Angst vor Fusion

      Angst vor Fusion

      hallo alle zusammen , ich bitte euch dies nur zu lesen, wenn ihr stabil seid!
      also, es ist schwierig einen Anfang in dem ganzen Chaos zu finden aber ich versuche es mal.... ich möchte jetzt nicht meine ganze Lebensgeschichte aufschreiben, denn das würde den Rahmen sprengen . Ich gehe seit ca 2 Jahren kontinuierlich zur Therapie und die >Diagnosen sind komplexe PTBS , BPS und sekundäre strukturelle Dissoziation, um letzteres gehts hier auch gerade. Ich bin durch die Therapie schon ein ganzes Stück weiter gekommen und ich verstehe mich( ANP Nina) und die ganzen anderen in mir ( EPs: Mia, Mina, Jana, Sara) immer besser. Ich habe vor kurzem mit meiner Therapeutin darüber gesprochen dass das Ziel der Therapie sein soll sozusagen alle Persönlichkeiten zu fusionieren. Ich habe dann zuhause darüber nachgedacht und auf einmal hatte ich eine riesige Angst davor.Sie schreien sozusagen in meinem Kopf und es ist als wolle man diese Teile von mir "töten". Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Seither switche ich viel mehr als zuvor.Vielleicht kennt das noch jemand von euch und kann mir einen Rat geben wie ich diese Angst in etwas Produktives umwandeln kann ? Ich habe das Gefühl, wenn ich meiner Therapeutin davon erzähle gewinnt sie den Eindruck, dass ich gar nicht gesund werden will was absolut nicht der Fall ist, sie haben nur alle so schreckliche Angst
      lg Eulili
      Hallo Eulili,

      ja, wo fange ich erstmal an. Zunächst einmal könnt ihr sehr stolz sein, dass ihr die Therapie macht und an euch arbeitet. :thumbsup:
      Vorab noch eine verständnisfrage aus neugierde. ANP und EP, was meinst du damit?

      Dann das mit dem Ziele der Therapie festlegen ist immer so eine Sache. Dabei wäre eigentlich schon einmal meine Frage ob du (Nina) sie fest gelegt hast oder ihr alle zusammen?

      Zur Frage, ob das jemand von uns kennt, kann ich direkt ein Zitat aus einem Vortrag über Ego-State-Therapie zurückgeben.
      "Und deswegen müssen wir auch, wenn wir mit Teile artbeiten, müssen wir ganz vorsichtig sein, nicht die Teile der Persönlichkeit mit Vernichtung zu drohen. (...) das funktioniert überhaupt nicht, das bestärkt nur die Dissoziation." (Dr. Woltemade Hartman, Einführung in die Ego-State-Therapie, Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen, aus "Ich bin viele, Multiple Ich-Prozesse und wie man sie nutzen kann. Einführung in die Ego-State-Therapie"

      Naja, eigentlich hatte ich wegen einer anderen Aussage den Vortrag nochmal überflogen, aber ich fand das auch die Stelle sehr gut passt. Das diese Angst entsteht ist also sehr normal. Und Fusion bedeutet ja, dass Nina, Mia, Mina, Jana und Sara alle vernichtet werden würden und daraus dann etwas neues entsteht.
      In meinen Augen ist es deshalb schwer die Angst in etwas Produktives umzuwandeln, weil ich denke, dass sie berechtigt ist und auch dass das formulierte Ziel vielleicht ein ungünstiges war.

      Mein Psychiater (glaube zumindest das er es war oder es war aus irgendeinem der Vorträge, deshalb hatte ich die grade nochmal durchgehört) meinte, dass das Problem von Personen mit Dissoziativer Identität nicht sei, dass sie zu viele Ego-States haben, sondern zu wenige, bzw. die Grenzen der Ego-States zu statisch sind.

      Die Persönlichkeit jedes Menschen hat viele Aspekte. Sei es das innere Kind, das sich immernoch freut wenn man etwas geschenk bekommt. Der Aspekt der in einem Vorherscht, wenn man Arbeitet oder in der Schule ist, der wenn man seinem Partner/seiner Partnerin gegenüber steht, usw.
      Durch ein Trauma dissoziert dieses Konstrukt von Aspekten zu mehreren Ego-States, die statischer sind. Die Grenzen sind nichtmehr fließend und die Kommunikation zwischen ihnen ist ja auch sehr begrenzt (soweit das sie zum Teil ja nichtmal von den anderen wissen).
      Irgendwo ist dann aber immer im Kopf diese Vorstellung, dass sich ja etwas "aufgespalten" hat und deshalb das "fusionieren" die Lösung ist.
      Aber das wirkliche Problem ist ja ein anderes oder? Das sind doch im Grunde die Mauern, die zwischen den Aspekten eurer Persönlichkeit entstanden sind, oder nicht?

      Ich meine, willst du wirklich, dass sie aufhören zu existieren und du aufhörst zu existieren damit dann etwas neues fortbesteht, dass dann eine Einheit ist?
      Oder willst du lieber mit ihnen zurecht kommen und vllt dass es weniger switchen gibt, weil ihr gemeinsam handelt und erlebt?


      Naja, das war jetzt viel, vorallem auf einer eher der Wissenschaft zugewandten Ebene.
      Mein Rat wäre, dass du nochmal mit deiner Therapeutin redest, eben über die Probleme die die anderen Anteile durch dieses angedrohte Ende haben. Dass sie Angst haben und die Formulierung des Ziels vielleicht nicht die Beste wäre.
      Denn das Ganze macht nicht den Eindruck, dass du gar nicht gesund werden willst, sondern viel mehr, dass du es zu "energisch" willst. ;)
      "Gesund" werden, könnt ihr nur zusammen und deshalb solltet ihr auch zusammen einen Weg suchen. Und eben genau das hier mit eurer Therapeutin besprechen. Denn das ihr Angst habt und euch Gedanken macht, es hier ansprecht und (dann hoffentlich) auch in der Therapie ansprecht, zeigt, dass ihr einen Weg dafür sucht.
      Und genau darauf solltet ihr Stolz sein, und es sicher nicht aus Angst und Scham verstecken.

      Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen.
      Liebe Grüße
      Neph
      Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern mit dem Körper, so wie er ist, Lebensfreude zu haben.

      Dr. med. Eckart von Hirschhausen
      was soll ich sagen ...danke!!! ja du konntest mir sehr helfen !Manchmal steht man vor diesen Dingen und sieht nichts mehr und durch deine Antwort konnte ich eine andere Sichtweise auf diese Angst bekommen.
      zu deiner Frage: Mit ANP meine ich den "anscheinend normalen Persönlichkeitsanteil" der die Kontrolle übernimmt im Alltag und dafür sorgt, dass ich "in der Bahn" laufe. EP "emotionaler Persönlichkeitsanteil" .Momentan ist es sehr schwierig für mich mir vorzustellen jemals irgendwie eine Einheit zu sein und ich setze mich da wirklich etwas zu sehr unter Druck denke ich. Bei mir wissen zwar alle Anteile voneinander sind aber zum Teil stark miteinander verfeindet. Ich habe begonnen eine Art Tagebuch zu führen damit ich diese Streitigkeiten zuordnen kann was mich ab und an sehr auslaugt .Ich kann das switchen absolut noch nicht kontrollieren und ich habe bei der Therapie oft das Problem dass ein EP mit starken Bindungs und Vertrauensängsten anwesend ist was oft dazu führt dass ich manche Ängste nicht ansprechen kann. Ich habe schonmal versucht die anderen "einzuladen" und ich kam mir dabei sehr lächerlich vor . Bisher hat es nicht so ganz funktioniert. Ich hoffe es wird bald besser gehen.
      Nochmals vielen dank ! Studierst du Psychologie oder welche Vorträge meinst du?
      Ok, dann kann ich mit den Abkürzungen was anfangen ;) Da ist es manchmal auch leichter sachen auszuschreiben, weil mit der zeit fällt einem auf, dass (grade in einem Forum wie hier) viele Dinge 100 Namen und noch mehr Abkürzungen haben.

      Naja, die Vorstellung von der Einheit ist so eine Geschichte. Man versucht immer sich vorzustellen, wie es sein soll, damit man weis wo man hin will. Aber im Grunde reicht ja auch erstmal sich zu überlegen, was nicht so sein soll, wie es ist. Und so langsam weiter zu machen.
      Ist in meinen Augen so wie diese Feen-Zauber-Therapie-Idee. Hatte das am Anfang meiner Therapie immer. "Ich gehe jetzt zur Therapie und dann sitzt da eine Fee, winkt mit dem Zauberstab und dann bin ich 'normal'", so wusste ich zwar dass ich "normal" sein wollte, aber eben nicht, was anders sein muss. So ähnlich ist das denke ich auch mit der "Einheit".
      Deshalb ein Auszug aus Dr. Eckard von Hirschhausen's Pinguin-Geschichte:
      Menschen ändern sich nur selten komplett und grundsätzlich. Wenn du als Pinguin geboren wurdest, machen auch sieben Jahre Psychotherapie aus dir keine Giraffe. Also nicht lange hadern: Bleib als Pinguin nicht in der Steppe. Mach kleine Schritte und finde dein Wasser. Und dann: Spring! Und Schwimm! Und du wirst wissen, wie es ist, in Deinem Element zu sein.

      Weil der Pinguin, der in der Steppe steht, kennt das Wasser auch nicht, dennoch kann er wenn er aus der Steppe weggeht am Meer ankommen. Und so wie sich der Pinguin das Meer noch nicht vorstellen kann, kann man sich auch die "Einheit" noch nicht vorstellen. Aber wenn man die Dinge wegräumt, die der Einheit im Weg stehen, ist man am Ende in der Einheit noch bevor man sie sich vorstellen kann *zwinker*

      Ich finde das Tagebuch ist dabei auch eine super Sache. Und ich weis, sowas ist ganz schön Anstrengend, aber dadurch lernt man eben auch die Anderen und vorallem die Probleme kennen. Eben die Steppe, damit man weis in welche Richtung man watscheln muss, das es am ehesten Wasser wird ;)

      Was das "einladen" betrifft, ich kenn das. Und es gehört glaube ich zur Therapie dazu, dass man sich mal bei etwas lächerlich vorkommt. Wie man auch mindestens einmal geweint und gelacht haben muss in einer Therapie. Der Schlüssel ist dabei, es einfach einmal zu probieren. Ich meine, selbst wenn du dich lächerlich machen würdest damit, wäre das doch nur vor dir und vielleicht deiner Therapeutin. Und das Vertrauen in die Therapie sollte ja unterbinden das du dich vor deiner Therapeutin lächerlich machst (zumal du es ja sicher mit ihr als möglichen Plan erdacht hattest)
      Dann wärst nurnoch du, vor dem du dich lächerlich machen könntest. Aber sich für sich selber vor sich selber dann zu schämen wäre doch zu absurd, oder?
      Also versuch das Einladen einfach immer wieder, weil im schlimmsten Fall wäre es auch nur, wie wenn du es nicht versucht hast. Und im besten Fall fassen die anderen so etwas vertrauen und zeigen sich auch.

      Und zur letzten Frage, schreib ich dir ne PN.

      Liebe Grüße
      Neph
      Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern mit dem Körper, so wie er ist, Lebensfreude zu haben.

      Dr. med. Eckart von Hirschhausen
      angst davor, "gesund" zu werden?
      wenn es für dich in genau diesem moment nicht passt, nicht stimmig ist, den weg dieser "fusion" zu gehen, dann sag dass deiner therapeutin.
      ich bin sicher sie wird dich verstehen.

      sich (zumindest für den moment) nicht für eine zusammenführung zu entscheiden ist keinesfalls die entscheidung "nicht zu gesunden".
      meiner meinung nach ist es genauso heilsam, wenn du irgendwann mit deinen ichs in harmonie zusammenleben kannst.
      Und genauso sehr "gesund" wie dieser weg des verschmelzens.

      lass dir auf keinen fall etwas von deiner therapeutin etwas aufschwatzen, was du nicht möchtest.
      therapeuten kriegen im studium ein GANZ BESTIMMTES bild von "gesund" eingetrichtert, und behandeln patienten dementsprechend.
      Ein harmonisches zusammenleben mit mir selbst... was kann es gesünderes geben? egal, wie viele man ist!

      PS: hast mir ja noch gar nichts über Jana erzählt ;)
      Somewhere, Between The Sacred Silence And Sleep
      -DISORDER!-
      When I Became The Sun I Shone Life Into The Man's Heart
      !
      System of a Down - Toxicity
      Hey

      tja ich kenne mich damit nicht so aus, mit dissoziativen Persönlichkeitstör.
      könnte Triggern!!!! scroll runter für Eulili!!!schon natürlich :) :)

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      ok also kenne sie nur vom TV und diverse Lehrfilme, aber ich kenne mich, also ich rede mit mir selbst, anscheinend habe ich auch mindestens noch einen Anderen,

      Viele sagen ich hätte viele Seelen in meiner Brust, sprich ich kann bestimmt 50 Personen sein. würde ich sagen, dass ist nicht ganz dasselbe wie bei Dir.

      Ab er ich würde mal folgenden Tipp geben, ist es denn möglich, dass Du die irgendwie moderieren kannst Deine Leute, FreundInnen, in Dir können die sich unterhalten mit einander, wenn Du switschen kannst hast Du sie ja unter Kontrolle zumindest häufig, warum eine Fusion, warum willst Du denn, dass sie zusammen kommen und verschwinden.

      Ich sage jetzt mal ganz Böse villt. sind die ja in Ordnung und sie können am Leben bleiben, Warum müssen die denn Fusionieren.
      Beisspiel Dissoziation ist ein nützlich Ding in der System. Therapie, da wird das zu benützt.

      Also ich habe nach Kernbergscher Theorie auch mehrere Persönlichkeiten, davon habe ich villt. 2 od . 3 beerdigt und benutze sie nicht mehr, aber die Anderen 47 Brauche ich, ich kann mein Stimme verstellen und bin dann ein strenger durchgeknallter Lehrer und halte diese Persönlichkeit zB. (bin nicht multibel aber das ist ja ähnlich)

      Die brauche ich aber, wenn ich nur der "sensible liebe Timo" bin erreiche ich nicht viel. Also warum soll ich da noch mehr beerdigen, Ich hab ja gedacht, wenn ich die Medis nehme dann, verschwinden diese Anteile....... Gott sei Dank sie leben"" immer noch, cool.^^ 8)

      Ich würde mir mal die Frage stellen, warum die beerdigt werden sollen. :) ??? Bei Dir stören die Dich oder behindern die Dich? Leidest Du darunter, denn das Trauma das wird ja bleiben. Das sollte Dir Deine Therap. erklären und ob es nicht einen anderen Weg gibt, wenn Du sie behalten willst. (Insofern sie Dir nicht Schaden) ZB. eine Klaut Gegenstände, oder bringt Dich SChwierigkeiten, dann wäre das ja was anderes. ;)



      LG Timo ;)

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