Einsicht der Krankenakte, was erwartet mich?

      Einsicht der Krankenakte, was erwartet mich?

      Hallo zusammen,

      eigentlich bin ich ja gar nicht da, aber das muss ich jetzt einfach mal loswerden:
      In weniger als zwei Wochen werde ich meine Krankenakte von einem stationären Aufenthalt (2006, KJP) einsehen.
      Habe auch schon die SuFu bemüht, aber da ging es immer eher darum, ob und wie man das beantragt. Das war bei mir aber überhaupt kein Problem, habe eine Mail geschrieben und jetzt ist ein Termin ausgemacht, die Akte ist bereits aus dem Archiv geholt und wartet auf mich.

      Und ich habe lange auf sie gewartet und gezögert und mich jetzt dazu durchgerungen, diese Reise (im wahrsten Sinne des Wortes, die Klinik ist hunderte Kilometer von meinem jetzigen Wohnort entfernt) in die Vergangenheit anzutreten. Um Lücken zu schließen und um abzuschließen. Und weil ich einfach neugierig bin. ;)

      Kommen wir aber zur eigentlichen Frage:
      Hat jemand schonmal seine Akte eingesehen und wenn ja: was erwartet mich?
      Zwei Blätter mit Geburtsdatum, Anschrift und ein paar Anamnesebögen? Etwas mehr? Klar, die persönlichen Aufzeichnungen werden nicht dabei sein, aber was bleibt dann noch? Was findet sich nach mehreren Monaten Klinikaufenthalt?
      Mit somatischen Krankenakten kenne ich mich etwas aus, aber in Bezug auf die Psychiatrie bin ich recht ahnungslos.

      Ich bin doch einfach sehr gespannt und erhoffe mir viel, will aber nicht enttäuscht werden (für Enttäuschungen habe ich gerade grundsätzlich keine Zeit :rolleyes: ), daher hoffe ich, dass mir hier vielleicht jemand weiterhelfen kann - gerne auch per PN!

      Liebe Grüße,
      kibalta
      ich kann nur von Akten der ambulanten Therapie reden- diese lasse ich mir regelmäßig zukommen. Und doch- dort stehen auch personelle Infos drin. Persönliche Empfindungen meines Gutachters. Einschätzungen vs. Testbögen.

      Die anzufordern war nei ein Problem- ich bekomme sogar per PDF die Auswertungsbögen.
      born to be...unmöglich
      Danke für deine Antwort!
      Wie "viel" ist das denn dann so? Also, ist das primär das, was während einer Sitzung aufgeschrieben wurde, oder sind das Unterlagen, die im Nachhinein zusammenfassend erstellt wurden, oder beides?

      Ach. Vermutlich lässt sich das einfach nicht beantworten, ich weiß, zumal es ja nicht zuletzt auch davon abhängt, was der Behandelnde für "zumutbar" hält.
      Vielleicht muss ich einfach drauf klarkommen, dass ich aufgeregt bin und irgendwie auch Angst habe, enttäuscht zu werden (ich habe keine Angst, dass da was "Schockierendes" drinsteht).
      Wenn ich dann dort war (und im Rahmen der Heimreise nicht verst*rb* oder so ;) ) werde ich hier berichten, für den Fall, dass sich jmd. anderes mal die gleiche Frage stellt.
      Hallo,

      War im Februar in der KJP wo ich mal war Krankenakte einsehen.
      Man sollte auf alle Fälle stabil sein wenn man sich sowas vornimmt weil da teilweise Sachen drinstehen die man vielleicht nicht so gern liest oder an die man sich vielleicht gar nicht mehr erinnert oder die einen einfach runterziehen. Ich habe zB so "herausgefunden" dass ein ehemaliger Lehrer von mir private Mails die ich mit ihm geschrieben hatte an die KJP übermittelt hatte, das hat mich im ersten Moment ziemlich getroffen.

      Bei mir stand drin (mal abgesehen von nem Deckblatt mit den ganzen Daten):
      -So eine Art Aufnahmebefund (warum bin ich hergekommen) bzw ein Brief von meiner damaligen behandelnden Psychiaterin
      - Aufzeichnungen von Elterngesprächen
      - Berichte von den verschiedenen Therapien (Ergortherapie, Musiktherapie und so)
      - Zeichnungen, die ich im Rahmen der Therapie gezeichnet hatte
      - sowas (wo mir der Name gerade nicht einfällt) wo die Pfleger eine Art "Tagebuch" über mich geschrieben haben, also wie ich drauf war, wie ich mich verhalten hab, ob es irgendwelche besonderen Vorkommnisse gab, etc.
      - eine Liste an welchem Tag ich wann welche Medikamente bekommen habe
      - der Unterbringungsbericht bzw. das Sachverständigengutachten davon (ich war nicht die ganze Zeit freiwillig dort ;) )
      -eine Liste wann die Überwachungskameras im Zimmer eingeschalten waren
      - die Meldung ans Bezirksgericht für die Fixierung

      ...Das war glaube ich mal so ziemlich alles

      Dass zu wenig drinsteht, da brauchst du dir keine Sorgen machen, ich war 7 Wochen dort und der Akt war gut 4cm dick :rolleyes:

      Ich nehm mal an dass es bei der ähnlich viel sein wird wenn du 2 Monate da warst, also bei mir wars so, der Oberarzt hat sich den Akt mit mir durchgesehen, ich sollte ihm sagen was davon ich kopiert haben möchte, dann wurde das kopiert, er hat mir seine Visitenkarte gegeben und gesagt ich solle mich melden wenn ich noch fragen habe und dann bin ich mit den Kopien nachhause gegangen und hab mir die zuhause durchgelesen.

      Ich hoffe ich konnte dir helfen

      LG wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Hallo zusammen,

      danke nochmal, dark destiny.

      Danke dir wild angel für die ausführliche Antwort! Jetzt habe ich immerhin eine ungefähre Vorstellung.
      Das das so viel ist, hätte ich nicht gedacht. Dass ich stabil genug bin, hoffe ich nach fast zwei Jahren "Gesundsein" einfach, wenn nicht, habe ich ein Problem, da ich meine Ressourcen gerade anderweitig schon aufbrauche.

      Aber in diesem Fall gilt eben jetzt oder nie und ich habe mich für jetzt entschieden. Ich hoffe einfach, dass der Arzt nett ist und alles gut und nach Plan verläuft.

      Viele Grüße,
      kibalta
      ja hier, ich habe die Akte sogar ausgedruckt bei mir daheim. Sind fast 1000 Seiten... Und es steht einfach alles drinnen.. sämtliche Unterbringungen, Anhörungen, Tagesabläufe, Medikation etc.

      Achtung, ich habe mir die Akte vor 3 Jahren geholt und war im Grunde sehr stabil und mich hat es momentan wieder ziemlich ins schwitzen gebracht vor allem als ich das Gespräch fand in dem meine Eltern Fragen gestellt worden sind.. Das war für mich nochmal eine totale Demütigung und ich bin so wütend geworden.

      Aber ich bin ganz froh, dass ich es gemacht habe, hat mir auch geholfen Lücken zu schließen.

      Alles liebe,

      RS

      ps: Achtung es passieren immer wieder inhaltliche oder Fehler beim protokollieren. Manche Dinge standen bei mir drinnen, die ich oder andere so nie gesagt hatten. Ich habe gelernt mir diesen Haufen Papier nicht allzu sehr zu Herzen zu nehmen.
      be strong - believe - move on...



      Danke für deinen Beitrag, red silent.
      Ich habe mir vorgenommen, alles was meine Eltern angeht nach Möglichkeit nicht zu lesen. Mit ihnen habe ich noch (inzwischen wieder guten und schönen) Kontakt, was für all die anderen Leute, die da möglicherweise in der Akte auftauchen, nicht gilt.
      Danke also nochmal für die Hinweise, das hat mich in dieser Hinsicht (dass man einfach vorsichtig sein muss, wie man das Ganze liest und was man genau liest) bestätigt.
      Viele Grüße,
      kibalta
      hallo

      da würd ich mich doch auch gerne mal kurz melden und zwar mit einer frage.

      ich hab im mom grad ziemlichen stress mit meiner früheren therapeutin aus der klinik.
      sie sollte auch einen abschlussbericht schreiben und heute habe ich einen termin in dem wir den besprechen. (2 monate nach dem austritt was man eig in der letzten woche während des aufenthaltes macht)
      sie hat mich und meine eltern mindestens 3 mal angelogen indem sie behauptet hat das sie den bericht schon lange geschrieben und auch abgeschickt hat. ( also an ein amt)
      letzten dienstag bin ich dann mit meiner mutter zu ihrem büro ( weil sie telefonisch nicht erreichbar war) und habe eben diesen termin heute bekommen. dazu sagte sie auch der bericht währe nun in korrektur !! und geht erst raus wenn wir den besprochen haben. :cursing:
      jedenfalls will ich diesen bericht sehen sie jedoch sagt sie würden diese berichte nie den patienten geben und darum zeigt sie ihn mir auch nicht. wir würden ihn nur besprechen.
      ich habe doch das recht ihn zu sehen oder ?
      jedenfalls macht mich das ganze ziemlich misstrauisch und ich denke nach diesem termin heute wird es auch noch nicht abgeschlossen sein.

      darum meine frage ( und sry wenn ich den hier bei dir reinschreib kibalta ) darf sie mir verweigern den bericht anzusehn obwohl ich und meine eltern ( bin noch nicht volljährig ) darauf bestehn ?
      wäre sehr froh wenn sich da wer auskennt weil diese ganze geschichte macht mich echt sauer da ich wegen ihr jezt seit über 2 monaten arbeitslos zuhause rumsitz und schon wieder ziemlich oft in nem loch gesteckt bin deswegen.


      :) lg dream dancer
      Wir werden uns wiedersehn,
      vielleicht nur um zu verstehen,
      dass das Leben an sich,
      manche W*nd*r verspricht,
      ob du's glaubst oder nicht,
      ich vergesse dich nie

      ( Selig - Wir werden uns wiedersehn )
      So wie ich das bisher verstanden habe, sieht es so aus:

      Aus deinem Persönlichkeitsrecht leitet sich das Recht auf Krankenakteneinsicht ab.
      Auf der anderen Seite steht das "medizinische begründete Patientenschutzinteresse".

      Heißt konkret: prinzipiell ist es dein gutes Recht, Behandlungsakten einzusehen. Grundsätzlich hat jedoch auch der Arzt das Recht, die Einsicht in persönliche (subjektive) Aufzeichnungen zu verweigern und das Recht, die Einsicht mit dem Zweck des Patientenschutzes zu verweigern. Gerade im Bereich der Pychiatrie ist es eben einerseits schwierig, zwischen objektiven/neutralen/faktischen Daten und persönlichen Aufzeichungen zu differenzieren (die meisten Dinge, die in einer psychiatrischen Akte stehen beruhen nunmal auf der subjektiven Wahrnehmung des Arztes, mal abgesehen von EEG o.ä.) und andererseits ist es für Psychiater leichter (ist ja auch plausibel) zu sagen, der Inhalte der Akte könne den Zustand des Patienten gefärden, wenn dieser sie lesen würde.

      Führt in der Praxis dazu, dass viele die Akteneinsicht erstmal ablehnen. Das Recht zur pauschalen Verweigerung besteht aber eigentlich nicht.

      Ich würde die Ärztin auf dein prinzipielles Recht hinweisen, die Akte einzusehen. Sie wird dann vermutlich erwidern, dass sie das Recht hat, dies zu verweigern. Woraufhin du widerum das gute Recht hast, von ihr eine (jedoch nicht ins Detail gehende) Erklärung für die Gründe der Verweigerung einzufordern. Dass sie sagt "mache ich aus Prinzip nicht" zählt nicht wirklich als Grund ;)

      Ansonsten: warte doch erstmal die Besprechung ab. Vielleicht meint sie mit Besprechung ja, dass ihr gemeinsam die Unterlagen durchschaut. Denn auch wenn man seine Akte einsehen darf, geschieht dies meist im Beisein eines Arztes, damit man eben Unklarheiten besprechen kann . Vielleicht zieht sie das grundsätzlich so auf, damit sie gleich erklären kann, warum sie was wie geschrieben hat.


      Grüße,
      kibalta
      cool danke für die info :)

      ja sie hat mir den bericht nun kopiert und mitgegeben.
      allerdings stehen da manche sachen drin die schlichtweg einfach nicht stimmen.
      zb war am anfang drinn ich hätte mich selber v*rl*tzt während dieser zeit obwohl das nicht stimmte.. als ich ihr das gesagt hab hat sie zuerst behauptet ich würde lügen! und nachdem mein vater ihr ebenfalls gesagt hat das er nix mitgekriegt hab hat sie dann gesagt sie würde nachschauen in den unterlagen und hats dann rausgestrichen.. aber stehen auch noch andere ziemlich dreckige dinge drinn die sie als wir ihn zusammen besprochen haben nicht erwähnt hat. (konnt ihn dort nicht lesen weil ich ihn auf dem kopf hatte und sie extrem schnell mit allem durch ist) naja zurecht weiss ich nun das was ich da seh und was sie ausgelassen hat..
      entschuldigt hat sie sich auch so halbpatzig bei meinem vater und mir. allerdings sah sie dabei ihn den pc.

      aber egal der bericht ist draussen und wenn ich den termin beim amt hab werd ich zuerst mal einiges klarstellen müssen.

      ich versteh einfach nicht wie so eine frau einen solchen beruf ausführen kann. als ich ihr gesagt hab das ich sauer bin weil sie gelogen hat als sie behauptete das der bericht rausgegangen sei sagte sie nur ja das ist verständlich. mehr nicht. und sie hatte wieder ihr doofes grinsen drauf. also schlichtweg es kratzt sie null das ich wegen ihr grad so in der scheisse sitz.. <.<

      also jedenfalls nochmal danke für die infos und sry das ich hier alles zutext konnt einfach grad nich anders :rolleyes:


      noch einen schönen abend und nochmal danke für die info :) ( zum glück war mein papa dabei da musst ich nicht böse werden :) )

      LG Dream Dancer
      Wir werden uns wiedersehn,
      vielleicht nur um zu verstehen,
      dass das Leben an sich,
      manche W*nd*r verspricht,
      ob du's glaubst oder nicht,
      ich vergesse dich nie

      ( Selig - Wir werden uns wiedersehn )
      So.Heute war ich da -es war gut, weniger schlimm als erwartet.
      Plötzlich stand ich vor diesem komischen Oberarzt und vor mir lag dieses Paket an Blättern und starrte mich an;)
      Und wie versprochen für die kommenden Generationen ein kurzer "Bericht"
      Letztlich konnte ich die gesamte Akte einsehen; eben Arztbriefe, Konsiliarberichte, Entlassungsbericht, formelle Sachen wg. Klinikschule und Co., aber auch die Aufzeichnungen aus den Therapiegesprächen (handschriftlich und damit fast vollständig unlesbar), die Kurve und die täglichen Aufzeichnungen der Pfleger, sowie sämtliche Tests und Laboruntersuchungen, die eben so angefallen sind.

      Man sollte sich gut überlegen, ob man die Akte einsehen möchte (von driftigen / rechtlichen /dringenden Gründen wegen Behandlungsfehlern o.ä. natürlich abgesehen).
      Es ist denke ich sehr wichtig, sich klar zu machen: nichts von dem, das dort geschrieben steht, ändert etwas daran wer man jetzt, hier und heute, ist.
      Letztlich bestehen die Aufzeichnungen aus den Ergebnissen von Beobachtungen und Beurteilungen. Und die sind eben in ihrer Richtigkeit stark vom Betrachter abhängig.

      Nichts desto trotz bin ich froh, das heute gemacht zu haben (der Aufenthalt um den es ging liegt schon ein paar Jahre zurück) und auch die Diagnosen gesehen zu haben. Und zu wissen: man kann sich durchaus ändern.

      Viele Grüße,
      kibalta
      mir persönlich sind meine Akten sehr wichtig- oftmals (auch heute!) muß ich Dinge korrigieren lassen. Es soll ja kein falsches Bild entstehen. Da satnd zB "kein Kontakt mehr zu Eltern" statt "Kontakt zur restlichen Familie außer Mutter" abgebr*ch*n. Schon ein wichtiger Punkt, da meine Ma eins meiner Probs ist.
      born to be...unmöglich
      Schön geschrieben Kibalta! Genau wie du sagst, es ist immer eine Momentaufnahme, eine Beschreibung eines Momentes in dem einen die Leute erleben. Die Dinge liegen im Auge des Betrachters. Wenn man meine Krankenakte liest und mich heute sieht, dann würde man niemals glauben, dass es sich um den gleichen Menschen handelt. Ich habe meine Akten in meinem Zimmer im Schrank verstaut und schon lange nicht mehr darin gelesen. Ich lebe im hier und jetzt, in meinem Moment und in diesem geht es mir gut. Damals ging es mir schlecht, das war auch ein Moment, ein Ausnahmezustand. Umso schöner, wenn man doch eines Tages feststellt, dass alles möglich ist...
      be strong - believe - move on...