plötzlich werden andere uninteressant

      plötzlich werden andere uninteressant

      Liebe Foris,
      ich brauch eure Hilfe =/
      als kurze Vorgeschichte: ich schwanke gerne mal zwischen extremer Liebe (also auch platonische Liebe) und totaler gleichgültigkeit bei anderen. Es gibt aber niemanden, der wirklich beständig da ist und für mich sorgt, was aber meine eigene Schuld ist, da ich schnell leute für mich "st*rb*n" lasse und sie überhaupt kein bisschen um mich kümmern lasse. So ist es auch bei meinen Eltern. Ich wohne bei meinen eltern, habe also ein zuhause und essen und äußerlich wird für mich gesorgt, aber ich habe eigentlich keine Beziehung zu ihnen. Ja, ich hasse mich dafür, aber das ist ein anderes Thema.
      Meine Therapeutin meint das sei unmenschlich und sie kann sich auch nicht alleine um mich "kümmern" (geht mir im moment auch nicht sehr gut), es braucht einen erwachsenen in meinem sozialen umfeld. Gesucht, gefunden, es gibt jemand zu dem ich jetzt mehrere jahre kontakt habe, die eigentlich alles über mich weiß und mich trotzdem begleitet hat, die ich schon so oft verloren habe wie ich es so tue, aber als einzige immer wiedergewonnen habe.
      Jetzt gibt es einen Termin für ein Gespräch mit ihr, mir und meiner Therapeutin, wo meine thera sie um hilfe bittet, besprochen wird was sie für mich tun kann und welche rolle sie spielt, sowas halt. Ich bin grundsätzlich einverstanden.
      Jetzt zum Problem: anfang des jahres war so ne phase wo sie mir total egal war, dann in letzter zeit wurde sie mir wieder wichtig. und zum ersten mal war es nicht nur verbunden mit verlustängsten, weil ich ja wusste dass sie vielleicht nach dem gespräch eine ein bisschen beständigere rolle in meinem leben spielen wird. Es war für mich wirklich wichtig und hat mir gut getan. Und jetzt, wo das Gespräch so bald ist und wo ich weiß dass die chance nicht so klein ist dass sie diese "aufgaben" annehmen wird und ich zum ersten mal wirklich glauben durfte dass ich ihr auch wichtig bin, merke ich dass ich sie wieder fallen lasse. Es tritt wieder diese typische "jetzt muss ich nicht mehr um sie kämpfen, jetzt ist sie mir egal"-haltung ein. Verbunden mit der Angst, dass das Gespräch alles kaputt macht weil es "erzwungen" ist durch meine therapeutin, also lass ich sie lieber jetzt schon fallen, dann ist der schm*rz am ende nicht so groß :S
      Es ist soo unglaublich frustrierend!!!! Ich weiß garnicht mehr ob sie mir wichtig ist oder egal grad.. und sie darf mir aber nicht wieder einfach so egal werden, weil sonst klappt der plan nicht und am ende heul ich wieder rum weil ich so einsam bin und so nah an erfolg dran war. Wie hören diese scheiß Schwankungen auf? Wie findet man raus, ob man jemand wirklich mag und es nur die Angst und die Krankheit ist, die andere einfach unwichtig werden lässt? Wie schafft man es, beständige Beziehungen in seinem Leben zu halten?
      Ich hoffe ihr wisst vielleicht was... denn ich bin ratlos und traurig.
      Lg Kudos

      Hallo Kudos,

      kann es vielleicht sein, dass dir dieser Mensch nicht egal ist, sondern dass du einfach ganz große Angst hast, jemanden so nah an dich heranzulassen? Du hast ja offensichtlich zu Hause nicht viel menschliche Wärme und emotionale Nähe mitbekommen, wenn das Verhältnis zu deinen Eltern schon immer so war wie jetzt. Dass du sie also aus Selbstschutz fallen lässt, weniger, weil sie dir wirklich egal ist?
      Wenn das so ist, dann braucht es, glaub ich, sehr viel Geduld, von euch beiden. Du hast ja hier im BL-Unterforum geschrieben, also gehe ich mal davon aus, dass du diese Diagnose hast. Und dann weißt du ja sicher auch, dass das ein zentrales Thema bei dieser Störung ist.
      Und ich glaube, so etwas geht nur ganz vielen winzig kleinen Schritten. Kannst du dir denn eine echte Nähe zu ihr vorstellen, gibt es Momente,
      in denen du dir so etwas wünschst? Das wäre ja immerhin ein Anfang.
      Das Gespräch mit deiner Therapeutin klingt für mich ein bisschen so, als hättest du Angst vor Überforderung, dass von dir plötzlich ganz viel verlangt wird. Dass dieses eine Gespräch entscheidet, alles oder nichts. Sieh es vielleicht nciht so sehr als den entscheidenen Punkt in deinem Leben, sondern als einen Versuch, dich und eure Beziehung mithilfe deiner Therapeutin besser zu verstehen. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ein Leben verändert sich nicht durch ein Gespräch, aber man kann damit etwas anstupsen. Vielleicht kannst du ja beiden auch vorher nochmal deutlich sagen, dass du Angst vor dem Gespräch hast, sozusagen die gefühlten Erwartungen ein bisschen drosseln. Wobei ich fast glaube, dass die Erwartungen, vor denen du dich fürchtest,viel größer sind als die tatsächlichen Erwartungen deiner Therapeutin und deiner Freundin.
      Verstehst du, was ich meine?

      LG Puppenspielerin.
      Hi nudels,
      auch hier nochmal danke. tut immer gut sowas zu lesen!

      Hi Puppenspielerin,
      als erstes, JA! Ich habe Angst davor, mich darauf einzulassen. Weil es anstrengend ist, weil so viel schief laufen könnte. Weil ich es mir einfach nicht vorstellen kann, so garnicht. Weil ich mich schuldig fühle, so einfach in ihr Leben reinzuplatzen.
      Aber manchmal ist sie mir halt wirklich egal, wenn ich mit ihr grad nichts zu tun habe für längere zeit, dann streich ich sie aus meinem leben. Und auch wenn das einsam ist, irgendwo hat es auch was diese möglichkeit zu haben, dann ist nicht immer alles so anstrengend und verletzend.
      Mit der Geduld hast du wohl recht. Sie muss ein extrem geduldiger Mensch sein, dass sie jetzt schon fast 5 jahre mehr oder weniger an meiner seite steht. Ich bin wohl eher nicht so geduldig, aber ich weiß dass es sein muss.
      Es gibt tatsächlich Momente, wo ich mir echte Nähe zu ihr wünsche und auch bekomme. Die Momente tun mir sehr gut, aber können halt nicht immer sein.
      Irgendwie konnte ich immer gut damit leben wie ich (ganz normale) beziehungen gestalte. Gut, ich bin psychisch krank, also ganz leicht fällt es mir nicht, aber ich kenn es halt nicht anders. Und jetzt soll ich mich auf einmal darauf einlassen, die kontrolle abgeben, jemanden sich wirklich kümmern lassen? Das muss doch viel zu viel für sie sein =S Das sieht man alleine schon daran, dass meine Therapeutin es nicht schafft und mich abgibt. Was mich auch richtig v*rl*tzt. Und das verhältnis zu meiner therapeutin leidet sehr darunter. Aber gut, andere geschichte.
      Danke. Es klingt so logisch und simpel was du schreibst. Vielleicht schaff ich es ja noch, meinem herz das rechtzeitig klar zu machen.

      Ach shit, ich kann die Zeit nicht anhalten =/
      Lg

      "plötzlich werden andere uninteressant" ...oder aber plötzlich lässt du sie uninteressant werden
      Sind nicht die Gründe dafür interessant? Da hätte ich jetzt spontan ganz viele Assoziationen:
      - Angst, Schwäche zu zeigen
      - Angst vor Vertrauen und auch davor, sich fallen zu lassen
      - das Bedürfnis der Kontrolle. Es klingt so als ob DU entscheiden möchtest mit WEM du etwas zu tun hast. oder wie viel.
      - und letztendlich, das was du dir von alldem vermutlich am Wenigsten eingestehen wirst: Angst davor, dass dir jemand helfen könnte.
      Könnte es nicht so sein, dass du dich momentan an dem Bisherigen ganz schön festbeißt?

      Es tut mir leid, dass ich gerade vermutlich ziemlich klare Worte verwendet habe...denn im Grunde denke ich, dass dein Verstand das alles sehr wohl schon erkannt hat. Aber manches wird vlt. erst durch ein Fünkchen an äußerem Einfluss bewusst.

      ...und dennoch denke ich, dass der Anlass deines Threads hier eher sein könnte (nur eine weit hergeholte Vermutung), dass es nun eben "ernst wird". Dass du endlich einmal mit deinem Verhalten konfrontiert wirst und auch mal die Sichtweise der anderen Seite miterleben wirst. Was ich denke: dass du nicht vor anderen Menschen, sondern eigentlich vor dir geflohen bist.
      egal, ich schweife ab. Eigentlich wollte ich dir noch etwas ganz Anderes nahelgen: Sehr viel Kraft wünsche ich dir für dieses Gespräch vom ganzen Herzen. Klar ist da eine Menge Nervosität zu spüren, doch ich denke auch, dass du mal eine tiefgründigere menschlichere Beziehung verdient hast.

      "Ich weiß garnicht mehr ob sie mir wichtig ist oder egal grad.. und sie darf mir aber nicht wieder einfach so egal werden"
      ...Kannst du so etwas wie einen Wunsch verspüren, ihr beizustehen wenn es ihr beispielsweise schlecht geht?
      ...Hast du ein schlechtes Gefühl dabei, wenn du dir vorstellst du würdest sie nie mehr wiedersehen können?

      und noch ein letzter Gedanke: Du schreibst: "dass meine Therapeutin es nicht schafft und mich abgibt. Was mich auch
      richtig v*rl*tzt. Und das verhältnis zu meiner therapeutin leidet sehr
      darunter. Aber gut, andere geschichte." ...ich denke eben nicht, dass das eine wirklich andere Geschichte ist. es klingt so als ob das enorm wichtig wäre.
      eine Frage: Ist es dein Wunsch von anderen Menschen, dass sie dich nie fallen lassen?

      Inständig hoffe ich, dass diese Gedanken der Lösung deiner Fragen beitragen könnten
      lg und ganz viel Erfolg dabei
      Chenille
      Hi Chenille,
      nochmal vielen Dank :)
      bin erst heute dazu gekommen zu antworten, sorry...

      also, ich hab mir natürlich auch schon gedanken gemacht, warum ich leute so schnell egal lassen werde.
      Angst, Schwäche zu zeigen sehe ich nicht so. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit um Hilfe zu bitten, ich mach es nur nicht wenn ich das Gefühl habe ich störe den, den ich um Hilfe bitte. Wenn bei mir ein Limit erreicht ist (z. B. Angstattacken oder so) dann lass ich mir auch "ohne Probleme" helfen wenn es jemandem auffällt.

      Angst vor Vertrauen, auf jeden fall. Auch Angst ins kalte Wasser zu springen und mich, wie du schon sagst, fallen zu lassen.

      Kontrollbedürfnis, jup. Äußert sich auch in anderen Verhaltensweisen von mir.

      Und über das mit dem am Alten festhalten habe ich länger nachgedacht. Ich weiß, dass ich das zum Teil mache, vor allem in der Therapie. Aber bei Beziehungssachen finde ich ehrlichgesagt, dass es weniger mit festhalten zu tun hat und mehr mit angst vor etwas neuem und unbekannten. Ich weiß, die Übergänge sind nicht immer ganz klar, aber es fühlt sich doch anders an als Dinge wo ich wirklich gegenarbeite.

      als Ergänzung zu deiner Liste: wenn ich mit jemandem wenig Kontakt habe, dann verlier ich automatisch die Verbindung. In der Klinik wurde mir gesagt, sie sei bei mir nicht so elastisch wie sie sein sollte, eher wie ein bröseliges gummiband was halt immer kaputt geht. Warum das so ist, weiß ich (noch) nicht.

      Das Gespräch ist übrigens jetzt vorbei. Ich habe es überlebt. Ob es dem Verhältnis zu ihr geschadet hat, weiß ich noch nicht so genau. Aber es ist nicht schlimm gelaufen, sogar einigermaßen gut.
      Und jetzt habe ich festgestellt, dass meine Probleme nicht gelöst sind. Und auch wenn es vorher schon logisch war, hat Puppenspielerin es voll getroffen. Es hat vielleicht was angestoßen, eine Tür geöffnet. Es war sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es hat mein Leben nicht verändert. Denn jetzt muss ich immernoch die Iniziative ergreifen und mir erlauben mir helfen zu lassen, selbst wenn diese Person jetzt besser darauf vorbereitet ist und überlegt hat was sie mir anbieten kann. Es liegt leider immernoch in meiner Hand. Ich muss es immernoch in Griff kriegen und muss dieses Gummiband immernoch elastisch halten. Gespräch hin oder her, ich stehe genau da, wo ich am Anfang auch stand =/ Hat durchaus auch was positives, es hätte auch total katastrophal laufen können und dann hätte ich sie wieder garnicht, während ich im moment wenigstens ne chance habe etwas daraus zu machen.

      Das Verhältnis zu meiner Therapeutin ist fast hinüber. Irgendwer zieht bei mir anscheinend immer den kürzeren. Weil ichs einfach nicht auf die Reihe bekomm.
      Schlaft gut, Kudos