Ziemlich blöd aus dem System gekippt

      Ziemlich blöd aus dem System gekippt

      Hallo,


      ich vermute, ich werde mir in ca. einer Stunde ganz schön doof vorkommen, weil ich trotz aller Vorsätze, es nicht zu tun, jetzt doch ein Thema eröffne. Ich war schon mehrfach kurz davor, aber ihr kennt das ja sicher, man hat immer das Gefühl, dass man es doch irgendwie erträgt, möchte es auch nicht so gerne aussprechen, weil manche Dinge erst so richtig real erscheinen, wenn man sie beim Namen nennt und eigentlich ist man ja sowieso davon überzeugt, dass es einem nicht schlecht genug geht, um den Mund aufzumachen und sich zu melden.

      Ich fühle mich gerade nicht besonders - wow, Überraschung, wer hätte das gedacht?! Ich leide seit meiner Schulzeit unter PTBS (bin jetzt Mitte 20), weil ich meine Klappe nicht halten konnte. Ich wollte einer Freundin helfen (wahrscheinlich wollte ich mich auch nur aufspielen) und einige Jugendliche haben sich dafür ziemlich beeindruckend an mir gerächt. Ich glaube, das hat mein Leben so ein ganz kleines bisschen ruiniert. Ich war schon zweimal deswegen in Therapie...so einigermaßen, denn weil ich über eine Sache nicht reden konnte und wollte und mir ganz sicher war, dass ich niemals jemandem davon erzählen kann und will, waren die Therapien nicht besonders erfolgreich. Gut, ich habe zum Schluss ganz vorsichtig versucht, mit meinem Therapeuten darüber zu reden, aber das ging schief. Er hats nicht verstanden und ein bisschen ungünstig reagiert, wodurch ich getriggert wurde.
      Ich hab deswegen versucht, selbst an mir rumzutherapieren. Das war so anstrengend und br*t*l...aber ich schn**d* zumindest nicht mehr und habe meine Ängste einigermaßen im Griff. (Ein Außenstehender merkt nichts mehr davon, also, man sieht mir nichts an. Wenigstens das.)
      Es ist wohl auch eine etwas ungünstige Art von Ehrgeiz, es selbst wieder hinzubekommen, weil ich in allem bislang komplett versagt habe.

      Ich bin damals, weil ich schwierig wurde, von der Schule geflogen. Ich brauchte Hilfe und nachdem mir keiner glaubte und es keiner mehr hören wollte, versuchte ich es mit Auffälligkeiten, um ein Weghören unmöglich zu machen. Naja, hat nicht wirklich gut geklappt, sie haben mich irgendwann einfach ignoriert und zum Schluss bin ich geflogen.
      Ich wollte das Abi dann extern, also ganz alleine, nachholen.
      Das heißt, ich musste mir den kompletten Stoff der Oberstufe leider selbst beibringen (weil mich keine Schule mehr nehmen wollte und ich fürs Abendgymnasium eine Ausbildung gebraucht hätte) und zum Schluss 12 Prüfungen ablegen.
      Das hat auch fast funktioniert - bis kurz vor Schluss. Ich bin durchgefallen...das war der Moment, in dem ich dachte, dass ich wahnsinnig werde, denn es ging um nicht mehr als um einen Punkt. Nicht einmal das, sie wollten mir den Punkt eigentlich geben, es stand im Raum, aber der Mathelehrer wollte nicht. Ich war in allen Fächern gut, für alle war klar, dass ich es schaffe, aber Mathe hat mich gerissen. Vielleicht hab ich mich auch einfach zu wenig angestrengt, ich weiß es nicht, man schiebt ja immer gerne anderen die Schuld für sowas in die Schuhe.
      Ich stand völlig unter Schock, ich hab nicht geweint, nicht reagiert, nur vor mich hingestarrt. Das war einfach eine Sache, die mir absolut unmöglich erschien.
      Ich versuche es natürlich nochmal, es bleibt mir ja gar nichts anderes übrig, wenn ich endlich sowas wie Anerkennung und ein normales Leben möchte, bin allerdings gerade ziemlich fertig, weil ich immer mehr das Gefühl habe, dass ich...ich bin hier falsch. Ich hatte bis jetzt auch noch keinen Freund, dafür aber reichlich Liebeskummer, weil ich mich in meinen besten Freund verguckt hatte und Ewigkeiten auf ihn wartete.
      Jetzt hat er eine Freundin.
      Meine Freunde sind alle weit weg und sehr mit ihrem Leben beschäftigt; zu allem Überfluss muss ich Dank meiner verpatzten Prüfung jetzt auch noch Hartz 4 beziehen, da ich ja nun nicht wie erwartet studiere, Anspruch auf Bafög habe, die Stelle bei der Zeitung damit auch gegessen ist (komplexere Geschichte), etc. was bedeutet, dass das Jobcenter jetzt auch noch hinter mir her ist.
      Sie wollten mich zuletzt dazu nötigen, in einem Krankenhaus den OP zu reinigen, genauer gesagt: das OP-B*st*eck (ich weiß nicht, ob das jemanden triggern könnte, ich setze mal lieber Sternchen). Der einzige Job, den ich hätte bekommen können, suuuuper, wie passend, was für ein toller Zufall. Vielleicht hat die Welt noch ein paar andere nette Ideen für mich.
      Das klingt jetzt reichlich depri, aber es ist so, als wäre man gar nicht gewollt, es ging so schrecklich viel schief, dass ich das gar niemandem mehr erzählen möchte, es kommt mir vor, als wäre ich ein kompletter Schwächling oder Lügner, als könnte man mir das nicht glauben. Ich bin komplett aus dem System gefallen, ganz normale Wünsche, Sehnsüchte und Dinge, die man eigentlich voraussetzen sollte, mündeten in Dramen und Kämpfen, das darf doch alles nicht wahr sein.
      Vielleicht und hoffentlich dramatisiere ich gerade auch nur ein wenig, wie gesagt, ich habe keine besonders gute Phase, ich versuche normalerweise, alles mit Autogenem Training in den Griff zu bekommen, aber es ist mir gerade alles ein bissel zu viel.


      Mich würde einfach nur interessieren, ob sich jemand schon ähnlich gefühlt hat und ob wirklich irgendwann alles besser wurde. Ich möchte einfach gerne wieder Hoffnung haben, denn dieses sinnlose Rumgestrampel ist ganz schön frustrierend. :crying:


      Danke fürs Durchlesen.


      Edit: zwei Triggersternchen vergessen, sorry.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben

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      Du wolltest wissen, ob sich jemand schon ähnlich gefühlt hat. Ich denke zumindest, dass ich einiges davon ziemlich gut nachvollziehen. Zwar hab ich es mittlerweile zum Studium geschafft, aber aufgrund u.a. der Spannungen zwischen mir und meinem Vater (Unterhalt/Bafög-Kram) und einiger einfach ungünstigen Zwischenfälle, lande ich immer wieder an dem Punkt, an dem ich glaube bzw. auch ganz objektiv kurz davor bin mein Studium nicht finanzieren zu können. Ich stecke gerade in so einer Phase, was an sich schon eine elend lange Geschichte wäre, und es fällt mir tatsächlich schwer, die Frage nach dem, ob alles gut wird zu beantworten. Ich bin also auch irgendwie "aus einem System gekippt" dem des Studium finanzierens. Ich kann nur sagen bis jetzt bin ich sehr oft von meinem Wunschweg abgekommen und habe ihn auch sehr oft wieder gefunden (manchmal anders als erhofft). Wenn ich verzweifle, so wie im Moment, sagt mein Freund gerne: Schau was du geschafft hast, mit was du klarkommen musstest. Du hast das geschafft und schaffst noch mehr. Das klingt sicher abgedroschen, aber vieles stimmt sicher auch für dich. Du bist jetzt Mitte zwanzig. Das bedeutet, wenn deine Probleme in der Schulzeit anfingen, hast du es schon weit damit geschafft. Was hat dir denn bisher geholfen weiterzumachen? Die Prüfungen zum Abitur hast du nur um haaresbreite nicht bestanden, das heißt du musst ganz schön intelligent und zielstrebig sein, wenn du dir das alles selbst beigebracht hast. Vielleicht kannst du damit auch deine Bearbeiterin vom Amt überzeugen dich bei Wegen Richtung Abitur zu unterstützen. Wenn du damit Hilfe brauchst und keine erneute Therapie beginnen willst, könntest du vielleicht eine Beratungsstelle aufsuchen, z.B. Sozialberatung. Dort arbeiten Sozialpädagogen, diese können dich auch unterstützen, "therapieren" aber nicht an dir herum und stellen keine Diagnosen im medizinischen Sinn. Ich weiß nicht, ob dir etwas davon hilft, würde mich freuen wenn du etwas davon brauchen kannst.
      Liebe Grüße, Süßkartoffel
      Hey, vielen lieben Dank für Deine Antwort. :)


      Ouh, finanzielle Probleme und Eltern, die überflüssigerweise noch drinhängen...das ist auch großartig, das kommt mir so in etwa ebenfalls schwer bekannt vor, da entlädt sich irgendwann der ganze elterliche Frust über einen, das tut mir wirklich leid, sowas stresst extrem und ist absolut nichts, was man ertragen möchte.

      Stimmt, eigentlich habe ich es erstaunlich lange damit ausgehalten, mein halbes Leben. Dabei hätte ich in meiner schlimmsten Zeit wirklich nicht damit gerechnet, dass ich bis jetzt durchhalte.
      Das klingt womöglich ein bisschen banal, aber ich habs immer irgendwie geschafft, alles ins Lächerliche zu ziehen, G*lg*nhumor, aus den dümmsten Situationen lassen sich die besten Satiren basteln und ab und an meldet sich jemand und sagt mir, dass ihm gefällt, was ich schreibe. Das sind sehr schöne Momente. Und ich hab mir sehr schöne Traumwelten gebastelt, in denen habe ich alles, was ich brauche. Ich bin mit den Menschen zusammen, die ich vermisse, werde geachtet, gesehen, habe den Beruf, den ich möchte, usw. sowas hilft unglaublich, man verliert sich zwar ein wenig darin, aber ich denke, das ist okay.
      Also, das hat alles ganz toll geklappt, ich konnte ignorieren, was fehlt, es war erträglich, aber das Durchfallen und das Jobcenter und irgendwie alles danach, haben mir die Puste genommen, seither habe ich das Gefühl, mich selbst belogen zu haben, was das "es wird...wirklich, es wird besser, ganz bestimmt" anbelangt.

      Danke, das ist sehr nett, aber besonders schlau bin ich wahrscheinlich nicht. Es heißt zwar tatsächlich "Begabten-Abi", aber vermutlich eher, weil man ein bisschen mehr aushalten muss und es psychisch etwas härter ist (fremde Umgebung, man muss alles auf einmal wissen, keine Hilfe - gut, ich hab jetzt zumindest beim nächsten Versuch einen "Verbündeten", er ist mit mir aus den gleichen Gründen durchgefallen und war ähnlich geschockt).

      Unterstützen nicht, aber Dank eines Gutachtens von "meinem" Arzt, haben sie mir vor zwei Wochen versprochen, mich vorerst mal ein bisschen in Ruhe zu lassen. Ich weiß nicht, was "vorerst" bedeutet und was ein Versprechen wert ist, aber ich hoffe, sie halten sich daran, ich hab nämlich schon ziemlich Angst, dass sie nochmal was bringen. Bevor ich das Gutachten einreichte, sollte ich in eine Maßnahme. Eine Dame, die mich noch nie gesehen hatte, hat mich einfach eingetragen, dabei wurde mir im Sommer erst noch versprochen, dass sie das nicht tun, weil es kontraproduktiv wäre. Wäre ich da nicht irgendwie rausgekommen, hätte ich die erneute Prüfung vergessen können, mal davon abgesehen, dass es dort einen aktuell noch nicht beseitigten Trigger gibt, also das wäre wirklich heikel geworden.

      Hm, Sozialberatung klingt gar nicht schlecht, das könnte wirklich was sein, darüber muss ich mich informieren. Danke für den Tipp. :)
      Wie oben erwähnt, habe ich zwar einen Arzt, also...naja, nicht so ganz. Ich kann ihn nicht als Arzt haben, er hat mir einfach nur sehr geholfen und wir haben uns super verstanden, aber er hat keine kassenärztliche Zulassung.
      Ich lasse gerade meinen Nachnamen ändern, er hat was mit dem Trauma zu tun und dieser Arzt wurde durch Zufall auf mich aufmerksam und hat mir geholfen.
      Jedenfalls ist diese Geschichte auch sowas, was irgendwie...es ist so schade, ich habe mich so gerne mit ihm unterhalten, sein Sohn ist so alt wie ich und da waren so viele Parallelen, ich habe mich so schrecklich...es ist ein großes Wort, aber ja, ich habe mich geborgen gefühlt. Er erzählte mir einiges von sich und trotz der über 30 Jahre Altersunterschied waren wir uns so ähnlich in erstaunlich vielem, wir haben uns so gut verstanden. Naja, ich denke,ich werde mich wohl nicht mehr mit ihm unterhalten können...

      Entschuldigt, ich weiß auch nicht, ich rede gerade wahnsinnig viel und wahrscheinlich auch wahnsinnig viel Blech, das andere gar nicht alles lesen und wissen wollen.
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      Hey, da hast du ja doch einiges gefunden, dass du schon gut hinbekommen hast und ich denke, das ist wirklich einiges an dem du dich auch festhalten kannst und darfst, wenn es brenzlig wird und auf das du auch stolz sein kannst.

      Kann ich deinen Text so interpretieren, dass du nochmal einen Versuch in Richtung Abi wagst? Ich würde dir jedenfalls die Daumen drücken.

      Hast du außer dem Arzt ohne Zulassung denn einen Hausarzt oder eine sonstige Anlaufstelle?

      Entschuldige, wenn ich viele Fragen stelle. Natürlich musst du nicht auf alles (oder auch auf garnichts antworten), wenn dir nicht wohl dabei ist. Bin nur etwas neugierig.
      Danke, es ist wirklich schön, das gesagt zu bekommen. :) Man selbst sieht es wirklich nicht, bzw. sieht es nicht unbedingt als gelungen an, weil man ja rein optisch nix sieht und die Außenwelt auch eher skeptisch reagiert. Was meine Großeltern und andere Personen aus meinem Umfeld schon alles vom Stapel gelassen haben..."Wäh, wieso hat so eine überhaupt ein Auto?" (ich besitze einen alten Kombi, den mir mein Vater überlassen hat, für die funktionierende Gesellschaft ist das ein dunkelrotes Tuch), "Wenn das meine Tochter wäre...die hätte man öfter über's Knie legen sollen", etc. ich rede schon gar nicht mehr mit denen.

      Richtig und auch hier nochmal danke. :) Es war zu knapp, um aufzugeben, ich möchte endlich den Lohn für diese mords Arbeit, also muss ich nochmal ran, auch wenns hart ist.

      Leider nicht, nein, da ist momentan niemand, also, Hausarzt nur rein sporadisch, mein alter ist weggezogen. Deswegen fand ich das mit den Sozialpädagogen echt nicht schlecht.
      Bei meinem Therapeuten hab ich ja abgebrochen, weil ich ihn wirklich nicht leiden konnte, sonst wäre ich jetzt noch in Therapie. Aber ich war irgendwann so weit, dass ich die 14km (hin und zurück) zu ihm gelaufen bin, um mich abzureagieren. Ich war jedes Mal auf 180, weil es vom Humor über die Mimik bis hin zur Einstellung nicht passte. Wir haben einfach mit beeindruckender Treffsicherheit komplett aneinander vorbeigeredet.
      Ich habe eben noch das Problem, dass ich Angst habe, dass mich jemand an manchen Körperstellen v*rl*tz*n könnte und dass es wieder als legitim und völlig okay angesehen wird - wie damals eben. Naja, wer kommt einem im Alltag so nahe, dass er die Möglichkeit dazu hätte? Ärzte. Und das Dumme ist, ich hätte mich bis vor kurzem nicht dagegen wehren können, ich wäre einfach nur erstarrt, Schockstarre. War ein ganz schlimmes Thema für mich, immer, wenn ich daran dachte, hatte ich das Gefühl, dass ich daran noch st*rb*n muss. (Jetzt gehts einigermaßen.)
      Und das ist so verrückt, denn man hat auch selten mal diese wachen Momente, in denen man mit viel Kraft genau hinterfragen kann und erkennt: Ja sag mal, spinn ich?! Da st*rbt man doch nicht! Und wehren kannst Du Dich doch auch!
      Aber Ratio und Gefühl arbeiten nunmal nicht immer so gut zusammen...eigentlich sehr, sehr selten.
      So, ich wollte das damals also therapieren, mit Hilfe. Ich habe ewig gebraucht, um dieses Thema meinem Therapeuten vorzustellen. Und was sagte er? "Wenn der Bauer von einer Kuh Milch will, dann muss er sich bücken". Da kann man erstmal nur doof schauen. Ich habe schon verstanden, was er meinte, aber die Verknüpfung mit meinem Problem ist mir bis heute nicht ganz klar. Er hat also nachgelegt und "erläutert":"Ja, es ist doch so: Die ganzen jungen Männer mussten bei der Musterung auch unangenehme Untersuchungen machen, wurden dazu genötigt. Die haben das einfach durchgezogen",...aha...sehr hilfreich.
      Ohne Witz, das hat er wirklich gesagt. Ich glaube, er hat das mit dem Ratio und dem Gefühl noch nicht so ganz verstanden.


      Nochmals danke für Deine Antworten - und hey, ich finde es super, wenn jemand fragt, das ist doch das, was oft im Alltag fehlt, wer fragt schon genau nach und interessiert sich?
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Hmm, kenne das gut, dass die Familie oder generell Andere immer nur das sehen was schief läuft bzw. manchmal garnicht genau sehen was abgeht. Ich schätze das ist normal. Die Erwartung ist ja das alles "funktioniert". Wenn es das tut wird das als selbstverständlich genommen, wenn was schief läuft fällt es aber schnell auf und entsprechend sind die Reaktionen. Das manchmal das ganz normale nicht so einfach ist und viel Kraft kostet, das sehen wenige. Natürlich kenne ich deine Situation nicht so genau. Bei mir ist es z.B. so, dass mir die Depression sehr viel Kraft nimmt und wenn ich einfach nur den Haushalt mache oder arbeite gehe ich schon oft über meine Grenzen muss, mich um Therapie und so zu kümmern ist eine riesen Überwindung. Wenn ich mich dann in der Freizeit hängen lasse heißt es: Du bemühst dich ja garnicht. DOCH TUE ICH! Nur ist meine Kraft eben zur Zeit schneller aufgebraucht und würde ich mich nicht bemühen, würde ich freiwillig garnicht das Bett verlassen. Du kennst dich am Besten, du weißt welche Anstrengungen du leistest und die darfst du auch anerkennen (ich weiß, nicht so easy, bei mir selbst ist das auch nicht meine Stärke).
      Finde es auf jeden Fall gut, dass du weiter an deinem Ziel festhältst und wenn der Arztbesuch eher Angst auslösend ist, ist eine Beratungsstelle vielleicht wirklich der bessere Weg. Schließlich soll einen professionelle Hilfe ja begleiten, wenn man sich Ängsten stellt und sie nicht auslösen. Ich hoffe du hast jemanden der dich zum Arzt begleitet, wenn es mal körperliche Probleme gibt, denn dann gibt es ja nicht wirklich eine Alternative.
      Ich glaube auch, dass das normal ist, zumindest hört man es leider ziemlich oft, dass Angehörige nicht allzu schön reagieren. Gut, wenn es wirklich Angehörige wären, die das Ganze tangiert, deren Leben - wie auch immer - negativ beeinflusst wird, dann ist das nochmal was anderes, aber es sind erstaunlich oft gerade die, die gar nichts mit einem zu tun haben und sich auch nicht informieren, sondern einfach nur draufh***n möchten.

      Das mit dem Haushalt und der Kraft verstehe ich, gutes Stichwort. Manche huschen durch die Gegend, erledigen sowas nebenher, aber wenn man keine allzu großen Kraftreserven hat, dann ist das ein mords Act. Als würde man von schweren Gewichten runtergezogen werden, unglaublich anstrengend.
      Nja, das ist typisch "Du bemühst Dich ja gar nicht...", natürlich bemühst Du Dich, ich finde sogar, dass mehr als ein "Gesunder", dem das alles nicht schwer fällt. Wenn es einem selbst mal ganz gut geht (ich hab Stimmungsschwankungen und bin immerwieder wahnsinnig aufgedreht), dann sieht man erst den Unterschied und erkennt so richtig, was man sich in schlechten Phasen antun muss, wie hart der normale Alltag sein kann.

      Och, harmlose Arztbesuche gehen sogar erstaunlich gut, zu 90% ist das nicht sooo schlimm..sage ich mal ganz vorsichtig, zumindest ist bislang nur einmal was Triggerndes passiert und das auch nur, weil ich mich nicht gewehrt habe.
      Ich muss eben aufpassen, dass meine Hände in der Nähe der zu untersuchenden Stelle sind, damit ich alles unter Kontrolle habe. Ein ganz einfacher Trick: einfach die Hand in die Nähe legen, aber ich hab Jahre gebraucht, um darauf zu kommen. :wacko: Das macht mich ein bisschen sauer, denn das wäre was gewesen, was mir mein Therapeut hätte raten können. Sowas hatte ich mir unter einer Verhaltenstherapie vorgestellt, man selbst ist ja so gelähmt, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht und auf sowas nur schwer kommt.
      Naja, jetzt weiß ichs ja.
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
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