zumindest kein schlechtes Gefühl haben. Ich weiß auch, dass es eine perfekte Familie wohl nicht gibt. Aber die Vorstellung ist dennoch schön. In der letzten Zeit schicke ich manchmal E-Mails, bspw. wo mein Freund das Schlafzimmer tapeziert hatte. Aber auf solche Dinge kommt dann auch nie eine Rückmeldung. Da frage ich mich auch, ob ich ihnen überhaupt wichtig bin. Und alle zwei Tage telefoniere ich mit meiner Mutter. Aber dann sprechen wir immer nur über belanglosen Kram.
      Ich denke, ich werde es mal mit mehr, aber kürzeren Besuchen versuchen. Dann würde ich auch meinen Hund öfter sehen und das finde ich positiv.

      Liebe Grüße
      Teetied
      "I don't feel miserable or angry. I don't feel good or bad. I feel... nothing. Which feels great."
      - Gregory House.
      Ich bin mir sicher, dass du ihnen wichtig bist.
      Auch wenn das natürlich für dich nicht gut war das deine Schwester so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, gibt es daran auch eine positive Seite: Deine Mutter liebt ihre Kinder, sie macht sich sorgen, kümmert sich. Ich bin mir sicher du bist ihr genauso wichtig wie deine Schwester. Aber vielleicht hat sie in dem Moment einfach gedacht, du bräuchtest nicht so viel Aufmerksamkeit. Das sehen Eltern ja oft irgendwie als positiv, wenn ihre Kinder "stark" sind und alleine mit der Welt klarkommen.
      Ich frage mich nur, ob du diese Beziehungen "nur" retten möchtest weil du denkst das es so sein musst und sonst Schuldgefühle hättest. Das soll kein Vorwurf sein, ich kann mir gut vorstellen, das es nicht so ist. Aber das solltest du dir meiner Meinung nach schon überlegen/überlegt haben. Dann würde es nämlich nicht klappen.
      Es wäre bestimmt auch hilfreich, wenn du über das was du hier schreibst mit ihnen redest.. da ist vielleicht einfach ganz viel Enttäuschung, und wenn sie nicht wissen was sie falsch machen, werden sie es immer weiter machen. Und du wirst immer wieder v*rl*tzt.

      Ich find es übrigens auch ganz nett das ich damit nicht alleine bin :)
      LG

      Nur kümmert sich meine Mutter manchmal zu sehr. Sie neigt sehr dazu uns einzuengen mit ihrer Vorsicht und Fürsorglichkeit. Als ich noch zuhause war, hatte ich oft das Gefühl, gar nichts machen zu können, weil man an allem gehindert wird. Ihre Angst vor einem Verlust durch einen Unfall etc. ist einfach viel zu groß. Sie kann einfach nicht loslassen und uns unsere eigene Entscheidungen machen lassen. Wenn man mal auf eine SMS nicht antwortet, dann br*cht sie gleich in Panik aus. Das muss vor allem ich jetzt merken, weil ich eben nicht mehr zuhause wohne. Jetzt kann sie mich nicht mehr kontrollieren.
      Ich denke, ich habe auch Angst davor, dass ich die Schuldige an einem möglichen Bruch mit meiner Familie wäre. Und ich meine, ich habe früher sehr gerne Sachen mit meiner Mutter unternommen. Und auch mit meiner Schwester. Und diese Zeiten hätte ich gerne wieder. Aber es ist irgendwie so schwer. Manchmal kommt es mir auch so vor, als würde etwas zwischen uns stehen.
      Mit ihnen darüber reden, das ist so eine Sache. Dazu bin ich zu feige und in solchen Situationen bekomme ich häufig den Mund gar nicht auf. Außerdem ist die Angst vor Ablehnung zu groß. Es ist irgendwie komisch... ich habe Angst von ihnen abgelehnt zu werden, tu es aber im Moment so mit ihnen. Aah, mich nervt das alles total.

      Liebe Grüße
      Teetied
      "I don't feel miserable or angry. I don't feel good or bad. I feel... nothing. Which feels great."
      - Gregory House.