Kann ich SO einer Diagnose vertrauen?

      Kann ich SO einer Diagnose vertrauen?

      Hallo ihr Lieben,

      ich wollte mal fragen, was ihr von so Borderline-Tests haltet.
      Also nicht irgendwelche aus dem Internet. Sondern ich hatte heute einen Termin im Krankenhaus, die bieten da eine "Borderline-Sprechstunde" an und beim 2. Termin kann man dann nen Test machen. Am PC, hab ca. 30 Minuten gebraucht.
      Ergebnis: ab 10 punkten hat man Tendenzen zu Borderline. ich war im oberen Bereich, bei 18 (ich glaub von insgesamt 20 punkten).
      Joa... die nette Dame ist mit mir kurz die Tests durchgegangen, dann wurd ich gebeten,den in 3 monaten und in 12 monaten nochmal zu wiederholen.
      ich muss zugeben, dass Gespräch vorher mit ihr lief nicht gut, weil ich heute einfach dermaßen fertig war, ich war so gut wie nicht anwesend, ich glaub sie war etwas genervt, weil ich so unkooperativ gewirkt hab.

      Nach 2 Terminen bei meiner neuen Psychiaterin (beide gingen ca. 15-20 Minuten) hab ich die Diagnose "emotional-instabile Persönlichkeitsstörung" bekommen. Aber ohne Typus.

      Jetzt mal ehrlich: Was haltet ihr von diesen Arten der Diagnosestellung? Kann ich darauf vertrauen, oder sind das einfach schnell hingeklatschte Dinger?

      Liebe Grüße
      Lupa
      Hallo Lupa,

      nein, sowas sind keine schnell hingeklatschten Dinger.

      Solche Tests werden unterstützend für Diagnosestellungen verwendet, die gibt es als Fragebogen und als PC-Versionen. Jeder psychologische Test muss gewisse Anforderungen erfüllen, damit er überhaupt verwendet werden darf. Zwei davon sind eine gewisse Zuverlässigkeit (im Sinne davon, dass die Ergebnisse bei derselben Person dieselben Ergebnisse liefern, wenn sie den Test noch mal machen würde) und die Gültigkeit der erzielten Ergebnisse, die ergibt sich aus psychologischen Theorien und Konstrukten und wird meistens sehr sorgfältig geprüft. Testverfahren werden normalerweise über einen langen Zeitraum entwickelt und an großen Stichproben normiert. Das bedeutet, dass Vorläuferversionen von diesen Tests von vielen Leuten ausgefüllt werden. Anhand dieser Ergebnisse wird der Test verbessert, meistens fliegen Bestandteile des Tests wieder komplett raus, weil sie wenig zum Ergebnis beitragen und einfach nicht "funktionieren." Es dauert eine ganze Weile, bis so ein Test in der endgültigen Version vorliegt und von praktizierenden Psychologen verwendet wird.

      Die Punkte, die am Ende bei dir rausgekommen sind, kommen durch eine gründliche Auswertung zustande. Es gibt für jeden Test Anwendungs- und Auswertungsregeln, an die man sich zu halten hat. Kein ernsthafter Psychologe würde einen Test verwenden, den er nicht angemessen anwenden und interpretieren könnte. Üblicherweise kommt aber keine Diagnose ohne zusätzliches Gespräch zustande. Natürlich sind zwei Termine nicht gerade viel, um eine gesicherte Diagnose zu stellen, da hast du vollkommen recht. Aber manchmal sind bestimmte "Anzeichen" relativ eindeutig, um eine vorläufige Diagnose zu stellen. Was hat man dir denn gesagt? Dass die Diagnose gesichert ist? Ist schon geplant, wie es jetzt weiter geht, wirst du eine Therapie machen oder sonst etwas?

      Wann immer du Fragen hast oder irgendwas nicht verstehst, dann darfst du nachfragen. Jederzeit, egal wen du da vor dir hast. Und du darfst solche Testungen auch abbrechen, wenn es dir zu viel wird oder du damit nicht zurecht kommst. Hast du deine Zweifel an der Diagnose denn geäußert? Du musst sagen, wenn dich etwas stört. Psychologen und Psychiater sind auch nur Menschen, keiner von denen kann Gedanken lesen :) Ob du letztlich auf die Diagnose vertraust oder sie für dich komplett ablehnst, ist deine Entscheidung. Im Endeffekt ist eine Diagnose etwas, das dazu beiträgt, die passenden Behandlungsmaßnahmen für dich zu finden. Sie macht aus dir keinen anderen Menschen. Es ist nur ein Name für ein bestehendes Problem.

      Ist vielleicht etwas parteiisch, aber ich wollte dir gerne den Hintergrund von psychologischen Tests erläutern, eventuell hilft dir das ja ein bisschen.

      Liebe Grüße,


      Volpe
      He scales the mountain, because he's not afraid of it.
      - Django Unchained -
      Vielen Dank für die ausführliche Erklärung und Antwort, La Volpe :)

      Also, ich hatte Anfang Juni schon mal ein Gespräch bei der Dame, ging ganz normal 50 Minuten.
      In der Zeit von damals zu dem Termin heute hatte sich bei mir bisschen was verändert: zum einen habe ich meine ambulante Therapie abgebrochen und zum anderen einen Platz in einer Klinik bekommen (Start September).

      Ich glaube, sie war heute sehr genervt von mir, weil ich nicht reden konnte, ich war wie gesagt so fertig heute, physisch und psychisch. müde, ausgezehrt, zittrig...
      hab ihr auch erklärt, dass mir die kraft und energie fehlt um meinen kopf anzuschalten.
      naja, nach ich glaub 30 minuten Gespräch hab ich dann den Test gemacht (auch ca. 30 Minuten). Ausgewertet wurde der dann wohl von dem System und sie ist ihn mit mir schnell durchgegangen.
      Und dann nur: in 3 monaten (oder eben nach der klinik) und in 1 jahr nochmal.
      mehr nicht, keinen therapierat (vermutlich wegen meinem klinikplatz??) und nichts. sie hat mir das ergebnis gesagt und mich so damit allein gelassen. aber das ist mir in dem moment nicht aufgefallen, erst jetzt hinterher. wie gesagt, ich war heut vormittag kaum anwesend...
      stecke grad arg wieder in einer ES und bin glaub dauerhaft unterzuckert, oder so...

      sie hat auch nicht gesagt, ob die diagnose gesichert ist. hm... vielleicht warte ich mal die diagnose in der klinik ab?
      aber genetisch bin ich natürlich auch vorbelastet, das trägt auch nochmal bei. meine schwester hat auch die BPS.

      ach.. heute ist einfach ein sche*ß tag... sorry :(
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