Arbeit - Verantwortung abgeben

      Arbeit - Verantwortung abgeben

      Hi Leute,

      mhm, ich habe schon ewig keinen Beitrag mehr geschrieben, geschweige denn ein eigenes Thema eröffnet. Habe die letzten Jahre nur so mitgelesen, aber gerade brauche ich mal ein paar Worte von..."Nicht-involvierten".

      Also, ich arbeite in einem Tierheim, habe im Februar meine Ausbildung zur Tierpflegerin abgeschlossen und bin jetzt noch bis Ende Juni im Ausbildungsbetrieb angestellt. Von daher hab ich mal salopp gesagt den Plan im Sack und weiß so einigermaßen, wie der Laden läuft. Ich übernehmegrundsätzlich auch sehr gerne Verantwortung, weil es mir das Gefühl gibt, gebraucht zu werden.
      Im Moment ist es leider so, dass die Situation sehr angespannt ist. Das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Vereinsvorstand ( = "Chefetage") ist schon sehr lange nicht mehr das beste und vor kurzem ist die Situation eskaliert. Also, grade ist ziemlich vieles im Argen.

      Jetzt ist es so, dass vor kurzem ein neuer Mitarbeiter angestellt wurde (vor ihm war die Situation folgende: eine Festangestellte im laaangen Krankenschein, eine weitere Angestellte und ich im Betrieb). Wir kennen ihn schon, er füttert seit Jahren sonntags die Tiere, wenn wir frei haben. Leider füttert er seit Jahren falsch. Wir haben uns schon des Öfteren über ihn beschwert und eigentlich sollte er Anfang 2013 gekündigt werden. Aufgrund einer Kurzschlussreaktion der Chefin ist er jetzt fest und den ganzen Tag da...jah. :rolleyes: Kurze Erklärung zu ihm: er ist wohl lernbehindert, was ja grundsätzlich kein Problem ist. Leider scheint er das nicht einzusehen (oder so??), lässt sich nichts erklären, wenn man ihn "zurechtweist", lacht er blöd. Also ich rede gegen eine Wand, wenn ich ihm etwas erklären will. Im Endeffekt kann ich sagen, dass ich ihn sehr mag, aber auf der Arbeit nunmal nicht gebrauchen kann...

      Und nun zum eigentlichen Problem: er ist bei den Hunden eingeteilt, für...grobmotorische Arbeiten ist er echt gut geeignet, keine Frage. Allerdings hat er keinen Blick für die kleinen Dinge: ein Hund, der humpelt, Durchfall, Hund, der sich die Ohren viel schüttelt etc... ich kann und will ihm da natürlich keinen Vorwurf machen, er ist ja keine gelernte Kraft. Leider habe ich wirklich keine Zeit, wenn ich morgens meine Katzen fertig habe, mittags noch bei jedem Hund reinzusehen und den zu untersuchen. Mir fallen diese Kleinigkeiten halt morgens beim sauber machen auf, ihm eben nicht.
      Das heißt im Endeffekt, meine Hunde bleiben gesundheitlich ein wenig auf der Strecke. Und hier schalten sich zwei Stimmen bei mir ein:
      - der Tierschutzgedanke: die Hunde haben eh schon extrem viel Sch... erlebt, ihnen gehts bei uns auch nicht prima, da sollen sie wenigstens so gut wie möglich versorgt sein und wenn er das nicht kann, muss ich es eben machen
      - die Vernunft: es wird nicht funktionieren. Mein Tag hat keine 25 Stunden. Und ich muss aufhören, Verantwortung für die Fehlentscheidungen vom Vorstand zu übernehmen. Das ist nicht mein Problem, die werden schon sehen, was sie davon haben. (Aber es sind Tiere, keine Maschinenteile oder sowas, sondern _Tiere_, verdammt!!)

      Ich bin mir nicht sicher, ob man in diesem Gequatsche mein Problem überhaupt rauslesen kann.. :D Also, ich will einen von diesen beiden Gedanken loswerden. Das macht mich wahnsinnig und hält mich zur Zeit auch nachts wach. Ich kann kaum mehr abschalten, weil ich ständig daran denken muss und versuche, meinen Arbeitstag zu planen, dass ich bei dem und dem Hund noch reingucken kann.....versteht ihr, was ich meine?
      Wie gesagt, wenn ich vernünftig denke (haha!), weiß ich, dass ich dafür keine Verantwortung übernehmen kann...es ist nicht mein Bier, sozusagen. Aber muss es deshalb zu dem der Hunde werden?
      Ach.... :S

      Wäre toll, wenn ihr vielleicht Ratschläge hättet, wie ich diese beiden Gedanken unter Dach und Fach bringe, sodass ich mit beidem ganz gut leben kann..wie vorher eben auch. Oder auch Tipps zum Verantwortung-abgebenen-lernen.

      Liebe Grüße,
      Söckchen

      P.S: zur Zeit übrigens nicht in Therapie, aber bei meiner Psychiaterin nächste Woche werde ichs wohl mal ansprechen.
      Lost in [life]
      ...
      Also, die Tatsachen sind:

      • Deine Chefin hat einen Menschen eingestellt, der nicht in der Lage ist, seine Arbeit sorgfältig zu erledigen.
      • Du magst diesen Mann.
      • Du fühlst Dich für das Wohl der Hunde verantwortlich.
      • Du kannst es rein zeitlich gesehen nicht schaffen, die Kontrolle der Arbeit des Mannes zu übernehmen.
      • Du fühlst Dich in der Zwickmühle, weil Du die Verantwortung nicht übernehmen möchtest, aber die Hunde gut versorgt sehen möchtest.

      Ich kann sehr gut verstehen, dass sich diese Zwickmühle nicht gut anfühlt und es extrem schwierig ist, auf die eigenen Grenzen zu achten und diese einzuhalten.
      Könntest Du die entstehenden Probleme dokumentieren? Das ist natürlich wieder nicht so einfach, weil Du ja diesen Mann magst, aber es ist ja auch wichtig, dass die Hunde gut versorgt werden. Ich kenne solche Zwickmühlen aus der Altenpflege, manche Mitarbeiter haben nicht gut gearbeitet und die pflegebedürftigen Menschen wurden nicht gut versorgt, was ich nicht auffangen konnte. Eine gute Dokumentation war da unerlässlich.

      Sieht deine Kollegin das Problem auch? Könnt Ihr Euch zusammensetzen und eventuell mit einer guten Dokumentation der Problematik zur Chefin gehen?

      Ist nur so eine Anregung, ich kenne ja den Betrieb nicht, wünsche Dir natürlich, dass Du einen für Dich guten Weg findest.

      lg

      rubi
      Schlägt Dir die Hoffnung fehl, nie fehle Dir das Hoffen. Ein Tor ist zugetan, doch 1000 stehn noch offen. (Friedrich Rückert)
      Hallo rubinja,

      lieben Dank für deine Antwort erstmal. Du hast in den Stichworten sehr präzise zusammengefasst, was ich ausdrücken wollte. ;)

      Dass ich den neuen alten Kollegen mag, spielt hierbei erstmal weniger Rolle. Sobald es um die (Nicht-)Versorgung der Tiere geht, hört die Freundschaft auf. ;)

      Danke auch für den Denkanstoß mit der Dokumentation. Ich werde das mal mit meiner Kollegin bequatschen, die übrigens voll hinter mir steht.
      Ob das in den Augen der Chefin was ändert, ist natürlich fraglich - immerhin hat sie ihn eingestellt und ist ziemlich begeistert von ihm. Und sich Fehler eingestehen ist auch nicht so ganz ihre Sache...
      Und, wie gesagt, das Verhältnis zur Chefetage ist ziemlich schlecht und ich könnte mir schon vorstellen, dass man uns unterstellt, wir würden ihn rausmobben wollen o.ä.
      Ich will deinen Einfall nicht schlecht reden, keinesfalls ;) aber das sind die Problematiken, die ich da noch sehe.

      Von daher halt eher die Frage, wie ich lerne, damit umzugehen, mit der Situation. :huh: Weil ich die Hoffnung, in dem Laden noch was zu ändern, fast aufgegeben habe..
      Lost in [life]
      ...
      Ich kann sehr gut verstehen, das es mit einem schwierigen und unverständigen Chef nicht einfach ist.

      Es kommt sicher sehr darauf an, wie Ihr Eure Beschwerden vorbringt. Die Dokumentation sollte den Mann auch nicht völlig bloßstellen. Wenn Ihr sowohl die positiven als auch die negativen Seiten dokumentiert, kann man Euch schon mal nicht vorwerfen, dass Ihr nur das Negative seht. Und man kann ja auch etwas diplomatisch mit der Chefin reden.
      z.B.: Ich schätze den Mitarbeiter xy sehr, weil er....
      gleichzeitig sind mir in letzter Zeit einige Probleme aufgefallen...
      und ICH fühle mich dabei ...
      können Sie mir vielleicht sagen, wie ich besser damit umgehen kann, weil mir doch das Wohl der Tiere so sehr am Herzen liegt...

      Du hast damit nicht knallhart gesagt, dass der Typ einfach unfähig ist, sondern die Verantwortung der Chefin zugeschoben. Wenn Du das dann noch schriftlich an sie weiterleitest, wäre es eigentlich unklug von ihr, darauf nicht einzugehen.

      Aber das sind nur Vorschläge, ich weiß aus eigener Erfahrung auch, dass man bei manchen Chefs auf Granit beißt, sie sind selbst so unfähig und schwach, dass es völlig egal ist, wie man ihnen etwas mitteilt. Aber ich habe auch schon erlebt, dass eine diplomatische Anregung bei einem Chef etwas bewirkt hat. Es kommt wohl auf den Versuch an.
      Schlägt Dir die Hoffnung fehl, nie fehle Dir das Hoffen. Ein Tor ist zugetan, doch 1000 stehn noch offen. (Friedrich Rückert)