Tiefpunkt nach Klinik

      Tiefpunkt nach Klinik

      Hellu liebes Forum,

      ich bin jetzt seit knapp einer Woche wieder zu Hause (6 Wochen Klinik) und ich bin ratlos und durcheinander.
      Am Samstag hatte ich einen Rückfall, ich habe seit Beginn der Klinik nicht mehr erbrochen, auch nicht am "Probewochenende" an dem ich zu Hause war.
      Alles lief wirklich gut. Die Lebensfreude war wieder da, Motivation pur. In der letzten Woche war dann meine Stimmung am Tiefpunkt, ich habe nur noch geheult,
      bin auf meinem Zimmer verrückt geworden, das Essen lief auch nicht mehr gut und am Tag vor meiner Abreise habe ich mich nach einer scheiss langen Zeit wieder v*rl*tzt.
      Das ist in den vergangenen Jahren nur passiert, wenn ich was getrunken hatte.

      In der letzten Woche konnte ich mich dem Stationspsychologen anvertrauen, über gewisse Themen reden, die sich schön verdeckt gehalten haben die ganze Zeit in der ich dort war.
      Erst in der letzten Woche kamen die hoch. Und mit den Themen das altbekannte Gefühl, mich bestrafen zu müssen. Mich durchs nicht essen zu bestrafen, durchs v*rl*tz*n.
      Jetzt bin ich wieder zu Hause und spare Essen ein wo ich nur kann. Das Gewicht geht runter, genau wie meine Laune. Ich verstehs auch einfach nicht.
      Die ganzen 5 Wochen über kam ich super mit Allem klar, es war W*nd*rschön. Und jetzt.

      Ich gebe mir die Schuld, gebe meinem Körper die Schuld, für Dinge die eben einfach passiert sind. Ich habe das Gefühl, ich müsse mich bestrafen.
      Und ich habe keine Ahnung wie dieses Gefühl wieder weg geht.

      Mir wurde vorgeschl*g*n, mich nach 'ner Tagesklinik umzuschauen, aber mir fehlt der Mut dazu. Am Freitag habe ich wieder eine Therastunde, aber es ist so schwer, sich jetzt wieder umzustellen, gerade weil ich so Vertrauen gefasst hatte und dann wieder weg musste. Ich habe nicht mal eine Ahnung, was es mir bringen soll, diese Sachen anzusprechen. Ich soll sie ansprechen. Ja, aber das ändert ja auch nichts an der Tatsache. Außerdem habe ich das Gefühl, dass es unnötig ist. Dass das alles gar nicht schlimm war. Dass ich mich nur anstelle und die ganzen Erinnerungen wegschieben muss. Weils lächerlich ist. Und ich muss doch auch wieder "klarkommen", meinem Freund zu Liebe. Ich habe das Gefühl, mir gerade alles kaputt zu machen, denn ich kann nicht erwarten, dass er immer hinter mir steht. Er möchte ja auch in absehbarer Zeit eine Familie mit mir gründen und da sehe ich derzeit schwarz. Wie soll man denn auch zufrieden sein, wenn da im Moment gar nichts mehr läuft? Aber ich kann einfach nicht. Im August gehe ich wieder zur Schule, bisdahin muss ich wieder funktionieren. Und für meine Beziehung schon seit zwei Wochen.

      Ich habe jetzt leider keine konkrete Fragestellung, dass tut mir Leid. Ich bin einfach super durcheinander und weiss einfach nicht, was ich an der jetzigen Situation ändern kann. Vorallem wie ich etwas verändern kann. Vielleicht muss ich mich auch einfach wieder daran gewöhnen, hier zu sein.

      Liebe Grüße,
      Morgentau.



      „You will never speak to anyone more than you speak to yourself in your head.
      Be kind to yourself.“




      Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von „Morgentau“ ()

      Der Schritt aus einer Klinik ins freie Leben hinaus fällt vielen schwer. Im "echten" Leben ist eben niemand da, der sich immer um dich kümmert. Mach dir mal keine Vorwürfe deswegen. Versuch dich auf die gelernten Dinge aus der Klinik zu besinnen. Vielleicht hilft das. Aus einer Essproblematik hinaus zu kommen braucht Zeit. Viel Zeit.
      Mir hat es zudem geholfen feste Essenszeiten und einen Wochenplan zu haben. Strukturierung finde ich irgendwie wichtig, damit es eben genau nicht passiert, dass man sich vor dem Essen drückt.
      Gibt es denn vielleicht die Möglichkeit, dass du zusätzlich zu deiner Einzeltherapie an anderen Therapien teilnimmst? Das wäre sicher auch eine Sache, die dir ein bisschen Halt geben kann. Ich gehe zum Beispiel zusätzlich zur Einzeltherapie in eine ambulante "Stressbewältigungsgruppe". Das ist nichts anderes als die Skillgruppen in einer Klinik.
      Funktionieren MUSST du sowieso nicht. Du musst gut für dich sorgen, auf deine körperlichen und psychischen Signale achten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen. Mehr ist gar nicht deine Aufgabe.
      Hallo phie,

      erstmal ein großes Dankeschön für Deine Antwort.
      Ich hatte zunächst ein Gespräch mit meinem Freund, da ich ja mit einer super beschissenen Laune wieder kam und das ganze für ihn absolut schwer ist und diese Rückfälligkeiten ein Schlag ins Gesicht für ihn waren. Seitdem habe bzw. musste ich mir über mein Leben und vor allem über unsere Beziehung Gedanken machen.
      Derzeit versuche ich die negativen Gefühle wegzuschieben und zwinge mich einfach zum essen. Wie du sagtest, ich müsse auf meine körperlichen und psychischen Signale achten und die _richtigen_ Schlüsse daraus ziehen.
      Ich muss einen anderen Weg finden, als den, den ich bisher gefahren bin. Sonst hat das auch mit der Beziehung keinen Sinn und die möchte ich unter keinen Umständen aufgeben.
      Ich muss lernen, Verantwortung zu übernehmen (und sollte mich auch nicht an diesen Therapeuten aus der Klinik festkrallen).
      Es ist schwer, aber da ich ja noch Therapiestunden habe und ich hoffe, dass wir nochmal einen neuen Antrag auf Verlängerung stellen können und dieser auch genehmigt wird, werde ich über diese Gefühle _reden_ und nicht mein Vorhaben, mich kaputt zu machen, verfolgen. Es fällt mir schwer, zu sagen, dass ich das für mich mache, aber ich denke ich bin auf einem doch guten Weg das bald wieder sagen zu können, auch wenn die Vernunft gerade mal für einen Tag zurückgekehrt ist.
      Aber genau da muss ich jetzt anknüpfen. Ich habe mir eigentlich so viele Ziele gesetzt, die ich einfach nicht aufgeben darf.
      Die Idee mit dem Wochenplan ist nicht verkehrt, zumindest plane ich jetzt schonmal am Wochenende und unter der Woche zwei Mahlzeiten zusammen mit meinem Freund (ist immer bissl problematisch, da ich kein Fleisch esse, aber es gibt da durchaus Möglichkeiten und im Prinzip gestaltet es sich recht flexibel). Es einfach machen ist das A und O.
      Ich habe mir auch überlegt, nochmal über Medikamente zu sprechen, die ich Anfang des Jahres wegen den Nebenwirkungen abgesetzt habe. Vielleicht schaue ich auch wirklich noch nach anderen "Therapien".

      Liebste Grüße,
      Morgentau.



      „You will never speak to anyone more than you speak to yourself in your head.
      Be kind to yourself.“




    • Benutzer online 1

      1 Besucher