Alleine wohnen ja oder wird alles noch schlimmer?

      Alleine wohnen ja oder wird alles noch schlimmer?

      Hallo, ich bin 18 Jahre alt und werde dieses Jahr (nach dem Abi) in meine erste eigene Wohnung ziehen, in einer anderen Stadt, weil ich dort eine Ausbildung bekommen habe und diese in meiner Stadt nicht möglich ist. Eigentlich freue ich mich einerseits total endlich allein wohnen zu können, weil ich die ganze Situation zu Hause nicht mehr ertrage. Aber andrerseits habe ich total Angst, dass es mir in der anderen Stadt allein viel schlechter gehen wird, als es jetzt schon ist. Ich kann meine Lage/ mein Befinden derzeit schlecht erklären, weil ich nie beim Arzt war und somit auch keine Diagnose habe. Aber ich empfinde seit Jahren nur noch Trauer oder überhaupt keine Gefühle, verletze mich selbst [...]. Habe hier zwar nicht viele Freunde und bin auch nicht in der Lage zu reflektieren, ob es tatsächlich wahre Freunde sind, aber in der anderen Stadt werde ich niemanden haben und ich bin auch nicht die Person, die auf andere zugeht und bin sehr skeptisch gegenüber anderen. Das ist nicht mein Hauptproblem, vielleicht werde ich ja irgendwie jemanden kennenlernen. Ich habe Angst davor, dass wenn ich allein in der Wohnung bin total durchdrehe Bzw dass es mir wie schon gesagt noch schlechter geht. Ich kann ja nicht die ganze zeit mit meinen Eltern/ Freunden(?) telefonieren oder so. In den Ferien war ich nämlich schon eine Woche allein in dieser Stadt um mal im unternehmen zu arbeiten und besonders abends wurde ich noch trauriger(?), als sonst. Ich konnte mich auch gar nicht wirklich (mit tv, lesen zb) ablenken.
      Was ich noch erwähnen sollte ist, dass in dieser Stadt zwar auch meine Großeltern wohnen, zu denen ich denke ich mal tagsüber nach der Arbeit gehen werde, aber ich bin davon überzeugt, dass es mir nicht helfen wird. Im Gegenteil. Sie sind schon sehr alt und mein Opa ist schon ziemlich dement, was mir total zu schaffen macht, weil ich extrem Angst hab, dass sie bald st*rb*n könnten. Also mitanzusehen, wie "verloren" und hilflos sie schon in dieser Welt sind und wie nah sie dem Tode sind, ist für mich ziemlich triggernd.
      Sobald ich mich dort etwas eingelebt hab, werde ich auch -wenn ich mich überwinde- eine Therapie beginnen. Das Hab ich mir schon vorgenommen, bevor ich eine Zusage erhalten habe.
      Aber meine Angst ist halt, dass es mir dort nach paar Wochen/ Monaten so schlecht geht, dass kaum was geht und ich die Ausbildung dort 3 Jahre machen muss. Hatte jemand ähnliche Erfahrungen oder kann vielleicht beurteilen, ob es überhaupt ratsam ist in meiner Situation allein zu sein?


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      Hallo Bbaq,

      ich kann deine Situation sehr gut nachfühlen.
      Ich bin vor knapp 1,5 Jahren von zu Hause ausgezogen, auch in eine eigene Wohnung in einer anderen Stadt, die allerdings nicht weit von der Heimatstadt meiner Eltern entfernt liegt.
      Bei mir (allerdings kann ich da auch NUR FÜR MICH sprechen) hat es anfangs gut funktioniert, ich habe meinen kleinen Haushalt geführt und meine Unabhängigkeit genossen. Doch schon ziemlich bald ist das umgeschlagen (was aber auch durch äußere Umstände (Studium) bedingt wurde) und inzwischen komme ich alleine gar nicht mehr gut klar. Ich habe enorme Antriebsprobleme entwickelt, was kochen, putzen, rausgehen, Hobbys betrifft, da einfach keiner da ist, vor dem ich mich rechtfertigen müsste, was auch Auswirkungen auf mein SVV hatte. Ich habe angefangen, zu unmöglichsten Zeiten ins Bett zu gehen und jeglichen geregelten Lebenswandel verloren.

      Bevor ich dich jetzt aber in totale Weltuntergangsstimmung versetze (der Auslöser für all das war sicher eher mein Studium als meine Wohnsituation), kommt jetzt was Positives :)
      Vor meinem Studium habe ich ebenfalls ein Ausbildung gemacht und war in dieser Phase ziemlich stabil. Ich wurde durch meine Arbeit so abgelenkt, dass ich zumindest während der Arbeit recht wenig Möglichkeit hatte, mich auf meine negativen Gefühle zu konzentrieren. Du bist (natürlich je nach Arbeitsgebiet) einfach eingespannter als in Schule oder Studium, das kann durchaus ablenkend wirken.
      Zum Ablenken:
      Du hast ja bereits gemerkt, dass dich Dinge wie TV und Lesen nicht zwangsläufig ablenken. Ich denke, es gilt nun rauszufinden, womit du dich ablenken kannst. Hast du Hobbys, die man alleine (zB abends, wenn man einsam ist) oder in der Gruppe (zB Mannschaftssport, super Gelengenheit, um neue Leute kennenzulernen) ausführen kann? Nutzt du Skills? Wenn dir solche Beschäftigungen noch fehlen, du dir aber vorstellen könntest, dass sie deinen Alltag erleichtern würde ich, solange du noch bei deinen Eltern wohnst, die Zeit zum üben nutzen. Vielleicht helfen dir auch Rituale (abends Tagebuch schreiben, meditieren etc) den Tag zu verabschieden und die abendliche Einsamkeit für dich produktiv nutzen zu können.
      Wenn grade die Einsamkeit ein so großes Problem darstellt; kannst du in eine WG ziehen? Ich meine jetzt nichts betreutes und auch nicht, dass deine Mitbewohner ständig auf dich aufpassen sollen, aber allein das Gefühl, dass jemand da ist, kann helfen. Wenn es keine reine Zweck-WG ist, sitzt man abends mal zum Essen oder zum Filmeschauen zusammen, quatscht über den Tag oder geht mal gemeinsam feiern. Trotzdem kann man auch seine Ruhe haben, und WG-Mitbewohner respektieren den Wunsch danach auch eher als zB Familienmitglieder :D

      Ansonsten wünsche ich dir jetzt erstmal viel Glück für's Abi, ich gratuliere zur Ausbildungsstelle und wünsche dir ganz viel Kraft und Mut.
      Wenn du noch Fragen oder Anmerkungen hast (oder ich aufgrund der Uhrzeit Blödsinn geschrieben habe, der einer Erklärung bedarf) meld dich einfach :)

      Liebe Grüße,
      Injury
      Ja, manchmal poste ich mir Dinge von der Seele.
      Nein, man muss nicht alles kommentieren.
      Ich bin hier schon oft v*rl*tzt worden.
      Glaubt mir, das kann ich auch allein...
      Hey du,

      das ist ein superwichtiges Thema über das du dir da Gedanken machst.
      An deiner Stelle würde ich nicht alleine wohnen, denn du bist 18 und hast bis jetzt bei deinen Eltern gewohnt, also in ständiger Gesellschaft oder zumindest mit dem Hintergrund, dass jemand da ist.
      Es kommt immer total auf dein Umfeld an. Also zunächst einmal ist es gut, dass du eine Ausbildung machst und dementsprechend den Tag über beschäftigt bist. Was machst du denn genau? Wirst du da neue Leute kennenlernen? Triffst du da täglich auf Menschen? Denn das ist superwichtig. Jeden Tag sozialer Kontakt ist bei einer Depression meiner Meinung nach das a und o. Ich finde es dann auch noch wichtig Dinge zu Hause zu haben, die einen ablenken wie Fernsehen oder Internet (jaja nicht gerade pädagogisch wertvoll aber mir hilft es weil man dabei nicht viel denken muss und immer Hintergrundgeräusch hast). Was auch immer dir gut tut.. organisier es. Bücher, CDs usw, vielleicht ein Haustier? Das sind alles Dinge, die dir beim Alleinewohnen helfen. Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es zwar schön ist wenn man in der Heimat noch Freunde hat, das aber auch sehr traurig machen kann, weil man sie vermisst und die eben auch nicht immer Zeit haben um einen aufzufangen.
      Jetzt kommt es natürlich drauf an, was für ein Mensch du bist, aber ich kann generell als Depressiver nur WGs empfehlen: Du bist täglich gezwungen mit einem oder mehreren Menschen zu reden, du fühlst dich nie verlassen, in einer schlechten Phase verkommt deine Wohnung nicht zu sehr und du hast Gründe dich nicht den ganzen Tag im Bett zu verkriechen. Allein der Gedanke, dass jemand zuhause ist, wenn du heimkommst hat mir so geholfen. Dort hast du auch direkt alles (Küche, Küchenuntensilien, Internet usw), klingt doof aber mal so allgemein kosten diese Grundanschaffungen und machen auch Stress.

      Ich persönlich bin auch erst 19 und wohne jetzt wieder alleine, das geht für mich aber auch nur, weil ich in einer Millionenstadt wohne und einen Freund habe, sonst würde ich das auch nicht aushalten.
      Also mein lieb gemeinter Tip als Gleichaltrige und ebenfalls Betroffene: Wenn du das erste Mal ausziehst, zieh bitte in eine WG, du wirst dir damit einen Riesengefallen tun und die Einsamkeit wird für dich kein Thema sein, abgesehen davon lernst du so natürlich schneller Freunde kennen.

      Ich drück dir die Daumen!
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