Therapieformen Fragen

      Therapieformen Fragen

      Hier möchte ich noch einmal ganz gezielt etwas zu den verschiedenen Therapieformen erfragen.

      Es gibt 5 Therapieformen und 3 sind bei der KK anerkannt.
      1. Verhaltenstherapie
      2. tiefenpsychologische Psychotherapie
      3. analytische Psychotherapie

      Ich kenne recht gut die VT, unter anderem DBT-Programm und nun lerne ich gerade Imaginationsverfahren nach Luise Reddemann kennen. Die Arbeit nach Luise Reddemann erscheint mir momentan total sinnvoll für meine Traumastörung zu sein.
      Leider sind die meisten Therapeuten die PITT auch VT. Ich versuche gerade heraus zu bekommen ob eine Dame bei mir das auch anbietet die TP ist.

      Hat jemand persönliche Erfahrungen mit TP? Ich wäre total neugierig wie da so eine Stunde aussieht.
      Ich kann mir so wenig drunter vorstellen und habe natürlich das "theoretisch" im Internet darüber gelesen.

      Das Gleiche würde mich für AP interessieren. Ich habe nun gelesen als ich rumgesucht habe, dass man da tatsächlich meist auf der Couch liegt und der Thera nicht zu sehen ist (hinter einem irgendwo) und man fast ausschließlich selbst spricht.
      Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen.
      Ich mache analytische Psychotherapie.
      Bei der klassischen Analyse ist es tatsächlich so, dass man den Therapeuten nicht sieht. Ich mache allerdings eine moderne Form der AP. Meine Therapeutin sitzt mir gegenüber, viele ihrer Patienten sehen sie ein mal die Woche, ich drei mal. Mehr als das gibt es bei ihr nicht, aber vielleicht hast du auch gelesen dass manche Psychoanalytiker ihre Patienten 4-5 mal die Woche sehen. Ich habe allerdings noch niemanden kennengelernt, bei dem das so ist.
      Meine Therapeuten ist nicht sehr konventionell, denn sie geht sehr persönlich mit mir um. Vieles läuft über Beziehungsarbeit, aber das ist auch einfach mein Thema. Im Gegensatz zur VT gibt sie mir nicht wirklich Tipps oder Aufgaben. Ihr Ansatz ist eher das unbewusste, sie versucht mit mir Dinge aufzuklären. Es geht viel um meine Vergangenheit und warum ich mich heutzutage verhalte, wie ich es tue. Dabei versucht sie mir beizubringen, wie ein "gesunder" Mensch reagieren würde, manchmal auch an unserer Beziehung. Sie ist sehr lieb zu mir und kümmert sich sehr um mich innerhalb dieses Settings. Das funktioniert auch nur weil ich mehrere Jahre mit ihr arbeite, und nicht nur 80 Stunden habe.
      Eine typische Stunde verläuft so: ich erzähle was in letzter Zeit so passiert ist und was mir gerade besonders wichtig ist aus welchem Grund auch immer. Sie versucht ganz genau rauszufinden, wie es mir dabei geht, was ich mir wünschen würde etc. Manchmal reagiert sie drauf, manchmal versucht sie es einzuordnen in meine Vergangenheit, manchmal stellt sie Vermutungen auf und guckt wie ich reagiere. Das ganze ist einfach ein gespräch und es geht mir nicht immer direkt besser nach der Therapie. Es hat auch relativ lange gedauert, bis ich gesehen habe dass das überhaupt sinn mach. Aber insgesamt lerne ich einfach was ich alles falsch gelernt habe als kleines Kind und ich lerne was soziales wesen sein bedeutet :) Vor allem als Traumapatient tut mir das gut, da ich das Gefühl habe unter Bedingungen aufgewachsen zu sein, die weder normal noch einem Kind zumutbar sind. Und das lerne ich anders zu bewerten und ich lerne zu vertrauen.

      Ich würde das absolut unterstreichen, dass die beziehung zum therapeuten das A und O ist. Ich habe glück gehabt, denn wir sind ein gutes team. Und generell würde ich auch niemandem abraten AP zu machen. Aaaber, wenn du vorhast nach 2 Jahren wieder zurück zu deiner jetzigen Therapeutin zu gehen, dann würde ich mir das überlegen, weil es oft sehr lange braucht bei der AP bis du gut weiterkommst in der Therapie, da es viel Vertrauen braucht und das Gefühl den Therapeuten gut zu kennen um so krass offen zu sprechen.
      Ich hoffe das hat geholfen :)
      Lg Kudos

      Also ich mache eine tiefenpsychologische Psychotherapie.
      Ich mache die Therapie seit 2,5 Jahren und bin bei einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin (keine Ahnung, ob das jetzt einen Unterschied macht).
      Eine Stunde (50 Minuten) läuft in etwa so ab, dass man der/dem Therapeut/in gegenüber sitzt und von seinen derzeitigen Problemen erzählt. Bei mir ist es so, dass ich eigentlich sowohl über meine Kindheit als auch über meine Gegenwart spreche. Meine Therapeutin gibt mir oft Denkanstöße, weil sie Vermutungen anstellt, warum etwas so ist, wie es ist. Oft sind das unbewusste Abläufe, die mir erst bewusst werden, wenn sie das erläutert. Ratschläge gibt sie mir ab und zu, "Hausaufgaben", Übungen o.ä. aber gar nicht. Das stört mich manchmal, weil ich mir so etwas wünschen würde. Auch (finde ich zumindest) ist die Therapieform auf selbstständiges Denken und Eigeninitiative ausgelegt. Was ich gut finde, ist, dass mir so viele Dinge bewusst werden, weil meine Therapeutin eine Verbindung zwischen verschiedenen Dingen herstellt. Oft fragt sie, ob ihre Vermutung stimmt und manchmal ist es wirklich so. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Am Verhalten wird eigentlich nicht gezielt gearbeitet, es läuft eben viel über's Reden und Bewusstwerden.

      LG, BrokenheartedSoul
      "No one knows the way I feel a part of me I have to find
      Buried somewhere deep beneath my skin"
      (Smile Empty Soul - Who I am)
      Ganz ganz lieben Dank!
      Ich bin dankbar Rückmeldungen zu bekommen und lese sie ganz aufmerksam.
      Da ich Stationär bin, schreibe ich selber zur Zeit nicht wahnsinnig viel im Forum.
      Wer noch etwas hat, immer gerne her damit, da es in der Klinik auch großes Thema ist!
      Liebe Grüße.
      Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen.
      Hallöchen,

      ich habe bis letztes Jahr 180 Stunden tiefenpsychologisch gearbeitet. Das waren 4 Jahre, in instabileren Phasen hatte ich bis zu 3x in der Woche eine Stunde. Abgerechnet werden auch mit den üblichen 50 Minuten, jedoch haben wir immer überzogen.

      Typischerweise saßen wir so, dass wir uns anschauen konnten, es gab Sessel, aber auch eine Couch. Man konnte allerdings auch auf Sitzsäcke oder so ausweichen, wie das Empfinden das zugelassen hatte. Zu Beginn der Stunde war es eigentlich an mir zu beginnen - damit wie ich mich fühle, was seit der letzten Stunde passierte, was mich beschäftigt, irgendetwas. Man hat Themen sehr detailliert betrachtet. Von Seiten der Therapeutin gab es immer wieder Impulse durch Fragen oder Gedanken, die sie dazu hatte. Wenn wir durch das Gespräch nicht weiterkamen, gab es auch die Möglichkeit, das, was einen Bewegt künstlerisch auszudrücken, wo die Bilder dann hinterher gemeinsam betrachtet und analysiert wurden. Aber manchmal sollte ich z.B. auch für ein bestimmtes Gefühl oder eine Person einen Gegenstand ausfindig machen und eventuell eine Aufstellung arrangieren.
      Meine Therapeutin hat immer wieder meine Aussagen und Gedanken zusammen gefasst und sie nochmals in andere Worte gefasst, wodurch sie mir nochmals bewusster werden konnten. Sie hat aber auch Vermutungen aufgestellt, wieso ich in manchen Punkten reagiere, wie ich es mache oder hat mich gefragt, ob ich Zusammenhänge erkenne.

      Immer wieder haben wir versucht uns an das Trauma heranzuwagen, was aber daran scheiterte, dass ich bei diesem Thema immer dissoziiert bin. Hierfür haben wir auch in der tiefenpsychologischen Therapie Imaginationsübungen zur Stabilisierung gemacht und uns Methoden ausgedacht, wie ich meine Impulse auf andere Weise rauslassen kann. Ich wurde aufgefordert, in Akutsituationen zu schreiben oder zu malen, aber es war kein Muss.

      Ich glaube, es hängt aber immer total davon ab, welche Zusatzqualis deine Therapeutin dann hat und wie sie gerne arbeitet. Es werden eben auch mit Methoden einer anderen therapeutischen Methode gearbeitet..

      Viel Erfolg bei deiner Suche!
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..
      Hallo!

      Also ich mache VT. Damit kennst du dich ja schon ganz gut aus.
      Generell meine ich, dass zwischen VT und tiefenpsychologisch fundierter Thera in der Praxis kein großer unterschied (mehr) besteht. Die Therapeuten gucken sich Methoden ab und machen Fortbildungen. So hat jeder TherapeutIn ein eigenes Repertoire und eine spezielle Richtung. ich denke, dass sie jeweils das einsetzen, was sie am sinnvollsten finden.

      Ich werde bald von VT auf tiefenpsychologisch wechseln müssen wg. der Stundenzahl. In dem Sinne hat mir meine aktuelle Thera das auch erklärt.
      In der VT habe ich auch einiges an Imaginationsübungen kennengelernt - es gibt aber auch TP, die das anwendet (so in der Klinik, in der ich war). Imaginationsverfahren sind ja Traumatherapeutische Methoden, die soweit ich weiß unabhängig von der Therapierichtung sind. Man muss halt "nur" eine passende TherapeutIn finden...

      Ich wünsch dir alles gute in der Klinik und hoffe, dass du von dort viel für dich aufnehmen und mitnehmen kannst.

      Lg Amika
      Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben.
      ~ Oscar Wilde ~
      Ich mache eine AP und habe Erfahrung mit TP und konnte keine inhaltlichen Unterschiede feststellen. Es gibt ja bei allen drei Therapierichtungen dermaßen viele Unterformen, dass man wohl nur einen ganz groben Unterschied zwischen den analytischen Verfahren und den VT-Verfahren festmachen kann, sonst sind die Arbeitsweisen der einzelnen Therapeuten einfach zu verschieden.


      In meiner jetzigen Therapie liege ich nicht und mein Therapeut redet ziemlich viel. So viel also zu deinen Vorstellungen von der AP. Mein Therapeut bietet eine spezielle Therapie an, die zu den analytischen Verfahren gehört, aber keine klassische Analyse ist. Das nennt sich Übertragungsfokussierte PT und ist für die BPS entwickelt worden. Man kommt 1-3 mal in der Woche bei insgesamt 300 Stunden (maximale Stundenzahl bei AP), d.h. die Therapie ist auf mehrere Jahre ausgelegt. Es geht viel um aktuelle Themen (auch ein Unterschied zur klassischen Analyse) und Ziel ist es, die eigenen Verhaltensweisen am Therapeuten zu reflektieren und dann auch stückchenweise zu verändern. Vergangenheit, Kindheit, Eltern etc. kommen nur mit Bezug auf aktuelle Probleme vor. Zentral ist immer die Deutung meines Verhaltens und meiner Gefühle, die von ihm kommt, perspektivisch dann wohl eher von mir irgendwann. Es geht um das Verstehen, warum ich in bestimmten Situationen wie reagiere. Außerdem um die Stärkung der Ressourcen, d.h. wir schauen, was hätte ich anders machen können, wo finde ich in mir den Part, der es anders machen kann und will. Die Struktur ist also: Verstehen - Veränderungsmöglichkeiten finden - verändern. Und das alles mit dem Therapeuten als "Übungsfeld".

      Gut finde ich daran, dass mein Therapeut zwar viel abkriegt, das alles aber auch aushält. Ich darf also austicken, ihn beschimpfen und (verbal) aggressiv sein, ohne dass er beleidigt ist oder zurückschlägt. Das ist Teil der Therapie. Gut finde ich auch, dass er emotional engagiert ist, d.h. er ist nicht so distanziert wie manche Analytiker, sondern bemüht sich sehr und freut sich ehrlich über Fortschritte, ermutigt und motiviert aber auch immer wieder. Und dass er schafft, das Besondere zu sehen und auch in mir wachzukitzeln. Manchmal nimmt er kein Blatt vor den Mund und provoziert, deckt auch schonungslos Seiten auf, die man selbst gerne verschweigen würde und legt den Finger dahin, wo es wehtut. Das ist hart und dafür muss man einigermaßen stabil sein.

      Manchmal habe ich für bestimmte Situationen konkrete Verhaltenstipps bekommen, wenn ich danach gefragt habe, einmal hab ich sogar eine Hausaufgabe aufbekommen, aber normalerweise gibt es so was nicht. Wenn ich dissoziiere, muss ich beispielsweise auch immer selbst wieder rauskommen, da holt er mich nicht zurück.

      Ich habe mir diese Therapieform nicht speziell ausgesucht, wusste aber, dass mein Therapeut mit Borderline-Patienten arbeitet, was ja nicht alle machen. Und dass ich 300 Stunden brauchen werde, haben mir vorher einige andere Therapeuten gesagt, somit kam nur die AP infrage. Er hat mir dann im Erstgespräch erklärt, nach welcher Methode er arbeitet, mir Zeit gegeben, mich darüber zu informieren und mir zu überlegen, ob ich das machen will. Ich habe mich allerdings hauptsächlich für ihn entschieden, weil ich nach mehreren schlechten Erfahrungen bei ihm das Gefühl hatte, dass er zuverlässig ist und weiß, worauf er sich mit mir einlässt. Ich finde die Therapieform inzwischen gut, sehe aber auch total viele Ähnlichkeiten mit anderen analytischen Verfahren.

      Wenn du kannst, schau dir die Qualifikationen der Theras an. Viele haben auch Ausbildungen in Therapieformen, die nicht von der GKV bezahlt werden, und zumindest die Grundansichten fließen ja dann doch immer in die Therapie ein oder geben Aufschluss über das Weltbild des Therapeuten.

      Alles Gute,
      Puppenspielerin.
      Ich habe von VT zu TP gewechselt, hauptsächlich, weil ich mit der ersten Therapeutin nicht zurechtkam und sie mir bei zunehmender Verschlechterung meiner Symptome nicht ausreichend helfen konnte. Durch den Wechsel der Therapieform hatte ich keinen Stress mit der Krankenkasse und jetzt nochmal das volle Stundenkontingent, außerdem wurde mir von Fachleuten empfohlen, tiefenpsychologisch zu arbeiten, da ich ursprünglich wegen des SVVs und der Panikattacken voreilig in die VT-Schiene gesteckt wurde.
      Ich kann die Unterschiede nicht wirklich gut beurteilen, da ich wie gesagt, mit der ersten Therapeuten nicht zurechtkam und nicht besonders überzeugt war von ihrer Arbeit. Aber in der TP ist es, wie schon von anderen geschildert, so, dass ich meiner Therapeutin gegenüber sitze und erstmal erzähle, was so seit der letzten Stunde passiert ist, wie es mir gerade ging, wie es mir in bestimmten Situationen ging etc. Dann wird zu einzelnen Problemen und problematischen Denkmustern und Verhaltensweisen ein Bezug zu meiner Vergangenheit hergestellt und was für mich neu war, dass es dabei nicht nur um die traumatischen Erlebnisse geht, sondern auch um "normale" Kindheitsereignisse, das Verhältnis zu meinen Eltern, zu meiner Lehrerin in der Grundschule, zu Kleinigkeiten, die mir ohne ihr Nachfragen gar nicht mehr einfallen würden. Wenn ich dann weiß, warum ich so denke und handle, suchen wir gemeinsam nach Alternativen und Strategien, wie ich in Zukunft anders mit der einen oder anderen Situation umgehen kann - vom Denken genauso wie vom aktiven Handeln. Dabei soll ich selbst auf Gründe, Zusammenhänge und Ideen kommen, sie präsentiert mir keine Lösungen, sondern Kopfmensch und ein Warum-Kind bin und viel besser an etwas arbeiten kann, wenn ich mir erklären kann, woher es kommt und warum das so ist, als wenn ich einfach akzeptieren soll, dass es eben so ist.
      Hausaufgaben in dem Sinne bekomme ich keine, aber ich soll schon zum einen natürlich die neuen Verhaltenweisen ausprobieren (gerade arbeiten wir daran, wie ich besser für mein inneres Kind sorgen und es schützen kann) und problematische Situationen im Gedächtnis behalten und im Zusammenhang sehen, damit wir beim nächsten Mal noch gezielter darüber sprechen können.
      Stabilisierungstechniken wie den sicheren Ort oder Atemübungen machen wir auch bzw. erinnert sie mich daran und wir frischen es auf, denn gelernt hatte ich es vorher in der Klinik schon.

      Soweit von mir, ich hoffe, ich konnte etwas helfen.
      Liebe Grüße und alles Gute für deine Entscheidung und Suche,
      Emily
      When everything seems to be against you, remember, that the airplane takes off against the wind and not with it.
      (Henry Ford)