Ich bin völlig fertig

      Ich bin völlig fertig

      Also ich muss jetzt hier mal ne ganze Menge loswerden, weil ich noch nie mit irgendjemandem über meine Probleme geredet habe. Es ist auch nicht schlimm, wenn es nicht ganz gelesen wird. Hauptsache ich habs mir endlich von der Seele geschrieben.
      Ich versuche es so gut wie möglich zu ordnen, dass man es überhaupt verstehen kann.

      Momentan stehe ich eine Woche vor meinen mündlichen Abiprüfungen.
      Heute habe ich meine Noten des Schriftlichen und das Thema meines 5ten Prüfungsfach erfahren.
      Während den Prüfungen war ich leider in einem ziemlichen Loch.
      Dennoch war ich jetzt im allgemeinen von den Noten her erleichtert, weil ich mit schlimmerem gerechnet habe:
      BWL wie angenommen
      Deutsch annehmbar für mich
      Englisch viel besser, als mein Notendurchschn*tt
      aber Mathe, mein liebstes,bestes Fach viel schlimmer als angenommen

      Mein Thema der 5ten Prüfung(BK) ist leider Michelangelos David im Kontext der Renaissance, wovon ich Null Ahnung habe. Und da ich zum bestehen noch mindestens 5 NP brauche hab ich doch wieder etwas Angst.

      Zusätzlich war mein Vater wie üblich wieder entäuscht und wütend auf mich. "Ich wäre faul und würde nicht nachdenken. Und habe meine Zukunft zerstört."
      Mit nem schn*tt von 3,1 wirds an deutschen Unis halt schwer, da hat er recht.
      Aber das hat mich in dem Moment einfach so runtergezogen, dass ich noch schlechter drauf war, als vor den "guten Nachrichten".

      Ich bin eigendlich ein Mensch, der nicht viel über die Zukunft nachdenkt und mein Vater macht mir da immer solche Zukunftsängste draus.
      Bis jetzt habe ich auch leider noch keine Zusage von Ausbildung, FÖJ oder Hochschulen.
      Das macht meine Ängste noch schlimmer und auch berechtigt.
      Und wenn mein Vater dann wieder sagt "Ohje, was wird nur aus dir?" oder "Du bleibst mir aber nicht ein Jahr zuHause!" empfinde ich das auch nicht als sonderlich aufmunternd.

      Ich glaube auch, dass ich seit längerer Zeit eine Depression habe.
      Immer wieder hab ich mir haargenau überlegt, wie ich es meinen Eltern sage und um Hilfe bitte, weil ich fast nicht mehr kann. Aber in jedem dieser Momente ist eigenlich ein blöder Spruch gefallen, der mir dann wieder vor Augen geführt hat, wie bescheuert mein Vater darauf reagiern würde.
      Heute war ich auch kurz davor im einfach mitten ins Gesicht zu schreien"Ich kann nicht mehr", aber hab doch wieder den Mut verloren.
      Hab das ganze jetzt vorläufig auf nach das Abi verschoben.

      Inzwischen bin ich ja auch schon 19, erwachsen, und denke ich sollte selbst damit klarkommen. Trotzdem kommen seit 1,5 Jahren wieder diesen extremen Gefühle der Sinnlosigkeit auf.
      (Ich weiß nicht, ob ich das schreiben darf. Entfernt es wenn nötig einfach.)
      [Was mir hilft] ist meine Katze, die ich schon habe seit ich 6 bin.
      Denn sie erwartet nichts von mir, meine Eltern schon, vor allem weil ich die Älteste von 4 Kindern bin.
      Es ist eigendlich ein bisschen albern, aber ich glaube dieser Druck ein Vorbild zu sein, stresst mich sehr.

      Teilweise habe ich auch 6en und 5en(ich weiß kindisch) in der Schule geschrieben, damit meine Eltern irgendwas merken. Meine Mutter bestärkt mich zwar dann, aber mein Vater meint nur, dass ich und meine Geschwister zu wenig für die Schule tun.
      Die darauffolgenden Arbeiten hab ich dann immer zum Ausgleich eine 1 geschrieben. Positive Bemerkungen habe ich dazu allerdings nicht und auch noch nie bekommen, es kommen dann eher so Sachen wie "Warum nicht immer so?!"

      Ich weiß, dass das ganze für sich betrachtet ganz normal ist, aber im Ganzen macht es mich echt kaputt. Ich muss mir auch endlich eingestehen, dass ich ein sensibler Mensch bin. Ich weiß noch jeden erniedrigenden Moment meiner Schul- und Kindergartenzeit, aber die positiven vergesse ich nach und nach.

      Allerdingst sind da immer wieder diese Momente, wo es mir recht gut geht und ich fest davon überzeugt bin alles alleine regeln zu können und es nicht einsehe, mich der Peinlichkeit auszuliefern andere um Hilfe zu bitten.

      Aber die (vermutliche)Depression ist bestimmt keine Ausrede für meine Unfähikeit, es geht mir wirklich schlecht, auch wenn andere es nicht sehen. Ich muss echt eine verdammt gute Schauspielerin sein.

      Letztes Schuljahr z.B. hat ich auch ohne Grund und Ankündigung eine Panikattacke mitten im Unterricht, ich dachte echt ich müsste st*rb*n. Davor hatte ich noch nie die Kontrolle über meinen Körper verloren.
      Das hat sich zwar zum Glück nicht wiederholt, aber seit dem kommen meine Schlafstörungen wieder.
      Besonders während der jetzigen Prüfungszeiten kann ich schlecht einschlafen und wache nachst zigmal schweißgebadet auf.

      Über Monate vor und an den schriftl. Prüfungen habe ich mich deshalb g*r*tzt. Ich weiß dass es dumm war, aber mir ging es damit so viel besser, als jetzt.
      Seit fast einem Monat mach ich es nicht mehr, zuerst weil ich mit meinen Eltern am Mittelmeer im Urlaub war.
      Jetzt habe ich einen besseren Grund, der mir auch hilft.
      Das Haus meines Opas, der vor einigen Jahren gest*rb*n ist, wurde verkauft.
      Ich denke jetzt einfach immer, dass er seine Enkelin so nicht sehen will. Das hilft ungemein.

      Zur Zeit habe ich auch(aufgrund des Schlafmangels?) regelrechte Schwächeanfälle.
      Körperlich Ursachen kann ich weotgehend aufgrund ausgewogener Ernährung und fehlender Krankheitssyntome ausschließen. Außerdem ist meine Regel ausgeblieben(das war sonst nie der Fall) und ich interpretiere natürlich sofort eine Verschlimmerung meines Befindens dahinein, auch wenn es mir nach eigenem Ermessen normal geht.
      Allerdings habe ich die letzten Jahre alle Gefühle unterdrückt und vertraue meinem eigenem Urteilsvermögen nicht mehr.

      Und fast hätt ichs vergessen: Heute nach der Auseinandersetzung mit meinem Vater hab ich die ganze Aggression an meinem Bruder ausgelassen. Ich bin ausgerastet, wegen 3 Euro, hab ihn geschl*gen und getreten, nicht schlimm, aber ich bin so geschockt über mich selbst. Diese Seite von mir kenne ich überhaupt nicht.
      Normalerweiße weine ich meinen Frust in den unpassendsten Momenten raus, aber gewalttätig gegenüber anderen war ich bisher noch nicht.


      Ok, wenn ich mir das ganze hier jetzt durchlese, komm ich mir ziemlich gestört vor. Aber ich muss es einfach loswerden, weil ich es momentan keinem sagen kann/will.
      Ich bauche einfach ein bisschen Unterstützung und jemanden, der mir zuhört und mich aufheitert.

      Ich hoffe es ist nicht zu viel verlangt. Es ist jetzt ja auch nicht so, dass ich gleich von der nächsten Brücke spring. Ich habe viel mehr das Gefühl vor innerer Anspannung fast zusammenzuklappen.
      Das Aufschreiben hat mir auch schon ein wenig geholfen.


      Danke für eure Geduld
      (Mir ist jeglich Anmerkung recht)





      [ediit: Satz editiert. Bitte die Löschkriterien beachten. Free]

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      Hey Wortklauber,

      also gleich mal vorneweg, ich habe den ganzen Text gelesen und mich auch oft darin wiedererkannt.
      Du bist also nicht allein mit deinen Gefühlen und Ängsten.

      Das du unter dem Druck deiner Eltern leidest ist offensichtlich. Ich kann auch sehr gut verstehen, warum
      du nicht mit deinen Eltern über deine Probleme reden willst. Aber, wenn du sie immer in dich hineinfrisst,
      dann führt das wahrscheinlich eher zu einer Verschlechterung, als zu einer Verbesserung.
      Vielleicht kannst du dich in den Momenten in denen du dich einigermaßen gut fühlst auch dazu überwinden,
      mal bei einer Beratungsstelle anzurufen. Vielleicht hilft dir das ja?

      Und das mit dem Abitur ist natürlich ne andere Sache, du kannst sicherlich einen Studienplatz in Deutschland finden
      und falls du dir deswegen Sorgen machst, kannst du dich vielleicht auch in Österreich bewerben. Ich weiß nicht, ob du
      dir schon mal Gedanken in diese Richtung gemacht hast, aber es wäre bestimmt eine Option :)

      Was mir übrigens beim Einschlafen hilft ist eine heiße Milch mit Honig, weiß aber nicht, wie du dazu stehst.

      Ich weiß, das ist eine sehr dürftige Antwort. Aber vielleicht kannst du dir ja ein paar nützliche Sachen rauspicken
      hey,

      mir kam gleich in den sinn, dass du doch mal zum arzt gehen könntest - ihm schilderst. welche symptome du hast, auch die körperlichen (ausbleibende regelblutung, schwächeanfall etc.), denn auch ein mangel an bestimmten nährstoffen kann symptome ähnlich einer depression verursachen.
      sobald du das abgeklärt hast, kannst du deine eltern darauf ansprechen, wie du dich fühlst. wenn du sagst, dass du das medizinisch angegangen bist, könnte ich mir vorstellen, dass sie das ganze ernster nehmen und nicht abtun, wie du es befürchtest.
      dass deine eltern auf deine noten so abwertend reagieren ist nicht schön und ich kann mir auch vorstellen, was das für einen druck auf dich ausübt. du kannst dir doch für dich vornehmen, dich in den fächern noch etwas zu verbessern, ganz unabhängig davon, was deine eltern davon halten.
      du bist jetzt 19, machst die ersten schritte in richtung eigenes leben - glaub mir, sobald du dein leben selbstständig regelst, wird die meinung deiner eltern an stellenwert verlieren. recht machen kannst du es nie jedem, in erster linie solltest du mit dir zufrieden sein.

      alles gute dir


      der käfig ist offen,
      verlassen muss ich ihn selbst.
      Danke, dass ihr zwei euch die Mühe gemacht habt sich den ganzen Scheiß durchzulesen.
      Ich sehe das ganze jetzt schon wieder ganz anders und kann kaum mehr nachvollziehen, wie mies gelaunt ich da war.
      Hab mit anderen geredet, die schulisch auch auf der Kippe stehen.
      Ich bin jetzt schon wieder ganz gechillt und lass einfach mal alles auf mich zukommen.
      Ich hab manchmal solche langen Tiefs, aber aus irgendeinem Grund ist dann plötzlich jeder schlechte Gedanke weg.
      Ja, ich bin wohl ziemlich sprunghaft, was das angeht.
      Aber trotzdem danke.
      Das mit Österreich hab ich mir auch schon überlegt. Mal schaun.

      Naja, und was die Depression angeht werd ich nicht zu nem Arzt gehn. Es gibt so viele Leute mit richtigen Problemen, da ist meine schlechte Laune einfach lächerlich. (und jetzt ja sowieso verflogen)
      Es gibt ja so viele arme Menschen, die nichts haben. Da sollte ich dankbar sein, was meine Eltern mir ermöglichen können.

      Ich glaub bis auf weiteres bin ich aus dem Forum hier jetzt auch raus.
      Ich wünsch euch das Beste.
      Hallo du,

      vielleicht liest du das ja noch, obwohl du sagtest, dass du hier erstmal raus bist.

      Ich möchte kurz hierzu etwas sagen:
      Naja, und was die Depression angeht werd ich nicht zu nem Arzt gehn. Es gibt so viele Leute mit richtigen Problemen, da ist meine schlechte Laune einfach lächerlich. (und jetzt ja sowieso verflogen)
      Es gibt ja so viele arme Menschen, die nichts haben. Da sollte ich dankbar sein, was meine Eltern mir ermöglichen können.
      Ich kann diese Gedanken absolut und zu 100% nachvollziehen. Aber ich halte sie für gefährlich. Ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, vielleicht war das ja wirklich nur "schlechte Laune" und kommt nicht wieder (wobei du im Leben immer mal wieder schlechte Phasen haben wirst und daran arbeiten solltest, damit umzugehen - ohne Gewalt gegen dich und andere!). Ich habe aber eher den Verdacht, dass du gerade ganz viel herunterspielst, weil es dir im Moment besser geht. Mir fällt es in guten Momenten auch oft schwer, mein Verhalten in schlechten Phasen nachzuvollziehen oder trotzdem nach Hilfe zu schauen. Aber ich würde es als Prävention ansehen. Auch wenn es dir momentan besser geht: Was spricht denn dagegen, mal zum Arzt zu gehen und ihm das alles zu erzählen? Denn wenn es dir wiedr schlechter gehen sollte, ist die Hemmschwelle zum Arzt zu gehen niedriger wenn du ihn schon kennst und wenn er dich und deine Probleme schon kennt.

      Es ist schön und natürlich grundsätzlich nicht falsch, dankbar für das zu sein, was man hat, für die Möglichkeiten, die einem offen stehen. Und manchmal wenn man im Selbstmitleid feststeckt, kann es helfen, sich klarzumachen, dass es wesentlich schlimmer sein könnte (zumindest mir hilft das ab und an). Aber: Man darf seine eigenen Probleme deswegen nicht verharmlosen oder nicht für voll nehmen. Die Probleme sind da, und sie gehen nicht davon weg, dass man sie für unberechtigt oder nicht schlimm genug hält. Meiner Erfahrung nach macht das Probleme nur schlimmer, weil wenn man sich nicht darum kümmert, kümmert man sich im endeffekt auch nicht um sich selbst.
      Das mal als kleiner Denknstoß, vielleicht liest du es ja noch.

      Alles Gute
      Fylgja
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