Dsnnos

      Hallo ihr,

      vor 1-2 Wochen hat meine Therapeutin mir gesagt, dass sie meint, dass ich eine nicht näher spezifizierte dissoziative Störung habe. Der letzte Verlängerungsantrag stand an und etwas in mir hat richtig heftig Panik geschoben und hatte wohl Angst, dass alles so bleibt wie es ist.
      Meine Therapeutin begründete ihre Meinung auf unterschiedlichen Handschriften und meinem Reden über Teile von mir, die ich als fremd und gefährlich beschreibe. Seit sie das gesagt hat, ich mich informiert und mehr selbst beobachtet habe, bin ich komplett durch den Wind und funktioniere nicht mehr richtig. Plötzlich spricht sie mich im Plural an und fragt nach Namen und sowas...
      Ich habe Teile in mir, die sich sehr dagegen wehren, aber auch welche, die das nachvollziehen können, ja sogar als Befreiung verstehen. Für mich ist es sehr schwierig, dass mit einer solchen Diagnose auch das schon immer vermutete Trauma wahrscheinlicher wird. Obwohl ich Albträume und gefühlsmäßige Flashbacks kenne, fehlt mir jedoch jegliche Erinnerung an irgendwas. Das war bisher ein hervorragender Schutz. Nun ist es so, dass jeder Beleg in mir ein Beleg dafür ist, dass was war. Das ist sehr schwierig für mich. Trotzdem gibt es Situationen, die ich nicht leugnen kann. Gestern wollte meine Therapeutin mich anrufen, ich habe sehnlichst darauf gewartet und dann schrieb sie eine Sms, dass sie nicht anrufen kann. Das war für mich richtig dramatisch, ich musste sehr weinen und konnte gar nichts mehr. Ich habe momentan viel mit Angst bei Dunkelheit zu kämpfen und fühlte mich sehr hilflos und allein gelassen. Nach einigwr Zeit wechselte meine Stimmung. Ich habe alte Pappkartons zerrissen und hatte plötzlich den Impuls mir ein Schwert zu basteln und mein ängstliches Ich am Abend vor allen bösen Drachen da draußen zu beschützen. Außerdem schrieb ich meiner Therapeutin eine Sms, dass Erwachsene ja immer etwas versprechen, aber nie halten würden. Ich habe mich einfach danach gefühlt das zu tun.
      Mich verwirrt das alles ganz schrecklich, auch die Zeitverluste, die mir in letzter Zeit vermehrt auffallen.
      Gibt es hier Menschen, die ähnliche Erfahrungen kennen. Im Internet kann man einiges lesen und auf Youtube auch einiges schauen, aber man sieht immer nur Leute, die irgendwie schon gelernt haben mit sich klar zu kommen. Ich komme gerade gar nicht klar. Ich habe das Gefühl mein ganzes Leben entgleitet mir, mir fehlt die Kraft für die Uni und meine Jobs. Soziale Kontakte pflege ich momentan kaum noch und meine Freundin muss auch oft darunter leiden, dass ich einfach für mich sein muss. Aber ich ertrage mich oft kaum. Alles wirkt so verwirrend und undurchsichtig. Kommunikation mit anderen Menschen strengt mich unheimlich an und ich sehne mich nur nach Ruhe. Hat jemand eine Idee wie ich mich besser ordnen könnte? Ich habe mir ein Heft bereit gelegt und "alle" eingeladen rein zu schreiben, wenn sie möchten und sie tun es, aber alles fühlt sich so geschauspielert, manipuliert und unecht an.
      Hat irgendjemand so eine Phase schon mal durchlaufen?
      Ich habe wahnsinnige Angst vor dem was vielleicht noch kommt.

      Heldin
      Hallo Heldin28,

      Heldin28 schrieb:


      Meine Therapeutin begründete ihre Meinung auf unterschiedlichen Handschriften und meinem Reden über Teile von mir, die ich als fremd und gefährlich beschreibe. Seit sie das gesagt hat, ich mich informiert und mehr selbst beobachtet habe, bin ich komplett durch den Wind und funktioniere nicht mehr richtig. Plötzlich spricht sie mich im Plural an und fragt nach Namen und sowas...

      Dazu erst mal: also wenn du (zumindest erst mal, kann sich ja theoretisch noch ändern, wenn sichs nicht ändert, ists auch nicht tragisch) nicht im Plural gesprochen werden möchtest, würde ich ihr das auch so sagen.
      Dass sie nach Namen fragt, ist nicht ungewöhnlich. Da geht es einfach darum, dass sie die einzelnen Anteile "kennenlernen" möchte. Aber die musst du nicht sagen wenn du es nicht willst und wenn du keine weißt würde ich ihr das auch so sagen. Du musst dich nicht im Plural ansprechen lassen und krampfhaft nach Namen suchen nur um deine Therapeutin zufrieden zu stellen. Ich kenne aber diese Reaktion, dass man sich erst mal versucht einer Diagnose "anzupassen". Und wenn dazu gehört, dass man Anteile hat die Namen haben sucht man dann verzweifelt nach Namen und verliert sich in etwas, das man gar nicht ist. Dass das nicht unbedingt zielführend ist, ist denke ich klar. Also mach dir da wirklich keinen Stress, achte auf dich und warte ab was daraus wird. Lass dir einfach die Zeit die du brauchst.
      AUch wegen Studium, Freundin, Jobs: setz dich da nicht unter Druck. Du hast ein paar Nachrichten bekommen die du erst mal verdauen musst, aber es wird auch wieder aufwärts gehen. Und denk daran: Es ist nur ein Name auf einem Blatt Papier. Der Mensch der du bist, warst du schon vorher.

      Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.

      LG, wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

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      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Liebe Heldin,
      Es ist wahrscheinlich besser, dass du dich nicht an "etwas" erinnerst und dies dabei belässt. Lass dir nicht einreden, dass da "etwas" gewesen sein könnte, auch wenn du es vermutest. Erst einmal musst du dich sicher und stabil fühlen. Ich kann gut nachvollziehen, dass dir deine dissos wie Zeitverlust Angst machen. Aber sie sind ein Überlebensmechanismus. Kannst du dich krank schreiben lassen für eine Weile? Dann musst du nicht an Uni oder Job denken.
      Auch verständlich, dass du dich von deiner Therapeutin im Stich gelassen gefühlt hast. Besprich das doch mit ihr.
      Ich habe gerade selbst einen stationären Aufenhalt in einer psychosomatischen Klinik hinter mir und das hat mir echt geholfen. Mit ambulanter Therapie allein wäre ich nicht weiter gekommen. Ich brauchte Unterstützung in einem geschützten Raum, um bestimmte Dinge zu verarbeiten. Jetzt bin ich wieder daheim und versuche, mein Leben auf die Reihe zu kriegen und wieder zu arbeiten, was mir aber überhaupt nicht gelingt. Darum kann ich auch leider keine Tips geben, wie man zurecht kommen könnte. Aber du bist nicht allein, wenn dir das ein Trost ist! Mein Leben entgleitet mir auch völlig seit ein paar Tagen, da ich mich eigentlich darum kümmern sollte, wie es mit meiner Arbeit weitergeht und ich mich aber stattdessen total aus der Realität zurückziehe. Ich hocke nur noch daheim, lese Romane, schaue Filme, hänge meinen Tagträumen nach und nehme die Welt um mich herum und meine Gefühle nicht mehr war.
      Ich kann gut verstehen, dass dir so eine Diagnose den Boden unter den Füßen wegzieht und du dich vor Schreck aus der Realität zurückziehst. Ich glaube, in so einem Fall können wir nur mitfühlend mit uns selbst sein und uns liebevoll um unser inneres Kind kümmern. Und auf bessere Zeiten warten. Oder uns Hilfe suchen.
      Viel Glück,
      Traumtänzerin
      Hast du denn das Gefühl, dass du mehrere Personen bist? Oder glaubst du, dass in dir mehrere Persönlichkeiten stecken? Du sprichst von verschiedenen Teilen. Aber viele Teile ergeben ein Ganzes. Ein plastisches Beispiel: Ein Haus ist erst dann ein Haus, wenn es Türen, Fenster, Ziegel, Dach und Räume hat. Trotzdem ist es nur EIN Haus.Es sind nicht viele kleine Häuser.
      Ich will die Diagnose nicht in Frage stellen. Aber vielleicht siehst du die Situation aus einem anderen Blickwinkel, als deine Therapeutin. Wenn du weiterhin im Singular angesprochen werden möchtest, dann sag es ihr. Sag ihr, wenn es für die Teile keine Namen gibt.
      Für sie ist es so: Sie hat die Diagnose und will dich dahingehend behandeln. Aber möglicherweise ist ihr Tempo zu schnell. Besprich mit ihr deine Ängste!
      Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint.
      Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre.
      Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe.
      Hallo Heldin & alle anderen,
      meine Meinung dazu ist, dass die Therapeutin eindeutig zu schnell gehandelt hat!
      Ich find es verantwortungslos, wenn ein Therapeut kurz nach der Diagnosestellung nach Namen fragt! Viele haben auch keine Namen für die "Inneren" sag ich mal jetzt. Klar fühlt man sich dann gefordert und horcht in sich, fühlt nach, versucht ein Echo zu kriegen, eine Antwort, einen Namen. Aber was, wenn da nichts ist? Dann ist die Klientin verunsichert und das braucht wirklich niemand.
      Es ist auch wohl natürlich, wenn man sich selbst informieren will. Meine Therapeutin hat mir damals abgeraten, Fachliteratur zu lesen, um nicht selbst unbewusst und ungewollt (!) etwas zu verfälschen, nachdem ich versucht habe, ein Fachbuch zu lesen, das mich auch so runtergezogen hat und mit mir dasselbe angestellt hat, wie dir Heldin und sicher noch vielen anderen.
      Sie hatte damals gemeint: Wenn etwas wichtig ist, wenn "etwas" sich mitteilen wollte, dann würde es auch dazu kommen, egal in welcher Weise, ob nun im Gespräch oder per Briefe und das ganze soll ausschließlich in den Therapiesitzungen gemacht werden und nicht alleine zuhause, wo die Therapeutin nicht da ist. Dadurch zieht man sich selbst runter und das kann ganz schön tief gehen, vieles schlimmer machen, als es wirklich ist.
      Mein Rat: versuche Abstand zu Fachliteratur zu halten. Somit ist auch eine effiziente Therapie gewährleistet.