Worauf SVVler in Beziehungen achten könnten/sollten/müssten?

      Worauf SVVler in Beziehungen achten könnten/sollten/müssten?

      Hallo Ihr Lieben,

      über folgendes denke ich gerade nach: Ticken "wir", also Menschen mit SVV, grundsätzlich "anders", was (zwischenmenschliche) Beziehungen betrifft?
      Dass wir aufgrund unserer "Veranlagung", "Persönlichkeitsstruktur", "SVV-Neigung", "wie auch immer man es nennen möchte", vielleicht Beziehungen anders gestalten, uns anders in Beziehungen verhalten und/oder andere Erwartungen und Bedürfnisse haben, was wiederum Einfluss auf unsere Art des Beziehungsaufbaus und die Beziehungen zu anderen Menschen hat?


      Ich beobachte bei mir gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen immer wieder große Unsicherheiten. Es fällt mir z.B. schwer, das Verhalten von anderen richtig einzuschätzen und entsprechend zu bewerten. Als ob ich mich in einem anderen Land, einer fremdem Kultur bewege, in der ich meine vertrauten Maßstäbe nur bedingt anwenden kann. Sowas wie: "für mich ist Händeschütteln eine Geste der Höflichkeit/Wertschätzung, woanders wird das als unhöflich empfunden".

      Es ist mir jetzt schon zum dritten Mal passiert, dass sich eine eine tiefere Beziehung anzubahnen schien und sich der andere dann plötzlich wieder zurückzog (und sich einer andere Frau zu wandte). Natürlich frage ich mich, welcher Gründe es dafür geben könnte.

      Die Typen waren einfach zu blöd?
      - Das wär eine ziemlich eindimensionale Erklärung.

      Meine Persönlichkeit ist bei näherer Betrachtung und auf Dauer abschreckend?
      - Auch Quatsch. Ich hab zwar Macken - äußerlich wie innerlich -, aber halte mich insgesamt für eine liebenswerte Persönlichkeit.


      Wir passten letztendlich einfach nicht zusammen?
      - Warum empfand ich das dann nie so? Oder liegt das an meiner SVV-Neigung, die sich natürlich in vielen Verhaltensweisen widerspiegelt bzw manche meiner auf den ersten Blick irritierenden Reaktionen erklärt? (z.B. dass ich auf bestimmte Reize (Worte, Verhaltensweisen des anderen) sehr sensibel reagiere und mich dann zurückziehen muss, um mich wieder zu stabilisieren).

      Ich überlege, ob es vielleicht so typische Verhaltensweisen von SVV-Betroffenen gibt, die zu Missverständnissen führen und einen Aufbau von tiefen Beziehungen (für beide Parts) erschweren.

      Bei mir konnte ich z.B. beobachten:

      - Schwierigkeiten, das Verhältnis von Nähe und Distanz angemessen zu regulieren. Ich möchte mit dem anderen verschmelzen (das tiefe Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit), muss mich dann aber wieder betont abgrenzen (die Angst vor dem Verlust des eigenen Ichs aufgrund Überfixierung auf bzw. Abhängigkeit von dem Partner). Könnte mir vorstellen, dass ich dadurch vielleicht für den anderen verwirrende, weil von einem ins andere Extrem schwankende Signale sende?

      - Hohe Verletzlichkeit. Ich glaube, ich brauch sehr betonte Bestärkung und deutliche Beweise, dass ich dem anderen wirklich etwas bedeute. Könnt mir vorstellen, dass das für den anderen auch anstrengend sein könnte. Andrerseits versuche ich sehr stark, diese Verletzlichkeit zu verbergen, indem ich mich betont locker und cool gebe (Selbstschutz).

      Ich beobachte auch, dass, obwohl ich inzwischen mit vielen Stresssituationen sehr gut umgehen kann, besonders bei bestimmten Beziehungs-/Männerstreß die SVV-Impulse plötzlich und oft stark hervorbrechen. Da ist das Thema "SVV" (als Stress-/Emotionsbewältigungsstrateige) also noch sehr präsent.

      Wenn ich vielleicht nicht richtig oder "normal" ticke, dann will ich aber auch nicht, dass ein (potentieller) Mann für's Zusammensein diese Probleme löst oder sich meinen "unnormalen" Verhaltensweisen vielleicht sogar anpasst (ganz schlecht, dann könnte eine Beziehung für beide ja sehr ungesund werden) oder davor davonläuft.

      Dazu müsst ich aber wissen, was "normal" bzw "unnormal" ist. Weil, erst dann kann ich darauf bewusst achten.

      Mich würde mal interessieren, wie ihr euch so in Beziehungen erlebt und ob ihr bei euch auch solche Besonderheiten festgestellt habt.

      Vielleicht kann man sich dann auch darüber austauschen, worauf SVVler achten könnten, damit der "SVV-Anteil" (ich nenn's jetzt mal so) der eigenen Persönlichkeit (potentielle) Beziehungen nicht irgendwie untergräbt.

      Bin gespannt auf eure Antworten .. :)

      Liebe Grüße von der
      _naninka_
      Hallo _naninka_,

      ich denke nicht, dass man das so verallgemeinern kann. Da könnte man genauso fragen, worauf Menschen, die rauchen, Fahrradfahren oder Schokolade essen, wenn sie z.B. unter Stress geraten in Beziehungen achten sollten. Ich denke, das einzige, was Menschen, die sich selbst v*rl*tz*n, tatsächlich pauschal gemeinsam haben, ist, dass sie sich selbst v*rl*tz*n. Selbst die Gründe, Auslöser und der Umgang damit, sind ja schon nicht bei allen gleich, wie könnte es da das Beziehungsverhalten sein? Letztendlich ist SVV eben nur eine Verhaltensweise. Nicht mehr und nicht weniger.
      Um die Persönlichkeit von Menschen zu kategorisieren gibt es allerdings einige Möglichkeiten von psychiatrischen Diagnosen bis zu Persönlichkeitstests (z.B. der MBTI oder die Typologie von Jung), aber um das hier zu diskutieren, ist es wohl zu offtopic und hat zu wenig Selbsthilfecharakter.

      Was deine Beziehungsprobleme angeht, bist du in Therapie? Denn dort könnte man schauen, woran es bei dir hakt. Letztendlich hilft es dir ja eh kaum, wenn dir hier nun x Leute schreiben, wie Beziehungen bei ihnen laufen. Zumal es eben sicher viele gibt, bei denen Beziehungen super laufen und genauso auch viele Menschen mit solchen Beziehungsproblemen, die sich nicht selbst v*rl*tz*n.

      Lieber Gruß
      Paula
      also, da du ja so gefragt hast:
      Ticken "wir", also Menschen mit SVV, grundsätzlich "anders", was (zwischenmenschliche) Beziehungen betrifft?

      ich kann nicht für andere sprechen und ich finde dieses "wir" auch mehr als unpassend aber um deine frage zu beantworten: ich zumindest führe eine ganz normal beziehung mit höhen und tiefen, die nichts mit dem SVV zu tun haben. auch liegt das SVV nicht in meiner persönlichkeit begründet und es hat auch nichts mit meinen zwischenmenschlichen beziehungen zu tun.

      im allgeminen stimme ich Paula zu. Es ist nicht möglich alle Menschen, die sich selbst v*rl*tz*n über einen Kamm zu scheren.
      Des weiteren sind Beziehungen immer irgtendwie mit Arbeit verbunden aber ich würde das in keinen Zusammenhang mit SVV setzen. Und man kann und sollte das SVV (oder auch eine psychiatrische Diagnose) nicht als entschuldigung für eigenes Fehlverhalten hernehmen.
      Wenn du probleme mit beziehungne hast, dann solltest du versuchen herauszufinden warum das so ist. genauso wie du herausfinden solltest warum du dich selbst v*rl*tzt. SVV ist definitv "nur" ein symptom, deine beziehungsprobleme könnten ebenfalls ein symptom sein. vielleicht hat beides ja auch eine ähnliche (die gleiche?) ursache...
      If you are going through hell - keep going!
      (Winston Churchill)
      Hi all_alone, hatte gerade auf Paula's Antwort einen Text formuliert. Da bin ich auch darauf eingegangen, dass mein Gedankengang tatsächlich nicht richtig war.
      Man kann definitiv nicht für alle Menschen mit SVV allgemeine Annahmen formulieren. Das ist sogar gefährlich. Gerade - und da stimme ich dir voll zu -, weil man dann versucht ist, alles mit SVV und/oder der eigenen Diagnose zu entschuldigen. .. Verflixt, das ist mir jetzt schon fast ein bisschen peinlich, weil mir meine eigene Logik bzw. meine Formulierungen im Nachgang auch sehr unpassend erscheinen. Ich poste jetzt noch mal meinen eben entstandenen Text. Ich glaube, da finden sich auch Antworten auf die von dir aufgeworfenen Fragen bzw Anregungen:

      Hi Paula,

      lieben Dank für deine Antwort. Ich hab eine Weile drüber nachgedacht und du hast recht. SVV ist ein Symptom, eine Verhaltensweise.
      Ich habe meine Überlegungen von der falschen Seite aus begonnen: Quasi SVV als Merkmal einer sozusagen "SVV-Persönlichkeit". Aber wie du schreibst, kann man das nur schwer so verallgemeinern. Eigentlich bin ich auch sehr vorsichtig mit solchen Kategorisierungen bzw würde das hier den Rahmen sprengen.

      Warum ich das so über einen Haufen geworfen habe, liegt vielleicht daran, dass bei mir das Thema SVV nur (noch) in Beziehungsfragen (egal, ob Aufbau oder Pflege) aufploppt. Ich versuche das mal zu präzisieren:

      Bei mir war SVV oft ein Hilfsmittel zur Bewältigung von intensiven Emotionen sowie dem Zustand von Instabilität und Hilflosigkeit (und da fängt es schon an, das ist ja auch nicht verallgemeinbar .. Wie gesagt, danke für deinen Hinweis!). Ich habe in den letzten Jahren gelernt, für mich emotionale Stresssituationen anders zu bewältigen (Bsp. Kritik vom Chef, Stress mit Freunden/Familie. Oder auch depressive Gedankenkreisel.) Das funktioniert aber nicht in Bezug auf Männer, genauer gesagt, Männer, in die ich mich verliebe.

      Wenn ich mich jetzt verliebe und/oder eine Beziehung aufbaue, dann ist das natürlich mit einer Reihe von Emotionen verbunden. Bei wem auch nicht - unabhängig vom SVV-Verhalten. Aber ich stelle fest, dass - sobald es emotional wird - das Thema SVV wieder ganz präsent wird. In Form von wesentlich häufigeren Impulsen. Daraus ergeben sich wieder Verhaltensweisen, wie z.B. Rückzug. Das ist anstrengend. Zumal ich dieses Thema auf keinen Fall zum Anfang einer Beziehung (wenn überhaupt) mit dem Menschen, in den ich mich verliebt habe, durchkauen will.

      Meine Skills, die ich in anderen Situationen anwende (z.B. Realitätsüberprüfung, Achtsamkeitsübungen, Radikale Akzeptanz) funktionieren in den Momenten, wo ich mich verliebt habe, nicht so gut. Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war - glaub ich - meine Frage an das Forum, inwieweit ihr das kennt bzw wie ihr damit umgeht.

      ]Ich trenn das jetzt mal von meinen persönlichen "Beziehungsproblemen". Ich will diese Probleme auch gar nicht detaillierter ausführen. Denn auch da gebe ich dir recht: Da ist es wahrscheinlich besser, dass mit einer Therapeutin zu erörtern.

      Ich versuche noch mal zusammen zu fassen, worum es mir jetzt geht.

      Aktuell war ich verliebt. Und da hab ich zwei Sachen festgestellt:

      1. Wenn ich anfange mich zu verliebe, dann ist das (wie wahrscheinlich bei allen Menschen) mit Unsicherheiten, intensiven Emotionen etc. verbunden. Und dann kommen relativ schnell auch SVV-Impulse aufs Tapet. Damit kann ich nicht so gut umgehen. Und ich habe den Eindruck, dass es auch den Aufbau einer gesunden Beziehung stört. Zumal dieses Thema in dem Prozess des Kennenlernens des anderen nichts zu suchen hat. Aber doch die ganze Zeit im Hintergrund rumgeistert.

      2. Wenn es dann nicht klappt, meinetwegen man auch eine Zurückweisung erfährt (passiert halt), dann ist sind heftige SVV-Impulse sofort zur Stelle. Hier geht es dann weniger um Beziehungsfragen, sondern den Umgang mit einer solchen Abweisung. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

      Besonders bei 1. komme ich nicht so recht weiter und da haben mich die Ansichten/Meinungen anderer, die vielleicht mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, interessiert.

      Ich hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich formuliert. Und differenzierter. Und besser auf den Punkt gebracht.

      Kann man eigentlich noch nachträglich die Überschrift eines Threads ändern?[

      Liebe Grüße
      _naninka_
      Nachtrag: Das, was für mich oft nicht funktioniert, hab ich ja quasi schon benannt:

      _naninka_ schrieb:

      - Schwierigkeiten, das Verhältnis von Nähe und Distanz angemessen zu regulieren. Ich möchte mit dem anderen verschmelzen (das tiefe Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit), muss mich dann aber wieder betont abgrenzen (die Angst vor dem Verlust des eigenen Ichs aufgrund Überfixierung auf bzw. Abhängigkeit von dem Partner). Könnte mir vorstellen, dass ich dadurch vielleicht für den anderen verwirrende, weil von einem ins andere Extrem schwankende Signale sende?

      - Hohe Verletzlichkeit. Ich glaube, ich brauch sehr betonte Bestärkung und deutliche Beweise, dass ich dem anderen wirklich etwas bedeute. Könnt mir vorstellen, dass das für den anderen auch anstrengend sein könnte. Andrerseits versuche ich sehr stark, diese Verletzlichkeit zu verbergen, indem ich mich betont locker und cool gebe (Selbstschutz).
      Lese ich mir das noch mal durch, so denke ich, dass das bestimmt keine SVV-spezifischen Schwierigkeiten sind. (Wie gesagt .. völlig falscher Ansatz in meinem ersten Post).
      Was für mich halt auffällig ist: Bei mir kommt es mir so "unnormal" (zumindest in Bezug auf das Ausmass/die Intensität) vor und genau in Bezug auf diese Punkte kommt es zu SVV-Impulsen. Diese beiden Punkte (gibt vermutlich noch andere) verunsichern mich so stark, dass es zu dem Gefühl von Instabilität und Hilflosigkeit kommt, worauf dann wieder die SVV-Impulse losgehen.
      Hallo _naninka_,

      ich muss sagen, ich finde es auch so schwierig, etwas dazu zu sagen, weil Antworten auf deine Fragen letztendlich nur Spekulation sind, denn was auf den ersten Blick und von außen gesehen ähnlich scheint, kann auf den zweiten Blick und beim Blick dahinter völlig anders sein. Wie All_Alone schon geschrieben hat, SVV ist nur ein Symptom und auch Beziehungsprobleme können ein Symptom sein und unter Umständen können eben auch beide Symptome dieselbe Ursache haben. Und da die nicht bekannt ist, ist es schwer zu sagen, ob es bei einem ähnlich läuft oder nicht.
      Ich selbst verletze mich zwar nicht mehr, kenne es aber auch, dass mich die Art von Nähe und Offenheit, die durch Verliebtsein entsteht, so verunsichert, dass ich mich in Gedanken und Gefühlen verheddere und mehr ängstlich und angespannt bin, als dass ich es genießen könnte. Mir hilft es dann manchmal, mir die Gegenwart bewusst zu machen und meinen Fokus dadurch wieder zu erweitern, anstatt auf die Angst fixiert "in meinem Kopf zu sitzen", dadurch fällt es mir leichter, "die Balance zu halten". Aber ob das nun ähnlich ist...

      Lieber Gruß
      Paula


      _naninka_ schrieb:

      Kann man eigentlich noch nachträglich die Überschrift eines Threads ändern?
      Selbst nicht, nein, das geht nur innerhalb einer Stunde, aber du könntest den Thread melden und in die Meldung um einen anderen Titel bitten oder eine der Mods anschreiben.