Stationäre Therapie während der Ausbildung

      Stationäre Therapie während der Ausbildung

      Hallo ihr Lieben,

      ich habe folgendes Problem: Mir geht es in letzter Zeit nach einer längeren stabilen Phase wieder ziemlich schlecht, zu den "üblichen" PTBS-Symptomen kommen jetzt verstärkt dissoziative Zustände, die ich so noch nie hatte, die also auch noch nie diagnostiziert und therapiert wurden. Damit komme ich überhaupt nicht zurecht und der zunehmende Kontrollverlust macht mir echt Angst. Meine ambulante Therapeutin konnte mir dabei auch nicht helfen, an einer Beratungsstelle wurde mir ebenfalls zu einem Wechsel zu einem Fachmenschen und einer erneuten Traumatherapie geraten, also habe ich die laufende Therapie abgebrochen und bin momentan "nur" bei einer Beratungsstelle.
      Soviel zu den Hintergründen, jetzt zur konkreten Frage:
      Da es mir eben nicht gut geht, denke ich vermehrt über eine stationäre Therapie nach. Eine Klinik in meiner Nähe bietet etwas an, das für mich sehr passend klingt (stationäre Traumatherapie für Frauen mit gezielter Einzeltherapie und speziell auf die Problematik zugeschnittene Gruppenangebote) und ich überlege echt, das zu machen. Allerdings habe ich im August mit meiner Ausbildung angefangen und die Ausbildung ist mir unglaublich wichtig, der Wunsch, diesen Beruf zu lernen, das Interesse an der Schule, die Freude an der praktischen Arbeit und die positiven Rückmeldungen von den Kolleginnen geben mir die Kraft, trotz allem weiterzumachen, jeden Morgen aufzustehen und auch, mir wieder Hilfe zu suchen statt einfach aufzugeben. Aber für die stationäre Therapie bräuchte ich ja eine Art Beurlaubung von der Schule und der Arbeit und habe keine Ahnung, ob es sowas überhaupt gibt und wie ich das angehen soll. Es gibt eine Lehrerin an der Schule, in deren Unterricht es mir auch schon mal nicht gut ging und die mir Unterstützung angeboten hat. Meint ihr, ich könnte sie einfach mal untervier Augen fragen, ob sowas grundsätzlich überhaupt möglich ist? Oder soll ich erst auf der Arbeit fragen? Allerdings hat bei meiner schulischen Berufsausbildung die Schule das letzte Wort, wenn die mich rauswerfen, kann die Praxis auch nichts mehr machen. Und angenommen, ich frage an der Schule nach, die sagen "Nein, geht nicht" und ich versuche, die stationäre Therapie bis zu den Sommerferien rauszuzögern, bin ich dann nicht bei den Lehrern als irre oder zumindest labil und für den Beruf ungeeignet abgestempelt? Ich bin hin und hergerissen, einerseits sehe ich, dass es mir echt nicht gut geht und ich Hilfe will und brauche, aber andererseits will ich auch auf keinen Fall meine Ausbildung verlieren und die kleine Stimme in meinem Kopf flüstert mir ein "Stell dich nicht so an, reiß dich gefälligst zusammen und mach deine Ausbildung, du hast schon solange mit Kliniken rum anstatt endlich zu arbeiten!"

      War vielleicht schon mal jemand in einer ähnlichen Situation? Oder habt ihr Tipps, wie ich die Situation angehen kann? Danke für's Lesen, ich hoffe, es war nicht zu lang und wirr, und für alle eventuellen Antworten!

      Liebe Grüße,
      eine ratlose und ein bisschen verzweifelte Emily
      When everything seems to be against you, remember, that the airplane takes off against the wind and not with it.
      (Henry Ford)
      hallo emily

      ich war in haargenau der gleichen situation, mache auch (noch) die ausbildung zum hep.
      zuallererst: es ist möglich, ein jahr zu wiederholen.
      ich gehe mal davon aus, dass du auch nur etwa 60 tage in der ganzen ausbildung fehlen darfst, um zur prüfung zugelassen zu werden...?

      du wirst nicht abgestempelt oder unfähig für einen pflegeberuf. in meiner einrichtung haben mehrere fachkräfte körperliche und seelische erkrankungen und solange sie ihren beruf fachgerecht ausführen können, ist das kein problem. meine schulleitung hat mir bestätigt, dass das keine nachteile hat.
      ich habe mich aus anderen gründen dazu entschlossen, ab nächstem jahr eine andere ausbildung anzufangen, aber das hat nichts mit meiner psychischen erkrankung zu tun. ich wäre jetzt eigentlich im 3. lehrjahr und das ganze kollegium weiß bescheid, da ich u.a. stark untergewichtig war. ich bekam immer nur positive rückmeldung und wurde nie verurteilt. ein mitstudierender von mir hat multiple sklerose und wird voraussichtlich nicht lange in einem pflegeberuf arbeiten können - und trotzdem darf er die ausbildung machen.

      wenn du genauere fragen hast, ich stehe zur verfügung, habe es gerade nur etwas eilig ;)...


      der käfig ist offen,
      verlassen muss ich ihn selbst.
      Hallo,

      also als erstes fällt mir ein: für eine stationäre Therapie erhältst Du ein Atest, wie bei einem anderen Krankenhausaufenthalt auch. Das heißt, dass Dich die Schule nicht beurlauben muss, weil Du schlicht und ergreifend krankgeschrieben bist. (So war es zumindest bei mir.) Problematisch ist eben, wie Du in der Schule damit umgehen kannst den verpassten Lernstoff aufzuarbeiten, da solltest Du schon mit jemandem drüber sprechen, wie man das lösen kann. Es so weit möglich in die Ferien schieben ist daher eigentlich immer eine Option.
      Und auch auf der Arbeit sollte das Gleiche gelten. Dort ist es natürlich in der Regel so, dass man ab der 7ten Krankheitswoche ins Krankengeld rutscht, da musst Du einfach schauen, wie das vertraglich geregelt ist in der Ausbildungszeit.

      Zu der Sache, wie das auf die Ausbilder (Schule und Arbeit) wirkt, ist es halt immer schwer zu sagen. Manche denken sich dann ihren Teil, manche glauben vielleicht, dass man nicht stabil genug ist, andere wiederum können auch denken, dass es positiv ist, dass Du Dich um Dich selbst kümmerst und für Deine Stabilität sorgst und sehen da kein Problem.

      Ich würde mich daher - und auch weil Du Dir ja auch einen nicht ganz so unbelastenden Beruf ausgesucht hast - auch auf Gespräche vorbereiten. Aber rauswerfen können sie einen deswegen eigentlich nicht - sofern Du Dich auf der Arbeit und in der Schule verantwortungsbewusst verhältst und eben mitmachst und auch zeigst, dass Du das alles kannst, sollte es da keine Probleme geben. Mit der Lehrerin, die Du da im Auge hast, zu sprechen, wäre sicher eine gute Möglichkeit sich etwas Beistand zu holen und vielleicht hat sie ja auch bereits Erfahrung mit so etwas.

      Grüße, in der Hoffnung nichts grundverkehrtes geschrieben zu haben
      klirr
      Ich danke euch beiden für eure Antwort!
      Dass die Schule mich beurlauben muss, war vielleicht der falsche Ausdruck, aber ich bin bis Ende Januar noch in der Probezeit und da ich trotz bisher guter Noten und Beteiligung im Unterricht durch kurze "Aussetzer" (mir fällt kein besseres Wort dafür ein) schon aufgefallen bin, weiß ich natürlich nicht, was die Lehrer über mich denken. Vielleicht finden sie es gut, dass ich mir Hilfe hole, vielleicht halten sie mich dann aber auch für der anstrengungen verkürzten Ausbildung nicht gewachsen und sagen, ich soll jetzt meine Therapie und nächste Jahr die Ausbildung machen (und noch ein ganzes Jahr "verschwenden" und nach dem Klinikaufenthalt quasi arbeitslos sein will ich auf keinen Fall!).

      So der Termin bei der Beratungsstelle war sehr hilfreich, die Frau hat mir nochmal einiges über meine Diagnose und meine aktuellen Symptome erklärt, mich aber auch darin bestärkt, dass intensivere Hilfe in Form einer stationären Therapie wirklich Sinn macht. Die Klinik, von der ich gestern geschrieben habe, steht zwar erstmal nicht mehr zur Diskussion, weil ich kein halbes Jahr warten will bzw. kann, aber ich habe noch eine andere in Aussicht. Dort habe ich in der Tagesklinik und auf einer Akutstation schon sehr gute Erfahrung gemacht, besagte Station würde von den Angeboten her auch gut passen und die haben praktisch keine Wartezeit, würden mich also, wenn nötig sogar noch im Dezember, ansonsten auf jeden Fall direkt im Januar aufnehmen.

      Lange Rede, kurzer Sinn: Meine Entscheidung ist eigentlich gefallen, jetzt steht nächste Woche das Gespräch mit besagter Lehrerin und wenn das "erfolgreich" ist, auch mit der Schulleiterin und meiner Arbeitsstelle an... Davor hab ich nach wie vor eine Heidenangst, hab auch keine Ahnung, was ich machen soll, wenn die Schule Nein sagt,...
      Wenn also noch jemand einen Tipp oder eigene Erfahrungen hat, ich bin für alles dankbar!

      Liebe Grüße,
      Emily
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      (Henry Ford)
      Hallo,

      finde Deine Entscheidung sehr gut und wünsch für die Gespräche alles Gute.

      Was den Fall angeht, falls die Schule sich etwas quer stellt und Du ggf. ein Jahr warten musst, kann ich nur folgenden Tipp geben: dann zieh die Klinik vor.
      Lieber jetzt ein Jahr länger brauchen, als später vielleicht wirklich in die Erwerbsunfähigkeit zu rutschen. Mit einem stationären Aufenthalt kannst Du dich richtigen Grundsteine für Deine Stabilität legen, die man dann ambulant ausbauen kann. So war es zumindest bei mir und ich bin froh (war auch etwa in Deinem Altern, als ich für längere Zeit stationär ging), dass ich das so gemacht habe. Wenn ich das noch länger verschleppt hätte, da bin ich mir sicher, wäre ich heute längst nicht so weit, so stabil und vor allem so arbeitsfähig.
      Die Ausbildung dafür etwas aufzuschieben ist das alle Mal wert, finde ich.

      Grüße,
      klirr
      Ich wollte kurz berichten, wie es gelaufen ist:
      Ich habe zwei schwere und anstrengende Tage mit schwierigen Telefon- und persönlichen Gesprächen hinter mir (mit der Lehrerin meines Vertrauens, dann mit der Schulleiterin, mit meiner Mentorin in der Arbeit und zuletzt mit meiner Chefin).
      Aber ehrlich währt am längsten, ich habe nicht nur Verständnis, sondern auch Bestärkung und Lob dafür, mir Hilfe zu suchen, bekommen. Und das allerbeste ist, ich darf danach wieder in meine Ausbildung einsteigen, es zumindest mit einer verlängerten Probezeit versuchen. Wenn es in der Klinik bei meinem am Telefon vorbesprochenen Aufnahmetermin am 2. Januar bleibt, würde ich durch die Faschingsferien "nur" zwei Schulwochen verpassen - in einer verkürzten Ausbildung immer noch viel, aber mit der Hilfe eines Mitschülers (er weiß von meinen Problemen und übernimmt momentan eine Art "Aufpasserrolle" für mich, da ich das sonst alleine nicht hinkriege) bin ich halbwegs optimistisch, das zu schaffen - zumal die Motivation für die Ausbildung ja nach wie vor da ist.
      Jetzt muss ich "nur noch" das Erstgespräch am nächsten Montag abwarten, hoffen, dass es bei dem Aufnahmetermin bleibt, und dann keinen Rückzieher mehr machen...

      Momentan bin ich vieles - gut geht es mir logischerweise immer noch nicht, ich habe Angst, bin sehr durcheinander, aber vor allem erstmal auch erleichtert...

      Liebe Grüße,
      Emily
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