Hi, ihr Lieben!
In der Beschreibung steht, dass man hier auch Texte, also Geschichten, posten kann und ich dachte, ich lade mal eine hoch.
Sie ist ziemlich kurz und besteht aus drei Teilen.
ACHTUNG: Triggergefahr, kein Happy End!!
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen!
San
___
ANGST
_01_
Es ist früh, als ich zurück gehe. Erst sechszehn Uhr. Aber der heftige Regen und der Wind, der mir meine dunklen Haare ins Gesicht peitscht, treiben mich an und so stehe ich nun vor der Tür. Meine Glieder sind klamm vor Kälte und ich zittere wie Espenlaub, sodass es mir schwer fällt, den Schlüssel aus der Tasche zu holen und aufzuschließen.
Drinnen ist es angenehm warm und ich gestatte mir ein kurzes Lächeln. Nur kurz. Der Schm*rz, den die Kälte draußen in mir hervorgerufen hat, vergeht langsam und bald wird es eine andere Art von Kälte sein, die mich quält. Meine Mutter ist in der Küche, aber sie hat mich noch nicht bemerkt. Ich glaube, sie kocht. Ich husche die Treppe hinauf und werfe meine Tasche auf mein Bett, lege die Jacke über die Heizung und kicke die Schuhe in die Ecke. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich fürchterlich aussehe. Verdammt. Ich ziehe mich um und schleiche ins Bad. Meine Haare liefern mir einen erbarmungslosen Kampf und das verlaufene Make-Up verleiht mir das Aussehen eines Waschbärs. Schnell beseitige ich die gröbsten Spuren des Unwetters, dann übe ich ein fröhliches Lächeln vor dem Spiegel, bis ich mir sicher bin, es eine Zeit lang halten zu können. Anschließend gehe ich in die Küche.
Mama zuckt erschrocken zusammen, als sie mich sieht.
„Mensch, Irena! Du hast mir einen Schrecken eingejagt, dich einfach anzuschleichen!“
Das Lächeln klebt an meinen Lippen.
„Tut mir leid“, sage ich und umarme sie flüchtig. Für zwei Sekunden. Fünf… Ich reiße mich los. Länger halte ich es nicht aus.
„Wie war’s?“, fragt sie neugierig. Sie meint den angeblichen Filmenachmittag mit Nele und Lissa, der nicht stattgefunden hat.
„Schön“, antworte ich, „wir haben alte Disneyfilme geschaut.“ Haben wir. Vor zehn Jahren.
Sie runzelt die Stirn. „Seid ihr dafür nicht zu alt?“
Ich erweitere das Lächeln zu einem Grinsen, behutsam und erfolgreich. „Nö. Niemals.“ Ich blinzele verschwörerisch und sie gluckst leise.
„Freut mich, dass du einen schönen Mittag hattest.“
Hatte ich nicht. Wir sind schon lange nicht mehr befreundet. Nele und Lissa schon, aber ich nicht. Ich habe seit langer Zeit keine Freunde mehr. Dafür hat er gesorgt. Und das Jugendamt hat mir nicht geholfen. Ich bin allein. Allein, allein, allein.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, wirft sie einen Blick auf die Uhr und dreht am Rädchen des Herds. Reis. Lecker. „Heiko kommt in zehn Minuten“, sagt sie, „er hat heute Morgen seinen Schlüssel hier vergessen. Also W*nd*re dich nicht, wenn er klingelt.“
Sie schnappt sich ihre Tasche und ihre Jacke.
„Wohin gehst du?“, will ich wissen. Ein kleiner Rabe sitzt in meinem Herzen und beginnt, unruhig mit den Flügeln zu schl*g*n. Ich atme tief durch. Wir haben ein gutes Verhältnis, der Rabe und ich. Wann er in meinen Körper eingezogen ist, weiß ich nicht mehr, aber ich habe ihn Angst getauft und er hört auf mich. Ich mag ihn. Auf ihn kann ich mich verlassen.
„Luisa abholen. Sie ist vorhin zwar mit dem Fahrrad gefahren, aber bei diesem Unwetter will ich nicht, dass sie zurückfährt. Morgen kann sie das Rad immer noch abholen.“
Meine Schwester. Stimmt, sie ist ja gar nicht da. Ich wünschte, ich wäre ein halbes Jahr älter. Dann hätte ich den Führerschein und könnte Luisa abholen. Und müsste Heiko nicht die Tür öffnen. Das Monster nicht selbst ins Haus lassen.
Angst krächzt leise.
„Bis dann.“ Sie haucht mir einen Kuss auf die Wange, dann geht sie.
Ich halte sie nicht auf. Es ist krank und s*lbstm*rd*r*sch, aber ich lasse sie gehen. Weil ich sie liebe.
Angsts Krächzen wird lauter. Er warnt mich, aber ich kenne die Gefahr schon.
...tbc...
In der Beschreibung steht, dass man hier auch Texte, also Geschichten, posten kann und ich dachte, ich lade mal eine hoch.
Sie ist ziemlich kurz und besteht aus drei Teilen.
ACHTUNG: Triggergefahr, kein Happy End!!
Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen!
San
___
ANGST
_01_
Es ist früh, als ich zurück gehe. Erst sechszehn Uhr. Aber der heftige Regen und der Wind, der mir meine dunklen Haare ins Gesicht peitscht, treiben mich an und so stehe ich nun vor der Tür. Meine Glieder sind klamm vor Kälte und ich zittere wie Espenlaub, sodass es mir schwer fällt, den Schlüssel aus der Tasche zu holen und aufzuschließen.
Drinnen ist es angenehm warm und ich gestatte mir ein kurzes Lächeln. Nur kurz. Der Schm*rz, den die Kälte draußen in mir hervorgerufen hat, vergeht langsam und bald wird es eine andere Art von Kälte sein, die mich quält. Meine Mutter ist in der Küche, aber sie hat mich noch nicht bemerkt. Ich glaube, sie kocht. Ich husche die Treppe hinauf und werfe meine Tasche auf mein Bett, lege die Jacke über die Heizung und kicke die Schuhe in die Ecke. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich fürchterlich aussehe. Verdammt. Ich ziehe mich um und schleiche ins Bad. Meine Haare liefern mir einen erbarmungslosen Kampf und das verlaufene Make-Up verleiht mir das Aussehen eines Waschbärs. Schnell beseitige ich die gröbsten Spuren des Unwetters, dann übe ich ein fröhliches Lächeln vor dem Spiegel, bis ich mir sicher bin, es eine Zeit lang halten zu können. Anschließend gehe ich in die Küche.
Mama zuckt erschrocken zusammen, als sie mich sieht.
„Mensch, Irena! Du hast mir einen Schrecken eingejagt, dich einfach anzuschleichen!“
Das Lächeln klebt an meinen Lippen.
„Tut mir leid“, sage ich und umarme sie flüchtig. Für zwei Sekunden. Fünf… Ich reiße mich los. Länger halte ich es nicht aus.
„Wie war’s?“, fragt sie neugierig. Sie meint den angeblichen Filmenachmittag mit Nele und Lissa, der nicht stattgefunden hat.
„Schön“, antworte ich, „wir haben alte Disneyfilme geschaut.“ Haben wir. Vor zehn Jahren.
Sie runzelt die Stirn. „Seid ihr dafür nicht zu alt?“
Ich erweitere das Lächeln zu einem Grinsen, behutsam und erfolgreich. „Nö. Niemals.“ Ich blinzele verschwörerisch und sie gluckst leise.
„Freut mich, dass du einen schönen Mittag hattest.“
Hatte ich nicht. Wir sind schon lange nicht mehr befreundet. Nele und Lissa schon, aber ich nicht. Ich habe seit langer Zeit keine Freunde mehr. Dafür hat er gesorgt. Und das Jugendamt hat mir nicht geholfen. Ich bin allein. Allein, allein, allein.
Als hätte sie meine Gedanken gelesen, wirft sie einen Blick auf die Uhr und dreht am Rädchen des Herds. Reis. Lecker. „Heiko kommt in zehn Minuten“, sagt sie, „er hat heute Morgen seinen Schlüssel hier vergessen. Also W*nd*re dich nicht, wenn er klingelt.“
Sie schnappt sich ihre Tasche und ihre Jacke.
„Wohin gehst du?“, will ich wissen. Ein kleiner Rabe sitzt in meinem Herzen und beginnt, unruhig mit den Flügeln zu schl*g*n. Ich atme tief durch. Wir haben ein gutes Verhältnis, der Rabe und ich. Wann er in meinen Körper eingezogen ist, weiß ich nicht mehr, aber ich habe ihn Angst getauft und er hört auf mich. Ich mag ihn. Auf ihn kann ich mich verlassen.
„Luisa abholen. Sie ist vorhin zwar mit dem Fahrrad gefahren, aber bei diesem Unwetter will ich nicht, dass sie zurückfährt. Morgen kann sie das Rad immer noch abholen.“
Meine Schwester. Stimmt, sie ist ja gar nicht da. Ich wünschte, ich wäre ein halbes Jahr älter. Dann hätte ich den Führerschein und könnte Luisa abholen. Und müsste Heiko nicht die Tür öffnen. Das Monster nicht selbst ins Haus lassen.
Angst krächzt leise.
„Bis dann.“ Sie haucht mir einen Kuss auf die Wange, dann geht sie.
Ich halte sie nicht auf. Es ist krank und s*lbstm*rd*r*sch, aber ich lasse sie gehen. Weil ich sie liebe.
Angsts Krächzen wird lauter. Er warnt mich, aber ich kenne die Gefahr schon.
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"Wir haben Angst zu fallen, nicht zu springen."
~ Meine Geschichten ~
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