Ich enge meinen Freund mit meinem Bedürfnis nach Zuneigung und Gesellschaft zu sehr ein

      Ich enge meinen Freund mit meinem Bedürfnis nach Zuneigung und Gesellschaft zu sehr ein

      Ich bin jetzt knapp ein halbes Jahr mit meinem Freund zusammen, es ist echt schön. Seit langem bekomme ich wieder eine Beziehung auf die Reihe. Letztens hat er mich sogar gefragt ob wir nächstes Jahr, wenn es weiter so läuft, zusammenziehen. Das hat sich echt angefühlt wie ein klitzekleiner Heiratsantrag, ich war superglücklich.
      Aber immer wenn ich alleine in meiner Wohnung bin komme ich wieder zu dem Punkt an dem ich weine und mich so schlimm fühle, dass ich ihn mit Nachrichten bombardiere und die ganze Zeit frage ob wir was machen. Wenn er mir ein Treffen spontan absagt breche ich zusammen. Es ist nicht unbedingt der Punkt, dass ÉR mir absagt sondern vielmehr, dass ich mein Leben immer eine Woche im Voraus durchplane um keinen Lehrlauf zu haben, in dem ich mich einsam fühle und immer beschäftigt bin.
      Ich hätte gerne ein paar Tips, wie ich mich besser beherrschen kann und vor allem ihn nicht damit so einenge. Das ist schon eine Belastung für ihn. Und ich habe sehr Angst ihn mit meinem Verhalten zu verlieren.

      Ich danke euch!
      Hallo Sometimes,

      zunächst ist es doch schön, dass es so gut läuft zwischen euch. Ich wünsche dir, dass es weierhin so gut klappt.
      Das Bedürfnis dein Leben durchzuplanen verstehe ich gut. Es gab Phasen in meinem Leben, da brauchte ich das auch. Wie du sagst hilft es, dich nicht einsam zu fühlen.
      Wenn man beschäftigt ist, kann man nicht grübeln usw.

      Das Wichtige in einer Beziehung ist auch, einander nicht einzuengen. Und es ist schon sehr gut, dass du merkst, dass du das im Moment tust und etwas an deinem Verhalten ändern möchtest.
      Damit hast du schon einen sehr großen Schritt getan. Ich lese aus deinen Zeilen raus, dass du wohl derzeit eine eigene Wohnung für dich hast? Wie sieht dein Umfeld sonst aus? Gibt es andere Freunde, mit denen du dich treffen könntest? Ich finde es auch sehr wichtig, einen Ausgleich zur Beziehung zu schaffen, also sich auch mal mit anderen Leuten zu treffen, etwas ohne einander zu unternehmen. Hast du Hobbys für dich alleine, mit denen du dich beschäftigen kannst? Vielleicht malst oder liest du gerne?

      Was mir noch gegen das Gefühl der Einsamkeit geholfen hat, war eine gewisse Geräuschkulisse in der Wohnung. Das mache ich noch heute, wenn ich alleine zuhause bin. Ich mache Musik an, lasse den Fernseher laufen. Auch wenn ich gar nicht unbedingt hin gucke, so fühlt man sich mit ein wenig "Krach" doch besser, als in einer stillen Wohnung finde ich. Zeit alleine nutze ich auch immer, um aufzuräumen. Die Wohnung ordentlich und sauber zu halten tut mir gut. Wenn es um einen herum ordentlich ist, fühlt man sich auch innerlich viel weniger durcheinander. Wichtig ist dabei, nicht zu penibel zu werden.

      Und zuletzt habe ich seitdem ich nicht mehr alleine wohne eine tolle Erkenntnis dazu gewonnen, die du vielleicht auch eines Tages einmal machen wirst: Es ist schön, auch mal einen Moment für sich zu sein. Das habe ich für mich aber auch erst gemerkt, seit ich nicht mehr alleine wohne. Vielleicht wirst du das irgendwann auch einmal feststellen, auch wenn du derzeit genau das Gegenteil davon fühlst.

      Ich wünsch dir alles Gute für euch beide!

      Alles Liebe
      Novo
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Hey du,

      danke für die Antwort erstmal.
      Das mit der Geräuschkulisse mache ich auch immer: Fernseher an obwohl ich nicht hingucke.

      Das mit den Freunden ist leider etwas schwierig... ich bin vor 3 Monaten erst in diese Stadt gezogen, kenne hier zwar ein paar Menschen, aber die bringen mir kein besonderes Interesse entgegen (leider).
      Ich habe jetzt seit kurzem eine Katze, die hilft auch ein Bisschen, zwingt mich aber auch regelmäßig zuhause zu sein, was ich sonst nicht bin, da ich mich zuhause nicht wohl und einsam fühle. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die behalten möchte.
      Ja, ich wohne alleine, ist eigentlich echt eine süße Wohnung, aber ich fühle mich hier nicht wohl.
      Vielleicht sollte ich mal wieder trainieren gehen, bis vor einem Monat war ich 4 mal die Woche im Fitnessstudio, was mir sehr gut getan hat (und abgesehen davon auch meiner Figur unendlich gut getan hat), es ist nur so schwer sich aufzuraffen wenn man schon in dieser miesen Stimmung ist.
      Hallo Sometimes,

      ich kenne das: neu in einer Stadt zu sein und keinen zu kennen. Ich habe durch das Internet und soziale Netzwerke damals viele Leute kennengelernt. Das gab es Gruppen "Neu in XY". Dort wurden regelmäßige Treffen veranstaltet (1 x pro Woche), was ich immer sehr schön fand. Es war ein fester Termin in der Woche und meist waren relativ viele Leute da und es war immer irgendjemand, mit dem man sich verstanden hat. Auch wenn sich keine großen Freundschaften daraus entwickelt haben, so war es doch schön, unter Leuten zu sein und auch mal über "Belangloses" zu sprechen. Das kommt natürlich darauf an, wie groß die Stadt ist, aber vielleicht gibt es das bei dir auch?

      Falls du Freunde hast, die weiter weg wohnen, könntest du z. B. auch vereinbaren, 1 x pro Woche (Mittwoch 20 Uhr) immer mit einer Freundin zu telefonieren für längere Zeit. So hättest du auch einen festen Termin und etwas, worauf du dich freuen kannst. Und die Menschen die du schon kennst hier: Vielleicht könntest du etwas tun, dass damit ihr euch besser kennen lernt? Vielleicht einfach mal ein Treffen vorschlagen oder etwas bei dir zuhause kochen und einladen? Könntest du z. B. auch mit netten Arbeitskollegen machen, falls du die hast. Nur Mut, nicht verzweifeln. 3 Monate sind noch keine lange Zeit. Ich habe über ein Jahr gebraucht, bis ich in meiner neuen Heimat so richtig heimisch war. Es wird besser mit der Zeit.

      Ein Katze ist doch auch etwas sehr schönes. Ich habe auch eine Katze und man kann viel mit Katzen machen. Du kannst mit ihr spielen usw. Wenn du sie nicht behalten willst, wirst du bestimmt deine Gründe haben, aber vielleicht findest du ja doch auch noch gefallen daran, "Katzenmama" zu sein und ein wenig Erfüllung in der Beschäftigung mit ihr.

      Evtl. gibt es auch in deiner Wohnung noch etwas einzurichten oder zu verschönern, damit du dich wohler fühlst? Vielleicht ein Zimmer streichen oder etwas umzuräumen? Bilder aufhängen oder ähnliches?

      Das mit dem Fitnessstudio klingt auch sehr gut. Ja, es ist schwer sich aufzuraffen, aber vielleicht hilft es dir etwas, dich zu motiveren, wenn du an das gute Gefühl denkst, dass du hinterher haben wirst? Es muss ja nicht 4 x pro Woche sein, das finde ich ganz schön viel, aber 1-2 mal pro Woche ist auch schon gut und du hättest zwei feste Termine. Hast du einen Terminkalender? Ich habe einen und trage dort immer ein, was ich mir vornehme, auch wenn es nicht viel ist. Auch das hilft das Leben zu strukturieren und etwas gegen die Einsamkeit zu tun. Und wenn du selbst ausgeglichener und zufriedener wirst, wird es auch wieder eurer Beziehung gut tun.

      Kopf hoch, Beine in die Hand nehmen und Aufraffen, auch wenn es schwer ist, es lohnt sich!!

      Alles Liebe

      Novo
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...