Was sollte eine Therapie bringen?

      Was sollte eine Therapie bringen?

      Hi,
      also ich mache seit etwas über ein Jahr eine Therapie.
      Allerdings beginne ich mich zu fragen, was das alles bringen soll. Wieso ich da hin gehen soll... ich habe das Gefühl ein bisschen über mein leben zu jammern, in Selbstmitleid zu baden und dann wieder nach Hause zu gehen...
      Ich verletze mich nicht mehr, aber ich glaube eher, dass das daran liegt, dass es nun mehr Menschen wissen, die mir auch etwas bedeuten und ich denen das nicht antun will. Gedanken daran habe ich noch, in letzter Zeit sind die wieder stärker geworden und mir geht es auch nicht so besonders damit...
      Ich war ne weile nicht bei der Thera, aber solche Gedanken hatte ich ja auch als ich da war...

      Also was ich eigentlich wissen möchte ist: Was macht eine Therapie für einen Sinn, was soll die eigentlich genau bringen und wann sollte man sie besser abbrechen?


      lG
      Krümel
      Hallo,

      ich würde Dir raten, dass Du genau das, was Du hier beschreibst mal bei der Therapie ansprichst. Eine Therapie funktioniert dann am besten, wenn es auch Gespräche über die Therapie gibt, damit sich Therapeut und Patient gegenseitig rückmelden können, was sie denken, erwarten oder was falsch läuft.
      So etwas ist enorm wichtig.

      Die Therapie ist ja für Dich da, entsprechend kannst Du auch Deine Therapie gestalten. Wenn Du das Gefühl hast, dass sie nichts bringt, dann kannst Du das ansprechen und ihr könnt schauen, wie ihr es so gestalten könnt (im Rahmen der Möglichkeiten des Therapeuten natürlich und im Rahmen dessen, was sinnvoll, nützlich ist), dass Du einen wirklichen Mehrwert davon hast.

      Was machst Du denn für eine Therapie? Tiefenpsychologisch orientiert? Verhaltenstherapie? Oder noch etwas anderes? Je nach Therapieform sind ja die Therapieziele andere.

      Die Frage ist also nicht, was Therapie für einen Sinn macht, sondern was DU möchtest, dass die Therapie bewirken soll. Wenn man sich dessen nicht bewusst ist, dreht man sich mehr oder minder im Kreis.
      Brauchst Du Stabilisierung?
      Brauchst Du Hilfe um den Alltag besser zu meistern?
      Brauchst Du Hilfe Vergangenheit zu verarbeiten?
      Was möchtest Du, dass die Therapie für DICH bringt?

      Wenn Du das weisst, dann würde ich den Therapeuten drauf ansprechen.
      Wenn Du das noch nicht weißt, dann wäre das ein gutes Thema für die nächste Stunde ;)


      Grüße,
      klirr
      Hi,
      danke für die Antwort.
      Also das ist eine Tiefenpsychologische Therapie, wobei ich allerdings gar nicht weiß, was mir das sagen soll...

      Und sie weiß, dass ich momentan eig keine Lust habe da hin zu gehen, weil ich da keinen sinnn drin sehe...ich war jetzt auch schon eine Weile nicht mehr da, zwei wochen vor weihnachten war ich das letzte mal da...

      Und irgendwie weiß ich auch gar nciht was ich mir von der Therapie erwarte...villeicht weil ich mir auch nicht sicher bin, was ich überhaubt erreichen will...bzw. was für Möglichkeiten eine Therapie in sich birgt...
      Hi,
      was sagt denn deine Therapeutin dazu, dass du keine Lust hast? Sie kann wahrscheinlich besser einschätzen als wir ob es dir was bringt oder nicht.

      Ich war mir auch nicht sicher was ich in der Therapie erreichen will. Ich bin es mir immer noch nicht ganz. Allerdings weiß ich, dass sie mir hilft und mich weiter bringt. Und ich weiß, woran ich arbeiten kann. Aber ein konkretes Ziel gibt es nicht. Es soll mir halt besser gehen...
      Therapie hat viele Möglichkeiten, die Klirr finde ich schon gut zusammengefasst hat. Allerdings ist Therapie eher deine Sache als die des Therapeuten. Du musst an dir arbeiten, dafür kannst du innerhalb des vom Therapeuten gegebenen Rahmens die Therapie gestalten. Du kannst natürlich auch die Therapieform wechseln oder einfach nur den Therapeuten, wenn du unzufrieden bist.
      Wenn du dir nicht nur nicht sicher bist, sondern eigentlich gar nichts ändern möchtest, ist das auch nicht schlimm. Dann ist Therapie vielleicht wirklich nicht das Richtige.
      Vielleicht hat das ein bisschen geholfen?
      Lg

      'nabend,

      ich hatte ein ähnliches problem wie du. hab mich gefragt, was das bringen soll usw. und hab auch überlegt sie abzubrechen. denn, warum soll ich da 'unnötig' zeit absitzen und, wie du schon sagstest, in selbstmitleid baden.
      das ganze hab ich dann auch so in der therapie angesprochen und sie fragte mich, was ich denn wolle. also generell. ob ich denn wirklich damit aufhören will, ob ich das für mich will oder für andere. und ich konnte diese fragen nicht ehrlich beantworten. darauf meinte sie, dass wir die therapie ja jetzt in erster linie dazu nutzen könnten, um herauszufinden, WAS ich denn eigentlich will und somit, wie klirr schon sagte, die therapie entsprechend gestalten.

      vielleicht hilft dir das ja ein bisschen ;)

      liebe grüße-fíriel
      Jeder hat seine eigene Geschichte und manchmal zeigen wir auch einzelne Kapitel daraus.

      Das ganze Buch würden eh nur sehr wenige verstehen.
      Hey,

      @Kudos:
      Also meine Therapeutin meinte dazu nur, dass ich das selber wissen muss ob ich weiter machen will und hat mich gefragt was ich glaube was passiert, wenn ich abbreche... Als ich im November das letzte Mal da war meinte sie, ich soll mich im Januar melden, wenn ich weiß ob ich Lust habe oder nicht..
      Und was das Ziel angeht... ich bin mir manchmal nicht mal mehr sicher ob ich überhaupt will, dass es mir besser geht...und manchmal ist da auch nur dieser pauschale Gedanke, dass es mir besser gehen soll...zwischendurch ging es mir richtig gut, da wollte ich nicht mehr, weil ich dachte es wäre unnötig, aber wenn es mir dann schlechter geht sehe ich trotzdem keinen Sinn..
      Aber meine Therapeutin mag ich eigentlich, also wechseln würde ich nicht wollen.

      Was meinst du mit: „Dann ist Therapie vielleicht nicht das richtige“?
      Ich meine manchmal will ich ja schon alles normal haben...aber einen Sinn in dem ganzen sehe ich trotzdem nicht...

      @Bain Fìriel:
      Ich habe das meiner Therapeutin ja schon gesagt, wie ich das oben schon geschrieben habe...

      Ich hätte da dann noch eine Frage:
      Wann wäre es Sinnvoll bzw. kein Fehler abzubr*ch*n?

      LG
      Krümel
      Hallo Krümel,

      habe erst eine Zeit lang überlegt, ob ich dir dazu auch was schreibe, weil du ja schon einige Gedanken dazu bekommen hast. Aber ich finde auch immer wieder für mich diese Frage so wichtig, so dass ich deinen Thread benutzen möchte, um dir meine Gedanken zu deiner Frage zu schreiben.

      Ich möchte ausdrücklich vorneweg schicken, dass ich keine Psychologin oder Therapeutin bin, und auch keine Grundsatzdiskussion lostreten will. Und was einem persönlich Psychotherapie bringen soll, welche Anstöße es gab zu beginnen, welches Ziel man hatte (oder auch nicht), warum man den ersten Schritt getan hat und sich einen Therapeuten ausgesucht hat und hingegangen ist, und mit welcher Erwartung darüber, was es bringen könnte – all das kann nur jeder für sich (so wie auch du für dich) beantworten.

      Oft ist es ein kürzlich stattgefundenes Ereignis oder sind es immer wiederkehrende Momente, Situationen und Gefühle, die irgendwann durch ihre intensive Wirkung auf uns, uns veranlassen, nach einer Therapie Ausschau zu halten. Vielleicht wollen wir Hilfe dabei, Dinge in unserem Alltag zu verstehen, ihre Wirkung zu verändern, ihren Einfluss zu kontrollieren oder ihn gänzlich ausschalten.

      Bei mir war es ein Zusammenbruch, der mich zum Anhalten zwang, der mir von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen wegriss und mich in ein tiefes Loch fallen ließ. Und es kam bei mir die Frage: Warum ist es jetzt so, wie es ist? Warum ist mir das jetzt passiert? Was will ich hier auf
      dieser Welt? Wie kann es weitergehen?

      Dies ist schon einige Tage her und ich betrachte diese Zeit aus der heutigen Distanz. Damals wollte ich nur einfach wieder auf die Beine kommen, gesund werden, wieder eine Rolle in unserer Leistungsgesellschaft spielen – meine Rolle. Ich habe mir meinen Weg ausgesucht und bin ihn gegangen. Ich habe stationäre Aufenthalte gehabt und habe Therapien abgebrochen. Ich habe teilweise mich und überhaupt die Möglichkeit einer Änderung in Frage gestellt. Und trotzdem bin ich noch da, lese deinen Thread und denke darüber nach.

      Irgendwann bin ich auf diesem Weg auch ins Nachdenken gekommen. Erst war es ein mehr oder weniger von außen beeinflusster Weg – so nach dem Motto: du musst doch wieder funktionieren, du wirst gebraucht, etc. Wie du siehst vom Gedankenansatz sehr nutzorientiert.

      Dann kam eine Phase, in der ich sehr trotzig war, wo Aggression und Wut meine Gedanken bestimmten. Und ich diese Wut auf meine damalige Therapeutin projizierte. Danach trat ich wieder stark auf der Stelle, fühlte mich von Gott und der Welt verlassen, obwohl viele liebe Menschen um mich herum waren, und mir ihre Hilfe anboten. Aber ich sah keinen Sinn darin, Veränderung zu wollen, wo ich doch den flächendeckenden Anspruch des Versagt Habens in mir trug. Selbst heute bin ich noch auf meinem Weg, und es begleitet mich deine Frage. Dabei hat doch mein Weg bereits vor vielen Jahren begonnen.

      Neulich habe ich ein Buch gelesen, das mir einen neuen Anstoß gab. Bei mir waren es Ereignisse und Situationen aus der Kindheit, mir nahe stehende Personen, die letztendlich dazu beigetragen haben, dass ich meinen bisherigen Weg so wahr genommen habe und gegangen bin, wie er ihren möglichen Vorstellungen entsprach. Nur genau dieser Weg fand das oben genannte Ende.

      Und es setzte sich ein Prozess in Gang, der mich immer wieder nach meiner Existenzberechtigung fragen ließ, der mich immer wieder an den realen oder unterstellten Erwartungen meiner Umwelt vergleichen ließ. Und auch das, so ist heute meine Wahrnehmung, war weiterhin nur ein Beibehalten alter Muster, der Versuch aus einem Scherbenhaufen wieder etwas zusammen zu flicken, eine heile Welt zu basteln. Wenn die erbrachte Leistung nicht ausreichte, das Ziel oder die Etappe oder die Zuneigung zu erreichen, so musste ich doch eigentlich mich nur noch mehr anstrengen. Dann würde es schon klappen. Und es gab viele Situationen, in denen es genauso funktionierte, nach außen eine Scheinwelt, ein scheinbares Funktionieren ...

      Nur auf die Beine hat es mir nicht geholfen.

      Meine Therapien haben mir auf meinem Weg geholfen, die Gefühle wie Wut und Enttäuschung, ja sogar Hass und Verachtung in mir wahrzunehmen, sie als meine Gefühle gegen Damals zuzulassen. Sie haben mir geholfen, das Ventil zu öffnen und den inneren Druck gegen mich selbst ein Stück abzubauen. Heute nehme ich die einzelnen Etappen mehr wie Wegstücke wahr, bei denen mich Therapie begleitet hat, bei denen sie manchmal Gehhilfe war. Ihr schützender Raum hat mir die Möglichkeit eröffnet, runter von der Heile-Welt-Schiene eines Kindes und dem Zwiespalt zu seinen Eltern zu kommen, und meine Vergangenheit ein Stück weit abzulegen als das, was sie heute ist – Vergangenheit.

      Die n*rb*n werden bleiben (meine bisherige Erfahrung) und es holen mich auch ab und zu Zweifel über meinen Weg und meinen aktuellen Standort ein, aber letztendlich schreite ich voran. Ich bestimme das Tempo. Wenn ich manchmal zu schnell an einer Wegbiegung oder einer Stelle vorbeifahren will (überfahren will), dann ist Therapie für mich die Rückmeldung, dass ich mich wieder ein Stück vorbeigemogelt habe. Und damit verbunden die Ermunterung und die Versicherung, dass der/die Therapeut/in bei mir ist, meinen Weg begleitet, mir Hinweise gibt. Nur gehen muss ich den Weg in diesem Sinne allein, denn es ist mein Weg.

      Nutze die Therapie als eine Möglichkeit für dich, dein Tempo, deine Etappen zu finden auf deinem Weg zu dir. Denn dies könnte dein Ziel sein.

      Wenn du in der Rückkopplung mit deiner Therapeutin aktuell das Gefühl hast, dass du erst für dich eine Standortbestimmung brauchst, dann nutze die Therapie dafür. Ich hoffe, dass dieser letzte Gedanke deine letzte Frage beantwortet.

      Mit liebem Gruß
      Elfenspiegel