Therapeutin ist sauer, dass ich "es nicht einfach lasse"

      Therapeutin ist sauer, dass ich "es nicht einfach lasse"

      Hey ihr,

      ich hab folgendes Anliegen:

      In der letzten Therapiestunde wollte meine Therapeutin mal wieder wissen, wieso ich mich in letzter Zeit öfters selbstverletze. Darauf meinte ich, dass ich es einfach so mache, weil es eben Gewohnheit geworden ist. Da gab's wohl schon das erste Missverständnis, denn sie hat das anscheinend so verstanden, dass ich die Gründe nicht sagen will. Ich meinte das aber so, dass ich einfach nicht anders kann, dass ich in diesen Situationen einfach keinen anderen Ausweg sehe und eben diesen wähle.
      Ich wollte das eingentlich klar stellen, aber sie redete dann davon, dass ich mich nicht verletzen soll, weil die Spannung in der Therapiesitzung dann weg wäre. Und dann hat sie das irgendwie 10 Minuten oder so ausgeführt was richtig sauer, dass ich nicht einfach damit aufhöre und fragte mich, was es mir denn eigentlich bringe.
      Ja, und dann sagte ich ihr, dass es verschiedene Gründe gibt und dass sie alle etwas miteinander zu tun haben und dass sie auch tiefsitzender sind und komplizierter zu erklären sind. Sie wollte dann, dass ich es ihr erzähle. Ich meinte dann aber, dass ich es in 1-2 Sätzen nicht erklären kann, weil die Stunde fast um war.
      Davon, dass ich "es" tue, weil ich einfach nicht anders kann und dass es dafür noch nichtmals einen richtigen Grund geben muss, erzählte ich ihr nichts, weil sie es ja eh nicht verstanden hätte. Denn sie denkt anscheinend, dass man so leicht damit aufhören kann.

      Was meint ihr, soll ich ihr davon erzählen, dass es für mich sowas wie eine "Sucht" ist? Eigentlich kamen wir in den 1,5 Jahren gut miteinander aus, aber ich zweifel gerade daran, ob es mir was bringt, wenn sie es nicht nachvollziehen kann und eine ganz andere Sichtweise hat. Mich ärgert das einfach gerade nur, dass sie SVV als etwas abtut, dass man einfach so ablegen kann.

      LG, BrokenheartedSoul
      "No one knows the way I feel a part of me I have to find
      Buried somewhere deep beneath my skin"
      (Smile Empty Soul - Who I am)
      Hallo BrokenheartedSoul,

      also normalerweise sollten Therapeuten/innen wissen, dass man mit dem Selbstverletzen nicht einfach so aufhören kann und zu einer Sucht wird es bei den meisten eben auch und ich kann deine Therapeutin da ehrlich gesagt auch überhaupt nicht verstehen.
      Mein Therapeut hat mich vor ein paar Wochen mal gefragt, ob es sein könnte, dass es bei mir zur Sucht geworden ist und da habe ich auch "ja" gesagt, denn irgendwann gewöhnt man (und der Körper) sich an das Selbstverletzen in bestimmten Situationen. Und mit der Zeit werden die Situationen immer weniger schlimm, da kann es auch schon sein, dass man sich verletzt weil man einfach nichts passendes zum anziehen findet oder so ähnlich und so entwickelt sich das dann.
      Wie wäre es denn wenn du in der nächsten Sitzung ganz am Anfang mal das Wort übernimmst und sagst: "Frau ... ich würde ihnen gerne erklären, warum ich mit dem SVV nicht einfach so aufhören kann, ich glaube das letzte mal haben sie da etwas missverstanden."
      Damit sich das zwischen euch klärt und nicht weiter zwischen euch steht.

      LG
      hopelessgirl94
      Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn sich etwas ändert, aber ich weiß, dass sich etwas ändern muss, damit es besser wird!
      Hey,
      vielleicht war das ganze wirklich nur ein großes Missverständnis. Ich bin mir sicher, deine Therapeutin hat das nicht so böse gemeint wie sie es gesagt hat. Gerade ihr als Therapeutin sollte bewusst sein, wie schwer es ist, mit dem SVV aufzuhören. Vielleicht hat sie gedacht, dass du gar nicht aufhören möchtest und es dir egal ist. Ich denke diese Sichtweise hat sie vielleicht sauer gemacht. Das muss auch gar nicht deine Sichtweise sein, kam aber in dem Gespräch vielleicht so rüber.
      Du könntest ihr zeigen, dass du dagegen ankämpfst, einfach mal Skills anwenden, versuchen die Abstände zu vergrößern in denen du clean bist und ihr jeden noch so kleinen Fortschritt zeigen. Dann wird sie bestimmt stolz auf dich sein und wissen, dass sie dich nur falsch verstanden hat.
      Ich wünsche dir alles Gute,
      Smarty
      Hallo BrokenheartedSoul

      Für mich klingt das ganze nach einem Missverständnis.

      BrokenheartedSoul schrieb:

      Ich wollte das eingentlich klar stellen, aber sie redete dann davon, dass ich mich nicht verletzen soll, weil die Spannung in der Therapiesitzung dann weg wäre.
      Damit hast du selbst geschrieben, dass sie weiß, dass du unter Druck stehst und dich deswegen v*rl*tzt. Das Problem ist, dass man durch so ein Verhalten den Verlauf der Therapie beeinflusst, beeinträchtigt oder sogar gefährdet. Darum geht es meist eigentlich schon zuerst darum, mit dem SVV aufzuhören. Wenn man Gefühle und Anspannung wegschn**d*t, anstatt sie auszuhalten, anders mit ihnen umzugehen und/oder sie mit in die Therapie zu bringen, kann man das Problem, das dahinter steht, kaum bis gar nicht bearbeiten, weil man keinen Zugang dazu hat. Zu verarbeiten ist ebenfalls schwierig bis unmöglich, denn dazu wäre ebenfalls nötig zu fühlen, um sortieren und einordnen zu können. Ich denke, das hat sie versucht, dir klarzumachen. Ich denke, sie erwartet nicht, dass du einfach so von jetzt auf gleich aufhörst, weil es so einfach ist. Vielleicht hätte sie nur gern, dass du es wirklich versuchst, damit ihr weiterkommen könnt.

      Lieber Gruß
      Paula
      Vielen Dank für eure Antworten.
      Ich werde morgen dann mit meiner Therapeutin darüber sprechen und schauen, ob wir nur aneinander vorbeigeredet haben oder ob sie es wirklich so meinte.

      @ hopelessgirl94: Du hast das mit den Situationen, die immer weniger schlimm werden und dem darauffolgenden SVV ganz gut beschrieben. Ich denke, so ungefähr werde ich es ihr erzählen, weil es das ganze ziemlich gut verdeutlicht.

      @ smarty: Ja, das kann sein, dass sie gedacht hat, dass ich nicht damit aufhören will. Es hab davor was gesagt, was so hätte verstanden werden können. Ich hab mich wohl da nicht ganz verständlich ausgedrückt.

      @ Paula.: Du hast recht, so ähnlich hat sie es auch ausgedrückt. Das Komische ist ja, dass ich während der Therapie keinen Druck verspüre, sondern zu Hause oder wo anders. Während der Therapie kann ich das irgendwie "ausschalten". Das hat wohl auch damit zu tun, dass ich in der Sitzung nicht wirklich Gefühle zulassen kann bzw. nicht will. Ich hab ihr das auch gesagt. Demnach wäre es für mich sinnlos, mich nicht zu verletzen, damit die Spannung in der Therapie vorhanden ist, denn das ist sie ja eh nicht. Mich nervt es nur, dass sie so "naiv" ist und meint, ich könnte immer bis zur nächsten Stunde warten und dann genau in dieser Stunde den Druck abbauen. Das klingt für mich nicht sehr plausibel.

      LG, BrokenheartedSoul
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      BrokenheartedSoul schrieb:

      Mich nervt es nur, dass sie so "naiv" ist und meint, ich könnte immer bis zur nächsten Stunde warten und dann genau in dieser Stunde den Druck abbauen. Das klingt für mich nicht sehr plausibel.
      Kann natürlich sein, dass ich mich irre, aber auf mich wirkt es, als würdest du diese Therapeutin als Feindbild nutzen und an der Therapie selbst eigentlich gar kein Interesse haben, kann das sein? Die Therapeutin ist naiv und versteht sowieso überhaupt nichts und Gefühle willst du dort eh nicht zeigen und das soll bitteschön auch so bleiben. Das ist das, was bei mir ankommt.
      Davon dass du nur _warten sollst, hast du bisher nichts geschrieben, hat sie das genau so gesagt? Das kann ich mir eigentlich kaum vorstellen und so funktioniert mit dem SVV aufzuhören auch nicht. Davon abgesehen lässt sich Druck nicht in einer Therapiestunde plötzlich wegzaubern. Ich denke eher, dass es darum gehen sollte, dass du bis zur nächsten Stunde anders mit dem Druck umgehen sollst (Skills), um am Problem dahinter und/oder dem jeweiligen Auslöser in der Stunde zu arbeiten.
      Wenn du das aber eh nicht willst und dich lieber weiter v*rl*tzt, anstatt mitzuarbeiten, was nützt dir die Therapie dann?
      Ja, du irrst dich.
      Ich hab wohl zu viele Emotionen in meinen Beitrag reingelegt, wodurch mein Ärger über meine Therapeutin deutlich wurde. Dass ich keine Gefühle zeigen will und kann, hat nichts damit zu tun, dass zu trotzig bin, um sie zu zeigen. Es fällt mir nur eben ziemlich schwer.
      Nein, sie hat nicht direkt gesagt, dass ich bis zur nächsten Stunde warten soll. Sie meint eben, dass ich mich nicht verletzen soll. Meine Therapeutin hat sowas wie Skills noch nie erwähnt, auch sonst reden wir nie darüber, was ich stattdessen tun kann. Natürlich hab ich selber ein paar Dinge, die mir helfen, wenn ich mich verletzen will, aber oft siegt dann doch das SVV.
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      Okay. Gut, wenn man nur schriftlich kommuniziert, können Missverständnisse passieren. Und für mich klingt es immer noch, als wäre auch das mit deiner Therapeutin eins gewesen.
      Bleiben ein paar Fragen: Was erwartest du von deiner Therapeutin? Willst du die Therapie wirklich nutzen? Willst du mit dem SVV aufhören?
      Wenn sie nicht von sich aus vorschlägt, was du tun könntest anstatt dich zu v*rl*tzen, warum fragst du nicht danach? Funktionierende Skills sind etwas, das man wollen und sich erarbeiten muss, die kann einem niemand vorsetzen. Dass es dir schwer fällt, Gefühle zu zeigen, kann ich verstehen, mir fällt das auch nicht leicht. Aber willst du das als gegeben hinnehmen? Denn ohne Gefühle funktioniert eine Therapie nicht wirklich.
      um was für eine therapieform handelt es sich denn? bei meiner TP z.B. ging es auch nie um skills oder das verhalten an sich. wir haben an den ursachen gearbeitet und mit bearbeiten dieser, wurde mit der zeit auch das SVV besser. natürlich wollte ich auch aufhören, aber da fügte sich (zumindest für mich) während der therapie einfach eins ins andere und dann wurde das SVV langsam aber stetig weniger.
      allerdings sagtest du irgendwo dass du schon 1,5 jahre bei ihr in therapie bist und da kann ich sie schon auch verstehen, dass sie vielleicht auf die idee kommt du wolltest gar nicht aufhören.
      If you are going through hell - keep going!
      (Winston Churchill)