Vergleichen?

      Vergleichen?

      Hallo zusammen,

      Ich muss das jetzt einfach mal loswerden...

      Ich habe eine Therapeutin, die wirklich sehr gut aussieht und sehr schlank ist.
      Sie hat mir erzählt, das sie selbst mal eine ES hatte, und ich komme mir so lächerlich vor, wenn ich mich dagegen anschaue. Im Moment befindet sich die ES nur in meinem Kopf, und dann sehe ich sie und fühle mich daneben einfach idiotisch.
      Ich weiss nicht,wie ich es erklären soll ...

      Wie kann ich denn aber nun vermeiden, das ich mich derart mit ihr oder anderen Menschen vergleiche? Habt ihr dafür irgendwelche Tipps?

      Lg silence
      Man sieht nur mit dem Herzen gut.
      Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

      Antoine de Saint-Exupery
      Hey silence,

      zunächst- du bist wahrscheinlich längst raus aus den Probesitzungen, oder? Weiß sie, ahnt sie oder könnte sie ahnen, dass du Probleme mit dem Essen hast?
      Ich frage das nicht ohne Grund- denn das Wissen, dass die eigene Therapeutin mal essgestört war, finde ich ziemlich schwer zu händeln. Sicherlich sollte, dass sie dir von sich erzählt hat, bestimmt nur bewirken, dass du dich ihr anvertraust in Falle dessen oder das dir zeigt, dass sie Probleme von sich selber kennt etc. Nichts desto trotz finde ich, ist genau das ja.. ein Fehler, weil es bewirkt, dass du deine ES im Kopf behältst und runter reduzierst. Sie ist deine Therapeutin und sollte eigentlich in der Lage sein, mit solchen Berichten von sich selbst / über ihr Privatleben sehr sensibel umzugehen.

      Sehr ähnlich hatte ich die Situation nämlich leider auch. Sicherlich um mir die Angst und Sprechhemmung zu nehmen, etwas Zutrauen zu fassen und mir zu zeigen, dass sie die Probleme, mit denen ich zu ihr komme, kennt- hat die Therapeutin sehr viel von ihrer Familie erzählt, wie der Druck in Schule / Uni etc. ist bei ihren Kindern und in der Familie; (war selber recht schlank) hat geäußert, dass sie Essprobleme kennt, weil sie schon Patienten damit hat(te), weil sie sich selber viel mit Essen befasst.. Das hat mir ausgereicht, um mir ein Bild zu machen und zu dem Schluss zu kommen, dass ich dort keine Therapie beginnen werde. Zum Glück waren es tatsächlich die Probesitzungen, denn die Zentrierung um die Therapeutin und ihre ganzen Berichte, nciht um mich und meine Probleme, war mir zu groß. Die Tipps, wie ich möglichst fix Gewicht wieder bekomme und das bei einer inzwischen länger währenden ES- absolut hilflos und in meinen Augen unüberlegt. Würde es mir leicht fallen, einfach zu essen, bestimmte Lebensmittel wieder einzugliedern und das Ganze zu überwinden, bräuchte ich nicht das Ausmaß an Hilfe, was ich direkt geäußert hatte.
      Zurück zum Thema- unabhängig von Tipps oder so- kannst du dir vorstellen, ihr von deinen ES-Gedanken zu berichten? Ein klares "Nein" im Kopf kann viel bewirken oder sogar dazu führen, dass du dir ernsthaft überlegst, weiter dort in Behandlung zu sein. Denn die Gefahren einer ES sind dir bestimmt bewusst und dass du dich lächerlich fühlst, macht es nicht leichter, ihr zu erklären, wo dein Problem mit der Aussage über ihre eigene Person besteht. Wenn du es schaffst und so direkt bist, sprich es aus- sei offen und sag, dass es dir schwer fällt, solches Wissen zu haben (+ sich vielleicht sogar in Verantwortung ihr gegenüber gedrängt zu fühlen?). Wenn du nur das beiträgst, wird sie wahrscheinlich nach dem Grund fragen und entweder, du schaffst es, die ES deinerseits auszusprechen oder du überlegst, ihr zu sagen, dass _du in Therapie bist und es dir schwer fällt, an dir zu arbeiten, wenn du weißt, dass dort mal so krasse Probleme bestanden (die Frage, ob sie die ES abgelegt hat, hast du dir bestimmt schon gestellt?). Ansprechen solltest du die ES-Gedanken zumindest so bald wie möglich..

      Vergleich Thera oder nicht- das Wissen über sie ist nun leider existent, aber vielleicht kannst du es trotzdem- nämlich im Kopf "runterbre.chen", dass sie als Therapeutin auch noch "Normalperson" ist und Privatleben hat. Das hilft oft, die Therapieebene, in der du Hilfe kriegst, davon zu trennen, dass die Therapeutin nicht nur professionelle Hilfe darstellt, sondern selber auch ein Leben hat- also kurz: Distanz reinbringen zu ihrer Privatperson hinter der Therapeutin an sich. Das was sie an Problemen hat im Privaten, sind ihre Probleme, um die sie sich selber zu kümmern hat, du hast deine Probleme, um die du dich mit ihr kümmerst. Oder anders gesagt- ich sehe, wenn ich meine Therapeutin sehe, immer nur "Therapeutin", die Person, bei der ich viel loswerden kann meiner Gefühle und Gedanken oder ein Abladeort für alles belastende. Die dahinter stehende Privatperson mit eigenen Wünschen oder so, möchte ich nicht sehen. Wissen, dass sie Familie hat und damit familiäre Probleme einfach auftauchen müssen oder allgemein, dass sie Probleme haben könnte.
      Das zu distanzieren ist sicherlich nicht einfach, zumal du durch ihren Anblick und schlanke Figur viel schneller daran erinnert bist, als wenn du nur wüsstest, dass sie ein Privatleben so und so führt.

      Vergleiche mit anderen- gehören leider zur ES quasi dazu, loslassen und sich nur noch auf die eigene Person konzentrieren, braucht sehr lange.
      Wenn du aber auf bestimmte Körperteile "anspringst" (dünne Beine zum Beispiel), kannst du versuchen, bei anderen Menschen nicht sofort oder nicht hauptsächlich darauf zu schauen. Bei Leuten, die dir nahe stehen, ist es sicherlich leichter, beim Gespräch bestimmte Blicke zu vermeiden und den Charakter /Gesprächsthema / Situation deutlicher wahrzunehmen. Zufallskontakten und Begegnungen auf der Straße, ersten Kurzeindrücken zu entgehen, ist bestimmt anstrengender, zu verhindern, doch schnell einen Blick auf die Figur zu werfen.
      Dir einzugestehen, dass Probleme mit dem Essen vorliegen, ist bereits viel. Darüber hinaus kann der Gedanke helfen, dass du für dich Hilfe brauchst, weil eine ES, selbst im Anfangsstadium nichts ist, was runter gespielt werden darf. Ein Anrecht auf Hilfe hast du.

      Liebe Grüße,
      alwalo
      Urlaub ist die Zeit
      in der die Seele Luft holt
      und den Problemen
      einen frischen Wind verpasst
      Hey du,
      ich kenne das selbst von mir. Ich habe auch eine ES und vergleiche mich permanent mit anderen Menschen. Und wenn ich jemanden sehe, der dünner ist als ich kriege ich die Kriese. Ich verstehe also, was du meinst ;) wichtig ist aber, dass du dir bewusst bist es gibt viele Arten von Essstörungen und nicht jeder ist in Behandlung. Du solltest stolz auf dich sien, dass du in der Therapie bist und dir helfen lässt, das ist ein großer und wichtiger Schritt, den viele Menschen nicht gehen. Du möchtest ja auch wieder gesund werden, Normalgewicht haben, das ist ja super! Und dann kannst du echt stolz darauf sein, dass du nicht zu dünn bist und dass es dir gut geht. denn Menschen mit Normalgewicht zum Beispiel haben wunderschöne Figuren da muss man sich gar nicht zu fett fühlen, auch wenn die Selbstwahrnehmung oft was anders sagt ich weiß... Und kannst du mit deiner Therapeutin denn gut reden? Wenn ja sag ihr ruhig was du denkst und fühlst und sag ihr ruhig, dass du dich manchmal schlecht fühlst darüber zu reden, sie kann dir da sicher helfen und dir auch gut zu reden. Sie versteht dich bestimmt selbst sehr sehr gut, gerade wenn sie selbst mal eine ES hatte und somit das gleiche durchgemacht hat, was du auch durchmachst. hm sorry wenn dieser Text leicht verwirrend ist, aber ich wollte dir das kurz schreiben.
      liebe Grüße,
      Smarty
      Hallo ihr beiden,

      Ein gaaaanz GROSSES DANKE für eure Antworten.Auch dafür,das ihr ausführlich geantwortet habt und eigene Erfahrungen beigesteuert habt!!

      @ alwalo

      Sorry, ich hab Deine Antwort irgendwie übersehen *schäm* :S

      Meine Thera hat das nur einmal kurz erwähnt und mehr (zum Glück) nicht. Von daher fällt vieles,von dem Du berichtet hast,weg. Wir haben einmal kurz darüber gesprochen,dass mich Zahlen (Gew.,BMI,etc.) Sehr beschäftigen und dabei hat sie das eben erwähnt.

      @Smarty

      Die Therapie ist in erster Linie wegen Borderline. Essen steht nicht im Mittelpunkt.


      Lg silence

      PS :Ich hab ihr einen Brief geschrieben und einiges zum Thema ES benannt. Was mir wirklich schwer fiel.
      Hab kommenden Dienstag wieder einen Termin und bin ziemlich nervös deswegen (v.a.wegen ihrer Reaktion auf den Brief :S
      Man sieht nur mit dem Herzen gut.
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      Antoine de Saint-Exupery
      Hey,

      okay- an sich- je weniger sie von sich erzählt, desto besser, oder meinst du nicht?
      Wie dem auch sei- wenn ihr, gleich wie kurz, darüber gesprochen habt, dass dich Zahlen beschäftigen und sie selber kurz ES angerissen hat, stellt sie zumindest die Verknüpfung schonmal im Kopf her. Ob die nun für sich oder für dich gilt, ist egal, die Gedankenautobahn gibt es und verwun.dern, falls du die Befürchtung haben solltest, wird sie das nicht.
      Ich greif mal kurz in das "Essen steht nicht im Mittelpunkt" rein, weil Borderline Mittelpunkt ist.. an sich, okay, du bist in THerapie wegen Borderline, hauptsächlich. Aber Probleme suchen wir uns leider nicht aus, dann hätten wir sicherlich alle keine oder zumindest weniger- wenn Essen dir Gedanken bereitet und das tut es, sonst gäbe es hier keinen Thread, dann gehört das auch in die Therapie und wenn damit Borderline ein bisschen zugucken muss, weil das ungeduldige Kind Essen sich nun vordrängelt. Was ich sagen will- Borderline kann und bleibt sicherlich weiterhin der Schwerpunkt, aber so ein Schwerpunkt bedeutet ja nicht automatisch, dass man nicht einen kleinen Exkurs machen kann zu ES. Sondern im Gegenteil, dass der notwendig ist, zumal viele Diagnosen und Probleme Hand in Hand gehen.
      Bei meiner einen Therapeutin ging es, da Schwerpunkt ES, jede Stunde darum und irgendwann war mir das zu viel ES-zentriert. Klar, die Zentrierung war und ist sinnvoll, aber ich hatte schlicht und einfach noch andere Probleme und das hab ich ihr gesagt und wir hatten danach tatsächlich Stunden, in denen die ES brav am Rand stehen und warten musste, bis ihr Einsatz für paar MInuten kam. Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, mir geht irgendwann ein Thema auch total auf die Nerven, wenn es immeru nd immer wieder kommt und manchmal man vielleicht auch in einer Sackgasse steckt- eine Auszeit von dem Thema und in Mittelpunkt ein anderes, aktuelleres, zu rücken, tut vielleicht mal ganz gut.

      So- Brief- ich finds gut! Find ich wirklich. Den Mut zusammenkratzen und sich hinsetzen und einen zu schreiben, wird oftmals total unterschätzt. Also, sei ruhig stolz, dass du das schonmal geschafft hast.
      Kommender Dienstag = morgen Dienstag? Wenn du magst, berichte vielleicht kurz, wie es gelaufen ist..?
      Zu ihrer Reaktion- verständlich, dass die Bauchschmerzen macht oder Aufregung etc- durchdenk mal den für dich schlimmsten Fall. Was wäre am schlimmsten / heftigsten, was sie sagen könnte und wovor du wirklich Angst hast?
      Vielleicht dazu noch die Frage durchdenken, ob sie ernsthaft so reagieren würde (abschätzungsmäßig) oder sich das gerade im Kopf nur hochschaukelt alles.
      Durchdenk auch den für dich besten Fall und im Endeffekt- nicht verrückt machen. Die Reaktion kannst du eh nicht planen ihrerseits, also nicht die ganze Zeit darauf verwenden, sich mit dem schlimmsten Fall beschäftigen oder dem PLan, ihr den Brief morgen zu geben. (Ist auch immer noch die Frage, ob sie ihn direkt liest oder später).

      Für morgen klare Gedanken und die nötige Ruhe bzw. Nicht-Aufgeregtheit.
      liebe Grüße,
      alwalo
      Urlaub ist die Zeit
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      und den Problemen
      einen frischen Wind verpasst
      Hallo alwalo,

      Den Brief hab ich schon letzte Woche geschrieben und abgegeben :S. also wird sie ihn wohl schon gelesen haben und ich werd wohl heute die Reaktion erleben… :shock:
      Damit ist auch die eine Frage schon beantwortet, nämlich die nach dem Termin. Der ist in einer halben Stunde ...

      Und was mir am meisten Sorgen macht, ist,dass sie mich lächerlich findet! Ich find es selbst ziemlich lächerlich…Das ist ja eben der Punkt. Meine "ES" ist NUR im Kopf vorhanden.Und damit kann ich mich da nicht ernst nehmen und kann das wiederum auch nicht von Anderen erwarten.
      Zumal sie selbst ESg war.Da kann ich das noch weniger erwarten …

      Na ja,wie auch immer. Bald weiß ich mehr. Hab Dank für Deine ausführliche,mutmachende Antwort :)

      Lg silence
      Man sieht nur mit dem Herzen gut.
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      Antoine de Saint-Exupery
      So,geschafft!

      Eigentlich war es wirklich gut. Sie hat sich bedankt, für mein Vertrauen und meine Ehrlichkeit. Und sie fand es wirklich gut,dass ich einen Brief geschrieben hab.

      Sie hat mir auch kurz von sich erzählt, aber nichts über ES - Methoden, was man wie schafft, nur darüber, wie sie da raus kam. Ich hab auch mit ihr darüber gesprochen, ob sie nicht Angst hat,runter gezogen zu werden oder wieder in alte Muster zu verfallen. Aber das Risiko ist wohl nicht oder kaum gegeben.

      Ich empfand das alles aber überhaupt nicht belastend, ich war eher froh,das sie mir gegenüber so offen war. Und ich fühlte mich wirklich ernst genommen.

      Alles in allem ne gute Erfahrung!

      Lg silence
      Man sieht nur mit dem Herzen gut.
      Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

      Antoine de Saint-Exupery