Selbstakzeptanz.

      Selbstakzeptanz.

      Hallo zusammen,

      das wird nun irgendwie die Fortsetzung von meinem letzten Thread, da der Fokus aber woanders liegt, wollte ich da jetzt nicht weiterschreiben. Und es wird wohl ein Experiment, bei dem ich hoffe, dass es nicht all zu schief geht. Vorsichtshalber vorweg: Ich rede mir nichts von dem, was ich schreibe, ein, ich bin und lebe tatsächlich so.

      Also:
      Mittlerweile habe ich sozusagen einen kosmischen Tritt in den Hintern bekommen, nächsten Monat habe ich einen Termin beim Amtsarzt zur Prüfung meiner Erwerbsfähigkeit und dann geht es wohl für mich zurück in die Welt. Und da hakt es nun. Menschen und ich, in meiner kleinen, isolierten, eigenen Welt funktioniert das so einigermaßen, einfach aus dem Grund, dass es so gut wie keine gibt. Es gibt meine Familie, ein paar wenige Menschen online, zu denen ich sporadischen Kontakt habe und das war es auch schon mit meinem sozialen Umfeld. Je weiter ich mich in meine Welt zurück ziehe, umso leichter fällt es mir, mich selbst zu akzeptieren, weil diese wenigen Menschen mit mir zurecht kommen und ich mit ihnen. Sie lassen sich nicht von meinen Merkwürdigkeiten irritieren, sondern akzeptieren sie, machen sich hin und wieder mit mir darüber lustig und ansonsten bin ich für sie einfach so wie ich bin.
      Aber mit jedem Schritt raus aus meiner Welt wächst die Zahl derer, mit denen es anders läuft. Es gibt so viele so schlaue Sprüche, die alle aussagen, dass es angeblich ganz wundervoll und erstrebenswert wäre, anders zu sein, gegen den Strom zu schwimmen,... aber ich glaube, dass es das wenn überhaupt nur ist, wenn man mindestens mit einem Fuß in der Norm steht, denn einfach so völlig außerhalb zu stehen, ist alles, aber nicht schön. Klar gibt es hier und da Berührungspunkte und auch über einen Grenzstreifen hinweg kann man sich unterhalten, aber von einer Person, die ähnlich tickt wie ich, abgesehen bin und bleibe ich ansonsten allein. Egal durch wen und wo, aus meinen Merkwürdigkeiten werden so riesige Sachen gemacht, während ich einfach nur normal sein will und selbst Sätze, die eigentlich als Kompliment gemeint sind, sind irgendwie verletzend, weil sie mir nur klar machen, wie anders ich bin.
      Hochbegabung (wenn sie mal zur Sprache kommt): Sie müssen Geige spielen! Und studieren! Und auswandern! Oder auch, mir nicht so viel einbilden, die Klappe halten, mich gefälligst nicht für was Besseres halten,... Ja, mein Gehirn ist irgendwie anders gewachsen, hat eine etwas andere Struktur und verfeuert ein bisschen mehr Glucose. Wow, ich bin begeistert. Riesen Sache. Ganz toll.
      Meist tut sie das aber nicht und ich bin einfach nur so seltsam. Bringe Dinge zu schnell auf den Punkt. Lasse aus Versehen Sätze fallen, die außer mir (und ein, zwei anderen Personen) niemand versteht. Wirke dazu auch noch still und reserviert, was mich noch seltsamer wirken lässt.
      Introversion (scheint in Deutschland heute kaum bekannt zu sein): Du musst raus! Unter Menschen! Feiern! Oder auch, mir nicht so viele Gedanken machen,
      mich nicht so anstellen, mich mal zusammen reißen, nicht so empfindlich sein,... Ja, weil Scherz #1 nicht gereicht hat, präferiert mein Gehirn auch noch eine andere "Hauptautobahn" zur Reizaufnahme und -verarbeitung. Nein, ich bin kein ganz furchtbar unglücklicher Mensch, den man retten und zur Extravertierten erziehen muss, weil das die pure Glückseligkeit ist, die jedem zuteil werden muss und die jeder so empfindet.
      Und das ist nur die Kurzzusammenfassung. Menschliches Miteinander besteht für mich bisher aus "normalen" und absichtlichen Ausgrenzungen, Mobbing, schiefen Blicken, falschen Diagnosen, Ärzten, die mich gar nicht oder wahlweise wie Dreck behandeln, hin und wieder auch gern mal beides, vielen, vielen Menschen, die meist sofort, manche erst später, gegangen sind, weil ich nicht die bin, die sie in mir sehen wollten,... und so weiter und so fort — und Unverständnis meinerseits. Ich verstehe Menschen nicht und das alles wäre nicht so schlimm, würde es wenigstens ein, zwei außerhalb meiner Familie geben, mit denen es funktioniert, aber die gibt es nicht und mindestens ebenso viele, wie sich von mir abwenden, weil ich nicht bin, was sie wollen, hake ich ab, weil sie nicht sind, worauf ich gehofft habe.

      Und nach all diesem Gelaber nun das eigentliche Problem: Wenn ich wieder raus in die eigentliche Welt gehe, wird mir das Tag für Tag für Tag vor Augen gehalten werden und ich will das nicht. Und noch weniger will ich so sein. Ich will einfach nicht. Allein kann ich mich ganz gut akzeptieren, aber wenn ich demnächst wieder Vollzeitalien bin... ich will das einfach nicht. Ich will nur normal sein und meine Ruhe haben, wie alle anderen sein und in der Masse untergehen. (Nein, es ist nicht jeder anders und ach so individuell. Menschen haben Gemeinsamkeiten, die sie verbinden. Normalerweise.) Eigentlich könnte ich manches wohl sogar nutzen, aber ich will es einfach so sehr nicht haben, dass ich auch das nicht will und nicht tue, auch wenn ich mich damit vielleicht zusätzlich zu anderen zum Teil auch noch selbst sabotiere. 28 Jahre unschöne Konsequenzen reichen einfach und ich bin nicht der Typ dafür, daraus (m)einen Lifestyle zu machen. Ich will nicht nur nicht, ich kanns auch einfach nicht.

      Das nun selbst hier zum Thema zu machen, ist ziemlich ätzend und eigentlich gilt für den Umgang mit so was wohl auch die Regel "Schweigen, ignorieren und 'still ertragen'". Und eigentlich wäre mir das auch selbst lieber, aber da das Ende meiner kleinen, isolierten Welt in Sicht ist und ich nicht weiß, wie ich mit geschildertem umgehen könnte... Vielleicht hilft auch hier wieder nur radikale Akzeptanz, aber die gelingt mir einfach nicht und vielleicht fällt ja doch noch jemandem etwas dazu ein.

      Gruß
      Paula
      Hallo,

      Okay das wird jetzt vielleicht n bisschen hart aber ich möchte dazu einfach mal von meiner subjektiven Wahrnehmung Klartext schreiben:

      Wie bitte erträgst du es so dermaßen wütend zu sein? Das was du hier schreibst, da liest sich für mich eine so gewaltige Wut dahinter raus. Ja, was du beschreibst klingt absolut nicht klasse, aber zum einen wieso lässt du es dir gefallen und zum zweiten finde ich das es sich so liest als würdest du es aber auch gleichzeitig wollen.

      Du scheinst einen solchen Hass auf alles um dich herum zu haben eine immense Wut sodass du "uns" (die allgemeine Masse) mit absoluter Verachtung strafst. Was hatt die WELT dir getan? ja es gab laut deinem Text einige(!) die dich bitter enttäuscht haben. Aber eben nicht alle.
      Ich kenn das von mir selber, man wird menschenscheuer je mehr man v*rl*tzt wurde, aber es gibt da auch Mittel und Wege raus. nein jetzt kommt blabla von wegen "ist ganz easy muss man einfach tun". Nein. Das ist irre anstrengend und tut w*h.Und es baut sich eine ganze wilde Menge Emotion auf und dieser Emotionscocktail kann einen zusätzlich umhauen. Eben darum ist es wichtig Dinge mal raus-zulassen, die ganze Wut, den Hass.

      Und mal ganz pragmatisch: Nur weil du zum Amtsarzt musst heißt es ja nicht das du von einem Extrem ins nächste rutschen sollst. ist ja eh meistens totaler Käse. ich hab damals eine Wiedereingliederungsmaßnahme gemacht so mit 2-3 Stunden pro Tag, dann hatte ich noch genug Zeit zum verkrümeln und verarbeiten.

      Bist du in Therapie / hast du einen Ansprechpartner? manchmal hilft das einfach da begleitet rauszurutschen.

      Aber was ich mir naja ich sag mal für dich wünschen würde - keine Ahnung wie ich das genau formulieren soll- ist das du einfach mal diese Wut loswirst. Wenn du schreibst das du kein Vollzeitalien sein willst, was sind wir (=die Masse) dann? Das ist so einer der punkte wo ich iwie eine Wut rauslese.

      Ich persönlich hab daher auch das Gefühl das es nicht um Selbst-akzeptanz sondern eher um Akzeptanz von Mitmenschen geht.

      kann sein das ich mit alldem komplett daneben lieg, wenn ja, hey ich mach auch Fehler und ich bin ein Mensch, aber was soll's, Menschen machen manchmal Fehler,wenn es ein Fehler war entschuldige ich mich ehrlich jetzt schon einmal.

      Pinsel.
      Hey Pinsel,

      danke für deine Antwort.

      Pinsel schrieb:

      wieso lässt du es dir gefallen
      Was meinst du denn, was ich da tun soll, hm? Wenn jemand sein Bild von mir hat, ist das in Beton gegossen. Reden nützt da rein gar nichts, das habe ich bisher jedes einzelne Mal versucht. Und während das bei anderen vielleicht gelegentlich mal vorkommt, ist es bei mir Normalzustand.
      Nein, mich haben nicht restlos alle enttäuscht, aber ein einziger Mensch gegen alle anderen, denen ich in meinem Leben bisher begegnet bin, das wiegt nicht sonderlich viel auf. Mag sein, dass sich die Beschreibung dessen wie Verachtung liest, aber es ist eben tatsächlich nur eine Beschreibung. Wie gleich zu Anfang erwähnt, ich bin und lebe tatsächlich so. Würde ich "die Masse" verachten, wäre mein einziger Wunsch wohl kaum, genau so zu sein. Genauso hat die Bezeichnung "Vollzeitalien" nichts mit Wut zu tun. Zumindest nicht auf "die Masse", vielleicht ein bisschen auf mich selbst, weil ichs nicht sein will.

      In Therapie bin ich nicht mehr, nein und mehr als "akzeptieren sie halt einfach alles" konnte man mir da zuletzt auch nicht mehr sagen. Ich bin austherapiert und geholfen hat mir Therapie bisher eh nie, daher ist das auch jetzt keine Option mehr. Naja, und selbst 2 - 3 Stunden täglich sind mehr als ich jetzt "aushalten muss".

      Allerdings habe ich das ganze Drumherum nur beschrieben, weil es erklärt, warum es mir schwer fällt, mich selbst zu akzeptieren. Wie gesagt, es geht mir um Selbstakzeptanz. Meine Mitmenschen werde ich eh nie verstehen und ich werde nie "normal" sein, daher geht es mir tatsächlich nur darum, mich und meinen Platz in dieser Welt zu akzeptieren.

      Gruß
      Paula
      Guten Abend,
      Ich kann dir gar nicht so viel sagen.. es ist scheiße nicht akzeptiert zu werden und der ewige kampf gegen sich selbst, gegen seine "Natur", gegen die Gesellschaft, gegen die Welt ist hart.
      Ich bin ganz sicher nicht wie du, aber ich bin auch ein alien. Und am liebsten würde ich mich auch für immer mit den Mensch die mich akzeptieren verkriechen.. aber es geht nicht und ich kann den kampf gegen mich selbst noch nicht aufgeben.

      (Viele unsinnige Worte, die dir einen scheiß helfen.)

      Die eigentliche Frage die ich mich gefragt habe ist : wie stellst du dir dein Leben vor? wie möchtest du leben?
      Zwingt sie zum Tanzen..
      ok, falls ich ein bisschen "grawallig" rüber komme, bitte ich dies zu entschuldigen, ich bin derzeit eben für direkt:

      zum einen: es gibt verschiedene Arten der Arbeit - und wenn du weißt, dass du mit Menschen nicht so sehr - oder sie mit dir und dadurch du mit ihnen - kannst, dann gucke doch, dass du für dich, ohen großen Kontakt mit der Außenwelt, ggf. sogar von zu Hause aus machen kannst.

      und jetzt zum anderen: doch, es ist jeder anders. vielleicht nicht so sehr anders, wie du anders bist. aber jeder hat menschen, mit denen er mehr, oder eben auch weniger kann. jeder fällt irgendwo irgendwie raus - jedenfalls jeder, dem ich bisher begegnet bin. die frage ist nur, wie damit umgehen? sage ich "ach man, wieso werde ich nur nie zu den giraffen passen", daran festhalten, mit immer mit den giraffen vergleichen? oder schaue ich an mir runter und sage "ach, ups, bin ja ein pinguin, könnte ja daran liegen". Und wenn man mekrt, dass man ein pinguin ist kann man entweder losziehen und andere pinguine suchen - aber das kann sehr mühselig sein, wenn man am nordpol sitzt. oder man sucht sich andere tiere, die zwar nicht genauso sind, wie man es selbst ist, die aber von den grundzügen her zu einem passen. voraussetzung dafür ist aber auch, dass man selbst den andersartigkeiten der anderen gegenüber tolerant ist und diese akzeptiert, auch wenn man ihr handeln nicht unbedingt nachvollziehen kann.

      was zu dir eher passt - die lange suche nach menschen, die genau wie du sind (und ja, ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es keinen menschen auf der erde gibt, der in denkstruktur und -art deiner sehr ähnelt), oder das erproben gegenseitiger toleranz - musst du entscheiden oder ausprobieren. und nur ganz kurz noch dazu: ich habe beides in meinem umfeld, menschen, die mir ähneln, und menschen, die mir nicht ähneln - und manchmal ist es tatsächlich wohltuend, hilfreich und bereichernd, wenn die welt unterschiedlich gesehen wird. kompliziert bin ich auf meine eigene art und weise schon genug ;)

      Meine Mitmenschen werde ich eh nie verstehen und ich werde nie "normal"
      sein, daher geht es mir tatsächlich nur darum, mich und meinen Platz in
      dieser Welt zu akzeptieren.
      noch ganz kurz dazu: ist dir bewusst, dass du dir und deiner umwelt mit diesem satz jede chance nimmst, sich doch noch anzunähern? du musst nicht normal sein, um von anderen akzeptiert zu werden. aber das habe ich ja oben schon erklärt...

      Und mal ne gaaaaaanz doofe frage: warum möchtest du etwas ändern, wenn es gut ist, wie es ist? und wenn es doch nicht so gut ist: was stört dich am leben, wie es derzeit ist?

      die frontière
      Is this real? Or has this been happening inside my head?
      Of course it is happening inside your head, Harry, but why on earth should that mean that it is not real?

      What if its allegiance was always to someone else? Come on, Tom, let's finish this the way we started: TOGETHER!

      Harry Potter and the Deathly Hallows

      Hallo icheinfachnurich,

      danke auch dir für deine Antwort.

      Warum man Alien ist, ist letztendlich egal, denke ich, es ist so oder so scheiße. Daher... tut mir leid, dass es dir da auch so geht.
      Komischerweise ist das etwas, das für mich leichter zu ertragen war, als ich noch die falschen Diagnosen hatte, denn die haben daraus den Gedanken gemacht, dass ich okay bin. Und irgendwann bin ich dann gesund und "normal" und dann ist alles gut. Irgendwie war ich wohl okay, weil da die Aussicht darauf war, irgendwann anders zu sein.

      Wie ich mir mein Leben vorstelle... Ganz normal eigentlich. Job, Familie, ein paar Freunde,... Und der utopische Wunschtraum vom Haus im Grünen und Geld mit dem Schreiben zu verdienen. In wie weit sich das mit Realität und Umständen irgendwann mal vereinbaren lässt, werde ich dann sehen, denke ich.





      Hallo und auch danke für deine Antwort, frontière. Direkt ist gut, keine Sorge. ;)

      Mich selbstständig zu machen und von zu Hause aus arbeiten zu können, wäre tatsächlich mein Ziel, ja. Allerdings fehlen mir "offizielle" Qualifikationen, Zeugnisse, die belegen, dass ich etwas kann, Ausbildungsnachweise,... Ich habe halt "offiziell"/schriftlich aktuell nichts außer einem mittelmäßigen Realschulabschluss und zwei anderen Zeugnissen aus der Zeit direkt danach. Und auf der Grundlage wird daraus erst mal nichts, bis ich die nötigen Vorraussetzungen und Grundlagen habe.

      Und sicher sind Menschen nicht clonartig identisch, aber... keine Ahnung, sie sind wie Blätter an einem Baum. Die sind alle unterschiedlich, aber sie sind sich ähnlich und wachsen amselben Baum. Ich bin scheinbar am Busch daneben gewachsen. (Selbstbildnis als Gestrüpp. Das trifft es irgendwie. :D )
      Naja und genau da hakt es eben. Ich mag Pinguine. Wirklich. Aber ich will einfach wirklich und absolut keiner sein.
      Ich weiß, manche Menschen können das. Ich denke z.B. in letzter Zeit öfter an ein Mädchen, mit dem ich früher zusammen zur Schule gegangen bin. Künstlerin und sie hatte auch irgendwas an sich, wodurch man irgendwie gespürt hat, dass sie anders ist. Aber bei ihr war das so selbstverständlich, dass es niemanden gestört hat. Im Gegenteil.
      Aber das kann ich eben einfach nicht. Ich will nicht auffallen und nicht irgendwie "besonders" sein. Darum ist das mit den Giraffen so eine Sache. Mich stört nicht, dass sie Giraffen sind, mich stört, dass mir durch sie immer wieder klar wird, dass ich keine bin und nie eine sein werde. Und ich weiß, wie bockig und dumm das klingt, aber eben das kriege ich nicht aus meinem Kopf. Und wahrscheinlich ist eben genau das das Problem. Das Problem sind nicht meine Mitmenschen, sondern dass ich mich selbst nicht akzeptieren kann. Ich denke, wenn man das kann, kann man andere auch leichter so lassen wie sie sind und es macht einem nicht mehr so viel aus, wenn man selbst abgelehnt wird. Nicht dass ich andere ändern wollen würde, aber mir fällt das Miteinander eben schwer. Und darum ist, denke ich, auch die Suche nach Menschen gerade gar nicht so sehr das Thema, denn wahrscheinlich hat auch das einfach keinen Sinn, solang ich mich nicht akzeptieren kann.
      (Danke für den Tiervergleich, der nimmt die nicht beabsichtigte Wertung raus, die man in das Thema rein lesen kann.)

      Der von dir dann noch zitierte Satz klingt zum Teil, glaube ich, härter als er gemeint war. Vieles werde ich tatsächlich nie verstehen, aber vielleicht muss ich das auch nicht. Normal sein zu müssen, um akzeptiert zu werden, ist allerdings etwas, das bei mir tatsächlich festsitzt. Auf mich selbst bezogen, auf andere nicht so. Wohl einfach weil es meine Erfahrung ist, wobei ich auch da nicht ausschließe, dass auch das etwas damit zu tun hat, dass ich mich selbst nicht akzeptieren kann. Ich denke, so was hat eben Konsequenzen, egal wie man versucht es zu verstecken.

      frontière schrieb:

      warum möchtest du etwas ändern, wenn es gut ist, wie es ist? und wenn es doch nicht so gut ist: was stört dich am leben, wie es derzeit ist?
      Doofe Frage zurück: Du meinst ganz generell an meinem Leben? Ich denke, vor allem will ich mein Leben selbst finanzieren und mich nicht mehr vom Staat durchfüttern lassen. Naja und überhaupt stelle ich mir mein Leben eigentlich anders vor, wie habe ich ja weiter oben schon beschrieben. Irgendwie kann das hier, das, was ich jetzt habe, nicht alles gewesen sein.





      Gruß
      Paula
      Freunde...Job...eine Familie...der Wunsch nach einem normalen Leben. Den solltest Du auch nicht aufgeben.
      Vielleicht ist diese "Überprüfung Deiner Erwerbsfähigkeit" ein erster (kleiner aber wichtiger) Schritt...
      Natürlich bringt der Veränderungen in Deine Welt mit sich.
      Es ist DEIN Thread!
      Aber dennoch kurz zu mir: Habe auch vor Jahren eine solche "Wiedereingliederungsmaßnahme ins Berufsleben" gemacht. Ich war auch SEHR skeptisch ("Das geht niemals gut!"usw.)
      Es fing mit 2 Stunden und steigerte sich langsam...gemessen an meiner Belastbarkeit und Umgewöhnungszeit...(es war aber auch in einer entsprechenden Einrichtung)
      Bin froh, es gemacht zu haben...inzwischen mit einer 3 viertel Stelle...mit meinem jetzigen Kollegen verstand ich mich zuerst auch überhaupt nicht...und inzwischen zählt er
      zu meinen wenigen echten Freunden! (Auch das brauchte Zeit..)
      Zurück zu DIR (sorry, der kleine Ausflug von mir...)
      Du solltest die o.g. Wünsche nicht aufgeben...dass Du mit Deiner Selbstaktzeptanz zu kämpfen hast, liegt sicherlich in Deiner bisherigen persönlichen Entwicklung begründet...
      (das soll KEIN Angriff sein! Bei mir ist es genauso... trotz Job ist es weiterhin ein täglicher Kampf...mit mir selber...das hört dadurch NICHT auf...)
      Aber es lohnt sich dennoch!
      "Keiner weiß soviel wie wir alle zusammen." (Inschrift auf einer dänischen Rathaustür)
      Danke für deine Antwort, jungij.
      Von Aufgeben war nirgendwo die Rede, lediglich davon, dass ich sehen werde, in wie weit die Umstände es zulassen werden und das ist nur realistisch.
      Dass dieser Schritt Veränderungen mit sich bringt, ist klar, darum gehe ich ihn und wie so eine Eingliederung läuft, weiß ich. Meine Sorge liegt auch nicht beim Arbeiten an sich und ich fange diese Maßnahme nicht an, um dort Freunde zu finden. Menschen und ich ist tatsächlich schwierig, darum dieser Thread, das Thema kommt nicht so von ungefähr und ich bin nicht der Typ Mensch dafür, mal eben irgendwo wahllos Freunde zu finden. Auch nicht nach ein bisschen Zeit.
      Dass ich mit meiner Selbstakzeptanz zu kämpfen habe, liegt an dem, was ich hier bisher beschrieben habe, ich denke, da ist nicht viel zu interpretieren und ich suche im Arbeiten auch kein Allheilmittel.
      Wie gesagt, danke für deine Antwort, aber "bei mir ist es genauso" scheint da nicht so ganz hinzukommen.

      Gruß
      Paula
      Und schon wieder ich ;)

      Das Argument, sich selbst versorgen zu wollen leuchtet mir ein :)

      Was mir vorhin noch kam: Wie wäre es, wenn du mal die Menschen, die du magst, fragst, was sie an dir mögen, welche Eigenschaften ( und auch -arten). Denn vielleicht ist es ja so, dass es hilfreich ist zu sehen, weshalb man von anderen akzeptiert wird, um dann dadurch auch sich selbst ein Stück weit mehr akzeptieren zu können. Oder hast du dir schonmal aufgrschrieben, was DU an DIR magst - meinetwegen auch im luftleeren Raum ohne Außenwelt, dann fallen Vergleiche und Normen erstmal weg.
      Weiter gedacht könntest du dir solche Dinge zum Beispiel auf einen Zettel schreiben, und in den Geldbeutel stecken könntest. Und wenn du dann "da draußen" bist, und wieder das Gefühl hast, anders zu sein könntest du ihn angucken und dir sagen "ja, ich bin anders, aber ich finde es toll wie ich (keine ahnung ob das stimmt, nur als beispiel), stundenlang den Wolken zusehen kann und dabei über die Zusammenhänge der Welt nachdenken. Das möchte ich nicht missen, denn das macht mich aus"

      Vielleicht ist das auch alles für dich gar nichts - das darfst du entscheiden :)

      die frontière
      Is this real? Or has this been happening inside my head?
      Of course it is happening inside your head, Harry, but why on earth should that mean that it is not real?

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      Hi Paula,

      da ich aus einer Familie von "anderen" komme, kenne ich diese Problematik. Und es ist nur ein Teil Hochbegabung, da wäre noch meine Borderlinegeschichte, mit anderen Krankheiten kombiniert, mein Bruder war transsexuell, meine Schwester hochsensibel, ein Bruder hyperintelligent und dann noch eine gläubige Familie, wir waren immer anders.

      Was ich in meinem Leben festgestellt habe, ist, dass ich meistens mit "IN" Personen nicht so gut klar kam, aber es gab immer genügend andere "Out" Leute, die auch anders waren und mit denen habe ich unglaublich viel Spaß gehabt. Wir konnten unsere gegenseitigen Andersartigkeiten akzeptieren und locker damit umgehen. Vielleicht findest Du ja solche Menschen in Deinem Umfeld. Es gibt ja zum Beispiel hier in diesem Forum so viele außergewöhnliche Menschen mit diversen Problemen, die hier freundlich miteinander umgehen, vielleicht findest so jemanden bei Dir in der Nähe. Gibt es auch Selbsthilfegruppen (oder vielleicht nennt man es auch anders) für Hochbegabte? Wenn das denn ein Problem ist, bei dem man Hilfe braucht?? Die wurde in meiner Familie nie gesucht.

      Ich weiß ja nicht, was Du arbeitest, aber wenn Du so intelligent und begabt bist, findest Du ja einen Weg, um nicht Vollzeit mit vielen "relativ normalen" und Dich nicht akzeptierenden Menschen zusammen arbeiten zu müssen.
      Schlägt Dir die Hoffnung fehl, nie fehle Dir das Hoffen. Ein Tor ist zugetan, doch 1000 stehn noch offen. (Friedrich Rückert)
      @frontière
      Hmm. Was andere an mir mögen, weiß ich und ich selbst mag auch einiges an mir und das auch "da draußen", aber helfen tut das irgendwie nicht. Weil ich dadurch eben keinen Grund dafür finde, dass es in dem Ausmaß ist, wie es ist. Das ist eben der Punkt, der mich von besagter ehemaliger Mitschülerin unterscheidet. Das Normale an mir reicht scheinbar nicht für andere und anders will ich nicht sein. Dein Beispiel passt sogar, aber eben so was will ich einfach nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendwer sojemanden akzeptieren würde. Bisher habe ich dafür zumindest im besten Fall schräge Blicke bekommen und wurde dann eine Zeit lang geduldet.

      @rubinja
      Naja, da mich die Hochbegabung an eben diesen Punkt gebracht hat, ist sie zumindest nicht die überall beworbene absolute Glückseligkeit. Mir hat sie tatsächliche Probleme und falsche Diagnosen gebracht, sonst nichts. Hochbegabung ist Energie, die sich ungenutzt eigene Wege sucht. Angststörungen, Depressionen,... man kann so einiges dadurch bekommen. Es gibt auch spezialisierte Therapeuten, allerdings würde ich auch da zu keinem mehr gehen wollen, denn die sind dann halt auf ihre Art voreingenommen und völlig auf Karriere fixiert. So zumindest meine Erfahrung. Davon ab bin ich seit ein paar Jahren in einem Verein, habe dort bisher allerdings nur - und das ist nicht beleidigend gemeint, sondern Tatsache - asoziale, arrogante Menschen getroffen, die absolut und völlig verkopft sind und sich für die Krone der Schöpfung und den Mittelpunkt der Welt halten. Also mit "Otto Normal Hochbegabten" komme ich noch weniger zurecht als mit "normalen" Leuten.
      Naja, und "Out-Leute", die ich über die Jahre so getroffen habe, waren meist solche, die durchgehend über die böse, gemeine Gesellschaft jammern - und sich ebenfalls für die Krone der Schöpfung halten, weil sie sooo schlau sind und den absoluten Durchblick haben im Gegensatz zu den doofen Unwissenden.
      Und derzeit habe ich eben auch kein wirkliches Umfeld.

      Arbeiten tue ich gar nichts, das habe ich, glaube ich, auch schon mehrfach geschrieben, darum die Eingliederungsmaßnahme, die bräuchte ich sonst wohl nicht und was der Satz generell soll, verstehe ich nicht wirklich, ist aber sehr bezeichnend für das Thema. Ich denke, mehr schreibe ich dazu jetzt nicht.
      Nochmals hallo Paula,
      danke für Dein Feedback.
      Was ich schrieb sollte eine Ermutigung sein, solche Schritte nach "draußen" zu vers uchen...dass Du dabei nicht auf Freunde-finden aus bist, ist auch klar...
      aber könnte ja passieren...
      Weshalb sollten ALLE, denen Du dann begegnest nicht mit Dir auskommen?
      Mein Chef z. B. kann mit "dem Psycho-kram" überhaupt nix anfangen...dennoch mag ich ihn, weil er fair ist und hinter einem steht...
      Man kann auch mit Menschen auskommen, die einen nicht so verstehen...wollte ich damit sagen...
      :)
      "Keiner weiß soviel wie wir alle zusammen." (Inschrift auf einer dänischen Rathaustür)
      Wie ich schon zu Anfang geschrieben habe, gehe ich diese Schritte, Ermutigung ist da also nicht nötig.

      jungij179 schrieb:

      Weshalb sollten ALLE, denen Du dann begegnest nicht mit Dir auskommen?
      Vielleicht magst du meine bisherigen Posts in diesem Thread ja noch mal lesen.

      Danke für deine Antworten, jungij, aber mein "Feedback" aus einem anderen Thread gilt auch hier. Ich kann deine Euphorie verstehen, da die so ziemlich jeder empfindet, der hier neu ankommt, aber dieses Forum ist keine große, glückliche Familie, in der alle gleich sind, dieselben Probleme haben und identische "Kämpfe kämpfen". Ähnlichkeiten gibt es, ja, und man kann sich gegenseitig ein bisschen unterstützen, aber jeder "kämpft" mit seinen Problemen und das auf seine Art. Wenn man noch in dieser Euphoriephase ist, kann man da hin und wieder ein bisschen "betriebsblind" werden und bei jedem anderen User die eigenen Probleme sehen und vielleicht gibt es zum Teil sogar tatsächlich Ähnlichkeiten. Hier aber offensichtlich nicht.
      Geht mir wohl ähnlich wie dir. Ich glaube, ich war immer lieber für mich, eben abgesehen von einzelnen guten Freunden. Irgendwann in der Pubertät habe ich dann angefangen, mir einzubilden, dass das ein großes Problem sei und ich so ein großer Versager, da "kein Erfolg mit den Mädchen" &c.~ Naja, und oft genug versucht, dieser andere Mensch zu werden, der gerne in Gesellschaft ist, nur dass es eben einfach nie erträglich war.

      Was ich jetzt feststelle, ist, dass sich meine allgemeine Verfassung immer mehr bessert, wenn ich meinem eigentlichen Drang, hauptsächlich allein zu sein und mich mit meinem Kram zu beschäftigen, nachgebe. Die Falle, in die ich dann aber oft gehe, ist dass ich aus dieser guten Verfassung (und dem also sich einstellenden Optimismus) heraus plötzlich wieder denke, ich könne ja jetzt mal wieder mit Menschen und so... sprich, endlich die "Defizite" ausräumen, die ich mir wohl irgendwo immer noch einbilde, zu haben. Und dann passiert es ganz schnell, dass diese Fröhlichlichkeit, die ich eigentlich schon hatte, wieder schwindet, wenn ich mich ein paar Mal gezwungen habe, mit dieser bestimmten Absicht in Gesellschaft zu gehen. Dann verzweifel ich wieder und muss wochenlang daran arbeiten, die schon errungene, naja, Akzeptanz eben, wieder herzustellen.

      Ja. Das ist, was ich zum Thema beizutragen habe: Lauf nicht in diese Falle. ; )
      Gerettet ist das edle Glied
      Der Geisterwelt vom Bösen:
      Wer immer strebend sich bemüht
      Den können wir erlösen;
      Hallo Spielvogel,

      hast du dich mal mit Introversion beschäftigt? Was du schreibst klingt, als wärst du da auch ein ganz typisches Exemplar. Ich hatte dazu ja gleich im ersten Posting schon einen Link gepostet, falls du dich mit dem Thema also noch nicht beschäftigt haben solltest, vielleicht magst du ja mal rein schauen: *klick* Im ganzen Blog geht es nur darum.
      Dass es dir besser geht, wenn du bei deinen eigentlichen Bedürfnissen bleibst, ist logisch, denn das Ganze ist halt keine Macke oder Spinnerei, sondern hat letztendlich zu einem großen Teil etwas mit individuellem Reiz- und Stressmanagement zu tun, das läuft bei Introvertierten anders als bei Extravertierten. Und auch wenn Extraversion zur Norm erklärt wurde, ist das ganz normal, es ist tatsächlich generell und nicht nur bei Menschen evolutionär so eingerichtet, dass etwa 20 Prozent der Spezies introvertiert sind. Hat wohl was mit einem nötigen Gleichgewicht in Gemeinschaften und Gesellschaften zu tun, die funktionieren so besser (oder teils wohl auch ausschließlich). Und es ist eben erblich und organisch so angelegt, darum kann man sich in dem Punkt nicht umerziehen. Man kann ein paar Tricks lernen und sich zu managen, aber wie Extravertierte wird man als introvertierter Mensch nie sein.
      In dem Punkt und auf die Art will ich auch gar nicht wie alle anderen (oder eben wie die anderen 80%) sein, das ist für mich okay so. Zumindest seit ich auf das Thema gestoßen bin. Es ist eher das Drumherum, das wirklich seltsam ist. Ich wäre nur gern so weit "normal", dass ich eben auch so weit kompatibel sind, dass meine Wünsche für mein Leben funktionieren, aber als Mischung aus Seven of Nine, Amélie und Gossip Girl funktioniert das bisher nicht wirklich.

      Gruß
      Paula
      Ja, natürlich… wie das so ist, man versucht ewig herauszufinden, was "verkehrt mit einem" ist. Introversion kam mir, was mich angeht, als eine der sinnvolleren Erklärungen vor und ich hab's ja in meinem Beitrag auch in die Richtung formuliert.
      Traditionell ist die Idee ja immer schnell, dass eine Sozialphobie vorliegt, nur ist mir z.B. das Halten von Vorträgen so dermaßen egal bzw. macht mir oft sogar großen Spaß, dass ich mir das nicht wirklich erzählen lassen will. Schätze ich.
      Aber der letztlich empfinde ich es so wie du: Es gestaltet sich vieles doch eher vertrackt. Beruflich bin ich immerhin im Introversionsjob #1 gelandet und kann im Prinzip (wie es auch meine Kollegen fast alle tun) den ganzen Tag mit schalldichten Kopfhörern am Computer sitzen. Aber irgendeine Art von menschlichem Umgang will man ja im restlichen Leben dann schon noch haben? Das Internet funktioniert dafür gar nicht schlecht, aber vielleicht wird die richtige Welt auch grade deshalb immer stressiger und lauter, weil sich die zurückhaltenden Menschen alle ins Internet zurückziehen? Wer weiß!
      Gerettet ist das edle Glied
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      Hallo Paula,

      dein Thema hat mich angesprochen und mich auf den Gedanken gebracht, mal über den Versuch einer Geschichte dir zu antworten. Wenn du also magst, dann lies sie, ich hab sie für dich geschrieben. Wenn du keinen Bedarf an „Geschichte“ oder „Märchen“ von Elfenspiegel oder so haben solltest, dann ignoriere bitte einfach meine Zeilen.

      Es war einmal eine Uhr

      Wenn du jetzt noch Lust hast weiter zu lesen, dann vielleicht noch folgender Gedanke:

      Stell dir einfach mal vor, da käme eine Frau zu dir, so wie du. Sie setzt sich neben dich oder vielleicht auch dir gegenüber. Weil ihr euch kennt, erzählt sie dir ihre Geschichte, berichtet von ihren Eigenschaften, ihren Fähigkeiten und ihrem heutigen Leben. Sie sagt zu dir: „Ich will die Welt nicht ändern, ich will mich nicht verändern.“ Dann stellt sie dir die Frage: „Was muss ich tun, damit ich mich heute im Hier und Jetzt akzeptieren kann?“

      Was würdest du der Frau sagen?

      Wenn du deinem Gefühl nach feststelltest, dass die Frau noch nicht alle Fähigkeiten und Ressourcen hat, dann schenkst du ihr einfach welche. Einfach so wie ein Paket von DHL. Ist ja nur eine Vorstellung.

      Und würdest du vielleicht nachfragen:
      ... Wie genau stellst du dir diese Akzeptanz vor?
      ... Was oder welche Eigenschaften oder Fähigkeiten dazu habe ich?
      ... Welche müsste ich mir erst aneignen oder welche nur ausbauen?
      ... Woran machst du fest, dass du deinem Wunsch einen Schritt näher gekommen bist?
      ... Wie erfasst du den Punkt, an dem du sagst, ich habe das Ziel erreicht?
      ... Welche Teilschritte könntest du machen, um das große Ziel in machbare Etappen zu gliedern?
      ... Was könnte ein erster Schritt auf dem Weg dahin sein?“

      Nur so ein Gedankenspiel und/oder eine Vorstellungsmöglichkeit (vielleicht ein zu einfaches Strickmuster).
      Dann verzeih meine Einmischung.

      Mit liebem Gruß
      Elfenspiegel
      @Spielvogel
      Okay. Ich habe mittlerweile schon öfter erlebt, dass jemand etwas fast wie aus dem Fachbuch beschreibt und trotzdem nie auf das tatsächliche Thema selbst gestoßen ist, darum vorsichtshalber die Frage.
      Eine Sozialphobie hatte ich tatsächlich mal, ich könnte da also aus Erfahrung bestätigen, dass sich das eine vom anderen, wenn man ehrlich zu sich ist, schon unterscheidet. Es ist schon was anderes, ob man Menschen meidet, weil sie einem Angst machen oder Menschen mag (oder zumindest mit ihnen zurecht kommt), aber trotzdem lieber für sich ist. Ich denke, wenn man da in sich rein hört, merkt man, ob das eine oder das andere zutrifft. Trotzdem wurde mir aber auch als ich die Sozialphobie dann los war immer noch hin und wieder Angst unterstellt und/oder das Ganze als depressiv fehlgedeutet. (Wobei ich auch das zeitweise war und wohl auch immer noch hin und wieder bin, aber nicht annähernd so häufig wie behauptet.) Da war für manche meine Art zu leben ausschlaggebender als wie ich mich fühle.
      Ich glaube, ich möchte beruflich vor allem die Freiheit haben, mir meine Arbeit selbst einteilen zu können. Den ganzen Tag am Computer sitzen könnte ich nicht, glaube ich, da versinke ich irgendwann dann doch zu sehr in meiner eigenen Kopfwelt.

      Tja, was war zuerst da, das Huhn oder das Ei. Wird die Welt immer lauter, weil die Zurückhaltenden sich zurückziehen oder ziehen sie sich zurück, weil die Welt immer lauter wird. Mir gehts da aber auch so, vor allem weil ich lieber schreibe als zu reden. Das ändert sich erst, wenn ich jemanden schon ganz gut kenne und man sich etwas näher steht, wobei es selbst dann tagesformabhängig ist. (Und: Bloß nicht telefonieren...)


      @Elfenspiegel
      Danke für die Geschichte, ich weiß gerade gar nicht, was ich dazu sagen könnte. Danke auf jeden Fall. :)
      Und auch danke für den Rest, der ist sicher nicht zu einfach gestrickt. Ich glaube, darüber muss ich erst mal nachdenken.


      Lieber Gruß
      Paula
      Hallo Paula,

      habe nach meinem gestrigen Beitrag das Gefühl gehabt, dass da noch nicht alles rund war. Deshalb möchte ich noch ein paar Sätze und Gedanken ergänzen und dabei als Erstes an der Geschichte anknüpfen.

      ... die Uhr – das bist du(oder könntest du sein)
      ... die Uhrmacherin – das bist du auch (oh Wunder)
      ... und die Vorgehensweise – behutsam, so solltest du mit dir dabei umgehen (auch trivial).

      Du schriebst „der Amtsarzt wird demnächst die Tür zur Welt öffnen“ – genau das, aber auch nicht mehr. Er wird sie aufschließen und es liegt dann m.E. an dir (und dir ganz allein), wie weit und in welcher Geschwindigkeit du diese Tür öffnest – und evtl. sogar schon einen Schritt nach „draußen“ gehst. Hier sehe ich im Besonderen deine Möglichkeit, den Prozess zu steuern.

      Du kannst ihn planen, du kannst dir einen Film dazu machen, für jeden Schritt, angefangen von dem Moment, wo du vielleicht die Stöpsel aus den Ohren ziehst und die Lautheit der Welt wahrnimmst. Du kannst mit den Augen blinzeln, um die Grellheit der Sonne da „draußen“ zu dämpfen. Du kannst dir „eine Jacke anziehen“ gegen die menschliche Kälte. Du bestimmst die Schrittgröße und die Schrittweite. Und du bestimmst die Anzahl der Schritte, die du am ersten Tag, am zweiten Tag, etc. etc. machen willst. Alles trivial – ich weiß.

      Wärst du ein Baumsämling und fielest auf die Erde im Park, na wunderbar. Aber du bist vielleicht ein Baumsämling, der in den Alpen zu Boden gefallen ist. Er wird mit dem nächsten Wasser versuchen, seine erste Wurzel zwischen all den feindlichen Steinen durch in Richtung „Erde“ auszustrecken. Dabei muss sie sich an den kalten scharfkantigen Steinen vorbeidrängen, so wie du. Muss die Lücken dazwischen finden, ihren Weg. Dann wird sie zum ersten Mal die Kühle der Erde spüren, und sie wird Fuß fassen. Sie wird ihren Stand beginnen, sofort auszubauen und zu verfestigen. Erst danach wird die nächste Wurzel sich ihren Weg bahnen (man verzeihe mir eine mögliche biologische Unkorrektheit). Etc. Etc.

      So werden sie sich alle arrangieren: die Steine, der wachsende Baum. Mal werden die Steine zur Seite gedrückt (wenn die Wurzel stark ist), mal wird sich die Wurzel einen machbareren Weg suchen oder suchen müssen. Und so wird der Baum in seiner Welt und unter seinen Bedingungen (von innen und von außen) seinen Standort finden und festigen.

      Vielleicht kannst du ja für dich dieses Bild vom Baum mal auf dich wirken lassen. Und es sagt dir dann vielleicht mehr als meine tausend Worte.

      Wärest du ein Wanderer und würdest eines Tages an dieser Stelle vorbeikommen, dann würdest du vielleicht feststellen: der Baum kann keinen anderen Standort haben als eben gerade diesen. Du würdest seine einzigartige Form sehen, sein Gewundensein, seinen Trotz und seine Standhaftigkeit gegenüber der Umwelt und den Stürmen der Berge. Auch die Felsen und alles Drumherum gehörten wie aus einem Guss dazu.

      Du würdest vielleicht die Einzigartigkeit dieses Baumes in dieser Umgebung bewundern. Ich jedenfalls habe großen Respekt vor diesem Bild und genauso respektvoll sollten meine Gedanken und Worte zu deinem Thema sein.

      Erlaube mir abschließend dazu zu bemerken: dies scheint mir dein Prozess und dein Weg.

      Mit liebem Gruß
      Elfenspiegel
      Hallo Elfenspiegel,

      danke für deine Antwort.

      Mag sein, dass manches erst mal trivial klingt, aber gerade wenn es bei scheinbar Trivialem hakt, wird es problematisch, denn die Jacke zum Anziehen fehlt mir zum Beispiel. Ich habe kein "dickes Fell" und ich hatte nie eins. Und nachdem es 28 Jahre lang nicht funktioniert hat, mir eins anzutrainieren, denke ich, dass ich einfach einer der Menschen bin, bei denen das nicht geht. Für mich ist, denke ich, eher der Umweg über Ausgleich und Fokusänderung wichtig und den Rest dann auszuhalten.
      Und auch ganz generell ist die Selbstakzeptanz, die ich suche, für diesen scheinbar so trivialen Punkt wichtig, weil ich die Angewohnheit habe, viel zu schnell loszulaufen, wenn sich eine Tür öffnet. Zu schnell, als dass ich damit zurecht kommen würde. Denn die Welt ist mir zu schnell. Sie ist mir zu laut und vielleicht auch zu kalt. Und wenn die Tür dann offen ist, dann laufe ich los, einerseits im naiven Glauben, dass sie anders wäre und gleichzeitig mit dem Versuch, mich nahtlos anzupassen. Da werde ich auch dieses Mal aufpassen müssen, denn ich habe mit ungefähr 10 angefangen, mich zu verbiegen, weil ich dachte, ich wäre nicht okay und mittlerweile ist es besser, aber das Umlernen fällt immer noch ein bisschen schwer.

      Elfenspiegel schrieb:

      Vielleicht kannst du ja für dich dieses Bild vom Baum mal auf dich wirken lassen. Und es sagt dir dann vielleicht mehr als meine tausend Worte.
      Das tut es tatsächlich, also... nicht mehr, aber es sagt mir etwas, denn die Vorstellung eines Waldes aus identischen Bäumen in künstlich sauber-akurater Anordnung scheint ziemlich absurd. Manchmal braucht es so etwas, damit ich merke, wie absurd auch manche Dinge sind, die ich von mir selbst erwarte.

      _______________


      Und auch andere Dinge fallen mir manchmal erst auf, wenn man mich mit der Nase darauf stößt. Mein Problem bin ja eigentlich nicht ich, ich werde erst zu einem Problem für mich, wenn ich für andere zur Angriffsfläche werde und mir, egal ob im Spaß, wertfrei oder in böser Absicht, vor Augen gehalten wird "Du bist ein Freak und gehörst nicht dazu".
      In den letzten Tagen habe ich einiges gelesen und schon vor einer Weile hatte ich mit anderem Hintergrund hier einen Thread, in dem es um die Diskrepanz zwischen innen und außen ging. Und ich denke, dass das hier auch wieder Teil des Problems sein könnte, denn wenn ich mich beschreibe oder wenn man mich kennen lernt, ohne zu wissen, wie ich aussehe, erwarten die meisten optisch eine Mischung aus Mauerblümchen, grauer Maus und Nerd. (Eigentlich wäre das ein interessantes Experiment, denn hier im Forum wissen gerade nicht viele, wie ich aussehe.) Und auch wenn immer so schön gesagt wird, dass es die inneren Werte wären, die zählen, das erste, was man normalerweise von einem Menschen mitbekommt, ist das Äußere und dreht man das Beschriebene nun um, ich denke, die meisten können sich nicht vorstellen, dass hinter meinem Äußeren jemand wie ich steckt.
      In einem Artikel wurde das daraus resultierende Problem, glaube ich, ganz gut zusammengefasst:
      So let’s add another dimension to this: the quiet, introverted person is also physically attractive. That changes things! Instead of being the shy chick you might have sympathy for, she suddenly turns into the hot chick who won’t give you the time of day because she thinks she’s too good for you, right? People assume if you’re attractive, the world is your oyster and you can have your pick of dates! Yet attractive people can be introverted too, even shy – the Attractive Introvert (A.I.) can struggle with insecurity just like everyone else. But because they’re attractive, nobody recognizes the shyness.
      Quelle
      (Vorsichtshalber: Ja, ich finde mich hübsch und bekomme entsprechende Rückmeldungen, sehe das aber nicht als Vergleich, in dem irgendwer besser oder schlechter abschneidet.)
      Sie bezieht sich in dem Absatz nun hauptsächlich auf Dating, aber ich denke, das ist generell zwischenmenschlich so. Dinge, an die ich nicht denke, denn auch eine ehemals gute Freundin hat mir früher mal gesagt, dass sie mich für eine seltsame, arrogante Kuh gehalten hat, bevor wir uns kennen gelernt haben. Ich bin still, oft in meinem Kopf versunken, meist eher (und lieber) beobachtend, manchmal einsilbig und wenn ich rede, bringe ich auf den Punkt, was ich sagen will. Wenn man mich sieht, schließt man aber wohl eher auf andere als die tatsächlichen Gründe dafür.
      Und wenn es dann darum geht, Menschen kennen zu lernen, erwarten die meisten wohl z.B. auch, dass man sich von sich aus regelmäßig und (für mein Empfinden) häufig meldet. Auch das etwas, woran ich nicht denke. Weder an die Erwartung, noch daran, es auch tatsächlich zu tun. Auch nicht bei Menschen, die ich mag und die mir nahe stehen und wichtig sind.

      Die Frage ist nur, was tun? Ich kann ja kaum so tun, als wäre ich anders als ich tatsächlich bin. Oder zumindest will ich das eigentlich nicht mehr.

      Gruß
      Paula