Tagesklinik und Studium?

      Tagesklinik und Studium?

      Hallo ihr Lieben,

      kann mir jemand sagen ob es möglich ist, Tagesklinik und Studium unter einen Hut zu bekommen? Ich habe keinerlei Erfahrungen mit einer Tagesklinik und weiß nur, dass die Therapien dort von 8.00 - 16.00 Uhr gehen.

      Aber heißt das, dass man auch jedes Angebot annehmen muss oder wird der Tagesplan individuell gestaltet? Vielleicht eben auch so individuell, dass man zwischendurch Uni-Kurse besuchen kann?

      Vielleicht ist es auch eine blöde Idee, aber ich möchte mir eben kein Urlaubssemester nehmen.. gleichzeitig weiß ich aber, dass ich eine Therapie nötig habe und eine ambulante wahrscheinlich nicht ausreichend wäre.

      Na ja, vielleicht kann mir ja jemand weiterhelfen oder hat sogar schon selbst Erfahrungen damit gemacht :)

      Vielen Dank schon mal!
      Hallo Marla,

      ich war während des Studiums in einer Tagesklinik. Daher kann ich dir berichten, wie es bei mir war und welche Erfahrungen ich gemacht habe.

      Zuerst mal: Es gibt sehr unterschiedliche Konzepte bei den Tageskliniken. Ich hatte mich bei einigen vorgestellt und mich erkundigt, was nebenher möglich ist (Umzug, Abschlussprüfungen) und ob das Konzept überhaupt zu mir passt. Eine Tagesklinik z.B. meinte direkt, dass mich die Therapie dort überfordern würde. In einer anderen wären die Gruppenprozesse so intensiv gewesen, dass sie mir von einen Umzug in der Zeit abgeraten haben. Damals wollte ich erst nach einer Prüfung in die Klinik. Dann habe ich eine TK gefunden, für die ein Umzug ok war. Sie meinten sogar, dass es hilfreich sein kann, die Stütze der TK während und nach dem Umzug zu haben. Im endeffekt bin ich dort früher hin als geplant, habe währenddessen eine Diplomprüfung abgeschlossen, und den Umzug geplant. Beim Umzug selbst wollte ich nicht mehr dort sein. --> Für diese Klinik war es also ok, dass ich in den ersten Wochen viel gelernt habe und nur die "Plichttermine" wahrgenommen habe. Die haben schon individuell geschaut, was ich brauche. Trotzdem war ich den ganzen Tag (8-9 bis Nachmittags) dort. Ich hatte dort eine Struktur (ich hatte an der Uni keine Kurse mehr) und einen Schonraum. Soweit ich das weiß, ist die Anwesenheit schon eine Bedingung. Es ist ja so, dass man wie zur Arbeit stattdessen in die TK geht. Zeitweise wegzugehen (auch nur Arzttermin), oder einen Tag nicht zu kommen fanden die nicht so gut. Aber in der Freizeit durfte man machen was man wollte (da wäre uni also auch möglich gewesen).

      Allerdings würde ich mir an deiner Stelle gut überlegen, ob du Studium und (mitunter intensive) Therapie unter einen Hut bekommst. Wieviel seminare und vorlesungen hast du? wenn es nur 2-3 die Woche sind ok, aber andernfalls finde ich, dass die Belastung ziemlich hoch ist. ..
      Und:wenn du meinst, dass du deinen Alltag nicht geregelt bekommst, ist eine gezielte Auszeit vielleicht angebracht. Denke bitte daran, dass dein Wohlergehen über jeder RegelStudienzeit steht! Und bei gesundheitlichen Gründen nimmt die Uni viel Rücksicht - so meine Erfahrungen.

      Andernfalls gibt es abweichend von TK vielleicht noch andere Möglichkeiten: ambulante Thera in Kombination mit regelmäßigem Mittagessen in der Mensa, oder Kochgruppen, zur Not Tiefkühlkost. feste Termine, die du dir einplanst. Verbindliche absprachen mit Leuten treffen, dass du .... erledigst. Ich weiß jetzt nicht, ob es dir vor allem an der Struktur fehlt, oder ob du aus anderen Gründen in eine TK möchtest.

      Wenn du jedoch absolut die Uni nicht aussetzen möchtest, ist es deine Aufgabe, andere Lösungen und Möglichkeiten zu finden. Am besten kann dir die jeweilige TK beim Info-/Aufnahmetermin Auskunft geben.

      Ich wünsche dir alles Gute, dass du eine passende Entscheidung triffst, und viel Kraft.
      Falls du noch fragen hast kannst du dich gerne melden.

      Lg Amika
      Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben.
      ~ Oscar Wilde ~
      Hi Amika,

      vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

      Ich habe jeden Tag Kurse, allerdings ist es oft nur eine Veranstaltung am Tag, jedoch zeitlich total blöd gelegen, wenn ich an die Zeiten der Tagesklinik denke. Ich könnte mir aber vorstellen, meinen Stundenplan etwas zu "entschlacken".

      Sinnvoll wäre es wohl, erst mal bei der hiesigen TK nachzufragen, ob sie Studenten und v.a. Patienten mit Essstörungen aufnehmen. Dann könnte man ja immer noch gemeinsam nach einer Lösung suchen. Vielleicht raten sie mir auch zu anderen Therapiemöglichkeiten.. ich selbst bin nämlich etwas überfragt, was die richtige Therapie für mich sein könnte. Einen stationären Aufenthalt habe ich schon hinter mir.

      So ein bisschen Struktur fehlt mir schon, und gerade gemeinsame Mahlzeiten würden mir bestimmt helfen. Wie gesagt, ich werde einfach mal bei der TK nachfragen, ob sie Zeit für ein Infogespräch haben :)
      Schade :(
      Ich hoffe, du findest hilfreiche Alternativen?
      Empfehlen kann ich eine stationäre Therapie, mit DBT-Programm... So etwas gibt es auch für Essstörungen, und dann bist du nicht so eongeschränkt bei der Wahl, wenn du ohnehin dort übernachtest.

      Wegen Studium: Wenn du stationär gehst, musst du kein Urlaubssemester nehmen. Dann bekommst du eine Krankschreibung und kannst damit pausieren. Dann musst du dafür kein Urlaubssemester "verschwenden", sondern hast ein einfach ein "Kranksemester".
      Ging zumindest bei mir an zwei verschiedenen Fachhochschulen/Unis problemlos. Frag dort einfach mal nach. Es gibt ja auch meistens Beratungen, extra für psychisch kranke (und behinderte) Studenten, die helfen dir sicherlich weiter.
      Aber Tagesklinik und gleichzeitig Studium fände ich zu stressig.... Ich war abends immer total platt, ausgelaugt und aufgewühlt, ich hätte beim besten Willen nicht noch studieren können "nebenher".

      LG Chaosqueen