Rückfall nach etlichen Monaten trotz einem 'Egal - Gefühl'

      Rückfall nach etlichen Monaten trotz einem 'Egal - Gefühl'

      Guten Abend erstmal. :)
      Ich muss das jetzt einfach mal aufschreiben.
      In letzter Zeit weiß ich echt nicht was mit mir los ist.
      Ich muss zugeben, dass in den letzten Wochen sehr viel passiert ist und auch IN mir sehr viel passiert ist.
      Ich dachte, dass ich das Thema 'SVV' zumindest größtenteils hinter mit hätte (klar hab ich mich zwischendurch immer mal wieder wehgetan, aber in einem seeeehr geringem Ausmaße, sprich, hier ein bißchen zwicken, da ein bißchen kr*tz*n) aber am 05.08. Ist es dann passiert. Ich habe es wieder getan. So wie früher. Mit allem drum und dran.
      Dazu muss ich sagen, dass ich nicht verstehen kann wieso das so plötzlich kam, denn in mir ist ne drastische Änderung eingetreten. Ich weiß nichtmal richtig wie ich das erklären soll. Mir war alles scheiß egal, ich konnte ALLES (so schien es) problemlos verkraften. EGAL was war, immer derselbe Gedanke: 'Alles wird gut, es geht immer irgendwie weiter, du schaffst das, keiner kann dir was anhaben'.
      Ich weiß nicht ab wann ich angefangen habe so zu denken und ich weiß auch nicht warum, aber es hat mich zeitweise doch sehr beunruhigt, denn ich fühlte und fühle mich immer noch nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass mir alles egal ist. So leer. Ich fühle mich als wäre alles ein Traum. Langsam nimmt das ganze so dermaßen die überhand, dass ich sogar schon an der Existenz der Welt zweifle.
      Am 05.08. Hat es mich plötzlich so überkommen. Ich MUSSTE es tun. Dazu muss ich noch sagen, dass ich schon tagelang davor immer wieder das Thema in mir aufgeflammt ist.
      Klar ist in letzter Zeit eine kleine Welt fuer mich zusammengebrochen, aber mir war es doch egal und mir gings auch ganz gut damit. Wieso schiebt dann mein Körper nach etlichen Monaten wieder so eine unüberwindbare Sucht?
      Ich versteh mich langsam selbst nicht mehr und habe das Gefühl, dass ich langsam verrückt werde. Also so richtig.
      Geht es einem von euch ähnlich?
      Und noch eine Frage: Ist man irgendwann 'clean'?
      Also kann man irgendwann damit rechnen, dass solche Rückfälle keinesfalls mehr passieren?
      Also ich hatte mich damals 6 Jahre lang intensiv v*rl*tzt.
      Seitdem nur noch geringfügig und wirklich nur in 'Notfällen' und das dann ungefähr 2 Jahre lang. Und jetzt auf einmal so ein intensiver Rückfall... Unglaublich...
      Da bin ich mal gespannt ob es jemanden schonmal ähnlich ergangen hat.

      Ps: Sollte ich das Thema in die falsche Kategorie eingeordnet haben, so tut es mir leid.

      Liebe Grüße, yelling. :)
      Wer keinen Sinn im Leben sieht ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfahig.
      Wow erstmal: Respekt!
      Du hast unfassbar viel geschafft. Leg dein Augenmerk darauf und nicht auf den einen Rückfall.

      Ich weiß, es ist nicht leicht und geht mir auch oft so, aber ich fände es Schade.

      "Clean" sein passiert denke ich irgendwann einfach automatisch.
      Ab wann... gute Frage.

      Liebe Grüße erst einmal, Dolphine
      Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen.
      Hallo!
      Genau wie dir, geht es mir auch. Auch ich war jahrelang "clean" und bin nun wieder rückfällig geworden. Ich schäme mich dafür und bin unglaublich sauer auf mich selbst. Ich hatte es doch geschafft! 10 Jahre habe ich nichts getan. Und nun das.
      Ich bin gerade dabei, mir nochmal therapeutische Hilfe zu suchen. Denn ich fühle mich, wie ein Alkoholkranker, der wieder rückfällig geworden ist. Ich weiß, dass es falsch ist, ich kenne Alternativen. Aber ich spüre immer wieder ein Verlangen danach. Und auch, wenn ich oft widerstehe, schaffe ich es nicht immer, und r*tz* mich dann doch.
      Wahrscheinlich ist man immer ein SVV'ler, nur irgendwann ist man "trocken" und muss jeden Tag hart daran arbeiten, es auch zu bleiben.

      Ich für meinen Teil weiß jedenfalls, dass ich es ohne Hilfe jetzt nicht schaffe.
      Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint.
      Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre.
      Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe.
      Hallo yelling,

      das meiner Meinung nach Wichtigste ist schon gesagt worden: Leg dein Augenmerk darauf, was du geschafft hast, wie lange du es geschafft hast "clean" zu bleiben, denn das ist eine enorme Leistung, auf die du wirklich stolz sein kannst.
      Wichtig ist jetzt auch, dich wegen deinem Rückfall nicht zu sehr fertig zu machen, sondern nach vorne zu schauen. Rückfälle passieren und das ist nicht schön, aber im Nachinein nicht mehr änderbar - aber die Zukunft, die kannst du beeinflussen! Ich denke, man wird immer darum kämpfen müssen, sich nicht mehr zu v*rl*tz*n, aber je länger man es schafft, desto besser wird es.
      Du hast es schon einmal geschafft, über längere Zeit hinweg "clean" zu bleiben, dann kannst du das jetzt auch nochmal schaffen.

      Ich wünsche dir alles Gute und die Kraft, nach vorne zu schauen!

      Mae
      I don't need a life that's normal, that's way too far away,
      but something next to normal would be okay.
      Yes, something next to normal is the thing I'd like to try,
      close enough to normal to get by ...

      Maybe/Next to Normal
      Entschuldigung für die späte Antwort, hatte viel um die Ohren in letzter Zeit.
      Aber ich danke euch für die Antworten und es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist und ja, ich denke auch, dass man nach einem Rückfall einfach wieder nach vorne schauen sollte. Was passiert ist, ist passiert und nicht mehr veränderbar, aber man kann versuchen, dass es nicht mehr passiert - oder eben nicht mehr so schnell und intensiv.
      Ob man jemals sagen kann, dass man 'clean' ist, weiß ich nicht. Ich glaube, die Gedanken werden immer irgendwann (mal mehr und mal weniger) um diese Thematik kreisen.
      Danke euch.
      Liebe Grüße,
      Yelling
      Wer keinen Sinn im Leben sieht ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfahig.
      Hallo yelling,

      ich weiß nicht, ob das Thema für dich jetzt noch aktuell ist, möchte aber kurz dazu

      yelling schrieb:

      Und noch eine Frage: Ist man irgendwann 'clean'?
      Also kann man irgendwann damit rechnen, dass solche Rückfälle keinesfalls mehr passieren?

      yelling schrieb:

      Ob man jemals sagen kann, dass man 'clean' ist, weiß ich nicht. Ich glaube, die Gedanken werden immer irgendwann (mal mehr und mal weniger) um diese Thematik kreisen.

      noch etwas sagen.
      Beim Aufhören, "clean" sein, "clean" bleiben geht es nicht um die Dauer, denke ich. Wie lange man es schafft, ist der messbare Teil daran, an dem man ablesen kann, was man da schafft. Etwas, das sichtbar macht, worauf man stolz sein kann. Aber so wie beim SVV nicht die Handlung selbst das eigentliche Problem ist, sondern das, was dahinter steht, ist auch beim Aufhören nicht die Lösung, die Handlung einfach zu lassen. Sich nicht mehr zu v*rl*tz*n ist ein guter und wichtiger Anfang, weil sich darüber auch schon innerlich etwas ändern kann, aber was dazu führt, dass man dauerhaft "clean" bleibt, ist das eigene Innere zu ändern. Darum kann man, denke ich, nicht pauschal sagen, wann Rückfälle passieren können und wann nicht mehr. Ich denke, das hängt eher davon ab, wann man selbst so weit ist, dass man es absurd findet, den eigenen Körper zu v*rl*tz*n, weil man sich schlecht (oder gar nicht) fühlt. Und bis dahin kann es ein langer Weg sein, auf dem es auch mal ein paar Schritte zurück gehen kann, so dass man für einen Moment vergisst, was man gelernt hat. Aber je länger man diesen Weg geht, umso einfacher wird es, weil man ihn mit jedem Schritt weiter austritt.

      Gruß
      Paula
      Hallo Paula.
      Danke für deine Antwort.
      Diese hat mich jetzt doch sehr zum Nachdenken gebracht.
      Mal vorweg: Das Thema ist nach wie vor aktuell und wird es leider noch ein Weilchen dauern. :(
      Nur mal kurz als nachfrage, ob ich das richtig verstanden habe (bin heute schon seit der früh etwas neben der Spur)
      Also denkst du, clean sein hat nicht nur etwas mit der physischen Handlung des Verletzens zu tun, sondern fängt bei der Ursache der Gedanken an?
      Sprich, clean ist man dann, wenn sich die Gedanken ändern?

      Liebe Grüße,
      Yelling
      Wer keinen Sinn im Leben sieht ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfahig.
      Hallo yelling.

      Hmm. Ich denke, ich würde "clean sein" eher als einen Weg mit mehreren Stufen beschreiben, als einen Punkt, der durch dies oder jenes genau definiert ist. Um mal einen drastischen Vergleich zu benutzen: Wenn man aufhört sein Kind zu schlagen, ist man noch kein guter Elternteil. Es ist ein sehr guter und wichtiger Anfang, bei dem auch das "clean sein" anfängt, aber ganz gelöst ist das Problem erst, wenn man sich so weit geändert hat, dass entsprechende Situationen automatisch anders verlaufen.
      Ähnlich geht man auch mit sich selbst um, wenn man sich v*rl*tzt. Man m*ssh*nd*lt nur niemand anderen, sondern sich selber, weil man sich so wenig wert ist und so wenig Respekt vor sich selbst hat. Wenn man anfängt mit dem SVV aufzuhören, wenn man sich nicht mehr v*rl*tzt, gesteht man sich selbst diesen Wert und Respekt zu, auch wenn man am Anfang noch nicht glaubt, das wirklich verdient zu haben. (So ging es mir zumindest.) Darum ist der Anfang nicht weniger Wert als der Rest des Weges, denn damit fängt man an, sich selbst nicht mehr schlechter zu behandeln als andere. Zu lernen daran zu glauben, dass man genau das verdient hat, ist es, was den Rest des Weges ausmacht und wodurch das "clean sein" kompletter und leichter wird.

      Das sind jedenfalls so meine Erfahrungen und Gedanken dazu.

      Lieber Gruß
      Paula