Referat einer Mitschüler hat völlig falsches Bild vermittelt!

      Referat einer Mitschüler hat völlig falsches Bild vermittelt!

      Hey ihr,

      Heute hat eine aus meiner Klasse ein Referat über Borderline gehalten. Ich hatte irgendwie vor dem Referat Angst, weil ich wusste, dass sie da irgendwas von SVV erwähnen wird. Und dann hat sie ca. 5 Minuten über SVV geredet und ich hab mich einfach nur weggewünscht. Ich weiß nicht, was ich so schlimm fand. Vielleicht war es so, dass ich Angst hatte, jemand könnte dadurch "merken", dass ich mich verletze. Ich weiß auch nicht. Sie hat dann noch Fotos von jeder Verletzungsart gezeigt (was meiner Meinung nach eh schon nicht nötig gewesen wäre, weil es sich ja jeder selber denken kann, wie sowas aussieht). Ich hab auf jeden Fall gleich weggeschaut und die Inhaltsangabe von meinem Schokoriegel gelesen. Ich hatte einfach Angst, die Bilder würden mich triggern. Ich fand es einfach nur schrecklich.

      So, das wäre jetzt so grob das, wie ich das alles wahrgenommen habe.
      Meiner Meinung nach hat sie das alles viel zu klischeehaft rübergebracht. Das Thema Svv so ausgedehnt, obwohl es bloß ein Symptom von vielen ist. Dann diese "Sensationslust" wegen der Bilder. Insgesamt ist einfach nicht klar geworden, dass nicht jeder, der sich v*rl*tzt, auch Borderliner ist und umgekehrt. Nach dem Referat kamen dann so Kommentare wie "Emos r*tz*n sich ja auch manchmal und meiner Meinung nach sind sie nicht krank, sondern wollen bloß Aufmerksamkeit" oder "Das ist je echt eklig". Und als der Lehrer, der sogar Psychologe ist (!) wissen wollte, wer Borderliner kennt, haben sich ca. 5 Leute gemeldet und meinten alle, dass diese Leute sich v*rl*tz*n. Wahrscheinlich haben sie gedacht "Ach, die r*tz*n sich, deswegen ist er bestimmt auch Borderliner".

      Wisst ihr, was ich meine? Meine Klasse hat jetzt ein total falsches Bild von dem Ganzen. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, im Sommer vielleicht einfach mal kurzärmlig in die Schule zu kommen, zumal ich ja auch schon in der 12. Klasse bin und meine Mitschüler reif genug sind. Aber dann denken die doch alle, dass ich Borderline hab und/oder bloß Aufmerksamkeit will. Und ich hab ja kein Borderline. Und ich will auch nicht, dass sie das denken.

      Es wäre schön, wenn jemand ein paar Gedanken dazu hat, weil ich mich gerade total alleine fühle und mit keinem darüber reden kann.

      LG, BrokenheartedSoul
      "No one knows the way I feel a part of me I have to find
      Buried somewhere deep beneath my skin"
      (Smile Empty Soul - Who I am)
      Hey du,
      ich finde es schade, dass es in dem Referat so übermittelt wurde, aber viele Menschen in unserer Gesellschaft haben eben einfach dieses Klischee-Denken und dieses Standart-Bild im Kopf dass Leute die sich v*rl*tz*n mit Borderline in Verbindung stehen. Vielleicht hatte die jenige, die das Referat gehalten hat selbst keine wirkliche Ahnung vom Thema und hat das genommen, was sie als erstes dazu im Internet gefunden hat... Und mit den SVV-Bildern hatte sie ein tolles Anschauungsmaterial... in unserer Klasse haben wir auch mal über das Thema geredet da wurde das auch so klischeehaft niedergeredet... ich fand das auch ziemlich schade und sehr schade sind auch solche Sprüche wie "Emos r*tz*n sich" oder "Die wollen nur Aufmerksamkeit" oder so weiter. Weiß aus deiner Klasse irgendjemand dass du dich v*rl*tzt? Vielleicht könntest du ja auch mal mit dem Lehrer reden, wenn er Psychologe ist sollte er das verstehen und wissen, dass nicht jeder der sich r*tzt Borderline hat. Und vielleicht könntest du ja nochmal ein Referat halten in dem du deinen Mitschülern das ganze erklärst.
      liebe Grüße,
      Smarty
      Hey BrokenHeartedSoul,

      Ich verstehe deine Gedanken vollkommen, ich hätte da auch ein komisches Gefühl wenn ein Mitschüler bei einem Referat Blödsinn verzapft und der Lehrer das auch noch unterstützt.

      Den Vorschlag

      Smarty schrieb:

      Und vielleicht könntest du ja nochmal ein Referat halten in dem du deinen Mitschülern das ganze erklärst.

      würd ich mir allerdings je nachdem was für einen Draht du zu deinen Mitschülern hast genauer überlegen. Wenn du wirklich nochmal ein Referat über Borderline hältst, muss dir klar sein, dass dich deine Mitschülerin vermutlich erst mal für besserwisserisch halten wird (was wahrscheinlich im ersten Moment bei jedem so sein würde) und je nachdem was für einen Einfluss sie in der Klasse hat auch andere davon überzeugen könnte. Wenn die dann vielleicht mal deine Arme näher anschauen und n*rb*n/Verletzungen entdecken erfüllst du nämlich genau das Klischee von wegen "Aufmerksamkeit-haben-wollen", in dem Fall durch ein Referat worin du das nochmal "richtig" erklärst.
      Ich will jetzt die Idee nicht schlecht machen oder so, aber da sollte einem klar sein dass man sich durch solche Aktionen eventuell nicht sonderlich beliebt macht und man auch an die Folgen denken sollte.

      Du könntest allerdings wirklich , wie Smarty schon vorgeschlagen hat, mit deinem Lehrer mal unter 4 Augen reden und einfach mal drauf ansprechen "ob das denn wirklich so stimmt wie die Mitschülerin das erklärt hat, weil du hast das anders gehört". Wenn er ja sagt, kannst du ja vorschlagen dass in der Klasse nochmal erklärt wie es "wirklich" ist.

      Liebe Grüße,
      wild_angel
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      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Hallo,
      ich bin auch dafür, dass du deinen Lehrer mal ansprechen solltest, dass du es ziemlich klischeehaft fandest und dich selbst mit dem Thema auseinandergesetzt hast (er muss ja nicht wissen, dass du dich selbst v*rl*tzt). Vielleicht könnte er dann in der nächsten Stunde den Fehler mit Borderline und r*tz*n ansprechen und es vielleicht genauer erklären oder so, damit es für deine Mitschüler/innen besser zu verstehen ist bzw dass es keine Missverständnisse mehr gibt.
      Allerdings ist meine These, dass es auch einfach kein Mensch, der nicht selbst an psychischen Krankheiten (vor allen Borderline, Depressionen..) leidet, verstehen kann. Klar gibt es immer welche, die es besser als andere verstehen, weil sie sich privat vielleicht viel informiert haben, aber im Grunde können sie das ganze nicht verstehen, weil sie nie solche Gefühle hatten. Und dann entsteht halt das Klischeedenken. Und ich wette, deine Mitschülerin hat sich nur kurz oder nicht sooo intensiv mit dem Thema beschäftigt, sondern nur so die Fakten rausgesucht und evtl nicht in Foren oder so gelesen, was andere beschreiben, weshalb sie sich r*tz*n oder wie sie sich fühlen.
      Hallo,

      wenn es Dir wirklich wichtig ist, würde ich Dir auch raten, dass Du nochmal mit dem Lehrer sprichst und ihn das richtig stellen lässt. Selbst würde ich das auch nicht machen, da ich da ebenfalls die Gefahr sehe, dass es unangenehm werden könnte.

      Es ist aber leider so, dass einem so etwas immer wieder begegnen wird. Es ist ein gängiges Bild, das auch manche Betroffene - meiner Beobachtung nach speziell jüngere - aufgreifen. Es lohnt sich, sich in dieser Hinsicht auch ein dickeres Fell zuzulegen, sodass man sich nicht jedesmal endlos ärgert, wenn das passiert. Wenn es möglich ist und man die Energie hat, kann man es ja richtig stellen, aber ich glaube das wird nicht immer in jedem Fall so möglich oder effektiv sein.

      Ennos schrieb:


      Allerdings ist meine These, dass es auch einfach kein Mensch, der nicht selbst an psychischen Krankheiten (vor allen Borderline, Depressionen..) leidet, verstehen kann. Klar gibt es immer welche, die es besser als andere verstehen, weil sie sich privat vielleicht viel informiert haben, aber im Grunde können sie das ganze nicht verstehen, weil sie nie solche Gefühle hatten.


      Meine These ist inzwischen - früher habe ich das mal ähnlich gesehen wie Du - eine andere. Diese Aussage halte ich für ein ebenso großes Vorurteil, wie die Aussage, dass alle Menschen mit SvV Borderline hätten. Denn wie sie nicht in die Gefühlswelt eines anderen schauen können, können psychisch Kranke nicht in ihre schauen. Es gibt immer Momente, Phasen oder Erlebnisse, die extreme Gefühle auslösen können, die einen an einen Punkt bringen, wo pure Verzweiflung herrscht. Dazu muss man keine psychische Krankheit haben oder gehabt haben.
      Selbst die Pubertät ist ein gutes Beispiel für einen Ausnahmezustand mit extremen Gefühlen. Und jemand, der trauert oder getrauert hat, der wird eventuell auch wissen, wie sich absolute Leere und Antriebslosigkeit anfühlen, ohne selbst je an Depressionen gelitten zu haben.
      Von daher kann auch echtes Verständnis entwickelt werden. Natürlich fehlt da auch das "Langzeiterlebnis", aber es schafft die Voraussetzung für Verständnis und dafür, dass bestimmte Dinge nachvollzogen werden können. Daher ist die pauschale Aussage "weil sie nie solche Gefühle hatten" für mich ein ebenso großes Vorurteil.
      Ob und wie die Menschen ihre eigenen Erfahrungen allerdings einsetzen, um andere verstehen zu können, dass steht auch schon wieder auf einem anderen Blatt.

      Grüße,
      klirr
      Hey BrokenHeartedSoul,
      ersteinmal ein großes Kompliement, dass Du die Sache so gut durchgestanden hast
      und Dich mit Deinem Riegelverpackungspapier ablenken konntest.
      Ich weiß nicht, da das ganze auch noch mit Bildern untermalt wurde und
      dann noch diese Oberflächlichkeit, die mich dann immer
      so wütend macht...,ob ich das so durchgestanden hätte.
      Ich würde es auf sich beruhen lassen. Denn was willst Du
      damit erreichen, das Thema nochmals aufzugreifen?
      Es ist ein viel zu tiefgründige Krankheit und es wird
      oberflächlich bleiben. Vielleicht fühlst Du Dich dann noch mehr
      v*rl*tzt......
      Alles Gute für Dich Martha
      ...denn sie wissen nicht, wie ich fühle......
      hmm naja wenn nur einer dabei ist der sich mit dem thema genauer befassen möchte aufgrund des referats dann wird die person schon feststellen können das nicht alles wahr ist was gesagt wurde... aber vor 10 jahren gabs auch psychologen die die meinung geteilt haben oder borderline nicht erklären konnten und die diagnose nur aufgrund eines 5 min. tests zustande kam... somit kommt das klischee nicht von ungefähr... aber davon mal abgesehen dumme menschen gabs schon immer und wird es immer geben... somit wer das denken möchte was gesagt wurde soll halt dumm st*rb*n... öhm zur aufklärung schick dem lehrer in die schule nen ausgedruckten bericht über das thema und dann kannste ja noch die meinung drunter schreibseln... ob die person dann dazu noch was sagt oder nicht siehste dann ja... und drucker gibts genug somit schwer zurück zuverfolgen.


      MfG.

      Wolverine
      Ich danke euch für die zahlreichen Antworten!

      Mittlerweile fällt es mir leichter, das Ganze etwas distanzierter zu betrachten, weil ein paar Tage vergangen sind. Ich denke, ich kann da nicht wirklich etwas machen, dass alle meine Mitschüler ein richtiges Bild vom SVV und Borderline bekommen. Ich will und kann auch gar nicht die große Aufklärerin abgeben, weil es mir ja schon so schwer gefallen ist, überhaupt zuzuhören. Wie sollte ich dann darüber reden können, ohne dass ich mich total unwohl dabei fühle.

      Prinzipiell finde ich eure Ideen gut, mit meinem Lehrer zu reden. Ich denke nur, dass das evtl. etwas zu auffällig wäre, wenn ich das Thema nach den Ferien nochmal anspreche. Zudem ist mein Lehrer nicht gerade vertrauenswürdig (er erzählt unserer Klasse, dass jemand aus unserer Parallelklasse das Asperger-Syndrom hat und hat das alles ins Lächerliche gezogen).

      Ich könnte mir vorstellen, wenn ich wirklich mal kurzärmlig in die Schule gehe, dass ich denjenigen, die mich darauf ansprechen und meinen Freunden erkläre, dass ich kein Borderline habe und ihnen evtl. ganz kurz sage, warum ich n*rb*n habe. Also dass ich das Einzelnen erkläre.

      Mich nervt es einfach so, dass das Vorurteil wirklich so weit verbreitet ist und dass man dann selber so machtlos ist. Aber ich werde mir wohl ein dickes Fell zulegen müssen, wie klirr ja schon gesagt hat.

      LG, BrokenheartedSoul
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      (Smile Empty Soul - Who I am)