Das Glücklich sein zulassen

      Das Glücklich sein zulassen

      Ich weiß nicht warum aber ich fühle mich schuldig wenn ich Glücklich bin ,
      eigentlich geht es mir mommentan ja gut aber eben davor hab ich angst ich hab mich so an
      den zustand des unglücklich seins gewöhnt das es mir schwer fällt davon loszulassen .

      Kennt das jemand von euch ?
      Ich kenn das sehr gut. Und würd dir gerne schreiben, was man dagegen tun kann, aber das weiß ich selber noch nicht so genau. Im Unglücklichen fühlt man sich irgendwie zuhause, das kennt man, es begleitet einen seit Jahren. Da ist es wohl ein Stück weit normal, sich vor dem neuen unbekannten zu fürchten und es nicht zulassen zu wollen / können.
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Hi Alicja,

      ja das kenne ich sehr gut.
      Klar, das ganze Negative, die Depressionen und Schm*rzen und all das Schlimme, was einen eigentlich quält ist leider auch sehr vertraut. Und auch wenn man das alles natürlich im Grunde liebend gerne loswerden würde, hat man doch große Angst davor.
      Das liegt daran, dass man einfach an vertrauten Dingen hängt, sie geben einem ein (vermeintliches) Gefühl von Sicherheit, auch wenn sie einen andererseits quälen.
      Und fremde Dinge machen Angst.
      Damit kämpfe ich schon sehr lange, habe aber auch schon ein bisschen was erreicht.
      Ich versuche z.B., mir kleine Ziele zu setzen und nicht darüber hinaus zu schauen. Wenn ich mir z.B. damals in meiner SV-Zeit vorgestellt oder sogar vorgenommen habe, mich nie mehr zu v*rl*tz*n, hat mir das eine Riesenangst und ganz viel Druck gemacht. Darum hat mein Therapeut mir geraten, nicht an so was zu denken, geschweige denn so was zu planen. Das ist ein viel zu großer und beängstigender Schritt. Ich habe mir dann kleine Ziele gesetzt und auch nur die anvisiert. Z.B., mich an diesem Tag nicht zu v*rl*tz*n. Oder 3 Tage lang. Noch heute habe ich nicht den Gedanken daran, mich nie mehr zu v*rl*tz*n, obwohl ich bis auf einen Ausrutscher über 4 Jahre clean bin. Aber noch immer macht mir der Gedanke daran, mich nie mehr im Leben zu v*rl*tz*n Angst. Das Leben ist so lang, da mache ich doch lieber kleinere Schritte und nehme mir z.B. momentan vor, das fünfte Jahr voll zu kriegen ohne einen weiteren Ausrutscher. Und dann wieder weiter denken und planen.

      Vielleicht würde es Dir auch helfen, ganz kleine Schritte zu machen. Auch gedanklich. Dir erst mal ganz kleine Ziele zu setzen und nur die zu fokussieren.

      Wichtig ist auch, dass Du nicht etwas, was in Deinem Leben viel Raum eingenommen hat "einfach" aufgibst und diesen dann leer gewordenen Raum nicht mit etwas Neuem füllst. Mit etwas Positivem natürlich. Und noch besser ist, wenn Du schon etwas für dieses entstehende Loch parat hast, ehe es entsteht. Denn wenn das Loch erst mal da ist, ist man vielleicht nicht in der besten Verfassung, sich etwas zu suchen, womit man es sinnvoll füllen kann. So dass es einen auch wirklich innerlich ausfüllt. Denn das ist oft gar nicht so einfach. Gerade wenn man sehr mit Depressionen zu tun hat, wenig Interessen und wenig Antrieb hat, dann ist es wirklich schwer. Aber es ist wichtig, denn wenn man das Loch nicht ausfüllt, kommt es sehr oft dazu, dass sich da wieder irgendwas Negatives reinschleicht, sehr gerne z.B. ein neues Suchtverhalten, vor allem, wenn man ein Suchtverhalten wie SV aufgegeben hat.
      Als Beispiel erzähl ich vielleicht kurz was von mir. Ich hab das Klettern angefangen und das war eigentlich nur beim ersten Mal schwer, weil ich Angst vor den vielen fremden Menschen in der Halle hatte. Doch nach dem ersten Mal war ich so begeistert, Klettern ist viel mehr als nur ein Sport und es tut auch dem Selbstvertrauen sehr gut. Das hat mir Kraft gegeben. Und in den darauffolgenden Wochen habe ich fast komplett mit der SV aufgehört und auch die Depressionen wurden weniger, statt dessen habe ich mehr trainiert, habe angefangen, draussen zu klettern, hatte wieder mehr Kontakt zu Menschen, die ich dabei kennen gelernt habe. Das hat die Lücke super ausgefüllt.
      Nach und nach ging es mir wirklich besser und weil es eben langsam ging und ich mir (wie beim Klettern) kleine Ziele gesetzt habe, hat es mir auch nicht so viel Angst gemacht. Außerdem hat mir mein Therapeut klar gemacht, dass ich keine Angst haben muss, meine Identität zu verlieren, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass ich eines Tages alles loswerde und ein gänzlich gesunder, glücklicher, zufriedener Mensch sein werde. Das mag jetzt sehr negativ und demotivierend kl*ng*n, aber das war in dem Moment für mich sehr beruhigend. Ich hatte immer die Vorstellung, wenn ich plötzlich ganz gesund wäre, keine Ängste, Albträume, Panikattacken, Depressionen und chronischen Schm*rzen mehr hätte, wäre ich nur noch eine leere Hülle, denn so lange bestand ich fast nur aus diesen Dinge, das WAR ICH. Ohne all das wäre ich weg, so kam es mir immer vor und ehrlich gesagt bin ich diese Vorstellung auch noch nicht wirklich los. Aber sie hat sich schon zum Positiven verändert.
      Mir macht es einfach weniger Angst, wenn ich weiß, ich muss meine dunkle Seite nicht aufgeben, die hat ja auch jeder und ich möchte nur, dass sie weniger Raum in meinem Leben einnimmt und dafür schöne Dinge einen Platz bekommen. Vieles macht mir am Anfang Angst! Es ist so verflucht fremd. Es fühlt sich dann blöderweise einfach nicht richtig an. Manchmal fühle ich mich total oberflächlich und absolut wertlos, wenn ich mal fröhlich bin und lache, total verrückt eigentlich. Als wäre man nur etwas wert, wenn man leidet und traurig ist. Durch viel Therapie weiß ich zu einem recht großen Teil wenigstens schon mal, woran das bei mir liegt. Etwas daran zu ändern, ist dann noch mal was ganz anderes und wirklich schwer. Aber es geht, für mich ist das A und O wirklich, kleine Schritte zu machen und wenn mir das auch zu viel Angst macht, sind sie immer noch zu groß. Dann mache ich sie noch kleiner, minimini, Hauptsache kein Stillstand und Hauptsache in die richtige Richtung. Wenn es mir zu viel Angst macht, bringt das nichts. Lieber ganz kleine Ziele, die erreichen und dann weiter sehen. Und auch die dunkle Seite akzeptieren und ihr auch Raum geben. Sie darf auch da sein, Raum einnehmen, beachtet und gelebt werden (aber ohne so was wie SV etc.), ich darf auch mal traurig und verzweifelt sein und weinen und Schm*rzen haben. Das gehört zum Leben und es ist wichtig, dass man dieser Seite auch Raum zugesteht. Aber wenn es zu viel ist, sollte man nach und nach ein bisschen Platz schaffen und ihn mit etwas Positivem füllen. Und wenn es erst mal nur ganz kleine Kleinigkeiten sind.
      Das klingt jetzt viel leichter, als es ist. Ich weiß aber, wie schwer es ist, glaub mir. Und ich persönlich hätte das, was ich bis heute erreicht habe nie und nimmer ohne die tolle therapeutische Hilfe geschafft!

      Ein anderer Punkt könnte der sein, dass Du das Gefühl hast, es nicht verdient zu haben, dass Du glücklich sein darfst. Du schreibst ja von Schuldgefühlen. Ich kenne jetzt nicht Deine Vorgeschichte, aber vielleicht gibt es etwas in Deiner Vergangenheit, was Dir generell große Schuldgefühle bereitet? Das alleine kann schon dazu führen, dass man das Gefühl hat, nichts Gutes zu verdienen, z.B. auch nicht, glücklich zu sein.
      Falls das der Fall ist, wäre es vielleicht gut, an diesen Schuldgefühlen zu arbeiten, möglicherweise mit professioneller Hilfe?


      Liebe Grüße,

      Chrissie
      "I need a new Direction
      Cause I have lost my Way"

      - "End of all Days" / 30 Seconds to Mars -

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      Danke für eure Antworten ,
      es stimmt das ich einfach angst habe loszulassen weil die depression ein teil von mir ist
      und ich Angst habe uninnterisant zu werden bzw. Lehr
      Ich versuch mit meiner Therapeutin daran zu Arbeiten und mir kleine Schritte zu setzen ,
      um die Depression durch etwas Positives zu ersetzen .
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