Guten Abend!

Ich weiß, schon wieder ein Thread von mir, aber derzeit bin ich einfach mit vielen neuen Situationen konfrontiert und naja.

Sache ist folgende: Ich habe vor bald einem Monat in einer kleinen Firma zu arbeiten begonnen. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht wie das sein wird mit n*rb*n und so- allerdings hatte ich das Glück, dass es sowohl beim Bewerbungsgespräch, als auch beim Probearbeiten im August schlicht und einfach zu kalt für kurzärmlig war, und jetzt in der kühleren Jahreszeit sagt auch niemand was wenn man langärmlig rumläuft. Besser hätte es also eigentlich gar nicht laufen können, denn damit steht das "Outing" erst im Frühling an, und bis dahin haben alle in der Firma Zeit mich besser kennenzulernen.

Meine Chefin betont immer wieder wie wichtig ihr Ehrlichkeit sei, etc. Das macht die Sache natürlich für mich sehr schwer. Ich komme mir dadurch vor wie eine Lügnerin. Ich rutsche dann immer in diesen Gedankenkreislauf von wegen "Wenn ich das von anfang an gesagt hätte, hätte sie mich bestimmt erst gar nicht genommen und wenn sie es dann im Frühling erfährt wird sie mich hassen weil ich mich in den Betrieb eingeschlichen habe" .
Ihr das zu sagen, ist für mich keine Option. Denn gerade im Bezug auf SVV habe ich die Erfahrung gemacht, dass es für die meisten nur so dramatisch ist wie man es selbst darstellt (weiß grade nicht wie ich es anders ausdrücken soll). Wenn ich zu ihr hingehen und ihr das sagen würde, würde sie den Eindruck gewinnen, dass das SVV noch einen hohen Stellenwert in meinem Leben hat, weil ich es ja immerhin so wichtig nehme es ihr zu sagen, und das möchte ich nicht. Wenn ich hingegen einfach, wenn es im Frühling dann soweit ist, auf der Arbeit die Ärmel hochkrempel und arbeite als wäre nichts gewesen, werden zwar sicher Fragen kommen, aber es macht (finde ich zumindest) mehr den Eindruck, als hätte ich mit dem Thema abgeschlossen.

Hat jemand irgendwelche Ideen, wie ich die Zeit bis zum Frühling überstehen könnte? Das schlechte Gewissen frisst mich auf, ich hatte schon ganz vergessen wie belastend so ein Versteckspiel sein kann...

Liebe Grüße, wild_angel

Heey,

Chenille schrieb:

"Ich komme mir dadurch vor wie eine Lügnerin."
tritt dann irgendwie nicht in Kraft. hoffe das ist jetzt nicht unlogisch und du weißt wie ich es meine.
Außerdem ist man ja nicht gleich ein/e Lügner/in für alles, was man nicht aus seinem Leben erzählt. Es gibt auch Sachen, die ich mal vor Jahren getan habe, die ich nie wieder tun würde und ich deshalb niemandem wie meinem Chef erzählen müsste. Das macht einen doch nicht zu einer Lügnerin.
Es ist auch kein Verschweigen, da du ja darüber reden würdest wenn du drauf angesprochen wirst.

Naja, im Prinzip hab ich aber auch schon mal gelogen, als sie gefragt hat, warum ich so weit weggezogen bin, ob ich denn familiäre Probleme hätte. Und ich weiß nicht....ich konnte ihr das einfach nciht sagen, ich hatte Angst vor ihrer Reaktion.:S
Ich habe dann einfach das erzählt, was ich hier immer erzähle wenn ich nach dem Grund für den Umzug gefragt werde.

Chenille schrieb:

"Wenn ich das von anfang an gesagt hätte, hätte sie mich bestimmt erst gar nicht genommen"
Nein, sie hat dich wegen deiner Fähigkeiten eingestellt. Und die hast du nun mal, egal was auch sonst mal war, ist oder wie auch immer. n*rb*n beeinflussen ja nicht deine Fähigkeiten und Talente oder lassen sie verschwinden.
Es hat irgendwie überhaupt nichts damit zu tun solange du dich anstrengst und fähig bist zu arbeiten.

Ich weiß nicht, ich bin mir da einfach nicht so sicher. Als ich mit ihr letztens über alles mögliche geredet habe, hat sie mir erzählt was sie bisher für Mitarbeiter hatte, und schloss das ganze dann mit den Worten ab "dass es problematisch ist, Mitarbeiter mit privaten Problemen einzustellen" (oder so, den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr). Das führt natürlich unweigerlich zu der Frage, ob sie mich überhaupt eingestellt hätte, wenn sie gesehen hätte dass ich ganz offensichtlich private Probleme habe.

Puppenspielerin. schrieb:

Weißt du denn auch über private Details deiner Chefin Bescheid? Wer in der Firma welche körperlichen Erkrankungen und psychischen Probleme hat? Wer gerade in Scheidung lebt, wessen Kaninchen g*st*rb*n ist, wer vor 10 Jahren mal depressiv war, wem eine Niere fehlt und öfter mal der große Zeh juckt?
Solcherlei Dinge gehören, sollten sie deine Arbeit nicht beeinträchtigen, NICHT in die Firma. Erst recht nicht, wenn sie Vergangenheit sind.

So blöd es jetzt vielleicht auch klingt: dadurch dass man die Mitarbeiter der Firma an einer Hand abzählen kann und die meisten schon jahrelang dabei sind, ist das Gespärchsklima schon relativ offen. Ich weiß, dass Mitarbeiter A geschieden ist, eine Tochter hat, ich weiß ihr Alter, ich weiß dass sie Probleme in einem bestimmten Schulfach hat, ich weiß das Mitarbeiter B. vor einigen Jahren einen Herzinfarkt hatte, ich weiß dass der Sohn der Chefin gesundheitliche Probleme hat, ich weiß auch welche das sind, etc... es ist hier nicht so dass man morgens aus dem Haus geht und dort sein Privatleben lässt. Es wird quasi "erwartet" dass man auch etwas von sich preisgibt, wieso man hierher gekommen ist, was man in seiner Freizeit macht, etc, ich wurde schon öfter solche "privaten" Dinge gefragt und das finde ich auch nicht schlimm, meine Freizeitbeschäftigungen sind kein Geheimnis und ich finde das auch eigentlich sehr schön dass sich hier alle untereinander so gut kennen.

Edit: Und ich habe ja nicht vor meiner Chefin das zu sagen- meine Frage im Eingangsposting lautete, wie ich selbst für mich mit der Situation zurechtkommen kann, dass ich es ihr NICHT sage.

Außerdem, nur um das mal allegmein richtigzustellen, das ist vielleicht aus meinem EIngangsposting nicht so ganz hervorgegangen: SVV ist bei mir noch ein aktuelles Thema.

Liebe Grüße, wild_angel

Hallo,

Heute hat sich in dieser Hinsicht eine...äh...naja, interessante Wendung ergeben, weshalb ich es definitiv für besser halte so lang wie möglich mit kurzärmlig zu warten.

Meine Chefin erzählte mir heute, dass einer der Mitarbeiter mal mit einer Borderlinerin verheiratet war ( und was sie dann auch noch sagte: "Dass sind die, die sich r*tz*n..." also mal wieder das typische Vorurteil). Und dass die so ein schwieriger Mensch war, etc...
Also bin ich hier unter lauter Leuten die denken, dass jeder der sich selbst v*rl*tzt Borderline hat und dass das überhaupt alle ganz schwierige Menschen sind denen man am besten aus dem Weg geht.

Da warte ich lieber so lange wie möglich mit kurzärmlig. Außerdem tut mir besagter Mitarbeiter so leid, weil der dann ja immer, wenn er meine Arme sieht, an seine Ex-Frau erinnert wird...

Das schlechte Gewissen bezüglich dem Lügen/Verschweigen ist irgendwie wie weggeblasen. Es ist zwar nicht unbedingt aufbauend zu wissen sich auch in den nächsten Monaten nicht die Ärmel hochkrämpeln zu können wenn mir mal heiß ist- aber es ist definitiv besser, wenn die erst mal Zeit haben sich an mich zu gewöhnen und mich kennenzulernen bevor sie meine n*rb*n sehen, wenn ich dann ja automatisch Borderline habe und ein schwieriger Mensch bin

LG, wild_angel