Angst vor und um meine OP

      Angst vor und um meine OP

      Hei,


      Ich habe am 30.08. eine recht große OP vor mir und habe Schwierigkeiten
      mit der Überbrückungszeit. Es handelt
      sich dabei um eine Geschlechtsangleichende OP und sie ist mir echt sehr
      wichtig, ich meine ich habe die letzten 21 Monate echt hart dran gearbeitet,
      dass ich endlich Operiert werde und jetzt macht mir in letzter Zeit echt jeder
      nur noch Angst. Ich bin derzeit nicht wirklich stabil und ständig kommt jemand
      und mein: „wenn das, dann keine OP“. Ich werde dauernd mit irgendwas unter Druck
      gesetzt, dass ich etwas erfüllen muss. Zum Beispiel muss ich mein Gewicht
      achten, darf mich nicht v*rl*tz*n und so… Dazu kommt noch, dass ich oft allein
      bin und dann sehr schnell in negative Gedankenspiralen falle, wo ich dann in
      Spannungszustände gerate und dabei noch labiler werde. Meine Psychiaterin kommt
      dann such ständig mit zu labil für die OP und ich muss stabiler werden weil die
      OP ja auch viel Kraft kostet, nur wie ich das anstellen soll, kann sie mir nicht
      sagen, da ist sie überfragt. Dann kommen ja auch noch die gesundheitlichen Voraussetzungen,
      die ich erfüllen muss, wo auch sehr oft kommt „wen das, dann keine OP“. Ich bin
      fast an durchdrehen und finde nicht wirklich etwas woran ich mich zur
      Überbrückung festhalten kann…


      Sorry, wenn es etwas wirr geschrieben ist…


      LG Neva
      Bis an den Rand des Wahnsinns und noch viel weiter...
      Liebe Neva,

      zuerst einmal: Ich gratuliere dir, dass du es bis zu diesem Punkt geschafft hast. Es zeigt von großem Durchhaltevermögen. Und von Power. :)
      Ich denke, es ist normal, dass man vor einer großen OP, egal welcher Art, Schiss hat. Besonders, wenn man - wie du - 21 Monate dafür gekämpft hat. Dann rückt der Tag immer näher... Und dein Umfeld macht sich vermutlich mindestens so viele Sorgen wie du. Und setzt dich unter Druck... Aber dieser Druck ist NATÜRLICH das, was du jetzt am wenigsten brauchst. Dazu kommt dann wahrscheinlich auch noch Druck von innen...

      Dass alle sagen, du sollst "stabiler werden", ist ja schön und gut. Aber das geht nicht auf Knopfdruck oder Bestellung. Ist ja keine Pizza. :rolleyes: Und lass mich raten... Auf die Frage, wie du denn stabil werden sollst, wurde dir sowas gesagt wie: "Das müssen Sie selbst herausfinden!". Was ja auch stimmt, eigentlich. Hilft allerdings nicht, wenn man ohne jegliche Tipps im Regen steht.

      Was du auf jeden Fall tun musst, ist, dich zu entspannen. Das kann nie schaden. Besonders wenn du zu SVV 'neigst', unendlich viele Vorgaben von außen und innen hast und möglichst viel Kraft für die OP und die Zeit danach brauchst. Und vielleicht könntest du auch ein bisschen Struktur oder kleinere Fixpunkte im Alltag gut gebrauchen.
      Damit meine ich nicht, dass du zu festen Zeiten aufstehst oder ins Bett gehst. Auch wenn das manchmal nützlich sein kann. Was du brauchst, ist Zeit für dich. Eine bestimmte Zeit am Tag (nicht auf die Minute genau geplant, nicht zu stark festgelegt, usw.), in der du es dir einfach nur richtig gut gehen lässt. In der du dich auf dich selbst konzentrierst. Dir etwas gönnst, dich runterregelst, mit dir selbst ins Reine kommst. Wie du das machst, hängt davon ab, was dir gut tut und was dir Spaß macht. Es muss auch nicht immer das selbe sein.

      Was könntest du in dieser Zeit tun? Mal ein paar unverbindliche VorSchl*g* und Anstöße... Du könntest dir z.B. fast zeremoniell ein leckeres Essen zubereiten. Und wenn es auch nur eine Scheibe Toast mit deiner Lieblingsmarmelade ist, die du in aller Seelenruhe, ohne Hektik, Fernseher und an deinem LIeblingssitzplatz vernaschst... ;) Du könntest eine angenehm warme Dusche oder ein riesiges Schaumbad nehmen. Du könntest Entspannungsübungen machen, zum Beispiel Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung oder eine Traumreise. Du könntest malen, tanzen, singen, lesen, Tee trinken, "window shopping" in der Stadt, ... Eben das, was dir gut tut und was du gerne tun willst. Quasi als dein kleiner Urlaub von dem Rest der Welt, der dich derzeit unter Druck setzt, vorbeirast und Forderungen stellt. Deine kleine Auszeit-Therapie. Tut dir Sport gut? Dann mach Sport. Hast du keine Lust auf Sport? Leg dich auf die Wiese und guck den Wolken zu. ...

      Ich denke, viele Vorgaben, die du bekommst, sind sinnvoll und müssen eingehalten werden. Aber das heißt nicht, dass irgendjemand das Recht hat, dich mehr zu stressen als nötig. Du bist selbst dafür zuständig, deinen 'Stresshaushalt' zu managen. Es gibt keine Pauschallösung dafür. Aber vielleicht bringen dich meine Tipps ja auf andere Gedanken?
      Du hast jetzt 21 Monate gekämpft. Diesen einen Monat wirst du schaffen, irgendwie kriegst du die Zeit rum. Du wirst die Vorgaben erfüllen können und es wird alles klappen. Du wärst nicht so weit gekommen, wenn du nicht die eingangs erwähnte Power und das Durchhaltevermögen hättest. Aber damit du nicht zusammenklappst, ist es nötig, dass du dich zwischendrin auch mal zurücklehnst und abschaltest. Sonst macht dich die ganze Anspannung und Aufregung nur kaputt... Ich glaube daran, dass du es schaffen kannst. Aber viel wichtiger ist, dass du an dich selbst glaubst. Tust du das?

      Liebe Grüße,
      eurydike
      “desire is desire of x, fear is fear of y, hunger is hunger for z; but pain is not ‘of’ or ‘for’ anything—it is itself alone. This objectlessness, the complete absence of referential content, almost prevents it from being rendered in language” (Elaine Scarry)
      Hei,


      Also erst mal Danke an euch zwei :D Stimmt, das mit dem mir einfach mal gut
      gehen lassen und entspannen, kommt bei mir echt oft zu kurz, auch wenn ich
      sogar die Zeit dazu habe. Auch Danke für die Tipps, ich wird sie mal
      ausprobieren und schauen was es sonst noch so gibt.


      Dann noch zur Frage, ob ich an mich selbst glaube… Hmmm. Ehrlich
      gesagt, verliere ich hin und wieder den glauben, vor allem wenn ich mich in
      einem Loch befinde. Aber ansonsten
      glaube ich schon an mich und bin auch stolz auf das was ich geschafft habe und
      auf das was bereits hinter mir liegt ;)


      LG Neva
      Bis an den Rand des Wahnsinns und noch viel weiter...
      Liebe Neva,

      wenn du an dich glaubst - warum solltest du es dann nicht schaffen? Nur diesen einen Monat noch? ^ ^ Du bist stolz auf dich. Du bist stolz auf das, was du geschafft hast. Das kannst du zurecht sein. Es ist eine große Leistung, und ich würde mir das an deiner Stelle auch von niemandem kleinreden lassen.

      Klar, dieser eine Monat kommt dir jetzt eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeewig lang vor. Aber ich denke, so ging es dir z.B. vor 21 Monaten auch. Oder noch vor drei Monaten. Eeeeeeeeewig viel Zeit. Unendlich lange Zeit bis zur OP. Und plötzlich bist du hier und jetzt und überhaupt... ;)
      Ich denke, dass man ab und zu mal an sich selbst zweifelt und den Boden unter den Füßen verliert ist in deiner Situation normal. Aber wie gesagt: Du glaubst an dich, und das ist doch das Beste, was dir passieren kann. :) Jetzt musst du "nur noch" deine Stressoren minimieren und die Zeit irgendwie rumkriegen. Denn die allerwichtigste Person in der ganzen Geschichte hast du ja bereits auf deiner Seite: dich selbst.

      Liebe Grüße,
      eurydike
      “desire is desire of x, fear is fear of y, hunger is hunger for z; but pain is not ‘of’ or ‘for’ anything—it is itself alone. This objectlessness, the complete absence of referential content, almost prevents it from being rendered in language” (Elaine Scarry)