Ich wollte dass einfach los werden...

      Ich wollte dass einfach los werden...

      Hallo Leute,

      lange war ich hier nicht mehr aktiv. Ich komme mittlerweile auch wirklich gut klar und merke kritische Phasen sehr frühzeitig. Und wenn ich diese Phasen merke habe ich auch Personen die mir dabei helfen da wieder raus zu kommen. Und genau da liegt mein Problem heute. Mein bester Freund ist meine absolute Vertrauensperson, egal was ist, wie albern oder wie krass, ich kann zu ihm gehen und mit ihm reden. Er ist wirklich immer da und es gibt kaum einen Menschen der mir wichtiger ist. Und auch ich bin immer für ihn da, wenn er mal wieder mit seinen diversen Frauen ein Problem hat. Und genau da ist dieses Mal der Knackpunkt.

      Mein Leben lang habe ich gemerkt, dass ich mich auch ein wenig zu Frauen hingezogen gefühlt habe. Nie so stark wie zu Männern, aber es gab durchaus Erfahrungen in meinem Leben die mir deutlich gemacht haben, dass das mehr ist als „nur“ ausprobieren. Das war aber ein Thema mit dem ich mich nie stark auseinandergesetzt habe, ich war ja auch immer mit Männern sehr glücklich, es ist nicht so, dass mir was gefehlt hat. Außerdem habe ich genug damit zu tun gehabt gegen meine Selbstv*rl*tzungen zu kämpfen und wegen einer Sache „anders“ zu sein hat mir erst mal ausgereicht. Ich habe vor ein paar Jahren zwar mal den Versuch gemacht mich einem Freund (nicht mein jetziger bester Freund) zu öffnen, aber irgendwie kam kein wirklich hilfreiches Gespräch zustande. Mein bester Freund weiß grundsätzlich auch von dieser Neigung, aber ich habe es mehr erwähnt, als ernsthaft mit ihm darüber gesprochen. Und Frauen gegenüber habe ich eh Angst das zu erzählen, weil ich Angst habe, dass sie sich mir gegenüber dann anders verhalten.

      Jetzt zu meinem Problem. Vor einiger Zeit ist eine Frau in unseren Freundeskreis aufgetaucht die ich wirklich toll fand. Wir haben uns auch sehr gut verstanden und ich hatte anfangs das Gefühl, dass sie auch auf Frauen stehen könnte, einfach so Intuition. Aber bevor ich dem näher auf den Grund gehen konnte hat mein bester Freund eine Affäre mit ihr angefangen. Danach war die Sache für mich zunächst erledigt. Die beiden sind auch wirklich süß zusammen und ich freue mich wahnsinnig ihn so glücklich zu sehen. Jetzt hat sich aber herausgestellt, dass mein Anfangsverdacht richtig war, sie ist durchaus auch an Frauen interessiert. Und ich merke immer mehr, dass ich, obwohl ich sie eigentlich abhaken wollte, einfach nicht mehr aufhören kann an sie zu denken…

      Ich will und werde meinem besten Freund diese Frau nicht ausspannen. Sie tut ihm gut und sie ist glücklich mit ihm, das freut mich total. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich es ihm sagen soll, aber ich bekomme es nicht übers Herz. Und ich weiß, dass er keine Ahnung von meinen Gefühlen hat, aber ich merke, dass es mir immer schlechter damit geht, ihm gegenüber nicht mehr offen sein zu können. Und darum schreibe ich hier. Weil ich mich einfach mitteilen muss, jemanden brauche der mir „zuhört“ oder mich wenigstens liest… Ich hoffe sehr, dass ich meine Gefühle überinterpretiere und es einfach wieder vorbei geht. Aber meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich mich lieber zu früh als zu spät an jemanden wende…

      Vielen Dank fürs Lesen!!!
      In Wirklichkeit aber ist kein Ich,
      auch nicht das naivste, eine Einheit,
      sondern eine höchst vielfältige Welt,
      ein kleiner Sternenhimmel,
      ein Chaos von Formen,
      von Stufen und Zuständen,
      von Zuständen und Möglichkeiten.“
      Hermann Hesse (Steppenwolf)
      Hey!

      Kann dein problem wohl nachvollziehen und das ist nie einfach. Ich habe einmal nem (damals besten) Freund gesagt, daß ich seine Freundin "gut" finde und habe aus dieser Erfahrung gelernt...... Dachte auch wir könnten uns alles erzählen und sind eben richtig gute Freunde. Gab danach aber immer extrem viel Ärger, weil sie und ich uns eben auch so gut verstanden haben. Wollte sie ihm auch nicht ausspannen (habe das auch nicht versucht und ist auch nicht passiert), aber es war dann immer Misstrauen da. Klar geht jeder anders damit um, aber ich weiß nicht, ob es jemanden gibt, den das komplett kalt ließe. Und in der heutigen Zeit sind ja Beziehungen zwischen Frauen auch nichts ungewöhnliches, von daher kann Mann eine Frau auch durchaus als Konkurrenz betrachten. Verstehe deshalb deine Sorge. Wie gesagt aus meinen persönlichen Erfahrungen, wü+rde ich mich ihm auch nicht offenbaren. Aber ich kenne auch deinen Freund nicht, da kann man Reaktionen schlecht einschätzen.

      Was deine Gefühle angeht. Tja das ist wohl noch schwieriger abzuschätzen. Glaube man stellt sich viele Sachen eben besser vor und deshalb kann man nicht mehr aufhören daran zu denken. Habe auch schon an die ein oder andere Frau gedacht und dann lernt man die Menschen wirklich näher kennen und ist etwas enttäuscht. Bzw wenn sich erstmal Alltag einschleicht (auch ohne jetzt gleich eine Beziehung zu führen), dann ebben die Gefühle schnell mal ab. Denke auch, wenn du sie s*xu*ll attraktiv findest, macht es das ja immer noch schlimmer und wenn man dann die ersten Male S*x hatte, gehen diese Gefühle auch schnell wieder flöten. Oder es reicht ja schon der erste Kuss oder ersten zwei drei, da flirrt dir noch die Gänsehaut über den Quadratzentimeter Haut und später.....weg.
      Ein anderes Ding, das ich sehe, ist, daß du dich jetzt eventuell darauf fixierst. So wie ich das verstehe, hattest du noch keine Erfahrungen mit Frauen, ua weil du Angst hattest dich zu outen. Nun aber siehst du die Chance, daß du Erfahrungen sammeln könntest, ohne ein zu großes Risiko eingehen zu müssen (weil du denkst, daß die andere Frau auch interessiert ist). Denke, daß dich das unterbewusst drängt. So wie es eben immer ist, wenn man etwas ausprobieren will, besonders wenn man schon so lange darauf wartet wie du.
      Glaube deshalb, daß es dir sehr helfen könnte, wenn du jemand anderen kennenlernen würdest, was natürlich leichter geschrieben ist als getan. :S
      Eine gute Freundschaft würde ich dafür wohl eher nicht aufs Spiel setzen. Kommt natürlich drauf an, wie lange ihr euch schon kennt und wie alt du bist (weil gute Freunde finde sich später ja auch immer schlechter). Gibt es bei euch denn nicht vielleicht "einschlägige Lokale" in denen man jemand kennenlernen könnte? Wenn dein Freund eingeweiht wäre, könnte er ja vielleicht mitgehen. War auch schon auf queer Partys und fand es dort immer recht lustig. Und dadurch, daß dort immer auch einige heterosx sind, outet man sich auch nicht direkt, falls du da Bedenken haben solltest. Aber denke, daß das eine Möglichkeit wäre das Ausprobieren des Neuen, das S*xu*lle und die Person selbst voneinander zu trennen.
      Vielen Dank für deine Antwort!!!

      Beim durchlesen deiner Antwort sind mir einige Dinge klar geworden, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es mir dadurch jetzt besser geht... Ich habe festgestellt, dass meine Gefühle für sie nicht dass sind, was mich belastet und erst Recht nicht das es sich bei ihr um eine Frau handelt. Da ich eh nicht davon ausgehe, dass es zwischen uns was wird spielt dies keine Rolle für mich und selbst wenn, ist es ein Problem mit dem ich mich erst beschäftigen müsste wenn es da ist. Auch dass ich generell eine Neigung zu Frauen habe spielt für mich gerade eher eine untergeordnete Rolle, wie ich schon schrieb, mir fehlt nichts. Es spielt erst eine Rolle wenn wirklich eine Frau in mein Leben tritt mit der es was ernsteres werden könnte und bis dahin bin ich ja auch mit Männern bzw. alleine glücklich... Dein Tipp mit dem "neuen" kennen lernen ist übrigens richtig, sowas würde ich mir auch raten ;) Ist bei mir nur immer etwas schwierig. Ich habe bereits das Experiment gewagt mit jemanden zusammen sein in den ich nicht total verliebt war und das ist gründlich schief gegangen und jemanden zu finden den ich wirklich toll und der mich dann wirklich toll findet ist einfach schwierig, bin es daher auch gewohnt über eine längere Dauer Single zu sein.

      Was mich wirklich bei der Situation mitnimmt ist die Situation zu meinem besten Freund. Er hat zur Zeit "nur" eine Affäre mit besagter Frau und ist, genausoswenig wie sie, nicht an etwas festerem interessiert. Ich bin halt auch, wie schon oft, seine Bezugsperson bei diesem Thema, daher weiß ich das ziemlich gut. Er wäre wahrscheinlich deswegen auch nicht sauer oder eifersüchtig, wenn ich von meinen Gefühlen berichten würde, er meinte auch schon, dass es ihn nicht stören würde, wenn sie nebenbei was mit Frauen hätte. Er hat auch in der Vergangenheit schon extrem viel für mich getan, daher würde ich nicht einmal ausschließen, dass er diese Affäre beendet, wenn ich ihn darum bitten würde. Aber eben dass will ich nicht, dann käme ich mir noch viel schlechter vor.

      Mich belastet zur Zeit am meisten mein Verhältnis zu ihm. Er redet mit mir über sie, wobei ich mir schon verlogen vorkomme, weil ich nicht mehr so unparteiisch sein kann wie sonst (auch wenn ich mich bemühe). Und dann verschweige ich ihm auch noch ein Thema, welches mich selbst belastet, obwohl ich ihm versprochen habe, dass nie mehr zu tun. Ich wollte vor ihm nie wieder eine Fassade aufbauen, damit war ich eigentlich durch. Aber wenn ich es ihm sagen würde, könnte es unsere Freundschaft erst Recht in eine Zwickmühle bringen, selbst wenn er nicht böse ist.

      Und Ein Mensch, dein Hinweis auf mein Alter und den Freundschaftstatus ist auch nicht ganz unberechtig. Aber leider sieht da sie Sache ganz eindeutig aus. Ich bin mitte zwanzig und ich habe noch nie einen so tollen Menschen in meinem Leben gehabt wie meinen besten Freund, er geht mir über alles. Er hat schon so viel für mich getan, mich so stark unterstützt und ist immer da. Ich habe schon viele Enttäuschungen mit Freundschaften erlebt, bin oft v*rl*tzt worden, aber nicht von ihm. Ich habe gute Freunde außer ihm, mit denen ich über vieles reden kann, aber nicht so bedingungslos. Bei ihm muss ich mich nie Fragen, glaubt er jetzt dass ich nur Aufmerksamkeit brauche? Ist er jetzt genervt von meinen Problemen? Ist das lächerlich was ich ihm gerade erzähle? Und genau deswegen habe ich gerade solche Angst, dass meine Gefühle für eben diese Frau meine so gute Freundschaft zu ihm zerstören könnten...
      In Wirklichkeit aber ist kein Ich,
      auch nicht das naivste, eine Einheit,
      sondern eine höchst vielfältige Welt,
      ein kleiner Sternenhimmel,
      ein Chaos von Formen,
      von Stufen und Zuständen,
      von Zuständen und Möglichkeiten.“
      Hermann Hesse (Steppenwolf)