Freunde oder die ES?

      Freunde oder die ES?

      Hallo liebe Leute,

      ich mal wieder. Ich schreibe jetzt mal im "Beziehungsweise", weil es hier vor allem um Beziehungen geht (zu meinem Freund, Freunden etc...) falls es doch besser in den ES-Bereich passt, bitte verschieben.

      Seit ich meine Arbeitsstelle verloren habe, wird mein Essverhalten zunehmend schlechter. Anfangs, weil ich gar kein Hungergefühl hatte, dann weil ich einfach nicht wusste, wozu ich eigentlich noch essen soll, und mittlerweile hat sich das wieder verstlbstständigt. Ich bin zwar noch im Nomalgewicht, aber mittlerweile hart an der Grenze zum Untergewicht. Ich habe so sehr abgenommen, dass mein Hausarzt mir ein Sportverbot erteilt hat... mich daran zu halten, bringt mich oft schon an meine Grenzen.

      Ich habe in der ersten Zeit rapide abgenommen (iist glaube ich aber auch normal) und das hat mich bestärtk weiter zu machen... nach dem Vorgespräch in der Klinik haben mich viele gar nicht ernst genommen.
      Mein Freund kam mit Äußerungen um die Ecke wie "Stell dich nicht so an, du hast ja kein Kr*bs"...
      Meine große Schwester meinte zu mir "Meine Schwiegermutter hat dich letztens gesehen, und sie meinte nur du siehst ziemlich gesund aus für eine M*g*rs*chtige..."

      Dadurch bekam ich das Gefühl, nocht weiter h*ngern zu müssen, weil der H*ng*r mir zeigt, dass ich noch am Leben bin, wo ich doch kaum noch Dinge wie Freude empfinden kann...

      Jetzt ist es aber soweit außer Kontrolle geraten, dass ich mit meiner Betreuerin einen Vertrag aufsetzen musste, dass ich versuche, regelmäßig wenigstens kleine Mahlzeiten zu essen, und dass ich sie regelmäßig anrufe, wie es mit dem Essen läuft. [...] Und dass ich sie anrufe wenn ich das Bedürfnis habe, mich *berg*b*n zu müssen... erst wenn es mir nach dem Gespräch nmicht besser geht, darf ich rückfällig werden.

      Mein Freund ist mittlerweile einfach nur traurig, dass ich so wenig esse. Es tut ihm weh, zuzusehen, wie ich weiter abnehme, er sagt mir dass es aufhören muss, dass ich wieder essen soll.

      Menschen die mir sonst das Gefühl gegeben haben, ihnen egal zu sein, warnen mich plötzlich davor, dass ich bloß nicht weiter abnehmen darf...

      Ich selbst [...] bin häufig erschöpft in letzter Zeit, traue mich gar nicht mehr zum Arzt, und möchte gar nicht mehr wissen, welche Mängel ich gerade wieder alle habe. Ich möchte nur abwarten, bis es in die Klinik geht (ca. 2-5 Wochen Wartezeit habe ich jetzt noch... je nachdem wie lange die Krankenkasse braucht, das zu bearbeiten...)

      Aber allmählich bekomme ich das Gefühl, dass ich mich entscheiden muss, ob ich weiter in die Essstörung rutschen will oder ob ich damit aufhöre. Meine Freunde machen sich nur noch Sorgen um mich, der Druck der auf mir lastet wird immer größer...
      aber bei mir steht es genau 50/50. Nichtmal an guten Tagen erreiche ich das mit der Betreuerin vereinbarte Ziel. An schlechten Tagen bin ich einfach nur erschöpft - so wie heute.

      IIch habe überlegt, bevor es noch schlimmer wird, die Wartezeit mit wöchentlichen Terminen bei unserer Psychologin zu überbrücken.

      Vielleicht hat jemand von euch noch einen Rat für mich.

      Gruß
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo Hope.,

      Hope. schrieb:

      "Meine Schwiegermutter hat dich letztens gesehen, und sie meinte nur du siehst ziemlich gesund aus für eine M*g*rs*chtige..."
      Ich muss sagen, dass mich das ehrlich gesagt etwas sauer macht und vor allem will ich dir sagen, dass du nicht!!! erst extrem untergewichtig sein musst um eine Essstörung zu haben; auch eine Essstörung, die behandlungsbedürftig und vor allem wahnsinnig gefährlich ist. Selbst im Normalgewicht kann es schon extrem gefährlich werde körperlich.

      Hope. schrieb:

      weil der H*ng*r mir zeigt, dass ich noch am Leben bin, wo ich doch kaum noch Dinge wie Freude empfinden kann...
      Das kann ich nachvollziehen und kenne ich auch von mir selber. Hast du - nur wegen dem Aspekt des sich spürens- mal Skills probiert, die direkt darauf abzielen wie kalt duschen zum Beispiel? Ich weiß, dass das eine andere Art des Spürens ist, aber vielleicht möchtest du es ja versuchen.

      Zu der Entscheidung: Du wirst diese Entscheidung treffen müssen - früher oder später-. Zum Einen wegen der Beziehungen zu deinen Freunden, aber auch in der Klinik werden sie nach einer Zeit eine Entscheidung wissen wollen.
      Ich tue mich schwer da genauer was zu sagen, weil ich kann dir Argumente schreiben, die rational gesehen gegen die ES sprechen, aber der Grund dafür sitzt ja tiefer und ich befürchte da bringen die Gründe nicht wirklich etwas.

      Die Idee mit der Psychologin finde ich gut und auch einen Versuch wert.
      Du kannst natürlich auch noch bei der Krankenkasse mal anrufen und nachfragen, wie es aussieht und wo deine Akte gerade liegt. Dann sehen die (deine Sachbearbeiterin?), dass es dir wichtig ist und du dich kümmerst und vll. kannst du ja auch darlegen, dass es dringend ist und vll. geht es dann sogar noch etwas schneller und wenn nicht, dann hast du es zumindest versucht. Ich weiß nicht, ob das eine Möglichkeit ist, vll. auch einfach eine dämliche Idee.

      Liebe Grüße, Halt durch bis zur Klinik
      V.
      -L'essentiel, nous ne savons pas le prévoir- Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht voraus berechnen. -Antoine de Saint Exupéry-

      Hallo V.,

      danke für deine Antwort und auch für deine PN...

      Ja, zum spüren helfen kurzzeitig auch Skills.... z.B. eine kalte Dusche hilft mir dann kurzzeitig sehr gut. Leider geht kurze Zeit später das Spiel von vorne los - ich glaube, da müsste eine effektive Skillskette her um die Anspannung für längere Zeit zu regulieren.
      Hinzu kommt, dass das z.B. mit dem Duschen schwierig wird, weil ich dabei schon Kreislaufprobleme habe. Irgendwann ging es mir so dreckig, dass mein Freund mich nur noch ins Bett geschickt hat.

      Meine Psychologin ist die einzige, mit der ich dann auch darüber sprechen könnte, was eigentlich hinter dem ganzen steckt... ich gaube, es ist mehr als ich momenta befürchte, weißt du? Habe ja schon viel darüber nachgedacht, warum mir die ES so viel gibt im Moment, obwohl ich ja schon einmal durchgemacht habe, wie gefährlich das werden kann... aber ich denke, dass da noch mehr dahintersteckt als das bloße Leistungsdenken... weil, die gute Nachricht die ich bekommen habe, auch eine enorme Leistung von mir war. Ich habe mich darum ja komplett in Eigeninitiative gekümmert, weil ich gemerkt habe, dass es so nicht weiter geht...
      ... auch bin ich mittlerweile bereit, meinen Dickschädel auszuschalten und nach der Klinik einen zweiten Anlauf in Sachen beruflicher Reha zu starten... habe darüber auch schon mit meinem Freund gesprochen - falls ich weiter weg müsste, würde er sogar mitkommen; mit mir gemeinsam dort hinziehen und neu anfangen.
      Das mit der Krankenkasse ist eine gute Idee, da mir der Aufenthalt sehr wichtig ist. :)


      Ich weiß, dass ich eine Entscheidung treffen muss, und rational gesehen müsste diese auch gegen die ES ausfallen. Ich habe doch letztes Jahr erst gesehen, wie die ES eine Freundin von mir ziemlich kaputt gemacht hat... ich bin froh, dass sie irgendwann bereit war, Hilfe anzunehmen und dass sie nun, ein Jahr später, wieder Normalgewicht hat...
      Mein Freund sagte mir gestern auch, dass er mit ZU dünnen Mädchen nichts anfangen kann, dass er sich das nicht mit ansehen kann... ich weiß, dass ihn das auch ziemlich triggert hinsichtlich seiner Vergangenheit, wenn ich weiter so mache mit dem Abnehmen... aber um von alleine aufzuhören ist es bereits zu weit außer Kontrolle geraten.

      Liebe Grüße
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo Hope,

      nun muss ich mal eine ganz andere Frage in den Raum werfen: Könnte es auch sein, dass ein "Grund" für das Entstehen der ES war/ist, dass sie dich beschäftigt hält?
      ...meine ich ungefähr so: weil die Gedanken ständig damit beschäftigt sind, um das Thema zu kreisen. "Seit ich meine Arbeitsstelle verloren habe, wird mein Essverhalten zunehmend schlechter." ist nur eine Idee, dass es da einen Zusammenhang geben könnte, aus meiner Sicht völlig hypotetisch, aber deswegen kannst du du diesen Vorschlag ja überdenken.
      - wenn es so wäre, dann müsste man langfristig etwas sinnvolles, Ausfüllendes, was dir auch guttut finden (einen erfüllenden Beruf z.B.). In dem Bezug wünsche ich viel Erfolg bei der beruflichen Reha und ich finde es klasse, dass du das machst!

      "Ich weiß, dass ich eine Entscheidung treffen muss, und rational gesehen
      müsste diese auch gegen die ES ausfallen. Ich habe doch letztes Jahr
      erst gesehen, wie die ES eine Freundin von mir ziemlich kaputt gemacht
      hat..."
      ...klingt für mich so als ob die rationale Hope das schon längst verstanden hat. Sehr hoffe ich, dass möglichst bald der Tropfen auf den heißen Stein fällt, aber das muss eben vermutlich leider eine sehr deutliche Situation sein. Jeder hier wird dir sagen: Entscheide dich gegen Es und für Freunde!
      aber so einfach wird es damit nicht abgetan sein und ich werde dir auch nicht vorschlagen, eine pro/ contra - Liste zu schreiben, weil ich mir einfach kaum vorstellen könnte, dass das etwas verändert (wenn doch, dann korrigiere mich)

      Da ist es denke ich sinnvoller, der Klinik entgegenzusehen. und in dem Zusammenhang möchte ich dir eines noch mal ans Herz legen:
      "Ich selbst [...] bin häufig erschöpft in letzter Zeit, traue mich gar
      nicht mehr zum Arzt, und möchte gar nicht mehr wissen, welche Mängel ich
      gerade wieder alle habe."
      Das klingt für mich ziemlich gefährlich, pass auf dich auf!

      Auch ich denke, dass es vlt. gut wäre wenn du wieder etwas findest, wobei du dich spürst - bewusst. (da könnte auch etwas mit Bewegung eine Variante sein...so in asiatischer Richtung Chi Gong, Kampfkunst, Yoga o.Ä. weil es etwas ist, was du deinem Körper gönnst)
      ...es könnten auch äußere Reize - wie barfuß übers Gras laufen- sein. Vermutlich wäre eine Skillkette wirklich angebracht - wenn aber gleichzeitig auch an der Ursache geklärt wird.

      vielleicht waren ja ein paar Ideen dabei
      liebe Grüße Chenille
      Hallo Chenille,

      danke für deine Antwort. Hmm, daran könnte etwas dran sein. Nur alleine komme ich da nicht weiter - sobald ich versuche, darüer nachzudenken, was eigentlich hinter meiner Es steckt und warum ich das mache - bin ich weg. Es hat ja vor allem damit angefangen, dass ich diese Arbeit verloren habe - und zu dem Zeitpunkt konnte ich mich mit der berufliche Reha nicht anfreunden, weil dort im ersten Anlauf etwas vorgefallen ist - was ich bis heute immer nur anreiße, aber nie drüber spreche.

      Und ich denke, dass ich deshalb mit meiner Psychologin reden sollte. Der Knackpunkt liegt genau da, wo ich alleine nicht weiter komme. Ich hätte damals auch sofort zurück gehen können in meine alte Maßnahme, aber das wollte ich nicht - ganz bewusst nicht. Weil ich da nicht mehr voran komme und mich mit Leuten umgeben muss, mit denen ich nichts (mehr) zu tun haben möchte.... wenn man voran kommen möchte, sind diese Menschen genau der falsche Umgang.
      Ich sehe den Klinikaufenthalt auch irgendwo als Probe an, ob ich es überhaupt schaffe, so lange irgendwo durchzuhalten, so weit weg von meinem gesamten Umfeld zu Hause - leicht wird das nicht werden.
      Und wenn ich den Klinikaufenthalt nicht schaffe, dann kann ich die berufliche Reha auch vergessen (denn die gibt es hier in der Nähe nicht; da muss ich mich mit Enfernungen von mind. 80-100 km abgeben :-/ )

      Also ich denke, dass es wirklich am sinnvollsten ist, mit meiner Psychologin zu sprechen. Denn alle möglichen Skills helfen nur kurzzeitig und nicht langfristig. Ich versuche ja auch schon, meine Ernährung etwas umzustellen, dass ich wieder mehr essen kann...

      Liebe Grüße
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.