Warum verliert jeder den Respekt vor mir?

      Warum verliert jeder den Respekt vor mir?

      Hallo Leute,
      das ist ein Thema, das mich jetzt schon seit ca. drei Jahren begleitet.
      Meine Erfahrungen mit Männern und S*x**l*t*t haben zu dieser Zeit begonnen, damals war ich 16, und die positiven Erfahrungen kann ich an einer Hand abzählen. Für die schlechten bräuchte ich dagegen noch zehn weitere Hände...
      Meistens ist es so, wenn ich jemanden kennen lerne.
      Für die "Welt da draußen" habe ich mir ne freche Klappe zugelegt - naja, eigentlich bin ich wirklich so, aber alles Schwache steck ich erst mal zurück, wenn ich nicht gerade mit guten FreundInnen rede. Der erste Eindruck, den die meisten von mir haben, ist, dass ich frech, witzig und intelligent bin. Das stimmt alles, aber ich bin auch unter der Oberfläche verletzlich, ängstlich, seltsam, depressiv, kindlich. Manchmal kommt es vor, dass ich jemanden kennen lerne, mich mit ihm treffe und viel schneller, als ich sollte, Vertrauen fasse. Dann öffne ich mich ein wenig und gebe einen kurzen und noch oberflächlichen Blick auf meinen Wahnsinn frei, gebe zu, wie unsicher ich bin. Jeder reagiert anders darauf. Aber trotzdem - nachdem ich mit ihnen geschlafen habe oder wir eine längere Zeit Kontakt hatten, verläuft sich das im Sand, er br*cht den Kontakt ab oder wir streiten uns. Ausgangspunkt ist immer, dass ich irgendwann merke, dass die Leute den Respekt verlieren, und ich weiß einfach nicht wieso. Das merkt man daran, wie sich Blicke verändern, was sie in welchem Ton sagen, wie sie mich anfassen. Irgendwann werde ich in ihren Augen von einem vollwertigen Menschen zu einem anstrengen gestörten kleinen Mädchen.

      Was ich mir von diesem Thread erhoffe...
      Antworten auf die Fragen: Ist es falsch, mich Leuten anzuvertrauen? Sollte ich meinen Wahnsinn und meine Ängste nicht aussprechen, sondern stattdessen einfach so tun, als sei ich normal? Kann es sein, dass ich die Männer überfordere, wenn ich ihnen zeige, wie sehr ich mir Sorgen um alles mache?
      Und wenn ihr sonst irgendwelche Tipps, Vorschläge oder Erfahrungen in die Richtung habt (das richtet sich jetzt vor allem an die Frauen), die ihr mir mitteilen könnt - bitte antwortet hier auf den Thread oder, wenn ihr möchtet, auch per PN.
      Ich hab grade die x-te Enttäuschung hinter mir und fühle mich wie ein mickriger Haufen Dreck. Nun muss ich rausfinden, was ich daran ändern kann...
      Danke schon mal!

      Thunder
      Hallo Thunder,

      da es schon so super spät ist, mir aber diese eine Frage auf der Seele brennt, fasse ich mich an dieser Stelle kurz:
      Die Männer, um die es geht - sind das Affären, One-Night (bzw. Some-Night) Stands oder deine Beziehungspartner?
      Ich persönlich finde Wahn und Ängste bei ersteren nicht gut aufgehoben (allerdings bin ich aus Erfahrung heraus ein Verweigerer von S*x ohne Beziehung ;) ); sollte es sich um Beziehungspartner handeln, ist das natürlich was anderes. Da du schreibst, dass sich der Respektverlust manchmal scheinbar als Reaktion auf den ersten gemeinsamen S*x einstellt (ich hoffe, ich habe das richtig verstanden), wäre es natürlich auch eine Option, Körperlichkeiten etwas langsamer angehen zu lassen. Ich weiß ja nicht, in welchem Tempo du da normalerweise vorgehst :)

      Meine Ex-Beziehungen sind (wenn das auch nicht offen ausgesprochen wurde) denke ich auch an meiner Psyche kaputtgegangen - beziehungsweise eher daran, dass die Herren damit nicht umgehen konnten, obwohl ich sie immer vorgewarnt habe (ich habe nicht gleich zu Anfang von meinen Ängsten etc berichtet, sondern erstmal (bei ersten Date) die Ärmel hochgekrempelt und gezeigt, was Sache ist ;) ). Ich verstehe aber auch, dass meine Exe dass da vielleicht noch gar nicht abschätzen konnten.
      Mit meinem jetzigen Freund bin ich seit knapp über 5 Jahren zusammen - es ist bei weitem nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen, aber es funktioniert. Das es funktioniert liegt allerdings auch an viel Kommunikation, Kompromissbereitschaft und Vertrauen, dass zwischen uns im Laufe der Zeit gewachsen ist.
      Es ist nicht falsch sich jemandem anzuvertrauen - allerdings sollten diese Leute sorgfältig ausgewählt werden, man sollte ihnen nicht das ganze Paket auf einmal vor die Füße stellen und vor allem sollte das Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruhen. Schenke ihm nicht so viel mehr von deinem Innenleben als er dir zurück schenkt - ein solches Ungleichgewicht an Information führt zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung und fügt ihr ein ungesundes Element der Macht zu: Er gewinnt so die Macht dich fühlen zu lassen, dass du kein vollwertiger Mensch mehr seist, wie du schreibst.

      Ich wünsche dir viel Kraft und weniger Enttäuschungen in der Zukunft,
      Injury
      Ja, manchmal poste ich mir Dinge von der Seele.
      Nein, man muss nicht alles kommentieren.
      Ich bin hier schon oft v*rl*tzt worden.
      Glaubt mir, das kann ich auch allein...
      Huhu!

      Thundergirl schrieb:

      Ist es falsch, mich Leuten anzuvertrauen? Sollte ich meinen Wahnsinn und meine Ängste nicht aussprechen, sondern stattdessen einfach so tun, als sei ich normal?
      Ich glaube, der springende Punkt ist: es ist normal, Ängste zu haben. Das macht dich nicht anders, das ist es nicht, was die Männer abschreckt. Gut, vielleicht sind deine Ängste zahlreicher und tiefer, aber so und so ähnlich erleben sie auch noch tausend andere Menschen. Überlege mal, wie du deine Ängste mitteilst - mit welchen Worten, in welcher Situation, wielange du die Person bereits kennst und ob du alles auf einmal herauslässt oder es staffelst.

      Thundergirl schrieb:

      Ich hab grade die x-te Enttäuschung hinter mir und fühle mich wie ein mickriger Haufen Dreck. Nun muss ich rausfinden, was ich daran ändern kann...
      Du kannst daran ändern, dass du dich fühlst wie ein mickriger Haufen Dreck. Ich glaube fest an diese "Was du ausstrahlst, kommt zu dir zurück"-Devise.
      Ich glaube, es täte dir gut - wenn du es noch nicht getan hast - deine Ängste zu akzeptieren. Dadurch würden sie für dich und dann auch für deine Gesprächspartner an Größe und Bedeutsamkeit verlieren.

      Das war mein Teil dazu, ich hoffe, es war nicht vergebens.
      Grüße :)
      Hey ihr zwei, danke für eure Antworten.

      @Injury:
      Die betreffenden Männer sind meistens am Anfang welche, die ich auch über One-Night-Stands oder "Nur S*x" hinaus interessant finde, immer so, dass ich finde, daraus könnte sich alles ergeben, vom One Night Stand bis hin zur Beziehung (manchmal). Die Sache ist die: Wenn ich mit jemandem schlafe, muss ich zwangsläufig bestimmte verletzliche Seiten und Ängste thematisieren, weil die Leute sonst überhaupt nicht mehr wissen was los ist. Diese Enthüllungen werden dann meist begleitet von Gefühlswirrwarr, das ich meistens auch direkt ausspreche.
      Das, was du über das Ungleichgewicht der Information geschrieben hast, werd ich mir merken. :)

      @Winona:
      Es geht weniger darum, dass ich meine Ängste loswerden will, sondern die Tatsache, dass sich - sobald ich über solche Dinge spreche - alle anders verhalten. Aber du hast Recht, wenn ich sie etwas mehr akzeptiere, dann bin ich auch ihretwegen nicht so unsicher und vielleicht etwas respektabler.
      Hallo Thundergirl,

      mal eine ganz andere Idee: Könnte es nicht auch sein, dass das ganze nichts oder kaum etwas mit deinen Ängsten oder psychischen Problemen zu tun hat? Dass es vielleicht noch nichtmal wirklich etwas mit dir zu tun hat? Es ist nur eine Vermutung, aber Leute, die einen One night stand haben müssen ja nicht unbedingt auf Beziehungssuche sein. Vielleicht wollen viele Personen eben einfach nur das - den One Night Stand, den S*x. Und keine Beziehungen, die ja auch Verpflichtungen mit sich bringen, die ein Umstellen und Umgewöhnen, ein sich auf den Anderen einlassen bedeuteten - auch bei gesunden Leuten. Ich selber (ohne da Erfahrungen gemacht zu haben) würde genau das von einem One night stand erwarten und wäre dann überrumpelt, wenn ich merke, der andere will doch mehr. Aber das mag auch daran liegen, dass ich der Meinugn bin, dass ein one night stand nur seltenst eine Basis/ein Ausgangspunkt für eien Beziehung ist.

      Liebe Grüße,
      Fylgja
      Hey Fylgia,
      danke für deine Antwort.
      Ich weiß nicht, ob ich mein Problem klar genug ausgedrückt hab - es ging nicht darum, dass ich zu viel von einem One Night Stand erwarte, sondern darum, dass die Leute sich danach immer anders verhalten als vorher. Sondern viel mehr darum, dass das gesunde Maß an Respekt, das sie mir vorher entgegenbrachten, plötzlich auf ein Minimum schrumpft. Trotzdem danke für den Denkanstoß.

      Ich glaube im Übrigen, das Rätsel weitgehend gelöst zu haben:
      Ich neige dazu, sobald ich mit jemandem intim werde, mich völlig hinzugeben und nach Schutz zu suchen - bei Menschen, die ich kaum kenne.
      Ich bin übertrieben dankbar dafür, wenn sie mich gut behandeln, obwohl das eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
      Ich erwarte von allen, dass sie meine verrückte, depressive, seltsame Seite nicht nur akzeptieren, sondern gern haben.
      Das ist die Art von Überforderung, die letztlich dazu führt, dass die Leute Abstand nehmen. Und auch dazu, dass ich mich besonders klein mache, was andere dazu verleitet, mich weniger ernst zu nehmen. Das Nachdenken in den letzten Tagen hat viel gebracht.
      Zum Beispiel - und hier danke ich noch mal Winona für den Denkanstoß - ist mir auch aufgefallen, dass ich mich fast nur noch mit meinen Ängsten und Problemen identifiziere, und weniger mit meinen guten Seiten. Dabei bin ich so viel mehr als das.

      Danke noch mal an euch!
      Thunder
      liebe thundergirl,

      auch von mir noch zwei, drei gedanken:

      der erste, einfach nur weil mir das so aufstößt ;)

      Thundergirl schrieb:


      @Winona:
      Es geht weniger darum, dass ich meine Ängste loswerden will, sondern die Tatsache, dass sich - sobald ich über solche Dinge spreche - alle anders verhalten. Aber du hast Recht, wenn ich sie etwas mehr akzeptiere, dann bin ich auch ihretwegen nicht so unsicher und vielleicht etwas respektabler.


      diese "tatsache" ist allerdings eine von dir so empfundene tatsache und daher vlt auch einfach nur dein gefühl. bzw. vielleicht verhälst du dich auch anders gegenüber menschen, die "das" jetzt von dir wissen und löst damit wiederum bei ihnen ein anderes verhalten als vorher aus (hast du selbst im letzten post geschrieben, stichwort "sich klein machen").

      ich würde das genervt-sein von bestimmten verhaltens-/denkweisen oder ängsten einer person auch nicht gleich als respektlosigkeit einstufen. womöglich ist es wirklich eher überforderung in einer frühen phase des kennenlernens, die du als "respektlosigkeit" deutest, dadurch dem anderen das gefühl gibst, dass er "alles falsch macht" und deine ängste eher weiter befördert, deshalb zieht er sich zurück etc etc. so bauen sich teufelskreise auf ;)

      das muss alles nicht so sein, ich schreibe das nur, weil ich in meiner jetzt über 9jährigen beziehung am anfang so was ähnliches hatte: er hat bestimmte dinge nicht kapiert, in meinen augen "falsch" reagiert, wurde dafür von mir zur sau gemacht, hat sich wiederum unverstanden und schlecht behandelt gefühlt.... und letztlich hat sich das nur über viel kommunikation, viel arbeit an der selbstbeherrschung auf meiner seite und viel geduld auf seiner seite lösen lassen. allerdings: all diese dinge sind auch mehr so über die ersten drei, vier jahre der beziehung "zur sprache gekommen" bzw. eskaliert, nicht in den ersten zwei monaten :D

      letzter gedanke: ich glaube fest daran, dass man sich - wenn man nicht sehr bewusst an sich arbeitet und auch am eigenen ziel einer guten beziehung - immer die partner sucht, die einem das geben, was man kennt. soll heißen: wenn du selbst vor deinen ängsten, problemen, "schrullen" oder was immer es ist keinen respekt hast, dann wirst du auch eher menschen suchen, die nicht mit respekt draufgucken - wenn du dich selbst kleinmachst, wirst du eher jemanden anziehen, der wenig achtung vor dir entwickelt, und wenn du beim näheren hinsehen "zeigst", dass du selbst nichts von dir hälst wirst du eher mit menschen zu tun haben, die sich schwer tun dich zu schätzen. zumindest solange du eben partner suchst, die dich in diesen selbstauffassungen bestätigen. (in freundschaften ist das nochmal ein bissl anders, wobei man auch da nach dem sucht, was das eigene selbstbild oder zumindest das wie man gerne wäre bestätigt).

      insofern hilft die arbeit an sich selbst am ende auch, einen "besser geeigneten" partner zu finden.

      alles liebe!
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//