Schlecht genug für Therapie

      Schlecht genug für Therapie

      Hallo :),

      vorweg, ich habe die Suchfunktion benutzt und auch ziemlich oft die Frage gefunden: "Woher genau weiß ich denn nun, wann es mir dreckig genug geht, um eine Therapie zu starten?"
      Ich habe ein ähnliches Problem, nur so ganz war da nicht das Passende dabei. Ich war vor einigen Jahren bereits in Therapie, davor sogar in einer Klinik, und da ging es mir wirklich von A bis Z einfach nur schlecht.

      Aktuell kann ich nicht einmal sagen, wie es mir geht, das geht von total überdreht und "dummdidumm, alles super, tooohoooll" bis zu "oh mein Gott, ich kann nicht mehr...ich kann nicht mehr...ich kann wirklich nicht mehr, es tut alles so schrecklich weh" (das merkt aber Gott sei Dank niemand, ich kann dann trotzdem noch lachen usw., also, ich hab das im Griff, nur innerlich ist es schlimm).
      So, in diesen Phasen setze ich mich auch immer an den Rechner und tippsel einen Brief an Therapeuten und Ärzte (ich will nicht anrufen).
      Das habe ich jetzt bereits so um die 7 mal gemacht und jedes Mal wieder gelöscht, weil mir noch währendessen ein ziemliches Hoch dazwischenfunkte, das mir jedes Mal verklickerte, dass ich mich doch nicht so anstellen soll, es wäre alles nur Einstellungssache und ich würde das schon aushalten, schließlich würde es auch wieder vorbei gehen und außerdem sieht man davon ja auch nichts. Danach komme ich mir sehr albern vor, denn natürlich geht es wieder vorbei.

      Zur Erklärung: Die letzte Therapie ging ziemlich schief, also, ich hab PTBS, aber so richtig therapiert wurde ich noch nicht und ich lebe jetzt schon seit einigen Jahren damit, sodass ich wirklich nicht sagen kann, ob es mir nun gut oder schlecht geht.
      Ich weiß es einfach nicht.
      Eine unterschwellige Angst ist prinzipiell immer da, aber vielleicht ist das auch ganz normal, viele Menschen haben Angst.
      Wenn es mir wirklich konstant schlecht gehen würde, dann wäre das keine Frage, aber nachdem die letzte Therapie auch einfach nur erfolgloses Geschichtenerzählen beinhaltete, glaube ich gerne meiner inneren Stimme, die mir Anstellerei unterstellt und ich getraue mich auch irgendwie nicht so richtig...ich gehe mir bei dem Gedanken, auf einer Couch zu sitzen und über mich selbst zu reden, enorm auf die Nerven.

      Gleichzeitig sind da eben wirklich diese schm*rzh*ft*n Momente, aber ich kann da auch nicht hin, jemandem einen Platz wegnehmen und dann bald sagen: "Och ne, war nur ein Tief, alles wieder gut".

      Vielleicht ist es auch eher eine elementare Unfähigkeit. Ich habe vor einem Jahr einem Arzt vorgeschwindelt (weil ich ihn mochte und nicht wollte, dass er mich als Pflegefall sieht, das wäre schl*mm für mich gewesen), dass alles so super ist, ich mich aufs Leben freue und alles perfekt geworden ist - manchmal stimmt das ja auch. Oft ist das aber nicht wahr, ich freue mich nicht aufs Leben, ich habe eher das Gefühl, es ist ein großes Versehen, dass ich ein Mensch geworden bin, aber auch das denken sicher viele von sich.

      Ach ja, mir wurde damals auch zu Sport geraten und...ja, Bewegung eben, gesundes Essen...das sollte helfen. Das mache ich aber schon seit Jahren und zwar sehr konsequent und ich weiß genau, dass es daran nicht fehlt. Eigentlich weiß ich, was fehlt und warum diese Tiefschläge kommen, aber ich tue mich ganz schwer damit, zu glauben, dass man mir helfen kann, mir erscheint das Problem zu abstrakt, und ich kanns auch nicht wirklich sagen, aus Angst, dass mich die Reaktion noch schlimmer v*rl*tzt als es jetzt der Fall ist.




      Das sind so die Überlegungen, die sich gegenüber stehen und ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, ich überlege jetzt schon seit Monaten hin und her. Vielleicht kann mir ja jemand sagen, was er machen würde oder vielleicht kennt das jemand in der Art. Ich bin wirklich ratlos und drehe mich im Kreis.

      Jedenfalls schonmal vielen Dank fürs Durchlesen! :)
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Hallo,
      also ich würde dir raten, dass mit der Therapie in Angriff zu nehmen. Es kann ja auch von Vorteil für eine Therapie sein, wenn es einem nicht permanent schlecht geht. Dann kann man auch gut oder besser mitarbeiten und muss sich nicht ständig um zu akute Dinge kümmern. Du schreibst auch, dass es manchmal richtig schlimm ist und auch dafür kann eine Therapie sehr nützlich sein. Du kannst in der Therapie ja lernen, wie du damit besser umgehen kannst. Manchmal ist es eben nicht nur Einstellungssache und man braucht wirklich Hilfe bei etwas. Und das ist ja auch gar nicht schlimm.

      Liebe Grüße
      Rosenzauber
      Dankeschön für deine Antwort. :)


      Das ist ein wirklich guter Ansatz, das hatte ich gar nicht bedacht: In der Klinik beklagten sie sich damals, dass sie mir nicht helfen könnten, weil nonstop etwas Akutes dazwischen kam, das Aufmerksamkeit benötigte. Ich wusste damals auch wirklich nicht, was überhaupt das Problem war, es war einfach alles durchweg schlimm.
      Und es stimmte, es ging immer ums Stabilisieren oder um irgendwelche Maßnahmen/Strafen, weil ich mich falsch verhalten hatte (vergessen zu melden, usw.).

      Ja, es wechselt oft stündlich und kann dann von enorm **fg*kr*tzt über schlecht bis ganz schlecht gehen, das ist gerade dann, wenn man eigentlich funktionieren sollte (aktuell Prüfungen) ein enormes Problem. Wobei das schon etwas besser wurde, letztes Jahr wars noch so, da konnte ich nichts mehr machen, wenn es ganz schlimm wurde. Ich bin dann auch durch eine Abschlussprüfung gefallen, u.a. deswegen. -,-
      Ein Therapeut würde wahrscheinlich auch eine Regelmäßigkeit bedeuten, momentan bin ich die ganze Zeit alleine, kann machen, was ich will und getraue mich nicht mehr aus dem Haus. Auch so eine bescheuerte Sache, aber ich vermute, es ist Gewohnheit.


      Nochmals danke für den Denkansatz. :)
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
    • Benutzer online 1

      1 Besucher