Kein Verständnis für Essstörung

      Kein Verständnis für Essstörung

      Hallo ihr,

      ich schreibe jetzt mal wieder hier. Seit zwei Wochen bin ich nun aus der stationären Therapie entlassen und es geht mir ganz gut. Ich bin deutlich ruhiger geworden und mein Essverhalten hat sich ein wenig gebessert. Zumindest esse ich jetzt regelmäßiger und kann so mein Gewicht halten.
      Was für mich allerdings noch sehr schwiierig ist, sind (Familien-)Feiern. Egal, welcher Anlass, egal ob Alkohol im Spiel ist oder nicht, diese Feiern waren sehr gute Anlässe um sich einen Essanfall zu geben (ja, ich bekomme sie leider auch in der Öffentlichkeit!)

      Ich muss dazu sagen, dass sich meine Familie sehr wenig mit psychischen Erkrankungen auskennt - mit Ausnahme meiner kleinen Schwester, die Ergotherapeutin lernt.
      Jetzt sollte gestern die Taufe meiner Nichte sein - ich bin aber nicht hingegangen, weil sich vorher schon diese typische Euphorie vor einem Essanfall eingestellt hat.

      Jedenfalls rief die große Schwester dann an und fragte mich, warum ich abgesagt habe. Als ich ihr dann erklärt habe, dass das noch zu früh ist für mich und ich einfach wahnsinnige Angst habe, einen Essanfall zu bekommen, meinte sie nur
      "Du übertreibst. Es gab doch nur KUCHEN! Das ist ja wohl keine Zumutung für dich."

      Sie lässt leider öfter solche Sprüche raus. Das letzte was kam, war vor dem Klinikaufenthalt: "Naja, für eine Essgestörte siehst du aber noch ziemlich gesund aus!"

      So etwas verunsichert mich total. Ich kann nicht offen mit der Essstörung umgehen, wenn derartige Rückmeldungen kommen...
      Wie soll ich denn nur damit umgehen? Wie kann ich mich zukünftig auf solchen Feiern verhalten?

      Liebe Grüße
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo Hope.,

      was mir immer geholfen hat, wenn negative Rückmeldungen kamen, war mir klar zu machen, das diese Person es eben nicht besser weiß und es wahrscheinlich auch nie verstehen wird.
      Es hat mich zwar auch immer riesig geärgert und oft auch v*rl*tzt, aber du musst und kannst es eben (leider) nicht jeder Person verständlich machen, das du da Probleme mit hast.
      Versuche da drüber zu schauen - sie wissen es halt nicht besser.

      Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen und du kannst mit der Antwort etwas anfangen.

      Lieben Gruß
      farin
      Hallo farin,

      danke für deine Antwort. Du hast wohl Recht, radikale Akzeptanz iost das Einzige, was dort hilft...
      Aber wie kann ich mit dem Thema Essen zukünftig umgehen, wenn wieder eine Familienfeier ansteht...?

      In weniger als 2 Monaten hat meine Mama ihren 50. Geburtstag. Und da werden wir (leider) auch essen gehen...

      Liebe Grüße
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo Hope.,

      gibts denn in deiner Familie niemand, der das besser versteht? Ich könnte mir vorstellen, dass der Geburtstag leichter wird, wenn eine eingeweite Person dabei ist, die ein Auge auf dich hat.
      Wenn ihr Essen geht, dann vermutlich in ein Restaurant? Wenns kein Büfett gibt, dann kommts ja eigentlich "nur" auf den Moment an, bei dem du dein Essen bestellen musst, oder?

      Mir gings in letzter Zeit ähnlich, obwohl mich die Person mag und versucht, mich unterstützen, kann sie es trotz zig Erklärungsversuchen null verstehen und so Sätze wie "Dann iss doch einfach normal" oder "Du isst schon wieder was Süßes?" sind halt kontraproduktiv.
      Vielleicht ist es aber auch nicht wichtig, dass der Gegenüber das versteht. Vielleicht kann man einfach darum bitten, manche Sprüche wegzulassen. Ich meine, weiß deine Schwester, dass dir das w*h tut?
      Wenn die Personen aber nicht bereit sind, sich vorsichtiger zu verhalten oder sich mal über die Krankheit zu informieren, dann hilft wohl wirklich nur radikale Akzeptanz.

      Liebe Grüße,
      Fylgja
      Hey Fylgja,

      naja das Ganze ist schwierig. Diese Schwester ist meine große, und sie hatte nie wirklich viel Verständnis. Als wir uns das letzte Mal gesehen hatten, wog ich noch deutlich weniger (wurde ja durch zwei stationäre Therapien aufgepäppelt), da meinte sie nur "Naja - für eine Essgestörte siehst du aber noch ziemlich gesund aus!"
      Dank ihrem Unverständnis ist es damals überhaupt erst so schlimm geworden. Weil sie mich halt ständig "Pummelchen" nannte, obwohl sie immer mehr wog als ich. Sie meinte, das sei alles nur Spaß gewesen - weil ich eben die einzige Normalgewichtige in der Familie war... aber sie versteht einfach nicht, dass das bei mir falsch ankommt.
      Wenn ich bei ihr bin, muss ich sehr gezügelt essen - denn jeglicher Rückfall, sei es ein Essanfall oder dass ich mich selbstverletze - führt zu einem eiskalten Rauswurf.
      Ich kann von ihr kein Verständnis erwarten.

      Der Rest der Familie hat sich damit angefreundet, dass ich Borderline habe. Wenn ich über die Stränge schlage, wird eben auch schnell eingeworfen, dass ich gerade zu weit gehe. Oder dass ich etwas achtsamer sein soll. Die Essstörung versteht aber niemand glaube ich so richtig. Meine Mutter versteht mich aber sie kennt sich nicht mit den Lösungen aus.
      In einem Gespräch über Essanfälle meinte sie zu mir "Ja, ich glaube ich hab auch eine Essstörung - aber nicht so extrem - und seit ich arbeite, esse ich wieder regelmäßiger"

      Ja, wenn ich wieder arbeitne würde, würde ich auch regelmäßiger essen - aber das steht bei mir derzeit noch in den Sternen.

      Mein Vater versteht mich zwar, hat aber selbst mit Essanfällen zu kämpfen (er hat auch Übergewicht).

      Und meine jüngste Schwester, die mich am besten versteht, wird wohl bei dem Essen nicht dabei sein. Da sind momentan andere Probleme im Vordergrund, weshalb meine Mutter nicht gut auf sie zu sprechen ist.

      Also bleibt mir nur eine genaue Planung. Und: an dem besagten Tag gut zu essen, damit ich abends nicht das Bedürfnis nach einem Essanfall habe.

      Ich würde ja mit meiner Bald-Therapeutin sprechen, aber ob ioch die Therapie beginnen kann, steht wegen der medizinischen Reha noch in den Sternen - meist zahlt der Kostenträger nämlich nur eines: ambulante Therapie ODER teilstationär. :(

      Liebe Grüße
      Hope.
      Der wichtigste Mensch in Deinem Leben....


      ... bist immer Du selbst.
      Hallo Hope.,

      Mensch, das tut mir echt Leid, dass da so viel Unverständnis da ist. Vielleicht kommt dass ja nach und nach, manchmal braucht sowas seine Zeit.

      Ich wollte nochmal kurz das hier unterstreichen:
      Und: an dem besagten Tag gut zu essen, damit ich abends nicht das Bedürfnis nach einem Essanfall habe.
      Vielleicht gönnst du dir an dem Tag auch etwas besonderes leckeres? Bei mir geht es an den Tagen besser, an denen ich mir etwas liebevoll zubereite und das in aller Ruhe ungestört esse.

      Tut mir Leid, dass ich dir nicht weiterhelfen kann.

      Ich wünsch dir alles Gute und drück dir für die Kostenübernahme die Daumen,
      Fylgja