Sinn/Resignation

      Sinn/Resignation

      Hallo liebes Forum,

      da bin ich mal wieder. Vermutlich nur für diesen Thread, also seid nicht böse, falls ich nicht auf PNs antworte.

      Ich sehe zur Zeit keine Perspektive. Es fühlt sich alles so sinnfrei an. Ich funktioniere so halb. Ich habe mein Essverhalten zwar nicht unter Kontrolle und Sport schaffe ich nicht immer, aber ansonsten habe ich einen geregelten Tagesablauf. Ich lerne und das z.T. sehr erfolgreich. Ich habe viele soziale Kontakte. Ich verbringe Zeit mit meinem Freund. Aber es fühlt sich alles so mechanisch an. Es ist nicht so, dass ich nichts empfinden würde. Von Glück über Wut bis tiefe Depression ist alles dabei. Vermutlich dank der Psychopharmaka. Aber egal, was ich tue, egal, wie ich mich fühle: Im Hintergrund steht immer nur: Warum? Wofür?
      Ich weiß, dass es lächerlich ist, nach dem Sinn des Lebens zu fragen, weil es keine Antwort darauf gibt. Das muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Aber trotzdem stehe ich vor dieser Frage und grüble immer mehr darüber nach. Ich dachte, diese Phase hätte ich mit dem Teenageralter abgeschlossen.
      Es ist paradox: Einerseits sind mir viele Dinge wichtig. Andrerseits relativiere ich alles, empfinde vieles als belanglos. Es ist schwer zu erklären...vielleicht ein Beispiel: Das ganze Weltgeschehen da draußen z.B. geht mir gerade mehr oder weniger am Allerwertesten vorbei. Es gab immer Kriege und Krisen und Leid und es wird auch immer so sein. Es ist, als würde ich auf einen Ameisenhaufen schauen, alles wuselt herum und ist beschäftigt, aber es ist so unwichtig, so belanglos. (Und ja, ich weiß, dass das die Sicht einer Privilegierten ist, die in einem sicheren Land lebt.) Ich selber bin unwichtig, einer unter Milliarden Menschen, ein Staubkorn im Universum.
      Ich empfinde die Verantwortung für mein Leben als Last. Ich kann mich nicht einfach ins Bett legen und nichts mehr tun, weil sowieso alles egal ist. Denn dann würden sich viele Leute Sorgen machen und irgendwie denke ich, dass ich mir dann alles verbaue. Also scheint mir meine Zukunft doch nicht so egal zu sein. Das Studium ist mir noch irgendwie wichtig. Weil Leistung mir irgendwie eine Art Legitimation für mein Sein zu sein scheint. Und weil es eine gute Realitätsflucht ist. Und natürlich sind mir die Menschen, die mir nahestehen, wichtig. Aber ansonsten...wenn ich an die Zukunft denke, sehe ich nur Anstrengung/Mühe und Entscheidungen, die ich treffen muss. Aber da muss doch noch mehr sein.

      Mein Umfeld kriegt davon nicht so viel mit. Ich möchte nicht noch mehr zur Last fallen. Meine Psychiaterin meint, ich solle mal über Therapie nachdenken. Aber ich glaube nicht, dass das gerade Sinn machen würde. Ich habe viel gelernt durch unterschiedliche Therapien. Aber anwenden muss ich die Dinge allein und wenn ich das nicht dauerhaft hinbekomme, hilft mir auch noch mehr Therapie nicht.
      Hm. Ich merke grade, dass sich der Text so liest, als würde ich jammern. Darum geht es mir aber nicht. Es geht mir um dieses Gefühl der Resignation, der verlorenen Lebensfreude oder was auch immer. Ich kann nichtmal formulieren, was ich gerne hören möchte. Ich meine, welchen Sinn mein Leben macht, wird mir sowieso keiner sagen können. Vielleicht kommt auch gar nicht rüber, was ich sagen will, manchmal weiß ich das selbst nicht so genau.

      Naja, danke fürs Lesen.

      Liebe Grüße,
      Fylgja.
      Guten Morgen,

      den Sinn des Lebens kann man wirklich nicht abgefertigt jemanden anbieten.

      Aber ich glaube um den gehts auch gar nicht. Vielmehr um die Eckpunkte die du geschrieben hast: Verantwortung für das eigene Leben einfach zu leben, ohne es als Last zu empfinden und wieder Lebensfreude haben.

      Zum ersten: Wenn du das das deinem Doc so gesagt hast, kann cih den Impuls der Thera schon verstehen, denn da steckt eine Menge destruktiver Energie hinter, finde ich. Auch in Verbindung damit das du alles als sehr mechanisch empfindest. Was passiert wenn du die Kontrolle lockerst? Die Kontrolle über dein leben und einfach lebst.
      Ich weiß das klingt so einfach. Mir hat ein Perspektivwechsel dann geholfen: Statt Ich muss zur Schule habe ich mir gedacht Wenn ich zur Schule gehe sehe X wieder darauf freue cih mich oder Wenn ich einkaufen gehe, gönn ich mir n leckeren Extra statt Sorge für dich, geh einkaufen.
      Mittlerweile hat sich das ganz gut verankert. Essen ist bei mir immer noch so eine Sache, aber ich hab mir da den Druck rausgenommen, indem ich für mich ausgemacht habe, das ich weiß das cih normal und gesund essen kann, aber ich weiß auch das es mir in Stress schwerfällt und wenn es dann nicht Ernährungslehrbuchmäßig abläuft ist das okay, solange ich genug esse und trinke das ich keine Folgeschäden bekomm.
      Das nur als Impulse.

      Zum zweiten: Das find cih shcon schwieriger. Für mcih war das auch immer mit der Frage "Wozu" verknüpft.
      Ich versuche mir zeitnahe und weite Ziele zu stezten, einfach auch mal von der Zukunft träumen, mir vorstellen, was ich später alles machen kann. Zum beispiel: Wenn cih endlich ein Anerkennungsplätzchen bekomm, dann verdiene cih auhc geld, und kann damiot zB Fortbildungen besuchen die ich shcon immer machen wollte.

      Ich weiß das du eine eigne (wunderbare!) Persönlichkeit bist, und das du die Fähigkeit besitzt dir das rauszuziehen was du brauchst.
      Das Thema Leistung als Legimation (zu dem ich aus eigenen gründen besser mal nichts sage....) ist ja auch ein wiederkehrender Punkt - Hast du da mal in deinen Theras was zu gemacht?

      Ich wünsch dir alles alles Gute und n Haufen Kraft und ne Tonne Mut =)

      LG, Pinsel
      Hey du,

      danke für die Antwort (und auch für deine liebe Karte).

      Ich kanns mal versuchen, das mit der Kontrolle. Also halt auf die schönen Dinge fokusieren. Deine Beispiele sind gut. Wenn ich so überlege, fällt mir gerade nichts ein, wie ich das für mich machen könnte, mir fehlt da evtl. grade der Blick. Ich mein, das sind ja Motivationen, mit denen man sich morgens aus dem Bett bekommt. Du weißt ja, dass ich diese schöne Momente Liste führe, vielleicht muss ich das mal intensivieren.
      Aber es ändert ja nichts dran, dass meine Handlungen sinnlos bleiben, ob ich sie jetzt motiviert tue oder nicht.
      Das mit dem Essen ist schwierig, weil...ich weiß wie du es meinst, ich finde das auch gut und ich bewundere dich, wie reflektiert du da an dir arbeitest. Und deswegen weiß ich auch nicht, wie viel ich jetzt dazu sagen sollte, weil ich dir nicht auf die Füße treten mag oder dich auf blöde Gedanken bringen will. Es ist nur...würde ich zu wenig essen, würde ich das eher akzeptieren können als eben jetzt wo ich zu viel esse.

      Zu den Zielen: Zeitnahe Ziele kann ich mir setzen, aber alles, was über ein paar Monate hinausgeht ist...ganz schlecht. Ich hab jetzt meinem Freund versprochen, nach der letzten Prüfungen nach einem Praktikum für den Herbst zu suchen. Vielleicht eröffnet mir das dann Perspektiven und dann kann ich mir vielleicht auch eher Ziele setzen, wenn ich z.B: weiß, ob ich diesen Job machen will und was ich dafür tun muss etc. Ich mein, ich hab eigentlich ein Ziel, einen Wunsch, aber diesen Job zu kriegen werde ich nicht schaffen, der Zug ist abgefahren, deswegen verweigere ich mich vielleicht auch gerade für anderes.

      Ich weiß das du eine eigne (wunderbare!) Persönlichkeit bist, und das du die Fähigkeit besitzt dir das rauszuziehen was du brauchst.
      Ich sollte wohl danke sagen. Aber momentan fühle ich mich so als Betrügerin, wenn Menschen sowas sagen.

      Hm, ja, zur Leistung haben wir viel gemacht in der Therapie. Ich kann das aber grade so gar nicht mehr annehmen. Ich weiß, warum es so ist und verstandmäßig ja auch, dass es eine falsche Sichtweise ist und dass ich auf andere ja auch einen anderen Maßstab ansetze als auf mich. Ich weiß nicht, ob ich gerade von diesem Leistungsdenken nicht weg kann oder nicht weg will, vielleicht beides.

      Ja, ich weiß nicht, irgendwie war das keine so konstruktive Antwort wie mir. Ich hoffe, ich bin dir nicht auf die Füße getreten oder so. Gerade dich will ich eigentlich nicht belasten.

      Liebe Grüße,
      Fylgja
      Hallo Fylgja,

      früher habe ich mir auch oft die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt. Heute mache ich das nicht mehr. Ich habe es mir sozusagen abgewöhnt. Ich bin hier bzw. darf hier sein und das ist gut so, das ist genug Sinn für mich. Aber bis ich da hin kam hats lange gedauert. Ich musste das üben, also mir immer wieder sagen, dass jeder Tag ein Geschenk ist und sich auch die Anstrengung lohnt. Dass es sich lohnt, das habe ich durch viele Kleinigkeiten gemerkt. Ein anderer findet manche Dinge vielleicht belanglos, über die ich mich tierisch freue. Vielleicht musst du das nochmal fokussieren, also die Dinge, die auf deine Liste stehen (von der Liste hast du ja oben geschrieben). Ansonsten hilft mir immer, dass ich mir Belohnungen erlaube. Darauf freue ich mich dann und hilft mir dabei, den Berg an Anforerungen zu überstehen. Zum Beispiel gönne ich mir beim Lernen immer zwischendrin einen Kaffee, in der zeit mache ich auch sonst nichts, zumindest nichts was mit lernen zu tun hat.

      Ich weiß nicht, ob dir das nützlich erscheint, abervielleicht ist ja was dabei :)
      Liebe Grüße
      Rosenzauber
      Hallo Rosenzauber,

      und vielen Dank, für deine Antwort.
      Wie gesagt, ich habe fürher auch viel über die Sinnfrage nachgedacht, das hat dann irgendwann aufgehört. Aber dass man sich das bewusst abtrainieren kann ist ein Gedanke, auf den ich noch nicht gekommen bin. Ich bin da zugegebener Maßen noch skeptisch, aber ein Versuch ist es wert. Ich hab mir für das neue Semester eine Philosophievorlesung rausgesucht, die das vielleicht etwas unterstützt.
      Belohnungen funktionieren mal gut, mal weniger, aber das Prinzip ist mir vertraut.
      Ich glaube, das Hauptproblem ist einfach, dass sich gerade häufig dieses "Es ist sowieso alles unwichtig, belanglos, sinnlos"-Gefühl einschleicht. Aber ich glaube, ich komme der Sache mehr auf die Spur. Ich ahne, dass das vielleicht einfach viel Feigheit ist oder so eine Art Vermeidungsverhalten. Ich habe Angst, mich mit gewissen Dingen auseinanderzustezen (Zukunftsplanung, Job etc.), weil ich weiß, dass das unangenehm, anstrengend und z.T. auch verdammt schm*rzhaft werden wird. Und indem ich einfach alles als sinnlos definiere, meide ich die Konfrontation mit diesen Dingen. Wenn sowieso alles egal ist, dann sind auch die Dinge egal, die mir Angst machen. Blöd daran: Auch das Gute wird mir egal.
      Naja, ich glaube, das ist ein Ansatz, der stimmig ist und den ich weiter verfolgen sollte. Mich wieder dem Leben stellen, das ist wohl meine Hauptaufgabe.

      Liebe Grüße,
      Fylgja
      Dies Thema beschäftigt mich auch oft.
      Wozu strenge ich mich an?
      Für wen mach ich das eigentlich?
      Warum lass ich es nicht einfach?
      Denn manchmal habe ich keine Lust mehr.
      Dann ist es so, als ob ich in den negativen Gedanken und Gefühlen ertrinke.
      Weil niemand da ist, der mir sagt, dass alles gut ist...
      weil niemand da ist, der mich in den Arm nimmt...
      weil niemand da ist, bei dem ich einfach ich sein kann...
      weil ich so ein armes jämmerliches Würmchen bin...
      Hallo du,

      ich bin mir nicht ganz sicher, was ich dir darauf antworten soll. Wie gesagt, eine Lösung habe ich auch noch nicht gefunden. Vielleicht gibt es auch nicht die eine Lösung. Vielleicht muss das jeder für sich selbst finden; ich weiß es nicht.

      Liebe Grüße,
      Fylgja.
      Hallo Fylgja!
      Ich freu mich, dass du geantwortet hast! Das ist echt nett von dir!
      Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil ich das geschrieben habe. weil das so nach Selbstmitleid aussieht und ich oft im Innern höre, dass man sowas nicht sagen darf und dass ich mich nicht so anstellen darf und so. Aber manchmal hilft es ja auch, wenn man es mal los wird.
      Meine Therapeutin meint auch, dass es an Macht verliert, wenn man darüber redet. Sie sagt auch immer dass wir das hinkriegen gemeinsam.
      Aber es kommen immer wieder Tage oder Momente wo ich nicht mehr dran glaub.
      Jetzt ist es schon ein bisschen besser. Und ich hab heute keinen Blödsinn gebaut. Das ist auch schon was.
      Danke. JuNeMi
      Hallo Fylgja,
      als ich Probleme hatte, das Gute in der Welt zu sehen (wenn man so sagen kann), da hat es mir geholfen, viel in der Natur zu sein. Denn was man da manchmal zu sehen bekommt, das kam mir manchmal einfach unfassbar schön vor. Ist bei mir auch heute noch so. Das Gute sehe ich besonders, wenn ich draußen bin. Dann ist auch mein Geist irgendwie freier und ich kann mich wieder anderen Dingen widmen.

      Hallo JuNeMi,
      ich glaube, man strengt sich in aller erster Linie mal für sich selbt an. Weil man es wert ist, dass es einem gut geht. Vielleicht solltest du dir selbst sagen, dass alles gut ist. Das kann manchmal auch schon helfen.

      Liebe Grüße
      Rosenzauber

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Rosenzauber“ ()

      Danke für deine Tipps.
      Ich frag mich echt wie man es lernt, dass man es wert ist, dass man es für sich selbst macht, sich anstrengen, mein ich.
      Zum Glück kann ich es manchmal fühlen, dass das Leben auch schön sein kann. Ich bin froh darüber dass ich solche Dinge wieder wahrnehmen kann.
      Ich will dass das weg geht - dieses ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ist doch alles scheiße und es lohnt sich nicht. Damit ich mein Leben und ich mehr mögen kann und mich immer stark fühle usw. Weiß jemand wie das weggeht?
      Hallo JuNeMi,

      mir geht es auch oft wie dir, dass ich denke, es sieht nach Selbstmitleid aus. Und man muss schon auch aufpassen, dass man nicht auf diese Scheine rutscht. Aber andrerseits muss man es sich auch mal erlauben zu sagen: Es geht mir nicht gut. Denn wenn man sich immer sagt "Reiss dich zusammen, stell dich nicht so an", dann wird es einem m.E. irgendwann noch schlechter gehen bzw. es wird einen vielleicht daran hindern, sich Hilfe zu holen.
      Aber es kommen immer wieder Tage oder Momente wo ich nicht mehr dran glaub.
      Das heißt ja aber auch, dass es Momente gibt, in denen du glaubst, dass es gut wird? Mir hilft es manchmal, mir in den schlechten Momenten zu sagen, dass ich oft schlechte Momente hatte und dass nach diesen schlechten Momenten auch wieder gute Momente kamen und dass auch diesmal wieder ein guter Moment kommen wird, wenn ich Geduld mit mir habe und mich darum bemühe. Das klingt jetzt vielleicht wie ein billiger Kalenderspruch, so meine ich das aber nicht, verstehst du?
      Ich will auch, dass das weg geht. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu negativ für dich: Aber manchmal denke ich, dass es vielleicht nie weg geht. Vielleicht bleibt das für immer. Aber ich denke, solang ich lerne, damit zu leben - und zwar trotzdem glücklich zu leben - solange ist es auch ok (wenn auch nicht schön), dass es da ist. Viele andere Menschen müssen ja auch lernen, mit etwas zu leben, z.B. nach einem Unfall akzeptieren, dass sie nie wieder richtig Laufen können. Dass das Leben aber trotzdem lebenswert sein kann, wenn man lernt, das zu akzeptieren.

      @Rosenzauber
      Ja, du hast Recht, die NAtur hilft da viel. Ich habe es in den letzten Wochen nicht geschafft, obwohl ich es mir vorgenommen hatte. Aber gestern habe ich endlich wieder die Energie gehabt, Joggen zu gehen. Es hat leicht geregnet und das war so wichtig, weil es viel zu trocken war die letzten Wochen und der Wald hat so gut gerochen und das Rascheln der Blätter im sanften Regen... Ich habe dann auch innegehalten und bemerkt, dass ich mich in diesem Moemten ganz da, ganz lebendig gefühlt habe, dass es ok war, dass ich da bin. Konservieren kann ich mir dieses Gefühl noch nicht, aber es hat geholfen, die Hoffnungslosigkeit ein kleines Stückchen wegzuschieben.

      Liebe Grüße,
      Fylgja
      Liebe Fylgja,
      ja das stimmt, es gibt Momente, in denen es besser oder sogar gut geht.
      Und ich kann mich auch über kleine Dinge freuen. Zum Beispiel über die Osterglocken, die so schön auf meiner Fensterbank blühen.
      Manchmal kommt es mit aber auch wie Selbstverarsche vor. Wenn ich in einem Moment an einer Blume rieche und quasi im selben Moment denke dass ich keine Lust mehr auf mein Leben habe.
      Aber vielleicht ist es so wie du es sagst. Wenn ich mich immer nur dagegen wehre und "es" weg haben will, dann mach ich es mir sehr schwer. Die Idee es quasi wie eine Behinderung zu betrachten, die man akzeptieren und mit der man lernen muss umzugehen, erscheint mir hilfreich. Wen an das schafft, kommt man vielleicht auch nciht mehr so schnell in diese Selbstverurteilungsschine rein und macht sich nicht mehr so fertig, weil man einige Dinge nicht kann oder Schwierigkeiten mit Dingen hat, die für andere ganz einfach und normal sind. Gleichzeitig heißt das aber auch nicht, dass ich nicht mehr an mir arbeiten muss, soll oder will.Besonders an den Dingen, die mein Leben eben sehr einschränken oder selbst verletzende Charakter haben.
      Danke für deine Hilfe! JuNeMi
      Ich weiß, die Debatte ist schon weitergegangen, aber zum zitierten Teil muss ich noch was loswerden, weil der mir am allerwichtigsten erscheint:

      Fylgja schrieb:


      Ich glaube, das Hauptproblem ist einfach, dass sich gerade häufig dieses "Es ist sowieso alles unwichtig, belanglos, sinnlos"-Gefühl einschleicht. Aber ich glaube, ich komme der Sache mehr auf die Spur. Ich ahne, dass das vielleicht einfach viel Feigheit ist oder so eine Art Vermeidungsverhalten. Ich habe Angst, mich mit gewissen Dingen auseinanderzustezen (Zukunftsplanung, Job etc.), weil ich weiß, dass das unangenehm, anstrengend und z.T. auch verdammt schm*rzhaft werden wird. Und indem ich einfach alles als sinnlos definiere, meide ich die Konfrontation mit diesen Dingen. Wenn sowieso alles egal ist, dann sind auch die Dinge egal, die mir Angst machen. Blöd daran: Auch das Gute wird mir egal.
      Naja, ich glaube, das ist ein Ansatz, der stimmig ist und den ich weiter verfolgen sollte. Mich wieder dem Leben stellen, das ist wohl meine Hauptaufgabe.

      Das Kursive (also eigentlich alles, klar, aber das besonders) kenne ich so so gut. Und darum mal ein Danke fürs "Wieder vor Augen führen"!

      Frage ist nur: Wirfst du dir dein "Vermeidungsverhalten" und deine Hauptaufgabe vor oder sind das nüchterne, "objektive" (soweit einem Subjekt das eben möglich ist) Bestandsaufnahmen? Da kann ich grad nicht so hundertprozentig erkennen, in welche Richtung das geht. Wenn es Letzteres ist, brauchst du den Rest hier gar nicht mehr zu lesen, außer: Glückwunsch! (Nein, keine Ironie, das ist ganz ernst gemeint.) Oder ist es nur nüchtern, weil doch wieder phlegmatisch und nicht wirklich ein Aktionsansatz?

      Außerdem noch zum
      ich weiß, dass das unangenehm, anstrengend und z.T. auch verdammt schm*rzhaft werden wird
      Ja, das mag sein, aber sicher nicht nur. Es wird vielleicht unangenehm, aber du wirst stärker; und du beweist Mut, weil du dich dem stellst! Es wird vielleicht anstrengend, aber da erst wirst du merken, wieviel Kraft in dir schlummert! Es wird vielleicht schmerzhaft, aber das geht vorbei, und du wirst sehen, dass du das aushalten kannst! Und am Ende steht entweder die Erkenntnis, wie stark du wirklich bist, wenn du das zulässt; ODER die positive Überraschung, dass es nicht halb so schlimm war, wie du es dir ausgemalt hast! Und dass die Kraft, die man fürs Zweifeln aufwendet, fürs MACHEN so viel besser zu gebrauchen ist. ("Weniger (zer)denken, mehr Handeln", das ist im Moment mein Motto, und es ist nicht leicht, aber - man lese und staune - es GEHT. Die große Kunst ist, nicht dauernd zu bewerten. Neutral angucken, was (nicht wie!) ist, und akzeptieren. Genau so, wie es ist. Und dann einmal durchatmen und weitermachen.)

      Eigentlich will ich noch viel mehr schreiben, aber ich habe das Gefühl, irgendwie wirr zu schreiben. ?( Bin grad zu unkonzentriert. Ich hoffe, du verstehst so weit, was ich meine (und ich bin hoffentlich nicht völlig an deinem Thema vorbeigerannt).

      Viele Grüße und ein Danke fürs Erinnern an meinen Kram ;) ,
      ~Feuerlilie
      Schläft ein Lied in allen Dingen,
      Die da träumen fort und fort,
      Und die Welt hebt an zu singen,
      Triffst du nur das Zauberwort.

      @JuNeMi
      Ja, genau das meine ich auch: Dass man trotzdem an sich arbeiten soll, aber auch lernt, das zu akzeptieren, was man nicht ändern kann.


      Hallo Feuerlilie,

      und vielen, vielen Dank für deine wertvollen Gedanken.
      Wirfst du dir dein "Vermeidungsverhalten" und deine Hauptaufgabe vor
      Ich stehe grade etwas auf dem Schlauch, was du mit Hauptaufgabe meinst. Aber ja, dieses Vermeidungsverhalten werfe ich mir vor. Wobei es natürlich bescheuert ist, sich das vorzuwerfen, wenn es einem nicht passt, sollte man es ändern. Aber irgendwie ist das leichter gesagt als getan.
      Ja, das mag sein, aber sicher nicht nur.
      Das stimmt. Es stimmt einfach, auch wenn ich mich überwinden muss, das zuzugeben. Meine Schwester nannte mich neulich ihre kleine Generalisierungskönigin, weil ich (was wohl typisch für Depressionen ist, zumindest nach dem Depressions-Modell von Beck, was auf mich sehr stark zutrifft) eben eine Erfahrung ("xy ist/wird schwer") auf alles ("alles ist/wird schwer") übertrage.
      Und am Ende steht entweder die Erkenntnis, wie stark du wirklich bist, wenn du das zulässt; ODER die positive Überraschung, dass es nicht halb so schlimm war, wie du es dir ausgemalt hast!
      Ich hab aber Angst, vor der dritten Möglichkeit. Das am Ende keins von beidem steht, sondern nur Angst, Schm*rz und Versagen. Ich weiß, ich kann es nur herausfinden, wenn ich es versuche, aber was tue ich, wenn es schief geht? Hm, aber was du schreibst, löst grade viel in mir aus, und gibt mir zu denken. Mir fällt gerade eine Szene aus der TV-Serie Scrubs ein, in der eine Patientin einen Arzt eben auch fragt, was sein werde, wenn es zu schwer ist und die Antwort darauf habe ich früher immer an meinem Spiegel kleben gehabt:
      „Das Leben ist eine Quälerei, gewöhnen Sie sich dran [...] und so etwas wie Patentlösungen gibt es nicht. Alles liegt bei Ihnen. Also los, bewegen Sie Ihren Hintern, scheren sie sich raus und machen Sie sich an die Arbeit. [...] Nichts auf dieser Welt, das sich zu haben lohnt, fällt einem in den Schoß“
      Vielleicht ist es also doch so "einfach": Loslegen, machen, tun. Und weniger grübeln und Sorgen machen. Wie du ja auch schreibst:
      "Weniger (zer)denken, mehr Handeln"
      Innerlich fühle ich immer noch ein ganz, ganz großes Aber, einen Teil von mir der einfach sagt "Aber ich habe Angst!" Aber vielleicht muss ich schauen, dass ich diesen Teil nicht über mein ganzes Handeln bestimmen lasse.

      Ich danke dir sehr für deine Antwort, ich kann damit viel anmachen und sie berührt etwas in mir. Und wirr fand ich es gar nicht.

      Alles Liebe,
      Fylgja