Zwischen Krise und Alltag - Überforderung

      Zwischen Krise und Alltag - Überforderung

      Hallo ihr Lieben,

      ich bin irgendwie kaum mehr aktiv hier und doch führt mich der Weg immer wieder hier her - ich hoffe, dass ist okay..?

      Problem ist nur, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll, damit es nicht zu wirr wird. Und ich auch nicht weiß, ob mich hier noch wer kennt und manches vielleicht eher einordnen kann.

      Ich habe das Gefühl, ich stehe gerade mitten im Chaos: ich stehe kurz vor den Prüfungen meiner Ausbildung. Ich habe Bestnoten, darüber brauche ich mir keinen Kopf machen. Ich muss meine Facharbeit schreiben und schaffe es nicht, anzufangen, ich habe einen Platz für mein Anerkennungsjahr, aber ich möchte dort nicht mehr hin, weil das Team wechselt und ich Angst habe, dem nicht gewachsen zu sein (Wohngruppe für Jugendliche), gleichzeitig habe ich morgen ein Vorstellungsgespräch, wobei ich ziemlich sicher bin, dass ich die Stelle haben könnte. Und ich habe noch eine offene Bewerbung (die mich gerade während des Postings anrief und mich zum Bewerbungsgespräch einlud). Und ich weiß nicht, was ich machen soll, weil ich eigentlich irgendwie gerade gar nichts will. Ich will einfach, dass es vorbei geht. Die Ausbildung hinschmeißen. Ich will meine Ruhe. Zum gleichen Zeitpunkt kann ich Ruhe nicht aushalten. Allein sein artet immer in eine ziemlich depressive Stimmung (...) aus. Wenn ich unter Menschen bin, werde ich so laut, so impulsiv und so anstrengend. Für mich und andere. Meine Beziehung steht irgendwie am Abgrund und ich würde gerade oft einfach zuerst springen, bevor sie es tut und ich allein bin. Meine Freundin weiß nicht, ob sie diese Beziehung noch will. Es gab immer Streit in letzter Zeit, weil sie sich von mir eingeengt fühlt. Ich bin abhängig wie lange nicht mehr. Ich habe alle um mich herum weggestoßen, es gibt nur noch sie. Wenn sie geht, stehe ich allein da. Und nicht nur, weil ich Angst habe, allein zu sein, will ich diese Beziehung, sondern weil sie mir Halt gibt und es schafft, mich auszugleichen.

      Das ist irgendwie die Kurzfassung. Ich bin gerade total leer und kann das nicht näher beschreiben. Aber ich weiß nicht mehr, wo oben oder unten ist. Keine sozialen Kontakte, die Ausbildung im Nacken und nebenbei muss ich arbeiten, mit autistischen Kindern, das wahnsinnig zerrt. Ich versuche gerade Schritte in die Wege zu leiten: war gestern bei der Borderline Kontaktstelle und hatte dort ein Vorgespräch für eine Gruppe. Dort wurde mir geraten in die Klinik Heiligenfeld zu gehen, weil ich anscheinend sehr gut dort reinpasse. Eventuell kann ich bald zu einem Vorgespräch zu der einzigen DBT-Therapeutin hier in der Stadt, die mir bereits am Telefon sehr sympatisch war. Und irgendwie würde ich mir immer noch mehr aufladen, damit gar kein Leerlauf entsteht, aber das bekomm ich nicht mal hin. Ich bin ein kleines bisschen verzweifelt und stecke gerade zwischen Druck, "ich will alles hinwerfen" und positiver Zukunft.

      Ich habe irgendwie große Angst, dass bald alles kippt und gar nichts mehr geht. Zwischenzeitlich sind diese Momente da, aber noch so, dass der Alltag ganz okay läuft. Aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich mich da gerade auf sehr dünnem Eis bewege. Und ich spüre das, bin kognitiv fähig, aber ich kann nicht handeln. Auf der emotionalen Ebene geht gar nichts.

      Hat jemand Gedanken?

      edit von Kasmodiah: Teilsatz editiert, bitte Löschregeln beachten.
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Kasmodiah“ ()

      Ich möchte mich nochmal melden und den aktuellen Stand benennen.


      Meine Facharbeit ist geschrieben, nach zwei Tagen schreiben. Meine Beziehung ist beendet. Die Essstörung wieder hochaktuell und ich mittendrin. Gefühle wahrnehmen und aushalten geht gar nicht, ich kompensiere sofort mit der Essstörung und schaffe es gerade auch nicht, dagegen anzukämpfen. Ich versuche ganz viel aktiv zu sein, damit ich nicht voll durchhänge und versuche mich in Gesellschaft. Wobei die Menschen, die ich um mich haben kann (mit anderen geht es gerade gar nicht, da mache ich komplett dicht) von meiner Situation wissen und einfach mal nicht alles noch schwieriger machen, in dem ich z.B. dazu aufgefordert werde, etwas zu essen.

      Am Montag folgt ein weiteres Vorstellungsgespräch, was hoffentlich mit einer Zusage endet, da ich dort sehr gerne arbeiten würde. Bei der anderen Stelle habe ich auch die Zusage, kommt aber von der Bezahlung nicht in Frage. Habe beschlossen, sobald ich einen Arbeitsvertrag habe, auch nach Wohnungen zu schauen. Ich muss hier ganz dringend weg, ich ertrage die Kontrolle durch die Familie nicht mehr.

      Die wenigen Menschen, die gerade Einzug in mein Leben erhalten, kenne ich durch meine Exfreundin, was dazu führt, dass ich oftmals ein schlechtes Gewissen habe. Aber ich weiß gerade, dass mich das auffängt.
      In mir schreit es ganz laut nach einer neuen Beziehung, damit der "Halt" da ist. Aber ich bin mir sehr bewusst, dass vieles, das in mir geistert, gerade eine Flucht vor meinen Gefühlen und Bedürfnissen ist, die vor allem mit der Krankheit in Zusammenhang stehen. Die gilt es irgendwie auszuhalten. (Haha. Ich verarsch mich wohl selbst, wenn ich mir die ES wieder als "Partner" nehme..)

      Ja, vielleicht interessiert das jemanden.
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..
      Hallo mondenmaedchen,

      ich habe deinen Thread vor einiger Zeit schon gelesen und viel darüber nachgedacht, aber bin bisher noch nicht dazu gekommen, etwas dazu zu schreiben, da mich vieles sehr an meine eigene Situation erinnert (vor allem das Element der Überforderung und Realitätsflucht)

      Ich finde, bezüglich deiner Noten und der Facharbeit kannst du doch schonmal stolz sein, dass das trotz aller Probleme klappt. Das ist doch ein gutes Zeichen. Ich halte es auch für plausibel, dass wie du schreibst emotional deswegen gar nichts mehr geht, weil deine Psyche aufgrund des Stresses dicht macht? Zumindest erscheint mir das nicht so abwegig. (Je schlimmer es wird, desto mehr versucht man "wegzurennen" und wenn das nicht geht, sucht man Zuflucht in destruktiven Verhaltensweisen... oder so...)
      Hmm, könnte es sein, dass deine ES vielleicht deswegen schlimmer ist, weil es quasi dein derzeitiger Weg ist, sozusagen deine Grenzen zu verteidigen? Du hast ja geschrieben, dass deine Familie dich sehr kontrolliert. Ich hoffe, dass es mit der DBT und auch mit der Wohnung klappt.

      Hoffentlich war das jetzt nicht nur konfus...

      Liebe Grüße & ganz viel Kraft,
      Kasmodiah
      ~ Memories that touch our hearts will never fade away ~
      Hallo Kasmodiah,

      danke für deine Antwort. :)

      Es ist wohl wirklich irgendwie ein "Wegrennen", nur weiß ich noch nicht wovor. Es ist gerade einfach eine Phase des Umbruchs, die nicht genau zeigt, wie es weitergehen wird. Ende der schulischen Ausbildung, Ende der Beziehung,..
      Zumindest heute wurde klarer, wie es ab September weitergeht. Ich habe nun eine Stelle gefunden, im Kleinstkindbereich. Ich konnte mir das bisher nie vorstellen, aber ich glaube, es ist die Arbeit, die der momentanen Situation entspricht und bewältigbar ist. Das hat ganz schön Überwindung gekostet, das nun endlich einzusehen, dass es so wirklich besser ist, weil ich eigentlich noch immer an der Stelle in der Wohngruppe festgehalten habe. Aber dafür bin ich gerade einfach nicht stabil genug, was für mich in diesem Arbeitsfeld Voraussetzung ist.

      Ich stehe gerade trotzdem an einer Kreuzung, die mich einfach überfordert. Ich bin wieder komplett in der Essstörung, immer im Wechsel zwischen restriktivem Essverhalten und FA + Erbrechen. Und so sehr der Kopf weiß, dass ich da raus muss und weiß, was zu tun ist, schaffe ich es gerade einfach nicht, stärker als die ES zu sein. Ich kann gerade nicht loslassen und es ist mir eigentlich egal. Ach, das klingt scheiße..

      Ich komm bestimmt irgendwie durch..
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..
      Hallo Mondenmaedchen,

      erstmal: glückwunsch zur geschriebenen Facharbeit! Wenn auch die ES-Problematik bei mir nicht besteht, kenne ich sehr wohl die Mechanismen aus meiner Abschlussphase. Bei stress und psychischem Druck kommen wieder "alte", vertraute Verhaltensmuster hoch, auch wenn sie destruktiv sind.
      Ich finde es gut, dass du dir rechtzeitig Hilfe suchst, und im Rahmen dessen, was für dich derzeit machbar ist, nach konstruktiven Lösungen suchst. Ich denke, dass du viele Mechanismen vom Verstand her erfasst hast - die Umsetzung ist immer schwierig, vor allem das dran-bleiben.

      Ich finde es auch gut, dass du dich mit der Kindheitspädagogik anfreundest, auch wenn das nicht deine Wunschzielgruppe ist (ich erinnere mich an einige zeilen diesbezüglich von dir). Bei mir ist es aber auch eine Zielgruppe, mit der ich zur Zeit gut arbeiten kann. Und: wenn du wieder stabiler bist, kannst du dich auch wieder nach anderen Klienten umsehen. Gesundwerden braucht Zeit - also gib dir, deinem Körper, deiner Seele die Zeit dazu und verlange nicht zu viel.

      Was ist eigentlich aus der Klinik/Beratungsstelle, Therapie etc. geworden?

      Ich komm bestimmt irgendwie durch..
      Ganz sicher wirst du das!

      Lg Amika
      Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben.
      ~ Oscar Wilde ~
      Dankeschön. Es fühlt sich gerade auch alles so seltsam an. Die Facharbeit ist weg, ich habe eine Stelle für das AEJ und freue mich inzwischen auf die neue Herausforderung, fühle mich durch die Trennung befreit und bin wahnsinnig gerne unterwegs.
      Ich kann nur gerade keine Gefühle wahrnehmen, das macht alles ein bisschen anstrengend. Ich merke, dass ich jeden Tag weiter in die ES rutsche und gerade seelenruhig dabei zuschauen und nicht dagegen ankämpfe. Die Stimme im Kopf schreit ganz laut "wir fangen erst bei x kg wieder an zu arbeiten", aber mein Kopf weiß, dass das die Gedanken der Krankheit sind. Aber sie nimmt gerade alles ein. Ich befinde mich im anorektischen Zyklus und bewege mich dabei auf ganz dünnem Eis. Das weiß ich alles. Ich weiß, dass ich "nur" essen muss. Aber das ist gerade wieder nur mit Angst und Ekel verbunden, weil ich weiß, dass dann die Gewichtszunahme erfolgt und die löst gerade Panik aus. Ich bin das erste mal seit sehr sehr langem wieder im beginnendem Untergewicht und eigentlich sollten die Alarmglocken läuten. Ich sehne mich nach einem normalen Leben, möchte gemütlich mit Freunden kochen und essen können, möchte normale Beziehungen eingehen, die BPS-musterfrei sind, will einfach alles zurück lassen. Aber ich traue mich noch nicht mal, einen Versuch, der Richtung Gesundheit geht.

      Ich bräuchte Arschtritte und doch würden sie nicht helfen. Die müssen von mir kommen. Aber die ES macht es gerade noch zu gemütlich und lenkt davon ab, dass andere Baustellen da sind. Vor allem lenkt es vor dem sozialen Leben ab. Weil ich merke, dass trotz aller Freiheit die beendete Beziehung an mir nagt.

      Von der Beratungsstelle bekomme ich erst gegen Juli Bescheid, wie es nun mit der Gruppe aussieht, werde aber eventuell nochmal einen Termin ausmachen, einfach für ein Gespräch. Da ich die Therapeutin dort sehr gut fand.
      Therapie. Ja. Ich muss dort anrufen. Aber ich schaffe es nicht. Aber ich muss, damit ich auf die Warteliste komme. Vielleicht schaue ich gleich mal, ob sie wieder wen auf die Warteliste setzt.. Also da gibt es bisher nichts genaueres.
      Von meinem Psychiater wollte ich vorgestern mehr medikamentöse Unterstützung. Er weigert sich, irgendetwas zu erhöhen, da nur eine Erhöhung in Frage kommen würde und die eventuell die ES-Problematik unterstützen könnte, das Dopaminwiederaufnahmehemmer.

      Nunja. Es klingt irgendwie nicht so super. Und ich hoffe irgendwie, dass es einen riesen Krach gibt, damit mein Verstand mal wieder klar wird und kämpft..
      Die Glasperlen des Lachens können wieder kl*ng*n
      und wenn ich will, dann kann ich fliegen;
      fliegen über das Meer, das in mir tost..