Rückfall in die MS wegen einer Kollegin?

      Rückfall in die MS wegen einer Kollegin?

      Hallo Leute,
      ich hab echt ein Problem. Ich war jahrelang MS und es ging mir dabei sehr schlecht. Nach meinem letzten Aufenthalt in der Klinik, in der ich wieder essen lernte, hat es noch einige Jahre gebraucht, bis ich wieder normal essen konnte. Nun klappt es nun schon einige Jahre und ich bin super glücklich darüber. Eins habe ich bei meinem letzten Klinikaufenthalt gelernt: den nächsten Rückfall werde ich nicht überleben. Mit diesem Wissen klappt alles prima.

      Bis seit einiger Zeit folgendes Problem auftritt. Meine Arbeitskollegin ißt kaum noch und wir von Tag zu Tag dünner. Sie friert, sagt, sie hat keinen Hunger, etc. Ist nur noch Haut und Knochen. Ich weiß, was mit ihr ist, sie kann mir nichts vormachen. Ich lasse sie zwar in Ruhe, aber jeden Tag sehe ich quasi mit "Neid" auf ihren Körper. Ich weiß, es ist absurd. Ich sollte froh sein, dass ich darüber hinweg bin, aber wenn ich sie sehe, will ich auch wieder dünn sein. Es ist so scheiße! Dabei bin ich schlank. Zur Zeit bin ich ständig zum Kaffe und Kuchen eingeladen. Und dann denke ich an sie, und ich weiß, dass mich der Kuchen dick macht. Ich essen ihn widerwillig, will mir aber keine Blöße geben. Und ich will keinen Rückfall. Aber es triggert mich, sie zu sehen.
      Was soll ich nur tun??
      Hallo Nelly Rubina,

      erstmal wollte ich dir anerkennung entgegenbringen, dass du schon viel geschafft hast: Von der ES weg hin zu normalem Essverhalten. Das zeigt, dass du stark bist und auch viel über dich und dein Verhalten gelernt hast. Von diesem Wissen, diesen Erfahrugen kannst du vielleicht nun auch profitieren?!

      Mir fallen verschiedene mögliche Wege ein:
      Du kannst vielleicht ein vertrauensvolles Gespräch mit deiner Kollegin führen.
      Jedoch denke ich fast, dass dich das noch mehr triggern könnte. Das musst du abwägen. Bei deinem Hintergrund kann ich dir nur raten, dir (wieder) professionelle Hilfe zu holen. Sei es eine Therapie, oder Beratungsstelle, Selbsthilfegruppe, usw. Du möchtest keinen Rückfall erleiden, also handle entsprechend!

      Was könnte dir helfen? Was kann zu deiner Stabilisierung beitragen?

      Falls absolut ein Rückfall droht, wäre es möglich, die Stelle zu wechseln? Ich weiß nicht, wie flexibel du bist und wie es stellentechnisch bei dir aussieht.
      Ich bin nur auch in so einer Situation, dass ich überlege, ob ich zum Schutz meines Wohlbefindens meine Arbeitsstelle wechsle... keine leichte Entscheidung, die kann auch langsam heranreifen.
      Vielleicht wäre auch eine Auszeit, sprich krankschreibung, förderlich?

      Du musst schauen, was dir gut tun würde!
      Egal, wie es bei dir weitergeht, ich wünsche dir viel Kraft dazu!

      Lg Amika
      Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben.
      ~ Oscar Wilde ~
      Danke, Amica

      Jetzt ist auch noch das Problem dazu gekommen, dass sie sich r*tzt! Gestern das erste mal. Sie hat es mir gezeigt und ich bin total erschrocken über die Entwicklung, die das gerade nimmt. Sie weiß von meiner Vergangenheit (längst nicht alles) und da wir bei der Arbeit kurzärmlig rumlaufen, ist es ja auch nicht zu übersehen.

      Ich würde ihr so gerne helfen, aber es zieht mich auch runter und ich weiß nicht, wie ich mich schützen soll, denn ich mag sie total gerne! Am Wochende wollen wir was unternehmen. Aber heute ist erst Dienstag.

      Wie schütze ich mich am besten und helfe ihr trotzdem? ?(
      Hallo Nelly,

      Wie schütze ich mich am besten und helfe ihr trotzdem? ?(
      Wenn du mich fragst: Gar nicht. Ich denke nicht, dass du ihr helfen kannst, ohne dich dabei zu gefährden. Und das ist auch ok so, denn das ist nicht deine Aufgabe. Ich weiß, dass es schwer ist, wenn man jemanden leiden sieht, den man mag. Aber niemand hat etwas davon, wenn du ihr hilfst und dadurch selber wieder in die MS oder in die Selbstverl*tzung reinrutschst.
      Ich würde da auch sehr offen gegenüber der Kollegin sein. Es geht m.E. nunmal gar nicht, dass sie dir frische Verl*tzungen zeigt (sowieso nicht und im Arbeitsumfeld ist das nochmal blöder, weil es die Zusammen arbeit stört). Ich würde sagen (bzw. mache das in ähnlichen Situationen auch so), dass du siehst, dass es ihr schlecht geht, dass du dir Sorgen machst aber eben auch dass das für dich nicht leicht ist und deswegen darum bittest, das nicht zu thematisieren, dir die W*nden nicht zu zeigen etc. Ich weiß, für die andere Person mag das erstmal blöd sein. Es geht einem schlecht und dann bekommt man auch noch das Gefühl, anderen damit zu schaden. Aber ich denke, wenn man das freundlich sagt und erklärt, ist es verständlich. Was ich dann mache, ist, dass ich der Person sage, wohin sie sich wenden kann (Beratungsstellen, Ärzte, ...).

      Was wollt ihr denn am Wochenende machen? Kannst du es da schaffen, dich zu distanzieren, wenn ihr privat Zeit miteinander verbringt?
      Ich finde auch wichtig, was Amika gesagt hat. Kümmer dich jetzt um dich. Was hat dir geholfen, normal zu essen? Welche Strategien und Tricks hast du da? Versuch, das wieder zu reaktivieren, was dir damals geholfen hat. Und sich bei einer Beratungsstelle mal einfach alles von der Seele reden kann vielleicht auch helfen. Bei Selbsthilfegruppen wäre ich vorsichtig, nicht, dass da die Vergleicherei auch losgeht (aber das ist nur meine Meinung, es gibt sicher auch Leute, denen Selbsthilfegruppen helfen, ich will das nicht verteufeln).

      Alles Gute,
      Fylgja
      Du hast total recht. Ich sollte ihr sagen, dass es mich total runterzieht, wenn sie mir ihre Wunden zeigt. Es fällt mir nur wahnsinnig schwer. Sie ist so komplett alleine hier. Ist aus einer anderen Stadt hierher gezogen, keine Familie, keine Freunde, wir kennen uns über die Arbeit und da hat sie gerade Stress mit dem Chef. Dazu haben wir noch eine extrem hinterhältige Kollegin, die nur darauf wartet, dass jemand Schwäche zeigt, damit sie denjenigen rausmobben kann. Kein Wunder, dass es ihr schlecht geht, nur Schwäche darf man bei uns nicht zeigen, sonst ist man seinen Job schneller los als man Arbeitsamt sagen kann. Und das ist ihr natürlich auch klar.

      Am Wochenende müssen wir beide arbeiten, danach wollten wir uns treffen, gemeinsam kochen(!). Und mit den Hunden gehen, basteln und einen Film gucken. Und natürlich reden...

      Ich kann nur hoffen, dass das gut geht. Für uns beide. Sonst bin ich mit meinem Latein am Ende.