Wenn die Mama plötzlich nicht mehr kann

      Wenn die Mama plötzlich nicht mehr kann

      Ja, sehr emozionsgeladene Sache.

      Eigentlich bin ich hier im Forum angemeldet, weil ich SVV Probleme habe... darum geht es aber jetzt nicht.

      Meine Mama hat Burnout... bzw. Depressionen. Mein Freund weiß es und halt mein Dad und mein Bruder - mein Freund ist im Trösten einfach inkompetent und mit meinem Bruder und Vater rede ich nicht über sowas.
      Ich brauche einfach Leute zum reden... ich möchte nicht mit Freunden drüber reden, weil ich weiß, dass meine Mama sich schämen würde. Ich fühl mich einfach so ohnmächtig. Die Gründe, weswegen sie krank geworden ist, kennt man grob (ich denke die Gründe sind zunächst oberflächlich) aber die kann ich nicht ändern.
      Ich kann sie "nur" begleiten, ihr zuhören und so weiter. Sie ist nun oft bei Gespärchen mit nem Arzt und gestern war sie bei nem Gespräch mit nem Therapeuten und ich bin halt in meiner eigenen Wohnung, weit weg von ihr. ich kann am Wochenende mit ihr drüber reden.

      Ich hasse einfach dieses Gefühl, zu sehen, dass sie schwach ist. Ich kriege sie noch oft zum lachen, das is schön... aber sie ist ja auch krankgeschrieben und das ist alles so... "ekelig". Eine Mutte "muss" doch stark sein... wisst ihr? Natürlich lasse ich sie nicht spühren, wie schlecht es mir damit geht, lasse sie aber wissen, dass ich sie ernstnehme und für sie da bin... in den Ferien bin ich auch mal mir ihr rausgegangen und alles, also ich versuche schon einiges mit der Situation umzugehen und ihr zu helfen wieder gesund zu werdne.

      Mit fehlt aber der Austausch... ich möchte mit meinen Gedanken und Gefühlen nicht alleine sein. Es gibt noch einige andere "Probleme" die das ganze mit sich bringt, ich möchte aber erstmal einfach nur reden.Die Situation ist jetzt seit... weiß nicht genau... Anfang/ Mitte Februar so.

      Hat einer Erfahrungen? Wird sie wieder gesund? Was kann man als Angehöriger tun? Gibt es Literatur dazu?
      Kann einer was liebes zu mir sagen bitteß :S
      Wach' endlich auf & kämpfe!

      - I against me | me against myself | I have become my enemy number one -
      Hallo du

      das ist wirklich keine leichte Situation, in der du da bist. Ich möchte dir einfach ein paar Gedanken mitgeben, die mir so beim Lesen kamen:
      Ich kann sie "nur" begleiten, ihr zuhören und so weiter.
      Ich kann total nachvollziehen, dass du ihr helfen willst, dass du sie unterstützen möchtest. Und das ist auch gut und hilft ihr sicherlich. Du solltest aber auch vermehrt auf dich schauen. Du bist durch die Situation auch sehr belastet. Deshalb fände ich es gut, wenn du dem etwas entgegensetzen kannst. Was gibt es, was dir Spaß macht, wobei du den Alltag mal vergessen kannst? Hast du ein Hobby oder gelingt dir soetwas, wenn du mit Freunden etwas unternimmst? Eventuell kannst du dabei auch deine Mutter miteinbeziehen. Du sagst ja selbst, dass du sie zum Lachen bringen kannst. Gibt es für euch beide zur Zeit Momente, die ihr einfach gemeinsam verbringen könnt, ohen die Krankheit im Vrodergrund zu haben? Das fände ich wichtig. Ob das jetzt ein Einkaufsbummel oder ein Kinofilm oder sonstwas ist.
      aber sie ist ja auch krankgeschrieben und das ist alles so... "ekelig". Eine Mutte "muss" doch stark sein... wisst ihr?
      Ich kann das gut verstehen. Meine Eltern sind nicht psychisch krank, hatten aber schon physische Erkrankungen die nicht ohne waren. Ich habe da eine zeitlang sogar mit Aggression darauf reagiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses "ekelig"Gefühl bei dir durch Hilflosigkeit und Angst ausgelöst wird. Es ist nie schön, jemanden, den man mag, krank zu sehen. Bei der eigenen Mama ist das aber nochmal schlimmer.
      Um noch kurz auf das Thema Schuld zu kommen: Ich habe gelernt, dass einen in solchen Situationen die Schuldfrage nicht weiter bringt. Es ist wichtig, nach Ursachen zu suchen, nach Situationen, die diese Krankheit begünstigen etc. um das zu bearbeiten. Aber meiner persönlichen Erfahrung helfen einem dabei Schuldzuweisungen gar nicht oder nur wenig. Es gibt natürlich Situationen, in denen das eine wichtige Rolle spielt. Aber wenn es jetzt darum geht, ob du als Tochter durch deine Probleme Schuld an der Erkankung deiner Mutter trägst (ich vermute mal, dass du das meintest mit Schuld haben?), dann würde ich sagen, dass man da nicht von Schuld sprechen kann.

      Zum Thema Austausch: Gibt es vielleicht bei dir in der Nähe eine Selbsthilfegruppe? Es gibt ja Gruppen speziell für Angehörige, vielleicht wäre das etwas?
      Als Literaturtipp zum Thema Depressionen kann ich dir Depressionen verstehen und bewältigen empfehlen. Ich finde das sowohl für Angehörige als auch für Betroffene gut.

      Liebe Grüße

      Fylgja
      Vielen Dank für die lange Antwort...

      Ich versuche schon, in der Freizeit was mit ihr zu machen, ins Kino zu gehen oder in die Stadt... aber ich hatte bis diese Woche auch Ferien, jetzt bin ich "nur" am Wochenende da, wo sie oft nicht da ist oder ich eben nicht... vllt sollte ich versuchen, am Wochenende mehr Zeit für sie einzuräumen? Das klingt jetzt zwar egoistisch... aber jetzt wo ich wieder zur Uni muss, habe ich schiss, dass ich das nicht schaffe. Ich muss ja auch lernen und habe zur Zeit auch Probleme mit Freunden, die meinen, ich hätte nie Zeit, zwei kranke Opas - und jetzt noch meine Mum... wie soll ich das denn alles gerecht verteilen, wo ich doch natürlich lieber Zeit mit meinem Freund verbringen will? :crying:
      Also, dein Rat an sich ist toll... aber wie soll ich das schaffen... hinterher fühlt sie sich auch nur wieder schlecht, weil sie denkt, sie nimmt mir Freizeit weg (auch, wennich natürlich zeigen würde, dass ich gerne was freiwillig mit ihr machen will...aber so ist sie, sie fühlt sich dann direkt als Ballast.)

      Na ja ich denke halt, dass ich mit "Schuld" bin, weil ich ausgezogen bin, Streit mit meinem Bruder hatte (echt extrem, das hat sich jetzt nur verbessert, weil ich meiner Mama n Gefallen tun wollte) und ka... also, nicht dass ich aktiv was falsch gemacht habe, sondern eher, dass ich da unbewusst mit eingespielt habe...
      Danke für die Buchempfehlung :)
      Wach' endlich auf & kämpfe!

      - I against me | me against myself | I have become my enemy number one -
      Hey,

      ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen. Ich habe mich früher auch oft geärgert dass mein Vater nie für mich da war. Aber es lag eben daran dass er eine schwere neurologische Erkrankung hat... es hat mich unglaublich fertig gemacht und getriggert wenn er wieder seine Anfälle hatte. Klar habe ich Hilfe geleistet aber irgendwie steht man dem doch ohnmächtig gegenüber.

      Ich war erst 12, da habe ich über meine Probleme nicht mehr geredet weil Stress einen Anfall auslösen könnte und ich wollte nicht Schuld daran sein.
      Aber es ist wichtig sich abzugrenzen.

      Wenn es deiner Mutter nicht gut geht, muss es dir deswegen nicht auch gleich schlecht gehen. Du darfst dein Leben trotzdem genießen und darfst trotzdem dir erlauben dass es dir gut geht. Es ist belastend, umso wichtiger ist ein Ausgleich für dich.
      Versuche daher die Waage zu finden zwischen Helfen und Abgrenzen. Das ist eine schmale Gratwanderung.

      Wenn du Therapieerfahrung hast kannst du mit ihr darüber reden und sie unterstützen. Allerdings ist es genauso wichtig dass du Spaß hast.
      Und ein Burnout hat viele Ursachen, meistens kommt dort vieles zusammen. Es ist nicht nur die Mutterrolle alleine, es ist der Umgang mit ihren Gefühlen. Ein Burnout entsteht oft, wenn die Menschen in ihre Arbeit flüchten vor ihren Problemen. Das kann alles schleichend oder sehr plötzlich kommen. Oft steht durch so etwas auch eine Beziehung oder Ehe auf dem Spiel. Es ist daher wichtig, dass deine Mutter die Hilfe in Anspruch nimmt. Aber wenn es für dich zu schwierig wird, musst du dich davon distanzieren.

      Schuld bist du daran nicht, das ist immer ein Komplex aus Ursachen, da kommt vieles zusammen.

      Gruß
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo VergessenePuppe

      Die Frage ist, was hättest du anders machen wollen und hätte es wirklich etwas geändert? Sicher, du hättest dein eigenes Leben aufgeben können, um bei deiner Mutter zu bleiben, aber das hätte dich dann unter Umständen krank(er) gemacht (da spreche ich aus Erfahrung) und sie dann vielleicht genauso belastet. Dass du ausgezogen bist, war _vielleicht_ ein Teil des Auslösers, aber hätte es den nicht gegeben, wäre es wohl etwas anderes gewesen und ich denke, der Hauptteil des Auslösers ist, dass deiner Mutter die Bewältigungsstrategien gefehlt haben.
      Ansonsten klingt vieles was du schreibst nach "Mutter-Tochter-Problematik".

      VergessenePuppe schrieb:

      Eine Mutter "muss" doch stark sein... wisst ihr?
      Ich denke für jedes Kind sind die Eltern eine Zeit lang wie Superhelden. Der unkaputtbare Halt, der immer für einen da ist. Bei den einen ist diese Zeit länger, bei den anderen kürzer. Und dann merkt und lernt man, dass auch die eigenen Eltern nicht nur Mama und Papa, sondern Menschen sind. Genau wie man selbst. Und wie jeder Mensch haben sie Schwächen, werden mal krank (auch psychisch) und sind mal schwach. Es kann schwer sein, das zu akzeptieren, aber ich denke, das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Deine Mutter ist immer noch deine Mutter, aber sie ist eben auch ein Mensch und wenn man Mensch ist, kann so was passieren.
      Und ich denke, dass deine Mutter immer noch deine Mutter ist, ist auch an anderer Stelle wichtig:

      VergessenePuppe schrieb:

      Die Gründe, weswegen sie krank geworden ist, kennt man grob (ich denke die Gründe sind zunächst oberflächlich) aber die kann ich nicht ändern.
      Ich kann sie "nur" begleiten, ihr zuhören und so weiter.
      Weißt du, nur weil deine Mutter nun krank ist und vielleicht auch schwach, ist sie immer noch deine Mutter und du die Tochter. Nicht umgekehrt. Du kannst für sie da sein, _so weit du das kannst_, aber du solltest nicht versuchen, mit ihr die Rollen zu tauschen und sie von nun an zu bemuttern. Du musst und kannst sie nicht retten, du musst und kannst das alles nicht für sie regeln und ändern und es ist wirklich wichtig, dass du auch auf dich schaust und dich eben nicht mütterlich aufopferst, indem du all deine Zeit und Kraft dafür aufbringst, deine Mutter retten zu wollen. Sie ist eine erwachsene Frau und hat offensichtlich professionelle Hilfe. Die einzige, die sie retten kann, ist sie selbst.
      Darum: sei für sie da, so weit du möchtest, aber pass auf dich auf.

      Lieber Gruß
      Paula
      Also ich muss dazu sagen, meine Mutter weiß nichts davon, dass ich Probleme habe, war nie in Therapie. Nur einmal mit meinem Hausarzt gesprochen, wegen Bauchschmerzen, er meinte wäre ne Angststörung, das is das einzige was meine Mum auch weiß aber das is auch wieder besser.
      SVV weiß sie nichts von und ich bin da bald 10 Jahre mit zugange...

      Na ja. Mich ärgert es auch irgendwie, dass man das alles hätte kommen sehen können... bzw ich HABE es kommen sehen. Ich habe aber nichts gemacht. Keiner hat was gemacht. Manchmal finde ich sogar, dass mein Vater alles noch schlimmer macht und manchmal denke ich, dass er gar nicht anders kann weil unsere ganze familiäre Situation und auch deren Arbeit so viel ist. Meine Eltern sind im übrigen schon weit über 50 und ich anfang 20... wir verstehen uns in der Familie an sich gut aber über ernste Dinge reden wir eig nie als komplette Familie. Zumindest nie geplant sozusagen... wenn ich nicht studierne würde, würde ich auch sicher noch zu Hause wohnen, weil ich da eig glücklich bin.
      Mhh aber stimmt, das is ja auch nicht der Auslöser gewesen...

      Ich habe in meinem Leben schon oft gemerkt, dass meine Eltern nicht immer Superhelden sein können, aber ich wollte eig. trzdm iwie immer, dass es doch so ist...

      Ich finde den Gedanken aber komisch, jetzt auch auf mich achten zu müssen... klar, sollte ich das besser tun, aber meine Mama ist ja krank und "nicht" ich, weil einfach keiner in meiner Familie das weiß. Und ich habe irgendwie das Gefühl, dass alle in meiner Familie irgendwie Probleme haben... aber eig sind wir eine glückliche Familie...

      Ich habe irgendwie das Gefühl, je älter man wird, um so kaputter wird alles...
      Wach' endlich auf & kämpfe!

      - I against me | me against myself | I have become my enemy number one -
      Eltern oder generell Angehörige wissen oft mehr als man meint, davon ab hätte aber auch alles noch schlimmer werden können, so dass du es gar nicht mehr geschafft hättest, zu versuchen irgendwas zu verheimlichen. Möglich ist alles, vor allem, wenn man nicht auf sich achtet. Und letztendlich ist in der Theorie so ziemlich alles vermeidbar, in der Theorie könnte man so ziemlich alles kommen sehen, aber zwischen Theorie und Praxis besteht eben ein Unterschied. Das Leben funktioniert nicht theoretisch. Im Rückblick denkt man oft "Ach hätte ich, hätte irgendwer,...", aber was passiert ist, ist eben passiert. Nichts lässt sich rückgängig machen.

      VergessenePuppe schrieb:

      Ich habe in meinem Leben schon oft gemerkt, dass meine Eltern nicht immer Superhelden sein können, aber ich wollte eig. trzdm iwie immer, dass es doch so ist...
      Das verstehe ich, ich glaube, das geht vielen, wenn nicht den meißten so. Vielleicht auch gerade deswegen:

      VergessenePuppe schrieb:

      Ich habe irgendwie das Gefühl, je älter man wird, um so kaputter wird alles...
      Dabei wird gar nicht alles kaputter. Man sieht nur mehr davon, wie die Welt tatsächlich ist. Dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und all solche Dinge. Ich glaube, da würde jeder hin und wieder gern zurück dahin, wo einem nichts passieren konnte und alles gut war, weil Mama und Papa unbesiegbar waren. Aber das geht halt nicht. Mag sein, dass alle in deiner Familie Probleme haben, ich denke, das ist eher die Regel als die Ausnahme (in gewissem Maß). Das ist menschlich und genauso menschlich ist es, auf sich achten zu müssen und das gilt auch für dich. Dazu musst du nicht erst diagnostiziert krank sein und es müssen nicht erst alle davon wissen. Auch von dir erwartet niemand, dass du unbesiegbar bist.
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