Nicht "heil" sein können

      Nicht "heil" sein können

      Guten Morgen,

      Ich melde mich mal wieder mit einem Thema das mich aktuell sehr beschäftigt.

      Wie dem Titel zu entnehmen ist, halte ich es überhaupt nicht aus, "heil" zu sein, sprich also keine v*rl*tz*ngen zu haben.
      Solange irgendwo noch eine w*nd* ist, hab ich selten bis gar nicht das Bedürfnis etwas Neues zu machen, weil dann "ist ja noch was da". Aber sobald das eine n*rb* ist bin ich permanent angespannt, habe Druck und möchte einfach nur mehr eine neue v*rl*tz*ng haben. Dementsprechend bin ich dazu übergegangen die w*nd*n nicht vernünftig zu versorgen, die Wundheilung mit allen erdenklichen Mitteln hinauszuzögern, und die v*rl*tz*ngen fallen wesentlich heftiger aus als zB. noch vor einem Jahr. Ich weiß dass das gefährlich sein kann, aber wie gesagt, sobald etwas verheilt ist, bin ich 24 Stunden am Tag angespannt und dann ist es immer einfach nur mehr eine Frage der Zeit bis ich mich wieder verletze weil ich diese ständige Anspannung nicht mehr aushalte. Und jeder Tag, den eine w*nd* länger braucht um zu heilen, ist ein Tag mehr, an dem ich mich nicht verletze.

      Hatte jemand von euch dieses Problem auch schon mal? Wie seid ihr damit umgegangen? Was kann man dagegen tun dass es sich so falsch anfühlt, keine v*rl*tz*ngen zu haben?

      Grüße,
      wild_angel
      If everything seems to be going against you,
      remember that the aeroplane takes off against the wind,
      not with it...
      (Henry Ford)

      ~~~~~~~~
      Ich versuche nach den Sternen zu greifen, doch das Universum expandiert....
      Hallo wild_angel,

      ich denke, was du dagegen tun kannst, hängt davon ab, warum es sich falsch anfühlt, keine V*rl*tz*ngen zu haben.
      Mir ging es damals auch phasenweise so und für mich fühlte es sich falsch an, weil ich durch die V*rl*tz*ngen, durch das SVV das Gefühl hatte, eine Konstante in meinem Leben zu haben, das sich ansonsten nur unsicher und chaotisch angefühlt hat. Außerdem war es für mich ein Weg, das Innen nach außen zu bringen, auch wenn es nur für mich selbst war. Dem, was in mir kaputt war, konnte ich irgendwie keine Bedeutung zugestehen und habe es oft einfach ignoriert und vergessen. Wenn keine V*rl*tz*ngen da waren, denn die waren dabei irgendwie symbolisch und Erinnerung.
      Ich habe dann angefangen, nach anderen Konstanten zu suchen, an denen ich mich festhalten kann (Familie, Interessen, Hobbys, Werte,...) und zu lernen, dem Innen die Bedeutung zuzugestehen, die es hat. Indem ich geschaut habe, wie ich solche Dinge bei anderen sehe und empfinde und nach und nach die unterschiedlichen Maßstäbe losgelassen habe, weil sie einfach unlogisch sind. Manchmal musste ich mich jeden Tag aufs Neue daran erinnern und immer wieder ist es auch heute noch so (nur ohne dass das Bedürfnis nach neuen V*rl*tz*ngen da wäre), aber es funktioniert.

      Ob das für dich auch passt, weiß ich nicht, aber so war (und ist) es eben bei mir.

      Lieber Gruß
      Paula
      Hallo,
      Und die n*rb*n sind nicht v*rl*tz*ng genug? Vielleicht fühlt es sich erstmal ungewohnt an, wenn du keine Wunden hast und du würdest dich nach und nach daran gewöhnen? Es gab eine Zeit, in der hatte ich auch praktisch immer irgendwo noch mehr oder weniger frische v*rl*tz*ngen. Als das SVV dann weniger wurde und da "nur noch" n*rb*n waren, fehlte mir irgendwie etwas. Das geht mir auch heute noch so nach einem Rückfall. Ich muss dann immer ein paar Tage/Wochen gut aufpassen, der Druck gibt sich aber auch wieder.
      Versuchst du denn, der Anspannung entgegenzutreten? Wendest du Skills, auch über einen längeren Zeitraum, an
      Hast du schon einmal den Hintergrund deines Wunsches nach den v*rl*tz*ngen angeschaut?
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)
      Hallo,
      Danke für eure Antworten

      Paula. schrieb:

      Außerdem war es für mich ein Weg, das Innen nach außen zu bringen, auch wenn es nur für mich selbst war.
      Ziemlich genau das ist es bei mir auch. Es fühlt sich einfach so chaotisch an, innen v*rl*tzt zu sein und außen heil. Das passt einfach nicht zusammen. Und äußere Verletzungen zu haben, macht das ganze was innen passiert einfach irgendwie logischer, zusammenpassender, realer, greifbarer.

      SoRaya schrieb:


      Und die n*rb*n sind nicht v*rl*tz*ng genug?
      [...]
      Versuchst du denn, der Anspannung entgegenzutreten? Wendest du Skills, auch über einen längeren Zeitraum, an
      Hast du schon einmal den Hintergrund deines Wunsches nach den v*rl*tz*ngen angeschaut?
      Nein, n*rb*n sind n*rb*n und Wunden sind Wunden und das ist einfach nicht das selbe. n*rb*n tun ja nicht w*h. Oder zumindest nur selten.

      Ich versuche mich abzulenken. Nur das geht leider auch nicht den ganzen Tag und spätestens am Abend beim Einschlafen kommt der Punkt, an dem man sich nicht mehr so richtig ablenken kann weil man ja schlafen will.

      Den Hintergrund kenn ich ja (zumindest glaube ich dass ich ihn kenne), ich komme einfach mit dem Gegensatz nicht klar, innen v*rl*tzt und außen heil zu sein.

      Liebe Grüße,
      wild_angel
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      Hallo zusammen,

      neben dem bereits herausgearbeiteten Problem des Gegensatzes zwischen innen/kaputt - außen/heil (den ich von früher auch gut kenne und der sicherlich einen großen Teil der Thematik ausmacht) war es bei mir zumindest aber noch ein ganz "praktischer" Aspekt, der dafür gesorgt hat, dass ich w*nd*n nicht abheilen ließ: das Sich-Kümmern. Eine w*nd* zu versorgen - und damit kann adäquate heilungsfördernde Wundabdeckung genauso gemeint sein wie das Manipulieren in der Absicht, die Heilung zu verzögern - hat ja auch eine starken Aspekt von sich auf eine seltsame Art und Weise um sich selbst zu kümmern. Manche Wundheilung hat bei mir Wochen gedauert, nicht weil ich die v*rl*tz*ng bewusst schlecht behandelt hätte, aber weil ich zu viel Wundpflege betrieben habe, was letztlich denselben Effekt hatte.
      Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber vielleicht spielt dieser Aspekt, dass man mit einer akuten w*nd* immer quasi ein aktuelles "Projekt" laufen hat, dem man eine gewisse Aufmersamkeit schenken kann, ja auch eine Rolle. Dann müsste man eben überlegen, wie man dieses Bedürfnis anderweitig befriedigen kann, ergo welche Skills da konkret in diese Richtung gingen.

      Viele Grüße,
      kibalta
      Guten Abend,

      kibalta schrieb:


      Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber vielleicht spielt dieser Aspekt, dass man mit einer akuten w*nd* immer quasi ein aktuelles "Projekt" laufen hat, dem man eine gewisse Aufmersamkeit schenken kann, ja auch eine Rolle. Dann müsste man eben überlegen, wie man dieses Bedürfnis anderweitig befriedigen kann, ergo welche Skills da konkret in diese Richtung gingen.
      Ist sicher möglich, in die Richtung habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht. Könnte sein dass das auch irgendwie mit reinspielt, weil bei mir ist es auch so, dass ich sie grundsätzlich schon versorge, also Verband drauf - aber ich halte es nie aus, den lange oben zu haben. Ich muss mehrmals am Tag nachschauen ob die w*nd* "eh noch da" ist und sich so entwickelt wie ich das gerne hätte- und bei "Bedarf" eben manipulieren.

      Skills...puh, die gängigsten zielen ja eher darauf ab über eher kurze Spannungszustände hinwegzukommen. Zumindest habe ich den Eindruck. Ich muss irgendwas finden, der etwas ersetzt, was sich über ein Monat hinzieht.

      Chenille schrieb:

      Wenn du dir äußerlich nicht die Möglichkeit gibst, heil zu sein ...wie soll diese Möglichkeit dann für das Innere entstehen?
      (nur so ein Gedankengang)
      Ich seh das eher andersrum- solange ich innerlich nicht heil bin, kann ich mein Äußeres nicht heil sein lassen. Ich verletze mich seit bald 9 Jahren, hatte dazwischen aber doch immer wieder Phasen von bis zu einem halben Jahr wo ich clean war- innerlich heiler bin ich davon aber trotzdem nicht geworden.


      Liebe Grüße,
      wild_angel
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      Hallo wild_angel,

      ich bin jetzt auch kein großer Skill-Experte, aber wenn ich mich richtig erinnere: es gibt ja auch einige, die nicht in Richtung Spannungsabbau, sondern eher in Richtung "Selbstumsorgung" gehen. Damit meine ich zB so Sachen wie bewusstes Eincremen/Körperpflege-Zeug, bis hin zu Haarefärben, Wohlfühl-Klamotten Kaufen oder sonstwas. Oder Dinge, die eher auf ein Bewusstwerden des Körpergefühls abzielen. Bis hin zu Verband/Wundabdeckung benutzen, obwohl da gar keine w*nd* ist.

      Viele Grüße,
      kibalta

      wild_angel schrieb:

      Ich seh das eher andersrum- solange ich innerlich nicht heil bin, kann ich mein Äußeres nicht heil sein lassen. Ich verletze mich seit bald 9 Jahren, hatte dazwischen aber doch immer wieder Phasen von bis zu einem halben Jahr wo ich clean war- innerlich heiler bin ich davon aber trotzdem nicht geworden.
      Da scheiden sich wohl die Geister. Ich denke, die Frage ist, hält man negative innere Muster das Denken, Fühlen und Verhalten betreffend nicht aktiv aufrecht, indem man ihnen immer wieder nachgibt und sich eben z.B. selbst v*rl*tzt?
      Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass sich, dadurch dass ich mit dem SVV aufgehört habe, tatsächlich auch innerlich etwas verändert hat. Ich habe mich insgesamt etwa 10 Jahre lang v*rl*tzt, wie du auch mit Unterbrechungen von bis zu einem halben Jahr. In diesen Pausen habe ich tatsächlich auch keine Veränderung gemerkt. Vielleicht weil ich in diesen Phasen nie ganz losgelassen habe und es dadurch eben nur zur Pause wurde. Die Veränderung kam erst bei und nach dem wirklichen Aufhören. Auch das war keine wundersame Spontanheilung, nach der nun alles gut ist, aber es hat meinen Blick auf vieles und meine Einstellung zu vielem verändert. Und ich denke, das ist nötig für das restliche Heilwerden.
      Verletzungen sind da ein ganz gutes Bild. Wie soll etwas heilen, wenn man es immer wieder aufreißt? Ich denke, wenn man sich immer weiter v*rl*tzt und darauf wartet, dass sich gleichzeitig und trotzdem innerlich etwas ändert, lässt man die Veränderung gar nicht zu, weil man sich durch das Festhalten am Destruktiven auch innerlich nicht heilen lässt.

      Was die Skills angeht, ich denke Skills anzuwenden und mit dem SVV aufzuhören ist immer wieder ein Stück weit auch ein Aushalten, egal um welchen Auslöser es geht. 100%ig gleichwertig ersetzen kann man das SVV nicht, es ist eben ein "wieder umlernen".
      Wenn du das Innen nach außen bringen willst, hast du mal versucht, dir das, was in dir vorgeht, auf die Haut zu schreiben?
      Ansonsten hilft wohl nur, das scheinbare "innen v*rl*tzt und außen heil"-Paradoxon aufzulösen. Denn eigentlich ist es gar nicht so paradox, körperliche Krankheiten und Probleme sieht man ja z.B. auch nicht immer äußerlich. Und egal ob innerlich v*rl*tzt oder äußerlich oder beides, letztendlich gehört ja alles zusammen und zurselben Person.

      Lieber Gruß
      Paula