Mama sein und n*rb*n haben

      Mama sein und n*rb*n haben

      Hallo zusammen,

      jetzt hab ich mich extra angemeldet, um diesen Thread zu erstellen.

      Es ist so, ich habe mich schon sehr lange nicht mehr selbst v*rl*tzt (sicherlich schon seit 6? Jahren) und bin auch froh darüber. Ich habe sehr gut sichtbare n*rb*n, vor allem am Handgelenk und Unterarm, aber auch am Oberarm. Als ich jünger war, habe ich mich über einen Zeitraum von mehreren Jahren v*rl*tzt. In der Regel fallen diese n*rb*n wenigen Leuten auf, aber es geht jetzt auch um meine Familie.

      Inzwischen habe ich einen kleinen Sohn (2 Jahre) und ich hab auch den Eindruck, dass alles gut läuft, alles stabil ist, und ich bin kein Teenager mehr ;). Doch - und das frag ich mich schon seit Jahren, eigentlich hab ich mich das schon gefragt, als ich mich noch v*rl*tzt habe! - wie wird mein Sohn mal darauf reagieren?? Eigentlich möchte ich kein großes Thema daraus machen. Es gab schon Situationen, da wurde ich von Kindern gefragt, was ich "da" gemacht habe, und dann habe ich nur so um den heißen Brei herum geredet und dann das Thema gewechselt. Bei meinem eigenen Kind kann ich das ja nicht machen! Da kann ich schlecht ausweichen! Und verstecken möchte ich mich auch nicht.

      Wovor ich eigentlich Angst habe - und das ist auch der springende Punkt! - dass der Zeitpunkt kommt, an dem mein Kind (oder auch meine Kinder) mich irgendwie abfällig angucken wird, vielleicht wenn er ein Teenager ist. So in der Art: Wie kann man nur so verrückt/blöd/bescheuert sein?

      Ich bin ja die MAMA - ich bin die, die den Ton angibt - die Erwachsene - und das bin ich sicher auch durch und durch und macht meine Persönlichkeit aus - aber wenn andere Eltern ihre Vergangenheit nie oder nur selten thematisieren müssen, trage ich sie quasi öffentlich sichtbar durch die Gegend spazieren! Diese n*rb*n passen schon lange nicht mehr zu mir, zu der Person, die ich bin. Und sie stören meine Integrität, meine Seriosität, vor allem auch vor meinem Kind. Mein Arm ist der eines Teenagers und ehrlich gesagt, manchmal stinkt mir das auch sehr! Denn ich bin kein Teenager mehr, werde mich aber immer wieder rechtfertigen oder erklären müssen!

      Was denkt ihr? Hat hier jemand Eltern, die eine solche "Geschichte" haben? Wie wirken eure Eltern auf euch, wie ist es für euch, solche Eltern zu haben? Oder ist hier jemand selbst Mutter und in einer ähnlichen Situation? Mir schwirrt das soooo oft im Kopf rum, und ich mache mir ehrlich Sorgen, dass mein Kind/ meine Kinder mir später einmal Vorwürfe machen könnten oder eine schlechte Meinung von mir haben.

      Danke!
      Hey :)

      ich muss sagen ich habe mir da auch schon Gedanken drüber gemacht. Bei mir wird es noch länger dauern bis ich Kinder haben werde, aber ich bin für mich bis jetzt zu einem wagen und meiner Meinung nach auch riskantem Entschluss gekommen.

      Angesprochen wurde ich von kleineren Kindern auch schon öfters darauf und wie du habe ich eher um den heißen Brei herumgeredet - bis vor kurzem zumindest. Dadurch, dass ich im Sportverein schwimme sind meine Arme nunmal gut sichtbar und es haben ja auch nicht alle Mitglieder mein Alter. Ich habe angefangen die Wahrheit zu sagen, achte dabei aber auch auf das Alter und gehe mit dem Hintergrundwissen ran, wie es meinem Gegenüber geht, was er/sie für Probleme hat etc. Und dadurch kamen mir mehrer Varianten wie ich mich da meinen Kindern gegenüber verhalten könnte:

      Zum einen würde ich warten bis meine Kinder/mein Kind auf mich zukommt und fragt und dann würde ich je nach Alter, Stabilität und Reife reagieren. Bei einem labilen Kind begibt man sich natürlich ins Risiko, dass einem nachgeahmt wird, weil man ist, wie du schon gesagt hast, ein Vorbild. Deswegen würde ich da eher vorsichtig an die Sache ran gehen und erklären, dass man damals einen ziemlich großen Fehler gemacht hat und es einem nicht gut ging, aber auf jeden Fall würde ich persönlich Wert darauf legen, dass betont wird, dass es sich um einen Fehler handelt.
      Ist das Kind dann doch stabiler, kann man ja etwas lockerer an die Sache rangehen und vielleicht auch mehr erzählen, wenn man mag.

      Aber als Grundregel habe ich mir aufgestellt vor allem bei kleineren Kindern immer erst auf die Stabilität und Gesundheit meines Gegenübers zu achten. Oft hat es auch gereicht, wenn ich gesagt habe, dass es ein Konflikt mit mir selbst war, der schlecht ausgegegangen ist.

      Letztlich wird dir vermutlich dein Gefühl sagen was du machen sollst, wenn dein Sohn kommt und fragt was da passiert ist...
      Und Vorwürfe wird dir dein Sohn bestimmt nicht machen. Bis dein Sohn älter ist und das verstehen wird, ist SvV bestimmt eine Sache, über die nicht mehr so extrem geschwiegen wird wie heute und sie wird vermutlich mehr thematisiert.

      Ich hoffe, ich konnte mit meiner Antwort etwas helfen.

      Grüße
      Spes

      Ps: Wenn dich die n*rb*n stören, hast du vielleicht schon mal überlegt, sie wegmachen zu lassen? Zumindest die "größeren und offensichtlicheren"? Ich weiß ja nichts wie es da bei dir aussieht..
      Swimming in the ocean like a dolphin
      Hi!

      Ich bin Mutter von einem 16 jährigen Sohn und habe sehr viele n*rb*n. Zum ersten Mal habe ich mit ihm darüber geredet, als er 9 Jahre alt war. Ich hatte mich extrem viel g*schn*tt*n und es war einfach nicht zu übersehen, z.B. wenn wir schwimmen gegangen sind. Und ich war häufig in der Klinik. Daher habe ich ihm versucht zu erklären, dass ich von einem Menschen als Kind sehr v*rl*tzt worden bin und manchmal heute noch so traurig darüber bin, dass ich mich schn**d*. Natürlich auch, dass es keine gute Art der Bewältigung ist. Er hat es erstaunlich gut aufgenommen. Letztes Jahr dann hat er zufällig gesehen, dass ich am Bauch weiterg*schn*tt*n hatte und war ziemlich geschockt. Ich habe ihm dann wieder erklärt, dass ich es einfach nicht ohne geschafft hätte. Was soll man da auch sagen. Aber er nimmt er einfach hin als Teil meiner Person und ich glaube, dass er sich so sehr an die n*rb*n gewöhnt hat, dass er nicht ständig darüber nachdenkt. Jedenfalls hat er nie verächtlich reagiert. Letztlich weiß ich nicht, wie es in ihm aussieht, aber er sagt von sich selbst, dass er keine Probleme hat und sich gut fühlt. Ich würde meinem Kind auf keinen Fall ein Gespräch aufdrängen, immer warten, bis es nachfragt und dann ganz ruhig und überzeugt einen einfachen Satz sagen, der nicht dazu einlädt, weiterzufragen. Wenn die Kinder dann älter sind, kann man auch die Krankheit erklären.

      Anderen Kindern sage ich immer, dass es ein Stresssymptom ist. Das klingt anscheinend so plausibel, dass noch kein Kind weiter nachgefragt hat. Und es ist auch nicht herumgeeiert, oder gelogen, es ist wahr.
      Schlägt Dir die Hoffnung fehl, nie fehle Dir das Hoffen. Ein Tor ist zugetan, doch 1000 stehn noch offen. (Friedrich Rückert)
      Hallo,

      danke, spes und rubinja, für eure beiden Antworten aus unterschiedlichen Perspektiven.

      Spes, die Angst, dass ein Kind nachahmen könnte, was es bei mir sieht, ist tatsächlich irgendwie im Hintergrund. Ich hab es nur noch nie exakt in Worte gefasst. Wobei ich auch hoffe, dass das bei Jungen noch einmal etwas anderes ist. Ich wünsche mir, dass ich meinen Sohn zu einer starken Persönlichkeit erziehen kann, jemand, der Hobbys hat und Sport treibt, bei denen er Menschen kennen lernt, mit denen er zusammen sein kann und sich abreagieren kann, ohne in irgendeine Spirale der Art SVV zu geraten - eben ein gesundes Teenager-Leben. Gleichzeitig möchte ich, dass er unter die Fassaden schauen kann und einen - wie soll ich sagen - erweiterten Horizont hat, also nicht oberflächlich ist. Ich sehe jeden Tag soooo viele Teenager auf der Straße, denen man das unglücklich sein richtig ansieht und ich wünsche mir für mein Kind was anderes.

      Dass man über SVV in Zukunft mehr reden wird, kann ich mir aber nicht vorstellen ;) - zumindest hat sich auch in den letzten 10 Jahren nichts verändert, ist mein Eindruck.

      Die n*rb*n möchte ich mir nicht entfernen lassen :P

      rubinja, ich finde es ehrlich erstaunlich und stark, dass dein Sohn so damit umgehen kann und ihr offensichtlich trotzdem ein gutes Verhältnis zueinander habt, und das, obwohl du dich ja nach wie vor v*rl*tzt! Hut ab und Kompliment, ich denke, das ist nicht selbstverständlich! Eine Frage habe ich an dich: was ist mit seinen Freunden, haben die jemals etwas gesagt? Oder: War dein Sohn schon mal in der Situation, seinen Freunden etwas erklären zu müssen? (Sofern du das weißt)

      Ehrlich, ich hab den Eindruck, du schämst dich so gar nicht für deine n*rb*n - schätze ich das richtig ein? Ich schn**d* mich ja schon lange nicht mehr und schäme mich immer noch, auch wenn ich das selbst doof und albern finde, denn es ist nun mal wie es ist! Ich schäme mich, weil ich immer Angst habe, was die anderen sagen könnten!

      Danke :!:
      Hi!

      Ich habe aufgrund Deines Schreibens meinen Sohn gestern gefragt, wie er meine n*rb*n empfindet und früher empfunden hat. Er meinte, dass sie einfach zu mir gehören und für ihn normal sind. Und als er kleiner war, war er stolz auf mich, weil ich mit den n*rb*n irgendwie gefährlich aussah und das fand er cool... :)
      Da musste ich doch etwas schmunzeln und er lachte auch.

      Es stimmt, ich schäme mich nicht für meine n*rb*n, jedenfalls fast nie. Ich gehe zum Sport und dusche mich dort selbstverständlich, mir ist es völlig egal, was andere von mir denken, sie gehören einfach zu mir und Scham ist nicht hilfreich. Wenn ich mich schämen würde, wäre mein Leben so eingeschränkt, das möchte ich einfach nicht. Ich könnte nicht mehr im Top herumlaufen, nicht ins Schwimmbad gehen, keine Freund haben... Ich lasse nicht zu, dass mein ohnehin schon schwieriges Leben noch schwieriger und eingeschränkter wird. Mein dicker Bauch stört mich mehr als die n*rb*n, aber auch der hält mich nicht vom Schwimmen ab. Die einzigen Momente, in denen ich die n*rb*n möglichst verstecke, sind, wenn ich Musikschüler habe, weil die manchmal so abgelenkt waren und der Unterricht gelitten hat. Daher gehe ich dann einen Kompromiss ein.
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      Hallo,

      ich bin Mama eines 4 jährigens Jungen (bald 5). Und ich muss sagen, dass es bisher so gut wie kein Thema war. Klar streicht er mal über die n*rb*n, weil sich die Haut da ja auch anders anfühlt. Einmal hat er bisher gefragt, was ich da gemacht habe und da habe ich ihm gesagt, dass ich mich da früher mal v*rl*tzt habe. Und dann habe ich gesagt, dass er ja auch mal hingefallen ist und da eine kleine mini n*rb* am Knie hat. Und so ähnlich sei das bei mir eben auch. Ich habe mir da weh getan und die v*rl*tzte Haut wächst eben etwas anders zusammen.
      Also eher eine rein "technische" Antwort.

      Bisher hat auch sonst kein Kind seines Alters da nachgefragt. Wohl aber ältere Geschwister seiner Freunde. Und da gucke ich dann, was ich sage. Meist sage ich, dass ich das früher mal selbst gemacht habe, weil ich da ganz krank war. Das ist eine Aussage, mit der alle ganz gut umgehen konnten, weil es irgendwie klar gemacht hat, dass ich da krank war und gesunde Menschen sowas erst mal nicht tun. Das verstört die Kinder dann auch nicht so, weil jeder irgendwie weiß, dass "krank" eher Ausnahmesituation ist. Kann ich schlecht beschreiben, wie ich es meine..... aber das rüttelt nicht so am Weltbild der Kinder. Für Kinder ist es ja erst mal ganz komisch und seltsam, dass man sich selber r*tzt, schneidet oder was auch immer, denn das tut ja weh und wer will schon, dass es ihm weh tut.... Aber wenn jemand "krank" ist, dann ist das ja auch nicht normal. Also kann es ja schonmal passieren, dass jemand, der "krank" ist auch eher unnormale Dinge tut.

      Wichtig finde ich immer, zu betonen, dass ich jetzt aber wieder ganz gesund bin.

      Ich hoffe, die Antwort konnte dir helfen!
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      Und zu deiner Sorge, dadurch irgendwann von deinem pubertierenden Kind nicht mehr ernst genommen zu werden:
      Ich denke, der Tag wird kommen, aber es wird weniger an deinen n*rb*n liegen, als vielmehr daran, dass Kinder in dem Alter wirklich nach Dingen suchen, die sie ihre Eltern erst mal ablehnen lassen. Und das ist total normal und richtig so, weil es um Abgrenzung geht.
      Dass dein Sohn dich deswegen nicht mehr ernst nimmt, kann auch passieren..... aber das wäre ohne die n*rb*n dann mit einer anderen Begründung sicher auch passiert.

      Ich denke, es ist wichtig, völlig autenthisch zu bleiben. In der Pubertät kann man Kindern auch vorsichtig von schwierigen Lebenssituationen berichten. Und dein Kind merkt ja, wie gestärkt du doch daraus hervorgegangen bist.

      Ich persönlich mache mir da eigentlich gar keine Sorgen darüber. Höchstens darüber, dass mein Sohn dadurch von anderen Kindern Hänselein einstecken muss. Aber da ist es dann meine Aufgabe als Mama, ihn zu stärken und jetzt schon so zu erziehen, dass er damit dann bestmöglich leben kann. Ich kann und will meine n*rb*n nicht weg hexen. Sie sind für mich ein Zeichen von Stärke und zeigen, dass ich es überlebt habe. Und wenn ich das auch meinem Sohn vermitteln kann, wird es hoffentlich keine Probleme geben. Ich bin da jedenfalls ganz zuversichtlich :)
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