Wie als Partner helfen / mich verhalten / mich abgrenzen?

      Wie als Partner helfen / mich verhalten / mich abgrenzen?

      Hallo Forenmitglieder,

      ich weiss derzeit einfach nicht mehr, wie ich (31) am besten mit meinem Partner (27) umgehen soll und wende mich deshalb an euch.
      Kurz zur Orientierung: Mein Freund und ich kennen uns seit fast 10 Jahren, sind (mit Unterbrechungen) seit 2006 ein Paar und haben phasenweise zusammen oder in einer Fernbeziehung gelebt. Als wir uns damals kennenlernten war er nach diversen SVV-Phasen in der Jugend gerade clean, es ging ihm dann auch jahrelang gut - bis er von einem mehrmonatigen Auslandsaufenhalt krank zurück kam. Die Diagnosen, die es damals gab, waren rezidivierende Depression und Panikstörung. Er machte damals eine Therapie, erst stationär dann ambulant, brach sein Studium ab, aber mit der Zeit ging es ihm wieder bedeutend besser.

      Letztes Jahr im Juli ging er erneut ins Ausland, seit diesem Monat ist er wieder in Deutschland - viel früher als geplant, weil es ihm nicht gut geht. Für mich kam das wie aus dem Nichts, bei den Telefonaten und in Emails in letzter Zeit wirkte er nicht viel anders als üblich, vielleicht ab und an ein wenig niedergeschlagener, was ich aber auf eine Knieverletzung und daraus resultierender Meniskus-OP geschoben habe. Jetzt ist er wieder hier und ich bin erstmal erschrocken, als ich ihn gesehen habe - viel dünner als beim letzten Treffen, sichtlich erschöpft, massiver Rückfall ins SVV.
      Der Unterschied zu seinen früheren schlimmen Phasen ist aber, dass er jetzt nicht bereit zu sein scheint, in irgendeiner Form Hilfe anzunehmen. Als er damals aus dem Ausland kam, hat er sich aktiv bemüht, Hilfe zu bekommen - jetzt sagt er, dass er keine Hilfe braucht. In den ganzen letzten Jahren hat er oft mit mir über die Anwendung von Skills gesprochen und sich auch immer bemüht, das umzusetzen - jetzt sagt er, dass das eh nichts bringt.

      Und ich sitze als Partner daneben und fühle mich absolut hilflos. Er ist so erschöpft, kann nachts aber kaum schlafen. Morgens ist er dann wie gerädert und würde vermutlich im Bett bleiben, wenn er nicht mit seinen Hunden raus müsste. Er hat mich mehrmals gebeten, das für ihn zu übernehmen, ich habe es bisher aber nicht getan - habe dabei aber ein schlechtes Gewissen und frage mich: Ist das richtig? Bin ich herzlos? Bringe ich ihn so um ein bischen Schlaf, das er sicher bräuchte? ?( Was ist da besser - darauf bestehen, dass er da seinen Verpflichtungen nachkommt und auch ein wenig Tagesstruktur beibehält, oder das übernehmen?
      Tagsüber bin ich in der Uni oder bei der Arbeit, er ist in meiner Wohnung oder geht mit seinen Hunden spazieren, die derzeit überhaupt das einzige zu sein scheinen, das ihm richtige Freude macht. Abends versuche ich, ihn zu überreden etwas mit mir zu unternehmen, möglichst außerhalb der Wohnung und meistens kommt er auch mit, um mir einen Gefallen zu tun. Oft scheint ihn das auch wirklich aus seinem Trott zu holen, aber manchmal bin ich nicht sicher, ob er sich nicht nur mir zuliebe zusammen reisst.
      Die meiste Zeit weiss ich nicht, wie ich mich richtig verhalten soll. Es fällt mir unheimlich schwer, abends mit dem Wissen ins Bett zu gehen, dass er stundenlang wach neben mir liegen und sich möglicherweise selbst v*rl*tz*n wird. Es fällt mir auch schwer, mit ihm zu Abend zu essen während er überhaupt keinen Appetit hat und fast nichts isst. Ich glaube, was mich daran am meisten überfordert ist seine "Hilfe brauche ich nicht"-Einstellung, weil ich das so nicht von ihm kenne. Wie reagiere ich darauf am besten? Soll ich darauf drängen, dass er zumindest mal zu einer Beratungsstelle oder zum Arzt geht? Oder wäre es voll falsch, da Druck zu machen? Wie lange kann man es vertreten, daneben zu sitzen und nichts zu tun? Was erwarten andere Betroffene von ihrem Partner? ?(

      Noch eine Frage, die nur bedingt mit dem richtigen Verhalten gegenüber meinem Freund, sondern eher mit mir selbst zu tun hat: Wie kann ich mich da gefühlsmäßig abgrenzen?! Ich bin in den Endzügen des Jura-Studiums, das Staatsexamen kommt näher und näher und ich sollte den Großteil meiner Zeit damit verbringen, zu lernen. Seit ich weiss, dass mein Partner wieder eine schlechte Phase hat, klappt das gar nicht mehr. Ich gehe in die Uni, ich sitze in der Bibliothek vor meinen Büchern und starre die Seiten an, aber in Gedanken bin ich ständig zuhause und gehe im Kopf immer wieder die selben Fragen durch (Wie geht es ihm gerade? Hat er etwas gegessen? Wie ist es heute mit dem SVV - was erwartet mich, wenn ich nach hause komme? Wie kann ich helfen? Was will er? Warum, verdammt noch mal, kommt er jedes mal krank aus dem Ausland zurück? Was löst das jedes mal aus?! etc..). So kann das aber nicht weitergehen.
      Hat jemand einen Tipp für mich, wie ich diese Sorgen soweit loswerden kann, dass ich auch selbst noch etwas produktives auf die Reihe bekomme? Wie kann ich die ständig kreisenden Gedanken daran abstellen?

      Das war jetzt viel Text, ich hoffe nicht zu wirr .. Über Input dazu würde ich mich echt freuen!

      Viele Grüße,
      Sven
      Hallo.

      Wie du dich letzlich verhalten willst musst du entscheiden.Wir können nur Ideen geben, aber du musst entscheiden was für Euch und Dich passt.

      Hast du mit ihm mal so offen darüber reden können?
      Ihm gesagt das du an all dem zu zerbr*ch*n drohst?Denn genauso liest es sich für mich.
      Ich denke es ist wichtog, das du nihct nur dein Partner sich Hilfe sucht sondern auch du. Weil so etwas eine Belastung darstellt die ja bereits anfängt sich massiv in dein Leben drängen. Als erste Anlaufstelle wo man recht schnell einen termin bekommt ist der Sozialpsychatrische Dienst, ein kostenloses Angebot der Stadt, oder natürlich Sozialberatungsstellen von Diakonie / Caritas. Denn cih denke es ist ganz wichtig das du dir real einen Ansprechpartner suchst.

      Mamnchmal ist es genau das was auch dem partner einen Impuls gibt, weil er dann sieht wie es seinem partner geht. Diese Spiegelung von "Ich kann nicht mehr ich suche mir Hilfe" kann also ein Anreiz zur Selbsthilfe sein.
      Hier im RT gibts eine lange Liste an Skills, vielleicht ist da eine Idee bei. Skills brauchen bis sie greifen, und manchmal greifen sie eben nicht. Dann versucht man neue Skills, es braucht aber auch her zeit bis sie greifen.

      Ich denke Druck zu machen und zu drängen ist heikel, aber da kennst du deinen Partner am Besten ob ihm so etwas hilft. Meist ist es wichtig zu vermitteln das man mitgeht. Das er diese ganzen Schritte nicht alklein machen muss.
      Aber auch hier können dir denke ich Fachmenschen noch besseren Input geben, vor allem das du auch wieder Kraft findest für Dich und deine Anliegen!

      Alles Gute!
      Vielen Dank für deine Antwort, Pinsel!

      Pinsel schrieb:


      Hast du mit ihm mal so offen darüber reden können?

      Wie offen wir darüber reden können, ist unterschiedlich. Manchmal macht er komplett dicht, manchmal können wir zumindest darüber reden, wie es ihm gerade geht - aber sobald das Gespräch in die Richtung geht, wie man irgendetwas ändern könnte, macht er wieder dicht.
      Ein wenig habe ich auch Angst, dass er nur zusätzliche Schuldgefühle bekommt wenn ich so direkt sage, wie sehr mich die ganze Sache belastet, aber wahrscheinlich führt kein Weg an so einem Gespräch vorbei.

      Das mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst ist eine gute Idee, danke! Da werd ich mal einen Termin vereinbaren.
      Nochmal ich .. Ich weiss, aus der Ferne könnt ihr alle nicht in den Kopf meines Freundes gucken - aber vielleicht hat trotzdem jemand Input, eigene Erfahrungen etc? ?(

      Eigentlich hatte ich den Eindruck, es geht langsam bergauf. Ich hatte einen Termin beim SpDI vereinbart, als ich ihm das sagte haben mein Freund und ich mal lange und relativ schonungslos geredet, und nach zwei Notaufnahmen-Besuchen in kurzer Zeit hatte er angefangen, mit dem Gedanken an eine Klinik zu jonglieren. Wir haben gemeinsam einige Kliniken gegoogelt, Erfahrungsberichte hier im Forum eingeholt, etc .. und schlussendlich sogar bei einer Klinik angerufen, aber plötzlich: Will er nicht mehr?! Das wäre ne blöde Idee gewesen, ihm würde es auch überhaupt gar nicht schlecht genug gehen.
      Seit er sich umentschieden hat, gehen auch alle Gesprächsversuche schief. Z.B sage ich: "Ich mache mir wirklich Sorgen um dich, bitte lass dir doch helfen" und er hört "Ich hab keinen Bock mehr auf dich, ich will dich in die Klapse abschieben" ?( So ist das natürlich nicht!
      Und ich bin ratlos, wie ich damit umgehen soll .. Darauf eingehen (was dann vermutlich im Streit endet)? Warten bis er sich ausgesponnen hat und das Thema dann nochmal ansprechen?
      Ich kann nur von mir erzählen also wo fang ich da am besten an?

      ich hab in momment auch so extrem schlechte phasen un sage ich brauche keine hilfe liegt vllt daran weil ich immer was alleine schaffen will worauf ich stolz bin ohne fremde hilfe denkt dein partner vllt auch so? das er stark genug is um das selbst in den grif zu kriegen? nen rat von mir gönn dir was für dich und schieb ne zeitlang die sorgen zurück sonst zerbrichst du ich hab nähmlich festgestellt ist der partner nicht gesund zieht er den anderen runter , nimm dir nen buch oder mach was mit freundinnen oder konzentrier dich aufs studium du kannst ja nen freund oder so bitten bei ihm zu bleiben und was mit ihm zu machen nur sags nich deinem partner am ende denkt er das du einen babysitter für nötig hälst . Und das er sich in momment keine hilfe holt is auch seine entcheidung du kannst ihm nur sagen das du ihn liebst und immer da bist aber das es dich kaputt macht und das du dir vllt hilfe holst um los zu lassen von den ganzen sorgen weil glaub mir der mensch zerbricht sehr schnell


      lg suzi
      Hallo Suzi,

      vielen Dank für deine Antwort!
      Du hast Recht, es ist meinem Partner wirklich wichtig, selbstständig zu sein und Dinge allein zu schaffen. Eigentlich ja ne gute Eigenschaft, aber in der Situation ein bischen kontraproduktiv.
      Ich werde mal versuchen deinen Rat umzusetzen und mich irgendwie von der ganzen Sache ablenken!