Wie Zeit bis Klinik überstehen?

      Wie Zeit bis Klinik überstehen?

      Hallo allerseits,

      ich hoffe, dass meine Frage in diesem Bereich richtig ist, aber da es ja genau genommen um svV geht, denke ich mal schon. :)

      Und zwar ist es so, dass ich mich letzten Monat dazu entschieden hatte, eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen Klinik zu machen, halt wegen des svVs und sonstigen Problemen. Ich habe mich auch schon für eine Klinik entschieden, in welcher ich vor gut drei Wochen ein Vorgespräch zusammen mit meinen Eltern hatte. Von dieser Seite aus gibt es keine Probleme, da mich das Konzept anspricht, mir das Personal nett erschien und die Klinik auch in einer sehr schönen Gegend ist. Nach einigem Hin und Her denke ich mir mittlerweile, dass das wirklich etwas werden könnte, wenn ich mir Mühe gebe. Positiv hinzu kommt, dass damals gesagt wurde, die Wartezeiten betragen nur etwa vier bis sechs Wochen. Meine Mutter sagte man am Telefon auch mal, ich könne vielleicht noch dieses Jahr dorthin. Da ich mir ja aber eben anfangs unsicher war (ich musste mich zwischen zwei, drei Kliniken entscheiden), hat sich das Ganze nun etwas verschoben.
      Der aktuelle Stand ist, dass erst mal der Antrag auf Kostenübernahme angekommen und dann bearbeitet werden muss. Bis dann die Klinik Bescheid weiß, dauert sicher auch wieder Wochen und dann noch die Wartezeiten (die zwar verhältnismäßig kurz sind, aber wenn man ein akutes Problem hat, kann's nun mal nicht schnell genug gehen ...).

      So viel dazu, nun zum Eigentlichen. Bis ich mich überhaupt dazu entschieden hatte, in eine Klinik zu gehen, war zuvor einige Zeit verstrichen, weil ich hin und her geschwankt bin zwischen "stationär, doch ambulant versuchen, stationär, ..." Der endgültige Entschluss kam dann, als ich mich mal wieder über mein svV erschrocken hatte, das - so sagt mein Verstand - doch ziemlich akut ist und längst nicht mehr unter meiner Kontrolle. Zudem hatte ich dadurch festgestellt, dass mir einmal in der Woche ambulante Therapie einfach nicht genügt (zu dem Zeitpunkt wollte ich es ambulant versuchen), dafür fühlte und fühle ich mich nicht stabil genug. Nun ist es so, dass ich nichtsdestotrotz bis zum Klinikaufenhalt bei meinem Therapeuten bin, weil ich mir sehr unsicher war, ob ich das durchhalte, so ganz ohne irgendeine Form der Hilfe.
      Nun ist es aber so, dass ich mich ernsthaft frage, wie ich die Zeit bis zur Klinik überstehen soll, ohne mir meine Oberarme und Oberschenkel völlig zu entstellen (nicht, dass sie das nicht schon wären, aber tief in mir drinnen will ich es eben nicht mehr tun "müssen" ...). Ich will zwar schon aufhören, weil ich es satt habe, dass sich in meinem Leben und vor allem in meinem Kopf alles um ein und dasselbe dreht (von meinem sonstigen Gemütszustand jetzt mal abgesehen), ich will endlich irgendwie das Gefühl haben, zu leben und vor allem will ich mich akzeptieren, wenn nicht sogar mögen, dieser Selbsthass, der svV als Selbstbestrafung nach sich zieht, verbunden mit jeglichem Fehlen von Reuegefühlen, ist schrecklich. Der Wille zur Veränderung ist einerseits schon vorhanden, es ist anders als zu Zeiten, in denen ich nicht aufhören wollte, aber es ist ja eben nur wieder die eine Seite. Die andere Seite hat mich noch ganz fest im Griff und Gedanken wie "Wenn ich mich nicht weiter verletze, habe ich kein Anrecht auf die Klinik" bringen mich einfach wieder dazu, zur kl*ng* zu greifen, warum auch immer. Mal ganz zu schweigen von etlichen anderen typischen Gedanken, die sich zwar nicht direkt auf die Klinik beziehen, aber mich dennoch immer wieder zum svV führen - und das nicht zu wenig.
      Ich komme mir einerseits total bescheuert vor, dass ich dem so machtlos gegenüberstehe und nichts unternehme, um es wenigstens etwas zu verbessern, aber andererseits zeigt mir das nur umso mehr, dass ich zurzeit kaum klar komme (ohne mich zu v*rl*tz*n). Allein der Gedanken an die kommenden zwei Monate (Schule) stresst mich so extrem, dass ich gedanklich immer beim svV bin.
      Klar, ich könnte Skills versuchen, aber ich fühle mich absolut unfähig dazu. Wenn ich mich v*rl*tz*n will, dann geht dieses Verlangen einfach nicht weg. Es ist vielleicht mal eine Stunde abwesend und dann kommt es wieder. Schon allein wegen dem Gedanken "nicht krank genug ohne svV".
      Aber andererseits will ich ja wirklich nicht, dass ich noch mal 'ne richtig krasse svV-Phase bis zur Klinik habe. Klar ist es jetzt auch akut, aber es kann ja wieder schlimmer werden. Ich traue mich aber auch nicht, meinem Therapeuten davon zu erzählen, aus Angst davor, dass er dann denkt, ich würde sowohl auf die ambulante als auch stationäre Therapie scheißen. Was aber ja nicht so ist. Mir ist es ja schon unangenehm, zu sagen, dass ich's wieder getan habe.

      Eigentlich weiß ich nicht mal, was ich hören will. Aber vielleicht kann mir jemand Tipps, andere Sichtweisen etc. aufzeigen, außer nur Skills zu erwähnen? Mir ist das wirklich wichtig. Ich will etwas verändern, fühle ich mich aber alleine fast außer Stande, es auch zu tun. Nun gut, ich denke, das genügt erst mal, hab ja recht viel geschrieben.

      Ich hoffe, mein Text ist nun nicht triggernd, ich habe mir zumindest Mühe gegeben, darauf zu achten.

      Liebe Grüße,
      Lucinia.
      Sometimes you just have to die a little on the inside first in order to be reborn and rise again as a stronger, smarter version of yourself.
      Hallo Lucinia,
      erstmal finde ich es super, dass du dich dazu durchgerungen hast, eine stationaere Therapie zu machen. Das ist ein wichtiger Schritt. :thumbup:

      Die Wartezeit zu ueberbruecken wird nicht einfach, aber trotz Allem rueckt der Klinikaufenthalt mit jedem Tag etwas naeher, Stueck fuer Stueck.
      Vielleicht kann ich dir einige Denkanstoesse geben, mit der Situation besser umzugehen.

      Erst einmal etwas zur Therapie.
      Ich verstehe, warum du davon nicht erzaehlen moechtest. Aber ich finde es trotzdem sehr wichtig, dass es angesprochen wird. Wenn dein Therapeut dir tatsaechlich Vorwuerfe machen sollte (was ich fuer unwahrscheinlich halte), dann finde ich das nicht verstaendlich. Ausser, ihr habt eine Art von Abkommen was SVV angeht? Die Situation ist nunmal, wie sie ist und du hast den wichtigsten Schritt bereits vollzogen: die stationaere Therapie ist beschlossene Sache. Daher sollte er in der Lage sein, verstaendnisvoll zu sein und dir zu helfen. Vielleicht kannst du deine Angst noch einmal ueberdenken und ihm ehrlich von deinen akuten Problemen und dem Ausmass berichten.

      Zu SVV und den 'sonstigen Problemen':
      SVV an sich ist nur ein Symptom. Es kann eine Ursache fuer weitere Probleme und Symptome werden, ja, aber es gibt auch immer eine Ursache dafuer. Das wird in der stationaeren Therapie angegangen und vielleicht auch schon in der ambulanten etwas behandelt(?). Es spielt gar keine Rolle, in welchem Zustand du in der psychosomatischen Klinik auftauchst. Du wirst nicht besser behandelt, wenn du dich kurz zuvor selbst v*rl*tzt hast. Es kann dir sogar recht gut gehen - die freuen sich dann eher darueber, denn mit einer stabileren Person laesst es sich, zumindest anfangs, leichter arbeiten. Aber dir wird nicht die Frage gestellt werden: 'Das sind doch nur n*rb*n, was machst du eigentlich hier?'
      Habe ich zumindest noch nie von gehoert. :)
      Ich glaube, das ist der wichtigste Punkt. Du bist krank. Deswegen wirst du eine Klinik besuchen, das ist ok. SVV zeigt das, fuer jeden sichtbar. Aber das eigentliche Problem ist in deinem Kopf. Dabei wird dir geholfen werden, wenn du es zulaesst und gleichzeitig musst du die Staerke aufbringen, gegen das Symptom SVV anzukaempfen. Wenn du diese Staerke und den Mut jetzt, in dieser Wartezeit aufbringen kannst, dann ist das etwas sehr, sehr Gutes und Bewundernswertes.

      Leider spielen dabei auch die Skills eine ganz wichtige Rolle, um die Spanne einigermassen zu ueberbruecken. Zum Beispiel koennte es dir schon sehr helfen, die Wut, den Selbsthass und die ganze Energie, die dahintersteckt, in Sport umzulenken. Du koenntest dir auch einen Boxsack anschaffen, das mag doof kl*ng*n, kann aber durchaus helfen.
      Aber vielleicht betaetigst du dich schon koerperlich? Hast du denn das Gefuehl, wirklich dahinter zu stehen, es wirklich mit den Skills versucht zu haben?

      Macht der Unterschied zwischen dem Symptom SVV und der Ursache Sinn fuer dich? Glaubst du, es waere moeglich, das Ganze konkreter in der ambulaten Therapie anzusprechen?
      Koenntest du es nochmal mit Skills versuchen?

      Hoffentlich konnte ich dir etwas helfen,
      lieben Gruss,
      Kinadai
      Waiting To Be Born
      Danke für deine Antwort!

      Nein, wir haben kein Abkommen bezüglich des svV und wenn er mich bislang gefragt hat, ob ich mich seit dem letzten Gespräch wieder v*rl*tzt habe (und ich es gesagt habe), hat er auch nie unverständlich reagiert, sondern blieb immer nett und wollte lediglich kurz die Gefühle davor etc. erfahren. Ich glaube auch nicht mal, dass er unpassend reagieren würde, aber das mindert meine Angst davor auch nicht. Ich überlege bereits, ihm beim nächsten Termin davon zu erzählen, weil mich diese Gedanken nun eben auch schon begleiten, seit Therapie ein allgemeines Thema ist, aber ich bin mir noch unsicher, wie, mit welchen Worten. :(

      Ja, mir ist der Unterschied zwischen Symptom und Ursache bewusst und mein Verstand weiß ja auch, dass ich mir da Unsinn zusammen denke und dass mich keiner wegschicken wird, wenn das Ganze nicht gerade zu 100 % akut ist. Aber sobald die destruktiven Gedanken kommen, ist mein Verstand für mich absolut unwichtig und wird ganz leise ... Das Problem ist ja leider eben die Stabilität und das war der Grund, aus dem ich lieber in eine Klinik wollte. Zwar verletze ich mich schon seit drei Monaten nicht mehr täglich, aber ansonsten werden die Verletzungen auch nicht besser und die Häufigkeit bleibt derzeit auch bei einem Punkt stehen. Die Vorstellung, noch länger auf einen Platz zu warten, ist für mich einfach so unerträglich, weil ich ja eben irgendwo weiß, dass ich selten mal die Kraft aufbringen kann, Nein zu sagen, wenn das Verlangen wirklich aufkommt ... Und es fällt mir so extrem schwer, das auch dann noch zu tun, wenn mich diese Gedanken beschleichen von wegen, was ich denn schon ohne das Problem bin. Eigentlich erhoffe ich mir vor allem, dass ich, wenn ich aus der Klinik komme, wenigstens besser mit diesen, ich sag mal "Verlustängsten" bezüglich svV umgehen kann.
      Meine Vernunft weiß auch, dass das svV nicht das einzige Problem ist, da es ja auch wie gesagt nur ein Symptom ist, aber meinen sonstigen Gemütszustand kann ich ja leicht hinterfragen. Schließlich sieht man mir nicht zwangläufig an, wie ich mich fühle oder was in meinem Kopf vorgeht. Wunden (oder n*rb*n ...) sind aber so gesehen fassbar. Aber natürlich ist mir klar, dass mich keiner in der Klinik schief anschauen wird, wenn ich "nur" n*rb*n habe.

      Sport ist so eine Sache. Im Sommer, als das svV sehr schlimm war, habe ich regelmäßig Sport gemacht, sowohl drinnen als auch draußen. Der Sport an sich hat mir zwar meist Spaß gemacht, leider hat es mir nicht geholfen. Das ist dann nämlich einfach so umgeschwenkt, dass ich mir dachte, wenn ich nun keinen Sport mache, bin ich ein Versager etc., woraufhin der Sport eben zum Zwang wurde, der Spaß ging verloren und am Ende habe ich mich nur noch sinnlos draußen ausgepowert, um mir wieder Kraft zu entziehen. Besser ging es mir danach dann auch nicht ...
      Aber ich muss schon zugeben, dass ich es noch nicht zu 100 % mit Skills probiert habe, also ich habe noch nie so lange wie möglich alles probiert, sondern mir eben immer irgendwann gedacht "Scheiß drauf." Mir fällt es aber auch so schwer, es wirklich zu wollen, wenn ich das svV einfach nie bereue ... -.-
      Womöglich sollte ich es noch mal intensiver mit Skills versuchen, sofern ich den Gedanken aus dem Kopf kriege, dass ich das nicht verdient habe.

      Liebe Grüße,
      Lucinia.
      Sometimes you just have to die a little on the inside first in order to be reborn and rise again as a stronger, smarter version of yourself.
      Hey Lucinia,

      es ist klasse, wie bewusst dir all diese Dinge und Hintergruende sind. Was dir bei dem Gespraech in der Therapie helfen koennte, waere, deinen letzten Beitrag einfach auszudrucken und vorzulesen. Da steht eigentlich alles drin, was dein Therapeut wissen muss. Er erklaert auch, warum du es bisher nicht geschafft hast, ihn um Hilfe zu bitten, dass Verstand und Vernunft im Grunde Bescheid wissen und was du zuvor versucht hast.
      (Am Rande: Einer Freundin von mir wurde das ebenfalls vorgeschlagen, sie fand das 'irgendwie kindisch', aber in den Sitzungen brachte sie dann kein Wort heraus, weil sie so aufgewuehlt war. Was ich voellig verstaendlich finde. Sie hat dann einen Zettel geschrieben und ihn einfach wortlos ueberreicht. Damit war alles Wichtige gesagt und sie konnten zusammen an einem Loesungsansatz arbeiten.)

      Was du ergaenzend hinzufuegen kannst, ist eine klare Bitte um Hilfe. Wenn er bisher 'lediglich kurz die Gefuehle davor' erfahren wollte, hat er moeglicherweise nicht den Eindruck, dass du an deinem SVV vor der Klinik noch arbeiten moechtest. Frage konkret nach Stabilisierungsuebungen und wie du deinen Verstand in solchen Momenten wieder 'lauter drehen' kannst. Dein Therapeut kennt dich viel besser als ich und wird dich da bestimmt unterstuetzen koennen.

      Du willst das mit den Skills nochmal versuchen?
      :thumbsup:


      Viel Erfolg in der naechsten Sitzung, du bist sehr selbstreflektiert und kannst es schaffen, das Ganze in den Griff zu bekommen.

      Lieben Gruss,
      Kinadai
      Waiting To Be Born
      Ich stelle es mir in der Tat etwas seltsam vor, meinen Text auszudrucken bzw. ihm generell etwas Geschriebenes zu überreichen. Könnte daran liegen, dass mir alles Mögliche unangenehm ist und ich mir für sämtliches schäme (warum auch immer), da hätte ich ständig im Kopf, was er sich denken könnte, wenn ich plötzlich mit einem Text ankomme. Aber wahrscheinlich ist das für ihn gar nicht so komisch wie für mich ... Ich werde mal darüber nachdenken, aber eigentlich kann ich mir unter Umständen schon vorstellen, es mündlich zu sagen.

      Das könnte sein, dass er das denkt. Liegt vielleicht daran, dass ich mal meinte, ich habe nicht das Gefühl, dass mich ein Termin einmal pro Woche wirklich vom svV abhalten kann (ist aber schon etwas her, als ich sagte, dass ich in eine Klinik möchte und doch keine ambulante Therapie ... verwirrend). Dabei wollte ich dann viel später doch noch eine ambulante Therapie machen, um mit dem svV nicht "ganz alleine" da zu sitzen. Hm, ich denke, ich sollte das Thema auf jeden Fall mal konkreter ansprechen. Danke für den Rat.

      Ich werde mal schauen, was sich bzgl. Skills machen lässt, auch wenn ich aktuell nicht zu 100 % dafür bin (blöde innere Zerrissenheit :pinch: ).


      Danke, das freut mich, das mit dem selbstreflektiert habe ich nun schon öfters gehört. :)


      Liebe Grüße,
      Lucinia.
      Sometimes you just have to die a little on the inside first in order to be reborn and rise again as a stronger, smarter version of yourself.